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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Brachschwalbe.
Stimme läßt sich durch die Silbe "Kliet", welcher zuweilen ein schnarrendes "Kerr" angehängt wird,
ungefähr ausdrücken; Naumann glaubt die Silben "Karjäh" und "Wedre" herausgehört zu haben.
Unter den Sinnen steht unzweifelhaft das Gesicht obenan, wie schon das große Auge schließen läßt
und der lebende Vogel jederzeit beweist.

Die Eigenschaften fesseln uns ungemein. Man sieht die zierlichen und harmlosen Vögel
während der Brutzeit paarweise, außerdem in Flügen, welche bis zu Tausenden anwachsen können,
entweder laufend oder fliegend ihre Jagd auf Kerbthiere, Käfer, Motten, Hafte, Libellen und Heu-
schrecken betreiben. Laufend jagen sie oft und zwar nach Art der Rennvögel, nur mit der Eigen-
thümlichkeit, daß eine und die andere Brachschwalbe zuweilen mehrere Fuß hoch vom Boden auf-
springt, um ein in solcher Entfernung vorüberschwirrendes Kerbthier wegzunehmen; weit häufiger aber

[Abbildung] Die Brachschwalbe (Glareola pratincola).
fliegend und zwar mit einer Gewandtheit und Geschicklichkeit, welche der wirklicher Schwalben wenig
nachgibt. Ueber dem Röhricht der Sümpfe, über dem Getreide, insbesondere aber über Klee-
feldern schweben sie unermüdlich auf und nieder, stürzen plötzlich herab, öffnen den tief gespaltenen
Schnabel und fangen mit laut hörbarem Schnappen das erspähte Kerbthier, gleichviel ob dasselbe
fliegt oder an einem der Halme festsitzt. Zeitweilig bilden Heuschrecken fast ausschließlich ihre
Nahrung; sie gehören zu den wirksamsten Vertilgern jener gefräßigen Verwüster der Flur oder des
Waldes und werden dadurch hier und da dem Menschen zu wahren Wohlthätern. Jules Verreaur
sah in Südafrika unsere Brachschwalbe, welche bis dorthin vordringt, den Heuschreckenschwärmen
folgen. Rasch verschlingt der Vogel ein solches Kerbthier, und die Verdauung desselben geschieht
so wunderbar schnell, daß nach höchstens zehn Minuten die Reste des beim Durchgange durch den

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Brachſchwalbe.
Stimme läßt ſich durch die Silbe „Kliet“, welcher zuweilen ein ſchnarrendes „Kerr“ angehängt wird,
ungefähr ausdrücken; Naumann glaubt die Silben „Karjäh“ und „Wedre“ herausgehört zu haben.
Unter den Sinnen ſteht unzweifelhaft das Geſicht obenan, wie ſchon das große Auge ſchließen läßt
und der lebende Vogel jederzeit beweiſt.

Die Eigenſchaften feſſeln uns ungemein. Man ſieht die zierlichen und harmloſen Vögel
während der Brutzeit paarweiſe, außerdem in Flügen, welche bis zu Tauſenden anwachſen können,
entweder laufend oder fliegend ihre Jagd auf Kerbthiere, Käfer, Motten, Hafte, Libellen und Heu-
ſchrecken betreiben. Laufend jagen ſie oft und zwar nach Art der Rennvögel, nur mit der Eigen-
thümlichkeit, daß eine und die andere Brachſchwalbe zuweilen mehrere Fuß hoch vom Boden auf-
ſpringt, um ein in ſolcher Entfernung vorüberſchwirrendes Kerbthier wegzunehmen; weit häufiger aber

[Abbildung] Die Brachſchwalbe (Glareola pratincola).
fliegend und zwar mit einer Gewandtheit und Geſchicklichkeit, welche der wirklicher Schwalben wenig
nachgibt. Ueber dem Röhricht der Sümpfe, über dem Getreide, insbeſondere aber über Klee-
feldern ſchweben ſie unermüdlich auf und nieder, ſtürzen plötzlich herab, öffnen den tief geſpaltenen
Schnabel und fangen mit laut hörbarem Schnappen das erſpähte Kerbthier, gleichviel ob daſſelbe
fliegt oder an einem der Halme feſtſitzt. Zeitweilig bilden Heuſchrecken faſt ausſchließlich ihre
Nahrung; ſie gehören zu den wirkſamſten Vertilgern jener gefräßigen Verwüſter der Flur oder des
Waldes und werden dadurch hier und da dem Menſchen zu wahren Wohlthätern. Jules Verreaur
ſah in Südafrika unſere Brachſchwalbe, welche bis dorthin vordringt, den Heuſchreckenſchwärmen
folgen. Raſch verſchlingt der Vogel ein ſolches Kerbthier, und die Verdauung deſſelben geſchieht
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[579/0617] Brachſchwalbe. Stimme läßt ſich durch die Silbe „Kliet“, welcher zuweilen ein ſchnarrendes „Kerr“ angehängt wird, ungefähr ausdrücken; Naumann glaubt die Silben „Karjäh“ und „Wedre“ herausgehört zu haben. Unter den Sinnen ſteht unzweifelhaft das Geſicht obenan, wie ſchon das große Auge ſchließen läßt und der lebende Vogel jederzeit beweiſt. Die Eigenſchaften feſſeln uns ungemein. Man ſieht die zierlichen und harmloſen Vögel während der Brutzeit paarweiſe, außerdem in Flügen, welche bis zu Tauſenden anwachſen können, entweder laufend oder fliegend ihre Jagd auf Kerbthiere, Käfer, Motten, Hafte, Libellen und Heu- ſchrecken betreiben. Laufend jagen ſie oft und zwar nach Art der Rennvögel, nur mit der Eigen- thümlichkeit, daß eine und die andere Brachſchwalbe zuweilen mehrere Fuß hoch vom Boden auf- ſpringt, um ein in ſolcher Entfernung vorüberſchwirrendes Kerbthier wegzunehmen; weit häufiger aber [Abbildung Die Brachſchwalbe (Glareola pratincola).] fliegend und zwar mit einer Gewandtheit und Geſchicklichkeit, welche der wirklicher Schwalben wenig nachgibt. Ueber dem Röhricht der Sümpfe, über dem Getreide, insbeſondere aber über Klee- feldern ſchweben ſie unermüdlich auf und nieder, ſtürzen plötzlich herab, öffnen den tief geſpaltenen Schnabel und fangen mit laut hörbarem Schnappen das erſpähte Kerbthier, gleichviel ob daſſelbe fliegt oder an einem der Halme feſtſitzt. Zeitweilig bilden Heuſchrecken faſt ausſchließlich ihre Nahrung; ſie gehören zu den wirkſamſten Vertilgern jener gefräßigen Verwüſter der Flur oder des Waldes und werden dadurch hier und da dem Menſchen zu wahren Wohlthätern. Jules Verreaur ſah in Südafrika unſere Brachſchwalbe, welche bis dorthin vordringt, den Heuſchreckenſchwärmen folgen. Raſch verſchlingt der Vogel ein ſolches Kerbthier, und die Verdauung deſſelben geſchieht ſo wunderbar ſchnell, daß nach höchſtens zehn Minuten die Reſte des beim Durchgange durch den 37*

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/617>, abgerufen am 22.11.2024.