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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Kragentrappe. Hubara.
gedehnter Kornfelder, aber auch tief in der Wüste selbst auf steinigten Bergen angetroffen habe;
Berthelot behauptet, daß sie sich fast nur an Orten aufhalte, deren Wärme nicht leicht unter
28 Grad Reaumur sinkt, und Jerdon berichtet hinsichtlich der indischen Art, daß sie in sandigen
und grasigen Ebenen, oder auf welligem, sandigen Boden, welcher hier und da mit Gras bestanden ist,
oder auch Getreidefelder umschließt, gefunden wird, hauptsächlich aber dürre und offene Gründe
bewohnt. Alle Beobachter stimmen darin überein, daß der Kragentrappe sich in seinem Wesen wenig
vom Großtrappen unterscheidet, aber trotz seiner geringen Größe, wegen des Federbusches am Halse,
noch stattlicher aussieht als jener. Viera gibt an, daß er seiner Schwere halber nicht schnell davon-
oder auffliegen könne, aber sehr rasch laufe und dabei mit den Flügeln schlage, während der Paarungs-
zeit aber wie ein Pfau umherstolzire und auch die Haut unterhalb der Kehle aufblasen könne.
Ehrenberg schreibt Naumann, daß diejenigen, welche er überraschte, ungemein schnell am Boden
fortliefen und gewöhnlich noch einige Zeit, aber in großer Entfernung von dem Menschen, hinter kleinen
Sträuchern, welche ihren Leib verdeckten, stehen blieben, bevor sie aufflogen, nach dem Aufstehen
gewöhnlich dicht über dem Boden in wagerechter Linie, zwar etwas schwerfällig, aber doch sehr schnell
dahinflogen. An Scheu und Vorsicht stehen die Kragentrappen ihren Verwandten nicht im geringsten
nach. Alle, welche Ehrenberg sah, ließen sich nie auf Schußweite nahe kommen, und diejenigen,
welche Bolle beobachtete, gebrauchten noch ein anderes Mittel, um sich den Blicken der Menschen zu
entziehen, indem sie sich platt auf die Erde, am liebsten hinter einen Stein duckten. Am leichtesten
noch soll man ihnen nahe kommen, wenn man zu Esel oder zu Kamel auf weiten Umwegen, sie
scheinbar gar nicht beobachtend, sich ihnen nähert.

Ehrenberg sagt, daß er gewöhnlich vier bis fünf Stück, zuweilen aber auch viel mehr beisammen
gesehen, sie aber selten blos paarweise angetroffen habe; Bolle beobachtete das Gegentheil. Ehren-
berg
hebt hervor, daß diejenigen, denen er begegnete, meist stumm blieben, und nur zuweilen im
Fliegen einen Ruf vernehmen ließen, welcher wie "Raa, raa, raa" klingt, und möglicherweise zu
dem arabischen Namen "Raad" Veranlassung gegeben hat. Wie bei allen kleineren Trappen besteht
die Nahrung vorzugsweise aus Kerbthieren, insbesondere scheinen Ameisen eine Lieblingsspeise der
Hubara zu sein. Der Kropf einer in Belgien erlegten Kragentrappe war mit Schnecken, Raupen
und Grashälmchen angefüllt.

Als Nest dient eine Vertiefung oder gescharrte Grube zwischen Büscheln längerer Gräser und
anderer Steppenpflanzen. Die drei bis fünf Eier, welche das Gelege bilden, kommen etwa Puter-
eiern an Größe gleich, haben eine schöne, längliche Eiform und zeigen auf mattglänzendem, gilblich-
ölfarbenen Grunde zahlreich über die Oberfläche gleichmäßig vertheilte, theils verwaschene, theils
schärfer begrenzte Flecken. Viera berichtet, daß die Hubara in dem Getreide nistet und daß die
Jungen nach fünfwöchentlicher Bebrütung dem Eie entschlüpfen und sogleich wie junge Hühner
davonlaufen. Mehr weiß man nicht über die Fortpflanzung.

