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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Läufer. Stelzvögel. Trappen.

Des köstlichen Wildprets wegen wird dem Zwergtrappen überall eifrig nachgestellt. Jn
Spanien kommt er unter dem Namen "Fasan" auf die Tafel. Das Wildpret steht aber auch kaum
dem des Fasanen an Güte nach. Ob man die Vögel hier oder in Südfrankreich regelmäßig jagt,
weiß ich nicht. Dieses scheint aber in Südrußland zu geschehen. Auch hier bedient man sich zur
Jagd am liebsten des Wagens. "Wenn der Hahn den Wagen auf sich zukommen sieht, blickt er
ängstlich auf die ungewohnte Erscheinung; kommt das Gefährt behutsam näher, so fliegt er entweder
eine kurze Strecke fort und dann ist jede Mühe des Jägers vergebens, oder er duckt sich ins Gras
oder bleibt keck auf einer Stelle und fordert den Jäger durch sein "Terks, terks" heraus. Jn beiden
Fällen ist er verloren."



Man hat neuerdings zwei in Gestalt und Färbung sich täuschend ähnelnde Trappen, welche beide
in Europa erlegt worden sind, unter dem arabischen Namen Hubara (Hubara) in eine Sippe
vereinigt und als Merkmale derselben den verhältnißmäßig langen Schnabel, die ziemlich kurzen
Füße, die Kopfhaube und den schönen Halskragen hervorgehoben.

Der eine dieser Trappen, welchen wir Kragentrappe nennen wollen (Hubara Macquenii),
bewohnt Südasien und hat sich schon wiederholt nach Deutschland und England verflogen, ist aber
in der Regel mit seinem afrikanischen Verwandten, der Hubara (Hubara undulata) verwechselt
worden. Sein Gefieder ist auf der Stirn und den Kopfseiten rostrothgrau, braun überpudert, der
lange Federbusch vorn schwarz, hinten weiß, das Gefieder des Hinterkopfes weißlich, braun und
grau gestreift, das des Oberkörpers auf lichtocker- oder lehmgelbem Grunde zart schwarz in die Quere
gewellt und da, wo die Zeichnung dichter steht, dunkler gefleckt, die Kehle weiß, der Vorderhals
bräunlich, die Oberbrust grau, der Bauch gilblichweiß. Der Kragen besteht aus langen flatternden
Federn, welche zu beiden Seiten des Halses stehen und von denen die oberen rein schwarz, die unteren
an der Wurzel und an der Spitze schwarz, übrigens weiß sind; die Schwingen haben eine weiße
Wurzel und eine schwarze Spitze; die Steuerfedern zeigen auf röthlichem, fein gesprenkeltem Grunde
zwei dunkle Binden. Das Auge ist glänzend gelb, der Schnabel schieferfarben, der Fuß grünlichgelb.
Nach Jerdon schwankt die Länge des Männchens zwischen 25 bis 30 Zoll, die Breite beträgt 4 bis
5 Fuß, die Fittiglänge 14 bis 15, die Schwanzlänge 9 bis 10 Zoll (englisch). Nach der Brutzeit
scheint das Männchen seinen Schmucktragen zu verlieren.

Die Hubara ist größer als der Kragentrappe und unterscheidet sich noch dadurch, daß die Federn
der Haube reinweiß, ohne alle schwarzen Flecke, sowie ferner, daß die Federn des Rückens und der
Flügel dunkler und mehr bräunlich von Farbe sind. Beide Arten stehen sich übrigens sehr nahe.

Der Kragentrappe findet sich, laut Jerdon, auf den Ebenen des Punjab und oberen Sind,
verirrt sich aber auch nach andern Theilen Jndiens, wird häufig in den trocknen, steinigten Ebenen
Afghanistans angetroffen und kommt gelegentlich in andern Theilen Asiens, so z. B. in Mesopotamien
und Persien vor. Von Asien aus verfliegt er sich zuweilen nach Europa, gehört hier aber zu den
seltensten Erscheinungen. Die Hubara vertritt ihn in den südlichen Mittelmeerländern, von den
Canaren an bis nach Arabien hin; sie soll in Marokko, Algier und Tunis nicht selten, an der lybischen
Küste nach Ehrenberg sogar häufig sein. Nach Bolle kommt sie übrigens nicht auf allen kana-
rischen Jnseln, sondern fast blos auf Fuertaventuro vor, und nur wenige verfliegen sich gelegentlich
nach der Südküste von Lanzarote. Oefter mag es geschehen, daß die Hubara nach Spanien, Süd-
frankreich, Jtalien und Griechenland herüberstreift; denn wahrscheinlich gehören die meisten Trappen
dieser Sippe, welche in den genannten Ländern erlegt wurden, dieser und nicht der vorhergehenden
Art an. Die einen wie die anderen scheinen sich übrigens in allen Stücken so zu ähneln, daß man
gewiß das von dem Kragentrappen Bekannte auch auf die Hubara beziehen kann, und umgekehrt.

