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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Läufer. Stelzvögel. Kiebitze.
bei uns ein, wie der muntere Staar oder die Feldlerche, ja er trifft bereits dann in der Heimat ein,
wenn der Winter noch die Herrschaft festhält und er ein kümmerliches Leben zu führen gezwungen
wird. Mehr als von andern Vögeln hat man von ihm beobachtet, daß dem großen Wanderheere
einzelne vorausziehen, welche gewissermaßen bestimmt zu sein scheinen, den Hauptzug anzusagen und
Herberge zu machen. Sie werden oft bitter getäuscht, wenn das Wetter sich ändert. Ein spät
im Frühjahre fallender Schnee deckt ihnen die Nahrung zu; sie scheinen auf Besserung zu hoffen,
können sich nicht zum Rückzuge entschließen, irren von einer Quelle zur andern, streifen im Lande
umher, verkümmern mehr und mehr, hoffen und hoffen und verderben. Jn der Regel aber trifft die
[Abbildung] Der Kiebitz (Vanellus eristatus). 1/2 der nat. Größe.
Wanderschar zur rechten Zeit bei uns ein und besteht ohne Gefährde die Nachwehen des Winters.
Jn der Zugzeit vernimmt man zuweilen selbst in der Nacht ihre bezeichnende Stimme und während
des Tages gewahrt man, namentlich in Flußthälern, zahlreiche Haufen, welche meistens ohne
Ordnung, aber doch geschart, ihre Wanderung ausführen.

Sobald sich eine Kiebitzschar in der heimatlichen Gegend festgesetzt hat, zertheilt sie sich einiger-
maßen auf den betreffenden Standorten, und jedes Paar hält sich treu zusammen. Nunmehr beginnt
das Sommerleben mit seiner Lust und Freude, seinen Sorgen und Mühen, seinem Kummer und
Aerger. Der Kiebitz liebt die Nähe des Menschen nicht, meidet deshalb, vielleicht mit Ausnahme
der Marschländer, die Wohnung desselben soviel als möglich, wenn auch wahrscheinlich weniger des

Die Läufer. Stelzvögel. Kiebitze.
bei uns ein, wie der muntere Staar oder die Feldlerche, ja er trifft bereits dann in der Heimat ein,
wenn der Winter noch die Herrſchaft feſthält und er ein kümmerliches Leben zu führen gezwungen
wird. Mehr als von andern Vögeln hat man von ihm beobachtet, daß dem großen Wanderheere
einzelne vorausziehen, welche gewiſſermaßen beſtimmt zu ſein ſcheinen, den Hauptzug anzuſagen und
Herberge zu machen. Sie werden oft bitter getäuſcht, wenn das Wetter ſich ändert. Ein ſpät
im Frühjahre fallender Schnee deckt ihnen die Nahrung zu; ſie ſcheinen auf Beſſerung zu hoffen,
können ſich nicht zum Rückzuge entſchließen, irren von einer Quelle zur andern, ſtreifen im Lande
umher, verkümmern mehr und mehr, hoffen und hoffen und verderben. Jn der Regel aber trifft die
[Abbildung] Der Kiebitz (Vanellus eristatus). ½ der nat. Größe.
Wanderſchar zur rechten Zeit bei uns ein und beſteht ohne Gefährde die Nachwehen des Winters.
Jn der Zugzeit vernimmt man zuweilen ſelbſt in der Nacht ihre bezeichnende Stimme und während
des Tages gewahrt man, namentlich in Flußthälern, zahlreiche Haufen, welche meiſtens ohne
Ordnung, aber doch geſchart, ihre Wanderung ausführen.

Sobald ſich eine Kiebitzſchar in der heimatlichen Gegend feſtgeſetzt hat, zertheilt ſie ſich einiger-
maßen auf den betreffenden Standorten, und jedes Paar hält ſich treu zuſammen. Nunmehr beginnt
das Sommerleben mit ſeiner Luſt und Freude, ſeinen Sorgen und Mühen, ſeinem Kummer und
Aerger. Der Kiebitz liebt die Nähe des Menſchen nicht, meidet deshalb, vielleicht mit Ausnahme
der Marſchländer, die Wohnung deſſelben ſoviel als möglich, wenn auch wahrſcheinlich weniger des

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[594/0634] Die Läufer. Stelzvögel. Kiebitze. bei uns ein, wie der muntere Staar oder die Feldlerche, ja er trifft bereits dann in der Heimat ein, wenn der Winter noch die Herrſchaft feſthält und er ein kümmerliches Leben zu führen gezwungen wird. Mehr als von andern Vögeln hat man von ihm beobachtet, daß dem großen Wanderheere einzelne vorausziehen, welche gewiſſermaßen beſtimmt zu ſein ſcheinen, den Hauptzug anzuſagen und Herberge zu machen. Sie werden oft bitter getäuſcht, wenn das Wetter ſich ändert. Ein ſpät im Frühjahre fallender Schnee deckt ihnen die Nahrung zu; ſie ſcheinen auf Beſſerung zu hoffen, können ſich nicht zum Rückzuge entſchließen, irren von einer Quelle zur andern, ſtreifen im Lande umher, verkümmern mehr und mehr, hoffen und hoffen und verderben. Jn der Regel aber trifft die [Abbildung Der Kiebitz (Vanellus eristatus). ½ der nat. Größe.] Wanderſchar zur rechten Zeit bei uns ein und beſteht ohne Gefährde die Nachwehen des Winters. Jn der Zugzeit vernimmt man zuweilen ſelbſt in der Nacht ihre bezeichnende Stimme und während des Tages gewahrt man, namentlich in Flußthälern, zahlreiche Haufen, welche meiſtens ohne Ordnung, aber doch geſchart, ihre Wanderung ausführen. Sobald ſich eine Kiebitzſchar in der heimatlichen Gegend feſtgeſetzt hat, zertheilt ſie ſich einiger- maßen auf den betreffenden Standorten, und jedes Paar hält ſich treu zuſammen. Nunmehr beginnt das Sommerleben mit ſeiner Luſt und Freude, ſeinen Sorgen und Mühen, ſeinem Kummer und Aerger. Der Kiebitz liebt die Nähe des Menſchen nicht, meidet deshalb, vielleicht mit Ausnahme der Marſchländer, die Wohnung deſſelben ſoviel als möglich, wenn auch wahrſcheinlich weniger des

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/634>, abgerufen am 22.11.2024.