Araber und Jndier jagen unsere Trappen mit Leidenschaft, hauptsächlich mit Hilfe ihrer Falken.
Jn Punjab und Sind bildet der Kragentrappe das Lieblingswild der Falkoniere, entgeht seinen
geflügelten Verfolgern aber doch zuweilen dadurch, daß er seinen fürchterlich stinkenden Unrath auf
den Falken wirft. Das Wildpret soll vortrefflich sein.

"Trotz ihrer Schüchternheit", schließt Bolle, "läßt sich die Hubara, jung gefangen, zähmen. Jch
habe auf dem Hofe des Dr. Thomas Menas ein Weibchen gesehen. Es lief fortwährend unter dem
Geflügel umher und wurde mit Körnern und geröstetem Mehle gefüttert. Ein gewisses zaghaftes
Wesen, eine Neigung zum Forthuschen oder in Ecken und Winkel zu drücken, hatte es indeß nicht
abgelegt." Zu meiner nicht geringen Ueberraschung fand ich im Wohnzimmer des Dr. Funk in
Brüssel zwei ausgestopfte Hubaras und erfuhr auf Befragen, daß diese Vögel dem brüsseler Thier-
garten von Algier aus zugegangen waren und im Garten mehrere Monate gelebt hatten.



Kragentrappe. Hubara.
gedehnter Kornfelder, aber auch tief in der Wüſte ſelbſt auf ſteinigten Bergen angetroffen habe;
Berthelot behauptet, daß ſie ſich faſt nur an Orten aufhalte, deren Wärme nicht leicht unter
28 Grad Reaumur ſinkt, und Jerdon berichtet hinſichtlich der indiſchen Art, daß ſie in ſandigen
und graſigen Ebenen, oder auf welligem, ſandigen Boden, welcher hier und da mit Gras beſtanden iſt,
oder auch Getreidefelder umſchließt, gefunden wird, hauptſächlich aber dürre und offene Gründe
bewohnt. Alle Beobachter ſtimmen darin überein, daß der Kragentrappe ſich in ſeinem Weſen wenig
vom Großtrappen unterſcheidet, aber trotz ſeiner geringen Größe, wegen des Federbuſches am Halſe,
noch ſtattlicher ausſieht als jener. Viera gibt an, daß er ſeiner Schwere halber nicht ſchnell davon-
oder auffliegen könne, aber ſehr raſch laufe und dabei mit den Flügeln ſchlage, während der Paarungs-
zeit aber wie ein Pfau umherſtolzire und auch die Haut unterhalb der Kehle aufblaſen könne.
Ehrenberg ſchreibt Naumann, daß diejenigen, welche er überraſchte, ungemein ſchnell am Boden
fortliefen und gewöhnlich noch einige Zeit, aber in großer Entfernung von dem Menſchen, hinter kleinen
Sträuchern, welche ihren Leib verdeckten, ſtehen blieben, bevor ſie aufflogen, nach dem Aufſtehen
gewöhnlich dicht über dem Boden in wagerechter Linie, zwar etwas ſchwerfällig, aber doch ſehr ſchnell
dahinflogen. An Scheu und Vorſicht ſtehen die Kragentrappen ihren Verwandten nicht im geringſten
nach. Alle, welche Ehrenberg ſah, ließen ſich nie auf Schußweite nahe kommen, und diejenigen,
welche Bolle beobachtete, gebrauchten noch ein anderes Mittel, um ſich den Blicken der Menſchen zu
entziehen, indem ſie ſich platt auf die Erde, am liebſten hinter einen Stein duckten. Am leichteſten
noch ſoll man ihnen nahe kommen, wenn man zu Eſel oder zu Kamel auf weiten Umwegen, ſie
ſcheinbar gar nicht beobachtend, ſich ihnen nähert.

