Wer sich in Egypten einen Tag lang mit der Sumpfschnepfenjagd beschäftigen will, wird es ebensoweit bringen können wie jener englische Jäger in Jndien, welcher, laut Jerdon, hundert Paare auf einer einzigen Jagd erlegte.
Auch Bekassinen lassen sich in der Gefangenschaft halten; ihre Eingewöhnung verlangt aber einen sehr eifrigen uud geschickten Liebhaber, welcher sich keine Mühe verdrießen läßt. Die Gefangenen gewöhnen sich verhältnißmäßig bald an den Menschen und werden zutraulich, zeigen sich aber bei Tage träge und schläfrig und nur des Nachts munter, können also nicht zu den empfehlens- werthen Stubenvögeln gezählt werden.
Mein Vater hat die kleinste der bei uns vorkommenden Schnepfen zur Vertreterin einer besonderen Sippe erhoben, welche er Moorschnepfen (Philolimnos) nennt, weil die in Rede stehende Art zwar in der Gestalt den Sumpfschnepfen ähnelt, allein einen schmalrückigen, kurzen, verhältnißmäßig hohen und vor der Spitze breiten Schnabel, einen aus zwölf Federn bestehenden, stufigen Schwanz, dessen beide Mittelfedern sich zuspitzen, und einen sehr starkmuskeligen Magen besitzt, sowie auch das Gefieder durch den prächtigen Metallglanz, welcher auf der Oberseite sichtbar wird, sich auszeichnet.
Die Halb-, Maus- oder Fledermausschnepfe, stumme Schnepfe, der Haarpudel, das Böckerle oder die Filzlaus (Philolimnos gallinula) ist etwa ebenso groß, wie die Haubenlerche, 9 Zoll lang und 15 Zoll breit; der Fittig mißt 4, der Schwanz ungefähr 1 2/3 Zoll. Der Zügel, ein Streifen unter den Wangen und der Kopf sind braun, zwei Streifen über und unter dem Auge rost- gelblich, die Mantelfedern schwarzblau, mit grünem und purpurnen Schiller und vier rostgelben Hauptstreifen, die der Gurgel, des Kropfes und der Seiten grau, bräunlich gewellt und gefleckt, übrigens weiß, die Schwung- und Steuerfedern mattschwarz, letztere rostgelb eingefaßt. Beide Geschlechter unterscheiden sich kaum merklich durch die Färbung. Das Frühlingskleid zeigt auf den Flügeln eine mehr rostrothe Färbung als das Herbstkleid; das Jugendkleid ist nicht so strahlend als das der alten Vögel.
An denselben Orten, welche während des Frühlings- und Herbstzuges die Heerschnepfe beherbergen, findet man auch ihre kleinere Verwandte, selten oder nie aber in derselben Anzahl. Einzelne Pärchen brüten bei uns; die eigentliche Heimat scheint Rußland und Westsibirien zu sein; in Ostsibirien fand Radde sie nur selten. Jn Skandinavien trifft man sie hier und da als Brutvogel an; in Lievland und Lithauen ist sie gemein. Jhre Wanderung erstreckt sich nicht soweit nach Süden, wie die der Bekassine; jedoch kommt sie, laut Jerdon, gleichzeitig mit letzterer in Jndien an, vertheilt sich über die ganze Halbinsel und verläßt diese im Frühjahre mit ihrer Ver- wandten wieder. Dasselbe gilt für Nordafrika, nur mit dem Unterschiede, daß die Halbschnepfe nicht soweit ins Junere vordringt, also schwerlich jenseits Egyptens gefunden wird. Jn Spanien und Griechenland überwintern viele und zwar auf Ackerland, welches sich in Folge der Vernachlässigung stellenweise zu einem wahren Sumpfe umgewandelt hat und erst neuerdings wieder in Anbau genommen wurde. "Diese Felder", sagt von der Mühle, "werden im Winter durch den oft vierzehn Tage anhaltenden Regen ein bis zwei Fuß hoch unter Wasser gesetzt, und sind dann der Lieblingsaufenthalt von unzähligen Sumpf- und Moorschnepfen, unter welchen die letzteren zwar die wenigst zahlreichen, jedoch noch immer häufig genug sind. Dort sah ich sie zum ersten Male zu Tausenden bei Tage, besonders bei nebligem und regnerischen Wetter, umherlaufen und ihre Nahrung suchen." Linder- mayer fügt Dem hinzu, daß man sie im Sitzen schießen könne, aber nach erfolgtem Schusse in die größte Verlegenheit komme, weil Tausende von Moor- und andern Sumpfschnepfen in wolkenartigen Schwärmen auffliegen und den Schützen verwirren. Anfangs März verlassen die
Bekaſſine. Halbſchnepfe.
Wer ſich in Egypten einen Tag lang mit der Sumpfſchnepfenjagd beſchäftigen will, wird es ebenſoweit bringen können wie jener engliſche Jäger in Jndien, welcher, laut Jerdon, hundert Paare auf einer einzigen Jagd erlegte.
