unter sich stets zusammenleben, ja, wie es scheinen will, ohne die Gesellschaft anderer ihrer Art gar nicht bestehen können. Die Vereine, welche sie bilden, trennen sich selten oder nie; denn die meisten Arten brüten und wandern gemeinschaftlich und bleiben auch in der Winterherberge in enger Ver- bindung; die wenigen Arten, welche von dieser Regel eine Ausnahme bilden, leben mindestens paarweise zusammen.
Die Nahrung kann sehr verschiedenartig sein, je nach der Oertlichkeit, welche zeitweilig oder hauptsächlich bewohnt wird. Jm allgemeinen darf man sagen, daß die Jbisse, wie ihre Zunftver- wandten, kein Thier verschmähen, welches sie erlangen und verschlingen können. Diejenigen, welche sich vorzugsweise an Flußmündungen oder am Meeresstrande aufhalten, fressen hauptsächlich Fische, Krebse und Weichthiere, die, welche am liebsten im Sumpfe leben, Fische, Lurche verschiedener Art und kleines Wassergethier. Während des Freilebens verschmähen sie wahrscheinlich jede Pflanzennahrung; in der Gefangenschaft aber nehmen sie ausnahmlos solche an, insbesondere Weißbrot, welches ihnen ein wahrer Leckerbissen zu werden scheint.
Die Brutzeit fällt mit dem Frühlinge der bezüglichen Heimat zusammen. Das Nest wird stets im Gezweige der Bäume oder Gesträuche errichtet, regelmäßig wohl da, wo die Bäume im Sumpfe oder im Wasser stehen und dieses die Annäherung erschwert. Nester, welche andere Vögel errichteten, werden von den Jbiffen gern zur Brut benutzt und dann nur ein wenig ausgebessert; nöthigenfalls aber erbauen sie sich selbst solche aus Zweigen, feinen Reisern, Halmen und Wurzeln. Das Gelege zählt drei bis sechs einfarbige Eier. Ob beide Gatten brüten, bleibt fraglich; wohl aber wissen wir, daß beide sich an der Erziehung der Jungen betheiligen. Letztere bleiben bis zum Flüggsein im Neste, werden aber auch nach dem Ausfliegen noch längere Zeit von den Alten geführt, schon weil sie sich den Vereinen derselben anschließen. Jhre Ausbildung bedarf mindestens zwei Jahre; mehrere Arten scheinen erst im dritten Frühlinge ihres Lebens fortpflanzungsfähig zu werden.
Von natürlichen Feinden haben die Jbisse wenig zu leiden. Die größeren Raubvögel ergreifen einen und den anderen, ohne jedoch viel Schaden zu thun; die Raubsäugethiere werden durch die Aufenthaltsorte zurückgehalten. Der Europäer jagt die Vögel nirgends eigentlich regelmäßig, obgleich ihr schmackhaftes Fleisch die Jagd wohl belohnt. Umso eifriger ist man allerorten, wo Jbisse leben, bedacht, Junge zu erlangen und zu zähmen, da die gefangenen sich nicht nur bald an den Menschen gewöhnen, sondern, Dank ihres Verstandes und ihrer Liebenswürdigkeit, diesen auch jeder- zeit aufs Höchste erfreuen.