Ehrenberg ſagt, daß er gewöhnlich vier bis fünf Stück, zuweilen aber auch viel mehr beiſammen
geſehen, ſie aber ſelten blos paarweiſe angetroffen habe; Bolle beobachtete das Gegentheil. Ehren-
berg
hebt hervor, daß diejenigen, denen er begegnete, meiſt ſtumm blieben, und nur zuweilen im
Fliegen einen Ruf vernehmen ließen, welcher wie „Raa, raa, raa“ klingt, und möglicherweiſe zu
dem arabiſchen Namen „Raad“ Veranlaſſung gegeben hat. Wie bei allen kleineren Trappen beſteht
die Nahrung vorzugsweiſe aus Kerbthieren, insbeſondere ſcheinen Ameiſen eine Lieblingsſpeiſe der
Hubara zu ſein. Der Kropf einer in Belgien erlegten Kragentrappe war mit Schnecken, Raupen
und Grashälmchen angefüllt.

Als Neſt dient eine Vertiefung oder geſcharrte Grube zwiſchen Büſcheln längerer Gräſer und
anderer Steppenpflanzen. Die drei bis fünf Eier, welche das Gelege bilden, kommen etwa Puter-
eiern an Größe gleich, haben eine ſchöne, längliche Eiform und zeigen auf mattglänzendem, gilblich-
ölfarbenen Grunde zahlreich über die Oberfläche gleichmäßig vertheilte, theils verwaſchene, theils
ſchärfer begrenzte Flecken. Viera berichtet, daß die Hubara in dem Getreide niſtet und daß die
Jungen nach fünfwöchentlicher Bebrütung dem Eie entſchlüpfen und ſogleich wie junge Hühner
davonlaufen. Mehr weiß man nicht über die Fortpflanzung.

Araber und Jndier jagen unſere Trappen mit Leidenſchaft, hauptſächlich mit Hilfe ihrer Falken.
Jn Punjab und Sind bildet der Kragentrappe das Lieblingswild der Falkoniere, entgeht ſeinen
geflügelten Verfolgern aber doch zuweilen dadurch, daß er ſeinen fürchterlich ſtinkenden Unrath auf
den Falken wirft. Das Wildpret ſoll vortrefflich ſein.

„Trotz ihrer Schüchternheit“, ſchließt Bolle, „läßt ſich die Hubara, jung gefangen, zähmen. Jch
habe auf dem Hofe des Dr. Thomas Menas ein Weibchen geſehen. Es lief fortwährend unter dem
Geflügel umher und wurde mit Körnern und geröſtetem Mehle gefüttert. Ein gewiſſes zaghaftes
Weſen, eine Neigung zum Forthuſchen oder in Ecken und Winkel zu drücken, hatte es indeß nicht
abgelegt.“ Zu meiner nicht geringen Ueberraſchung fand ich im Wohnzimmer des Dr. Funk in
Brüſſel zwei ausgeſtopfte Hubaras und erfuhr auf Befragen, daß dieſe Vögel dem brüſſeler Thier-
garten von Algier aus zugegangen waren und im Garten mehrere Monate gelebt hatten.