Auch Bekaſſinen laſſen ſich in der Gefangenſchaft halten; ihre Eingewöhnung verlangt aber einen ſehr eifrigen uud geſchickten Liebhaber, welcher ſich keine Mühe verdrießen läßt. Die Gefangenen gewöhnen ſich verhältnißmäßig bald an den Menſchen und werden zutraulich, zeigen ſich aber bei Tage träge und ſchläfrig und nur des Nachts munter, können alſo nicht zu den empfehlens- werthen Stubenvögeln gezählt werden.
Mein Vater hat die kleinſte der bei uns vorkommenden Schnepfen zur Vertreterin einer beſonderen Sippe erhoben, welche er Moorſchnepfen (Philolimnos) nennt, weil die in Rede ſtehende Art zwar in der Geſtalt den Sumpfſchnepfen ähnelt, allein einen ſchmalrückigen, kurzen, verhältnißmäßig hohen und vor der Spitze breiten Schnabel, einen aus zwölf Federn beſtehenden, ſtufigen Schwanz, deſſen beide Mittelfedern ſich zuſpitzen, und einen ſehr ſtarkmuskeligen Magen beſitzt, ſowie auch das Gefieder durch den prächtigen Metallglanz, welcher auf der Oberſeite ſichtbar wird, ſich auszeichnet.
Die Halb-, Maus- oder Fledermausſchnepfe, ſtumme Schnepfe, der Haarpudel, das Böckerle oder die Filzlaus (Philolimnos gallinula) iſt etwa ebenſo groß, wie die Haubenlerche, 9 Zoll lang und 15 Zoll breit; der Fittig mißt 4, der Schwanz ungefähr 1⅔ Zoll. Der Zügel, ein Streifen unter den Wangen und der Kopf ſind braun, zwei Streifen über und unter dem Auge roſt- gelblich, die Mantelfedern ſchwarzblau, mit grünem und purpurnen Schiller und vier roſtgelben Hauptſtreifen, die der Gurgel, des Kropfes und der Seiten grau, bräunlich gewellt und gefleckt, übrigens weiß, die Schwung- und Steuerfedern mattſchwarz, letztere roſtgelb eingefaßt. Beide Geſchlechter unterſcheiden ſich kaum merklich durch die Färbung. Das Frühlingskleid zeigt auf den Flügeln eine mehr roſtrothe Färbung als das Herbſtkleid; das Jugendkleid iſt nicht ſo ſtrahlend als das der alten Vögel.
An denſelben Orten, welche während des Frühlings- und Herbſtzuges die Heerſchnepfe beherbergen, findet man auch ihre kleinere Verwandte, ſelten oder nie aber in derſelben Anzahl. Einzelne Pärchen brüten bei uns; die eigentliche Heimat ſcheint Rußland und Weſtſibirien zu ſein; in Oſtſibirien fand Radde ſie nur ſelten. Jn Skandinavien trifft man ſie hier und da als Brutvogel an; in Lievland und Lithauen iſt ſie gemein. Jhre Wanderung erſtreckt ſich nicht ſoweit nach Süden, wie die der Bekaſſine; jedoch kommt ſie, laut Jerdon, gleichzeitig mit letzterer in Jndien an, vertheilt ſich über die ganze Halbinſel und verläßt dieſe im Frühjahre mit ihrer Ver- wandten wieder. Daſſelbe gilt für Nordafrika, nur mit dem Unterſchiede, daß die Halbſchnepfe nicht ſoweit ins Junere vordringt, alſo ſchwerlich jenſeits Egyptens gefunden wird. Jn Spanien und Griechenland überwintern viele und zwar auf Ackerland, welches ſich in Folge der Vernachläſſigung ſtellenweiſe zu einem wahren Sumpfe umgewandelt hat und erſt neuerdings wieder in Anbau genommen wurde. „Dieſe Felder“, ſagt von der Mühle, „werden im Winter durch den oft vierzehn Tage anhaltenden Regen ein bis zwei Fuß hoch unter Waſſer geſetzt, und ſind dann der Lieblingsaufenthalt von unzähligen Sumpf- und Moorſchnepfen, unter welchen die letzteren zwar die wenigſt zahlreichen, jedoch noch immer häufig genug ſind. Dort ſah ich ſie zum erſten Male zu Tauſenden bei Tage, beſonders bei nebligem und regneriſchen Wetter, umherlaufen und ihre Nahrung ſuchen.“ Linder- mayer fügt Dem hinzu, daß man ſie im Sitzen ſchießen könne, aber nach erfolgtem Schuſſe in die größte Verlegenheit komme, weil Tauſende von Moor- und andern Sumpfſchnepfen in wolkenartigen Schwärmen auffliegen und den Schützen verwirren. Anfangs März verlaſſen die
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Bekaſſine. Halbſchnepfe.
Wer ſich in Egypten einen Tag lang mit der Sumpfſchnepfenjagd beſchäftigen will, wird es
ebenſoweit bringen können wie jener engliſche Jäger in Jndien, welcher, laut Jerdon, hundert
Paare auf einer einzigen Jagd erlegte.
