fache, kaum oder unregelmäßig ausgekleidete Vertiefung im Boden; das Gelege zählt wie bei den Regenpfeifern vier Eier.
An die Gefangenschaft lassen sich die Kiebitze ohne sonderliche Vorkehrungen gewöhnen, nehmen auch bald mit einfachem Ersatzfutter fürlieb, ertragen den Verlust ihrer Freiheit aber doch nur in seltenen Fällen längere Zeit. Hier und da jagt man sie mehr des Vergnügens als des Fleisches halber, dessen Härte und schlechter Geschmack fast jeder Zubereitungskunst spottet. Feinde haben auch sie, jedoch bei weitem weniger als die kleinen, schwachen, ängstlichen Regenpfeifer; denn ihre Wachsamkeit, ihr Muth und ihre Rauflust verleidet wenigstens den schwächeren Raubthieren eine etwa beabsichtigte Jagd.
Der Kiebitz, Geisvogel, Riedstrandläufer oder Feldpfau(Vanellus eristatus) vertritt eine der Sippen dieser Gruppe, deren Kennzeichen in den vierzehigen Füßen, den stumpfen Flügeln und der Federholle auf dem Kopfe zu suchen sind. Der Oberkopf, Vorderhals, die Oberbrust und die Hälfte des Schwanzes sind glänzenddunkelschwarz, die Federn des Mantels dunkelgrün, blau oder purpurnschillernd, die Halsseiten, die Unterbrust, der Bauch und die hintere Hälfte der Schwanzfedern weiß, einige Ober- und die Unterschwanzdeckfedern dunkelrostgelb; die Haube besteht aus langen, schmalen Federn, welche eine doppelte Spitze bilden. Das Weibchen unterscheidet sich durch den kürzeren Federbusch und den weiß und schwarz gefleckten Vorderhals. Jhm ähneln die Jungen, nur mit dem Unterschiede, daß deren Kleid schmuzigere Farben und breite, rostgelbe Federränder auf dem Oberkörper zeigt. Das Auge ist braun, der Schnabel schwarz, der Fuß schmuzigdunkelroth. Die Länge beträgt 13, die Breite 27, die Fittiglänge 81/2, die Schwanzlänge 4 Zoll.
Vom 61. Grade nördlicher Breite an bis Nordindien und Nordafrika hat man den Kiebitz in allen bekannten Ländern der alten Welt beobachtet. Er ist in China an geeigneten Orten ebenso gemein wie in Großbritannien und wandert vonhieraus allwinterlich südlich bis in die zwischen Nordindien und Marocco gelegenen Länder. Jn Griechenland soll er, laut von der Mühle, noch Brutvogel sein: die Annahme erscheint mir jedoch unrichtig; denn Lindermayer's Beobachtungen stimmen mit meinen in Spanien gesammelten überein. Hier erscheint der Kiebitz in großer Menge von Ende Oktobers an, bezieht Flußthäler, sumpfige Niederungen oder die Küste des Meeres und wandert Anfangs März wieder nach dem Norden zurück. Genau ebenso ist es in Jndien und, soweit wir unterrichtet, auch in Südchina. Nach Jerdon soll er nur im Punjab vorkommen, dort aber auch brüten. Radde fand ihn am mittleren Amur und sehr häufig am Tarai-Noor; jedoch blieb er während des Sommers nicht an den Rändern des Salzsees, sondern wählte sich zum Brüten auffallender Weise die trockene, hohe Steppe. Unter den europäischen Ländern beherbergt Holland unzweifelhaft die meisten Kiebitze: sie sind hier Charaktervögel des Landes, welche ebenso zur Landschaft gehören, wie die Wassergräben, die schwarzen und weißen Kühe, die Windmühlen und die von hohen Bäumen beschatteten Landhäuser. Doch ist der Vogel auch in Deutschland keineswegs selten, mit Ausnahme höherer Gebirge vielmehr überall vorhanden und deshalb auch Jedermann wohlbekannt.
Wer den Kiebitz in seinem Treiben und Wesen beobachtet, befreundet sich mit ihm, obgleich er es versteht, den Menschen unter Umständen gründlich zu ärgern. Der Jäger lernt ihn hassen, weil er die Sitten seiner Sippschaft in derselben Weise bethätigt, wie irgend ein anderer und durch seine niemals ermüdende Wachsamkeit sehr oft das Wasserwild verscheucht; für den nichtjagenden Menschen aber ist er stets eine angenehme Erscheinung; mag er nun laufen oder fliegen. Er gehört zu den ersten Boten des rückkehrenden Frühlings; denn er stellt sich ungefähr um dieselbe Zeit
Brehm, Thierleben. IV. 38
Kiebitz.
fache, kaum oder unregelmäßig ausgekleidete Vertiefung im Boden; das Gelege zählt wie bei den Regenpfeifern vier Eier.