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[569/0607] Kragentrappe. Hubara. gedehnter Kornfelder, aber auch tief in der Wüſte ſelbſt auf ſteinigten Bergen angetroffen habe; Berthelot behauptet, daß ſie ſich faſt nur an Orten aufhalte, deren Wärme nicht leicht unter 28 Grad Reaumur ſinkt, und Jerdon berichtet hinſichtlich der indiſchen Art, daß ſie in ſandigen und graſigen Ebenen, oder auf welligem, ſandigen Boden, welcher hier und da mit Gras beſtanden iſt, oder auch Getreidefelder umſchließt, gefunden wird, hauptſächlich aber dürre und offene Gründe bewohnt. Alle Beobachter ſtimmen darin überein, daß der Kragentrappe ſich in ſeinem Weſen wenig vom Großtrappen unterſcheidet, aber trotz ſeiner geringen Größe, wegen des Federbuſches am Halſe, noch ſtattlicher ausſieht als jener. Viera gibt an, daß er ſeiner Schwere halber nicht ſchnell davon- oder auffliegen könne, aber ſehr raſch laufe und dabei mit den Flügeln ſchlage, während der Paarungs- zeit aber wie ein Pfau umherſtolzire und auch die Haut unterhalb der Kehle aufblaſen könne. Ehrenberg ſchreibt Naumann, daß diejenigen, welche er überraſchte, ungemein ſchnell am Boden fortliefen und gewöhnlich noch einige Zeit, aber in großer Entfernung von dem Menſchen, hinter kleinen Sträuchern, welche ihren Leib verdeckten, ſtehen blieben, bevor ſie aufflogen, nach dem Aufſtehen gewöhnlich dicht über dem Boden in wagerechter Linie, zwar etwas ſchwerfällig, aber doch ſehr ſchnell dahinflogen. An Scheu und Vorſicht ſtehen die Kragentrappen ihren Verwandten nicht im geringſten nach. Alle, welche Ehrenberg ſah, ließen ſich nie auf Schußweite nahe kommen, und diejenigen, welche Bolle beobachtete, gebrauchten noch ein anderes Mittel, um ſich den Blicken der Menſchen zu entziehen, indem ſie ſich platt auf die Erde, am liebſten hinter einen Stein duckten. Am leichteſten noch ſoll man ihnen nahe kommen, wenn man zu Eſel oder zu Kamel auf weiten Umwegen, ſie ſcheinbar gar nicht beobachtend, ſich ihnen nähert. Ehrenberg ſagt, daß er gewöhnlich vier bis fünf Stück, zuweilen aber auch viel mehr beiſammen geſehen, ſie aber ſelten blos paarweiſe angetroffen habe; Bolle beobachtete das Gegentheil. Ehren- berg hebt hervor, daß diejenigen, denen er begegnete, meiſt ſtumm blieben, und nur zuweilen im Fliegen einen Ruf vernehmen ließen, welcher wie „Raa, raa, raa“ klingt, und möglicherweiſe zu dem arabiſchen Namen „Raad“ Veranlaſſung gegeben hat. Wie bei allen kleineren Trappen beſteht die Nahrung vorzugsweiſe aus Kerbthieren, insbeſondere ſcheinen Ameiſen eine Lieblingsſpeiſe der Hubara zu ſein. Der Kropf einer in Belgien erlegten Kragentrappe war mit Schnecken, Raupen und Grashälmchen angefüllt. Als Neſt dient eine Vertiefung oder geſcharrte Grube zwiſchen Büſcheln längerer Gräſer und anderer Steppenpflanzen. Die drei bis fünf Eier, welche das Gelege bilden, kommen etwa Puter- eiern an Größe gleich, haben eine ſchöne, längliche Eiform und zeigen auf mattglänzendem, gilblich- ölfarbenen Grunde zahlreich über die Oberfläche gleichmäßig vertheilte, theils verwaſchene, theils ſchärfer begrenzte Flecken. Viera berichtet, daß die Hubara in dem Getreide niſtet und daß die Jungen nach fünfwöchentlicher Bebrütung dem Eie entſchlüpfen und ſogleich wie junge Hühner davonlaufen. Mehr weiß man nicht über die Fortpflanzung. Araber und Jndier jagen unſere Trappen mit Leidenſchaft, hauptſächlich mit Hilfe ihrer Falken. Jn Punjab und Sind bildet der Kragentrappe das Lieblingswild der Falkoniere, entgeht ſeinen geflügelten Verfolgern aber doch zuweilen dadurch, daß er ſeinen fürchterlich ſtinkenden Unrath auf den Falken wirft. Das Wildpret ſoll vortrefflich ſein. „Trotz ihrer Schüchternheit“, ſchließt Bolle, „läßt ſich die Hubara, jung gefangen, zähmen. Jch habe auf dem Hofe des Dr. Thomas Menas ein Weibchen geſehen. Es lief fortwährend unter dem Geflügel umher und wurde mit Körnern und geröſtetem Mehle gefüttert. Ein gewiſſes zaghaftes Weſen, eine Neigung zum Forthuſchen oder in Ecken und Winkel zu drücken, hatte es indeß nicht abgelegt.“ Zu meiner nicht geringen Ueberraſchung fand ich im Wohnzimmer des Dr. Funk in Brüſſel zwei ausgeſtopfte Hubaras und erfuhr auf Befragen, daß dieſe Vögel dem brüſſeler Thier- garten von Algier aus zugegangen waren und im Garten mehrere Monate gelebt hatten.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/607>, abgerufen am 22.11.2024.