Der schlanke Leib, mittellange Hals, der lange, bogenförmige, verhältnißmäßig dünne Schnabel, der mittellange Fuß, der ziemlich breite, abgerundete Flügel, in welchem die zweite und dritte Schwinge die längsten sind, der verhältnißmäßig kurze Schwanz und die dichte Befiederung, welche nur den Zügel unbekleidet läßt, kennzeichnet die Sichler (Falcinellus), welche in Europa durch den Sichler, Sichelschnabel, Sichelreiher oder die Schwarzschnepfe (Falcinellus igneus) vertreten werden. Das Gefieder ist auf Hals, Brust, Bauch, Schenkel und dem Obertheile der Flügel kastanienbraunroth, auf dem Scheitel dunkelbraun, mit rothem Schimmer auf dem Rücken schwarz- braun mit violettem oder grünlichem Schiller; ebenso sehen die Schwung- und Steuerfedern aus. Das Auge ist braun, der nackte Augenkreis grüngrau, der Schnabel schmuzigdunkelgrün, der Fuß grüngrau. Jm Winterkleide sind Kopf, Vorder- und Hinterhals schwarz, nach unten hin lichter, alle Federn seitlichweiß gesäumt; der übrige Oberkörper ist kupferfarben und grün unter einander gemischt, der Unterkörper vom Kopfe an braungrau. Die Länge beträgt 19 bis 23, die Breite 35 bis 38, die Fittiglänge 13 bis 14, die Schwanzlänge 31/2 Zoll.
Der Verbreitungskreis des Sichlers erstreckt sich über Südeuropa und einen großen Theil Asiens und Nordafrikas. Jn unserem heimatlichen Erdtheile bewohnt der Vogel die Donautiefländer,
Die Läufer. Stelzvögel. Jbiſſe.
unter ſich ſtets zuſammenleben, ja, wie es ſcheinen will, ohne die Geſellſchaft anderer ihrer Art gar nicht beſtehen können. Die Vereine, welche ſie bilden, trennen ſich ſelten oder nie; denn die meiſten Arten brüten und wandern gemeinſchaftlich und bleiben auch in der Winterherberge in enger Ver- bindung; die wenigen Arten, welche von dieſer Regel eine Ausnahme bilden, leben mindeſtens paarweiſe zuſammen.
Die Nahrung kann ſehr verſchiedenartig ſein, je nach der Oertlichkeit, welche zeitweilig oder hauptſächlich bewohnt wird. Jm allgemeinen darf man ſagen, daß die Jbiſſe, wie ihre Zunftver- wandten, kein Thier verſchmähen, welches ſie erlangen und verſchlingen können. Diejenigen, welche ſich vorzugsweiſe an Flußmündungen oder am Meeresſtrande aufhalten, freſſen hauptſächlich Fiſche, Krebſe und Weichthiere, die, welche am liebſten im Sumpfe leben, Fiſche, Lurche verſchiedener Art und kleines Waſſergethier. Während des Freilebens verſchmähen ſie wahrſcheinlich jede Pflanzennahrung; in der Gefangenſchaft aber nehmen ſie ausnahmlos ſolche an, insbeſondere Weißbrot, welches ihnen ein wahrer Leckerbiſſen zu werden ſcheint.
Die Brutzeit fällt mit dem Frühlinge der bezüglichen Heimat zuſammen. Das Neſt wird ſtets im Gezweige der Bäume oder Geſträuche errichtet, regelmäßig wohl da, wo die Bäume im Sumpfe oder im Waſſer ſtehen und dieſes die Annäherung erſchwert. Neſter, welche andere Vögel errichteten, werden von den Jbiffen gern zur Brut benutzt und dann nur ein wenig ausgebeſſert; nöthigenfalls aber erbauen ſie ſich ſelbſt ſolche aus Zweigen, feinen Reiſern, Halmen und Wurzeln. Das Gelege zählt drei bis ſechs einfarbige Eier. Ob beide Gatten brüten, bleibt fraglich; wohl aber wiſſen wir, daß beide ſich an der Erziehung der Jungen betheiligen. Letztere bleiben bis zum Flüggſein im Neſte, werden aber auch nach dem Ausfliegen noch längere Zeit von den Alten geführt, ſchon weil ſie ſich den Vereinen derſelben anſchließen. Jhre Ausbildung bedarf mindeſtens zwei Jahre; mehrere Arten ſcheinen erſt im dritten Frühlinge ihres Lebens fortpflanzungsfähig zu werden.