An die Gefangenſchaft laſſen ſich die Kiebitze ohne ſonderliche Vorkehrungen gewöhnen, nehmen auch bald mit einfachem Erſatzfutter fürlieb, ertragen den Verluſt ihrer Freiheit aber doch nur in ſeltenen Fällen längere Zeit. Hier und da jagt man ſie mehr des Vergnügens als des Fleiſches halber, deſſen Härte und ſchlechter Geſchmack faſt jeder Zubereitungskunſt ſpottet. Feinde haben auch ſie, jedoch bei weitem weniger als die kleinen, ſchwachen, ängſtlichen Regenpfeifer; denn ihre Wachſamkeit, ihr Muth und ihre Raufluſt verleidet wenigſtens den ſchwächeren Raubthieren eine etwa beabſichtigte Jagd.
Der Kiebitz, Geisvogel, Riedſtrandläufer oder Feldpfau(Vanellus eristatus) vertritt eine der Sippen dieſer Gruppe, deren Kennzeichen in den vierzehigen Füßen, den ſtumpfen Flügeln und der Federholle auf dem Kopfe zu ſuchen ſind. Der Oberkopf, Vorderhals, die Oberbruſt und die Hälfte des Schwanzes ſind glänzenddunkelſchwarz, die Federn des Mantels dunkelgrün, blau oder purpurnſchillernd, die Halsſeiten, die Unterbruſt, der Bauch und die hintere Hälfte der Schwanzfedern weiß, einige Ober- und die Unterſchwanzdeckfedern dunkelroſtgelb; die Haube beſteht aus langen, ſchmalen Federn, welche eine doppelte Spitze bilden. Das Weibchen unterſcheidet ſich durch den kürzeren Federbuſch und den weiß und ſchwarz gefleckten Vorderhals. Jhm ähneln die Jungen, nur mit dem Unterſchiede, daß deren Kleid ſchmuzigere Farben und breite, roſtgelbe Federränder auf dem Oberkörper zeigt. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß ſchmuzigdunkelroth. Die Länge beträgt 13, die Breite 27, die Fittiglänge 8½, die Schwanzlänge 4 Zoll.
Vom 61. Grade nördlicher Breite an bis Nordindien und Nordafrika hat man den Kiebitz in allen bekannten Ländern der alten Welt beobachtet. Er iſt in China an geeigneten Orten ebenſo gemein wie in Großbritannien und wandert vonhieraus allwinterlich ſüdlich bis in die zwiſchen Nordindien und Marocco gelegenen Länder. Jn Griechenland ſoll er, laut von der Mühle, noch Brutvogel ſein: die Annahme erſcheint mir jedoch unrichtig; denn Lindermayer’s Beobachtungen ſtimmen mit meinen in Spanien geſammelten überein. Hier erſcheint der Kiebitz in großer Menge von Ende Oktobers an, bezieht Flußthäler, ſumpfige Niederungen oder die Küſte des Meeres und wandert Anfangs März wieder nach dem Norden zurück. Genau ebenſo iſt es in Jndien und, ſoweit wir unterrichtet, auch in Südchina. Nach Jerdon ſoll er nur im Punjab vorkommen, dort aber auch brüten. Radde fand ihn am mittleren Amur und ſehr häufig am Tarai-Noor; jedoch blieb er während des Sommers nicht an den Rändern des Salzſees, ſondern wählte ſich zum Brüten auffallender Weiſe die trockene, hohe Steppe. Unter den europäiſchen Ländern beherbergt Holland unzweifelhaft die meiſten Kiebitze: ſie ſind hier Charaktervögel des Landes, welche ebenſo zur Landſchaft gehören, wie die Waſſergräben, die ſchwarzen und weißen Kühe, die Windmühlen und die von hohen Bäumen beſchatteten Landhäuſer. Doch iſt der Vogel auch in Deutſchland keineswegs ſelten, mit Ausnahme höherer Gebirge vielmehr überall vorhanden und deshalb auch Jedermann wohlbekannt.
Wer den Kiebitz in ſeinem Treiben und Weſen beobachtet, befreundet ſich mit ihm, obgleich er es verſteht, den Menſchen unter Umſtänden gründlich zu ärgern. Der Jäger lernt ihn haſſen, weil er die Sitten ſeiner Sippſchaft in derſelben Weiſe bethätigt, wie irgend ein anderer und durch ſeine niemals ermüdende Wachſamkeit ſehr oft das Waſſerwild verſcheucht; für den nichtjagenden Menſchen aber iſt er ſtets eine angenehme Erſcheinung; mag er nun laufen oder fliegen. Er gehört zu den erſten Boten des rückkehrenden Frühlings; denn er ſtellt ſich ungefähr um dieſelbe Zeit
Brehm, Thierleben. IV. 38
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[593/0633]
Kiebitz.
fache, kaum oder unregelmäßig ausgekleidete Vertiefung im Boden; das Gelege zählt wie bei den
Regenpfeifern vier Eier.