Auch Bekaſſinen laſſen ſich in der Gefangenſchaft halten; ihre Eingewöhnung verlangt aber
einen ſehr eifrigen uud geſchickten Liebhaber, welcher ſich keine Mühe verdrießen läßt. Die
Gefangenen gewöhnen ſich verhältnißmäßig bald an den Menſchen und werden zutraulich, zeigen ſich
aber bei Tage träge und ſchläfrig und nur des Nachts munter, können alſo nicht zu den empfehlens-
werthen Stubenvögeln gezählt werden.
Mein Vater hat die kleinſte der bei uns vorkommenden Schnepfen zur Vertreterin einer
beſonderen Sippe erhoben, welche er Moorſchnepfen (Philolimnos) nennt, weil die in Rede
ſtehende Art zwar in der Geſtalt den Sumpfſchnepfen ähnelt, allein einen ſchmalrückigen, kurzen,
verhältnißmäßig hohen und vor der Spitze breiten Schnabel, einen aus zwölf Federn beſtehenden,
ſtufigen Schwanz, deſſen beide Mittelfedern ſich zuſpitzen, und einen ſehr ſtarkmuskeligen Magen
beſitzt, ſowie auch das Gefieder durch den prächtigen Metallglanz, welcher auf der Oberſeite ſichtbar
wird, ſich auszeichnet.
Die Halb-, Maus- oder Fledermausſchnepfe, ſtumme Schnepfe, der Haarpudel,
das Böckerle oder die Filzlaus (Philolimnos gallinula) iſt etwa ebenſo groß, wie die Haubenlerche,
9 Zoll lang und 15 Zoll breit; der Fittig mißt 4, der Schwanz ungefähr 1⅔ Zoll. Der Zügel, ein
Streifen unter den Wangen und der Kopf ſind braun, zwei Streifen über und unter dem Auge roſt-
gelblich, die Mantelfedern ſchwarzblau, mit grünem und purpurnen Schiller und vier roſtgelben
Hauptſtreifen, die der Gurgel, des Kropfes und der Seiten grau, bräunlich gewellt und gefleckt,
übrigens weiß, die Schwung- und Steuerfedern mattſchwarz, letztere roſtgelb eingefaßt. Beide
Geſchlechter unterſcheiden ſich kaum merklich durch die Färbung. Das Frühlingskleid zeigt auf den
Flügeln eine mehr roſtrothe Färbung als das Herbſtkleid; das Jugendkleid iſt nicht ſo ſtrahlend als
das der alten Vögel.
An denſelben Orten, welche während des Frühlings- und Herbſtzuges die Heerſchnepfe
beherbergen, findet man auch ihre kleinere Verwandte, ſelten oder nie aber in derſelben Anzahl.
Einzelne Pärchen brüten bei uns; die eigentliche Heimat ſcheint Rußland und Weſtſibirien zu
ſein; in Oſtſibirien fand Radde ſie nur ſelten. Jn Skandinavien trifft man ſie hier und da
als Brutvogel an; in Lievland und Lithauen iſt ſie gemein. Jhre Wanderung erſtreckt ſich nicht
ſoweit nach Süden, wie die der Bekaſſine; jedoch kommt ſie, laut Jerdon, gleichzeitig mit letzterer
in Jndien an, vertheilt ſich über die ganze Halbinſel und verläßt dieſe im Frühjahre mit ihrer Ver-
wandten wieder. Daſſelbe gilt für Nordafrika, nur mit dem Unterſchiede, daß die Halbſchnepfe nicht
ſoweit ins Junere vordringt, alſo ſchwerlich jenſeits Egyptens gefunden wird. Jn Spanien und
Griechenland überwintern viele und zwar auf Ackerland, welches ſich in Folge der Vernachläſſigung
ſtellenweiſe zu einem wahren Sumpfe umgewandelt hat und erſt neuerdings wieder in Anbau genommen
wurde. „Dieſe Felder“, ſagt von der Mühle, „werden im Winter durch den oft vierzehn Tage
anhaltenden Regen ein bis zwei Fuß hoch unter Waſſer geſetzt, und ſind dann der Lieblingsaufenthalt
von unzähligen Sumpf- und Moorſchnepfen, unter welchen die letzteren zwar die wenigſt zahlreichen,
jedoch noch immer häufig genug ſind. Dort ſah ich ſie zum erſten Male zu Tauſenden bei Tage,
beſonders bei nebligem und regneriſchen Wetter, umherlaufen und ihre Nahrung ſuchen.“ Linder-
mayer fügt Dem hinzu, daß man ſie im Sitzen ſchießen könne, aber nach erfolgtem Schuſſe
in die größte Verlegenheit komme, weil Tauſende von Moor- und andern Sumpfſchnepfen in
wolkenartigen Schwärmen auffliegen und den Schützen verwirren. Anfangs März verlaſſen die
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/657>, abgerufen am 22.11.2024.
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