Von natürlichen Feinden haben die Jbiſſe wenig zu leiden. Die größeren Raubvögel ergreifen einen und den anderen, ohne jedoch viel Schaden zu thun; die Raubſäugethiere werden durch die Aufenthaltsorte zurückgehalten. Der Europäer jagt die Vögel nirgends eigentlich regelmäßig, obgleich ihr ſchmackhaftes Fleiſch die Jagd wohl belohnt. Umſo eifriger iſt man allerorten, wo Jbiſſe leben, bedacht, Junge zu erlangen und zu zähmen, da die gefangenen ſich nicht nur bald an den Menſchen gewöhnen, ſondern, Dank ihres Verſtandes und ihrer Liebenswürdigkeit, dieſen auch jeder- zeit aufs Höchſte erfreuen.
Der ſchlanke Leib, mittellange Hals, der lange, bogenförmige, verhältnißmäßig dünne Schnabel, der mittellange Fuß, der ziemlich breite, abgerundete Flügel, in welchem die zweite und dritte Schwinge die längſten ſind, der verhältnißmäßig kurze Schwanz und die dichte Befiederung, welche nur den Zügel unbekleidet läßt, kennzeichnet die Sichler (Falcinellus), welche in Europa durch den Sichler, Sichelſchnabel, Sichelreiher oder die Schwarzſchnepfe (Falcinellus igneus) vertreten werden. Das Gefieder iſt auf Hals, Bruſt, Bauch, Schenkel und dem Obertheile der Flügel kaſtanienbraunroth, auf dem Scheitel dunkelbraun, mit rothem Schimmer auf dem Rücken ſchwarz- braun mit violettem oder grünlichem Schiller; ebenſo ſehen die Schwung- und Steuerfedern aus. Das Auge iſt braun, der nackte Augenkreis grüngrau, der Schnabel ſchmuzigdunkelgrün, der Fuß grüngrau. Jm Winterkleide ſind Kopf, Vorder- und Hinterhals ſchwarz, nach unten hin lichter, alle Federn ſeitlichweiß geſäumt; der übrige Oberkörper iſt kupferfarben und grün unter einander gemiſcht, der Unterkörper vom Kopfe an braungrau. Die Länge beträgt 19 bis 23, die Breite 35 bis 38, die Fittiglänge 13 bis 14, die Schwanzlänge 3½ Zoll.
Der Verbreitungskreis des Sichlers erſtreckt ſich über Südeuropa und einen großen Theil Aſiens und Nordafrikas. Jn unſerem heimatlichen Erdtheile bewohnt der Vogel die Donautiefländer,
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[654/0694]
Die Läufer. Stelzvögel. Jbiſſe.
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nicht beſtehen können. Die Vereine, welche ſie bilden, trennen ſich ſelten oder nie; denn die meiſten
Arten brüten und wandern gemeinſchaftlich und bleiben auch in der Winterherberge in enger Ver-
bindung; die wenigen Arten, welche von dieſer Regel eine Ausnahme bilden, leben mindeſtens
paarweiſe zuſammen.
Die Nahrung kann ſehr verſchiedenartig ſein, je nach der Oertlichkeit, welche zeitweilig oder
hauptſächlich bewohnt wird. Jm allgemeinen darf man ſagen, daß die Jbiſſe, wie ihre Zunftver-
wandten, kein Thier verſchmähen, welches ſie erlangen und verſchlingen können. Diejenigen, welche
ſich vorzugsweiſe an Flußmündungen oder am Meeresſtrande aufhalten, freſſen hauptſächlich Fiſche,
Krebſe und Weichthiere, die, welche am liebſten im Sumpfe leben, Fiſche, Lurche verſchiedener Art und
kleines Waſſergethier. Während des Freilebens verſchmähen ſie wahrſcheinlich jede Pflanzennahrung;
in der Gefangenſchaft aber nehmen ſie ausnahmlos ſolche an, insbeſondere Weißbrot, welches ihnen
ein wahrer Leckerbiſſen zu werden ſcheint.