An die Gefangenſchaft laſſen ſich die Kiebitze ohne ſonderliche Vorkehrungen gewöhnen, nehmen
auch bald mit einfachem Erſatzfutter fürlieb, ertragen den Verluſt ihrer Freiheit aber doch nur in
ſeltenen Fällen längere Zeit. Hier und da jagt man ſie mehr des Vergnügens als des Fleiſches
halber, deſſen Härte und ſchlechter Geſchmack faſt jeder Zubereitungskunſt ſpottet. Feinde haben
auch ſie, jedoch bei weitem weniger als die kleinen, ſchwachen, ängſtlichen Regenpfeifer; denn ihre
Wachſamkeit, ihr Muth und ihre Raufluſt verleidet wenigſtens den ſchwächeren Raubthieren eine
etwa beabſichtigte Jagd.
Der Kiebitz, Geisvogel, Riedſtrandläufer oder Feldpfau (Vanellus eristatus)
vertritt eine der Sippen dieſer Gruppe, deren Kennzeichen in den vierzehigen Füßen, den ſtumpfen
Flügeln und der Federholle auf dem Kopfe zu ſuchen ſind. Der Oberkopf, Vorderhals, die
Oberbruſt und die Hälfte des Schwanzes ſind glänzenddunkelſchwarz, die Federn des Mantels
dunkelgrün, blau oder purpurnſchillernd, die Halsſeiten, die Unterbruſt, der Bauch und die hintere
Hälfte der Schwanzfedern weiß, einige Ober- und die Unterſchwanzdeckfedern dunkelroſtgelb;
die Haube beſteht aus langen, ſchmalen Federn, welche eine doppelte Spitze bilden. Das Weibchen
unterſcheidet ſich durch den kürzeren Federbuſch und den weiß und ſchwarz gefleckten Vorderhals.
Jhm ähneln die Jungen, nur mit dem Unterſchiede, daß deren Kleid ſchmuzigere Farben und breite,
roſtgelbe Federränder auf dem Oberkörper zeigt. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſchwarz, der
Fuß ſchmuzigdunkelroth. Die Länge beträgt 13, die Breite 27, die Fittiglänge 8½, die
Schwanzlänge 4 Zoll.
Vom 61. Grade nördlicher Breite an bis Nordindien und Nordafrika hat man den Kiebitz in
allen bekannten Ländern der alten Welt beobachtet. Er iſt in China an geeigneten Orten ebenſo
gemein wie in Großbritannien und wandert vonhieraus allwinterlich ſüdlich bis in die zwiſchen
Nordindien und Marocco gelegenen Länder. Jn Griechenland ſoll er, laut von der Mühle, noch
Brutvogel ſein: die Annahme erſcheint mir jedoch unrichtig; denn Lindermayer’s Beobachtungen
ſtimmen mit meinen in Spanien geſammelten überein. Hier erſcheint der Kiebitz in großer Menge
von Ende Oktobers an, bezieht Flußthäler, ſumpfige Niederungen oder die Küſte des Meeres und
wandert Anfangs März wieder nach dem Norden zurück. Genau ebenſo iſt es in Jndien und,
ſoweit wir unterrichtet, auch in Südchina. Nach Jerdon ſoll er nur im Punjab vorkommen, dort
aber auch brüten. Radde fand ihn am mittleren Amur und ſehr häufig am Tarai-Noor; jedoch
blieb er während des Sommers nicht an den Rändern des Salzſees, ſondern wählte ſich zum Brüten
auffallender Weiſe die trockene, hohe Steppe. Unter den europäiſchen Ländern beherbergt Holland
unzweifelhaft die meiſten Kiebitze: ſie ſind hier Charaktervögel des Landes, welche ebenſo zur
Landſchaft gehören, wie die Waſſergräben, die ſchwarzen und weißen Kühe, die Windmühlen und die
von hohen Bäumen beſchatteten Landhäuſer. Doch iſt der Vogel auch in Deutſchland keineswegs
ſelten, mit Ausnahme höherer Gebirge vielmehr überall vorhanden und deshalb auch Jedermann
wohlbekannt.
Wer den Kiebitz in ſeinem Treiben und Weſen beobachtet, befreundet ſich mit ihm, obgleich er
es verſteht, den Menſchen unter Umſtänden gründlich zu ärgern. Der Jäger lernt ihn haſſen, weil
er die Sitten ſeiner Sippſchaft in derſelben Weiſe bethätigt, wie irgend ein anderer und durch
ſeine niemals ermüdende Wachſamkeit ſehr oft das Waſſerwild verſcheucht; für den nichtjagenden
Menſchen aber iſt er ſtets eine angenehme Erſcheinung; mag er nun laufen oder fliegen. Er gehört
zu den erſten Boten des rückkehrenden Frühlings; denn er ſtellt ſich ungefähr um dieſelbe Zeit
Brehm, Thierleben. IV. 38
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/633>, abgerufen am 22.11.2024.
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