Die Brutzeit fällt mit dem Frühlinge der bezüglichen Heimat zuſammen. Das Neſt wird ſtets
im Gezweige der Bäume oder Geſträuche errichtet, regelmäßig wohl da, wo die Bäume im Sumpfe
oder im Waſſer ſtehen und dieſes die Annäherung erſchwert. Neſter, welche andere Vögel errichteten,
werden von den Jbiffen gern zur Brut benutzt und dann nur ein wenig ausgebeſſert; nöthigenfalls
aber erbauen ſie ſich ſelbſt ſolche aus Zweigen, feinen Reiſern, Halmen und Wurzeln. Das Gelege
zählt drei bis ſechs einfarbige Eier. Ob beide Gatten brüten, bleibt fraglich; wohl aber wiſſen wir,
daß beide ſich an der Erziehung der Jungen betheiligen. Letztere bleiben bis zum Flüggſein im
Neſte, werden aber auch nach dem Ausfliegen noch längere Zeit von den Alten geführt, ſchon weil ſie
ſich den Vereinen derſelben anſchließen. Jhre Ausbildung bedarf mindeſtens zwei Jahre; mehrere
Arten ſcheinen erſt im dritten Frühlinge ihres Lebens fortpflanzungsfähig zu werden.
Von natürlichen Feinden haben die Jbiſſe wenig zu leiden. Die größeren Raubvögel ergreifen
einen und den anderen, ohne jedoch viel Schaden zu thun; die Raubſäugethiere werden durch die
Aufenthaltsorte zurückgehalten. Der Europäer jagt die Vögel nirgends eigentlich regelmäßig,
obgleich ihr ſchmackhaftes Fleiſch die Jagd wohl belohnt. Umſo eifriger iſt man allerorten, wo Jbiſſe
leben, bedacht, Junge zu erlangen und zu zähmen, da die gefangenen ſich nicht nur bald an den
Menſchen gewöhnen, ſondern, Dank ihres Verſtandes und ihrer Liebenswürdigkeit, dieſen auch jeder-
zeit aufs Höchſte erfreuen.
Der ſchlanke Leib, mittellange Hals, der lange, bogenförmige, verhältnißmäßig dünne Schnabel,
der mittellange Fuß, der ziemlich breite, abgerundete Flügel, in welchem die zweite und dritte
Schwinge die längſten ſind, der verhältnißmäßig kurze Schwanz und die dichte Befiederung, welche
nur den Zügel unbekleidet läßt, kennzeichnet die Sichler (Falcinellus), welche in Europa durch den
Sichler, Sichelſchnabel, Sichelreiher oder die Schwarzſchnepfe (Falcinellus igneus)
vertreten werden. Das Gefieder iſt auf Hals, Bruſt, Bauch, Schenkel und dem Obertheile der Flügel
kaſtanienbraunroth, auf dem Scheitel dunkelbraun, mit rothem Schimmer auf dem Rücken ſchwarz-
braun mit violettem oder grünlichem Schiller; ebenſo ſehen die Schwung- und Steuerfedern aus.
Das Auge iſt braun, der nackte Augenkreis grüngrau, der Schnabel ſchmuzigdunkelgrün, der Fuß
grüngrau. Jm Winterkleide ſind Kopf, Vorder- und Hinterhals ſchwarz, nach unten hin lichter,
alle Federn ſeitlichweiß geſäumt; der übrige Oberkörper iſt kupferfarben und grün unter einander
gemiſcht, der Unterkörper vom Kopfe an braungrau. Die Länge beträgt 19 bis 23, die Breite 35 bis
38, die Fittiglänge 13 bis 14, die Schwanzlänge 3½ Zoll.
Der Verbreitungskreis des Sichlers erſtreckt ſich über Südeuropa und einen großen Theil Aſiens
und Nordafrikas. Jn unſerem heimatlichen Erdtheile bewohnt der Vogel die Donautiefländer,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/694>, abgerufen am 22.11.2024.
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