Beide bevorzugen heiße, dürre, sandige und steinigte, nur mit wenig Gestrüpp bedeckte Ebenen,
also am liebsten die eigentliche Wüste. Bolle sagt, daß er die Hubara vorzüglich in der Nähe aus-

Die Läufer. Stelzvögel. Trappen.

Des köſtlichen Wildprets wegen wird dem Zwergtrappen überall eifrig nachgeſtellt. Jn
Spanien kommt er unter dem Namen „Faſan“ auf die Tafel. Das Wildpret ſteht aber auch kaum
dem des Faſanen an Güte nach. Ob man die Vögel hier oder in Südfrankreich regelmäßig jagt,
weiß ich nicht. Dieſes ſcheint aber in Südrußland zu geſchehen. Auch hier bedient man ſich zur
Jagd am liebſten des Wagens. „Wenn der Hahn den Wagen auf ſich zukommen ſieht, blickt er
ängſtlich auf die ungewohnte Erſcheinung; kommt das Gefährt behutſam näher, ſo fliegt er entweder
eine kurze Strecke fort und dann iſt jede Mühe des Jägers vergebens, oder er duckt ſich ins Gras
oder bleibt keck auf einer Stelle und fordert den Jäger durch ſein „Terks, terks“ heraus. Jn beiden
Fällen iſt er verloren.“



Man hat neuerdings zwei in Geſtalt und Färbung ſich täuſchend ähnelnde Trappen, welche beide
in Europa erlegt worden ſind, unter dem arabiſchen Namen Hubara (Hubara) in eine Sippe
vereinigt und als Merkmale derſelben den verhältnißmäßig langen Schnabel, die ziemlich kurzen
Füße, die Kopfhaube und den ſchönen Halskragen hervorgehoben.

Der eine dieſer Trappen, welchen wir Kragentrappe nennen wollen (Hubara Macquenii),
bewohnt Südaſien und hat ſich ſchon wiederholt nach Deutſchland und England verflogen, iſt aber
in der Regel mit ſeinem afrikaniſchen Verwandten, der Hubara (Hubara undulata) verwechſelt
worden. Sein Gefieder iſt auf der Stirn und den Kopfſeiten roſtrothgrau, braun überpudert, der
lange Federbuſch vorn ſchwarz, hinten weiß, das Gefieder des Hinterkopfes weißlich, braun und
grau geſtreift, das des Oberkörpers auf lichtocker- oder lehmgelbem Grunde zart ſchwarz in die Quere
gewellt und da, wo die Zeichnung dichter ſteht, dunkler gefleckt, die Kehle weiß, der Vorderhals
bräunlich, die Oberbruſt grau, der Bauch gilblichweiß. Der Kragen beſteht aus langen flatternden
Federn, welche zu beiden Seiten des Halſes ſtehen und von denen die oberen rein ſchwarz, die unteren
an der Wurzel und an der Spitze ſchwarz, übrigens weiß ſind; die Schwingen haben eine weiße
Wurzel und eine ſchwarze Spitze; die Steuerfedern zeigen auf röthlichem, fein geſprenkeltem Grunde
zwei dunkle Binden. Das Auge iſt glänzend gelb, der Schnabel ſchieferfarben, der Fuß grünlichgelb.
Nach Jerdon ſchwankt die Länge des Männchens zwiſchen 25 bis 30 Zoll, die Breite beträgt 4 bis
5 Fuß, die Fittiglänge 14 bis 15, die Schwanzlänge 9 bis 10 Zoll (engliſch). Nach der Brutzeit
ſcheint das Männchen ſeinen Schmucktragen zu verlieren.

Die Hubara iſt größer als der Kragentrappe und unterſcheidet ſich noch dadurch, daß die Federn
der Haube reinweiß, ohne alle ſchwarzen Flecke, ſowie ferner, daß die Federn des Rückens und der
Flügel dunkler und mehr bräunlich von Farbe ſind. Beide Arten ſtehen ſich übrigens ſehr nahe.

Der Kragentrappe findet ſich, laut Jerdon, auf den Ebenen des Punjab und oberen Sind,
verirrt ſich aber auch nach andern Theilen Jndiens, wird häufig in den trocknen, ſteinigten Ebenen
Afghaniſtans angetroffen und kommt gelegentlich in andern Theilen Aſiens, ſo z. B. in Meſopotamien
und Perſien vor. Von Aſien aus verfliegt er ſich zuweilen nach Europa, gehört hier aber zu den
ſeltenſten Erſcheinungen. Die Hubara vertritt ihn in den ſüdlichen Mittelmeerländern, von den
Canaren an bis nach Arabien hin; ſie ſoll in Marokko, Algier und Tunis nicht ſelten, an der lybiſchen
Küſte nach Ehrenberg ſogar häufig ſein. Nach Bolle kommt ſie übrigens nicht auf allen kana-
riſchen Jnſeln, ſondern faſt blos auf Fuertaventuro vor, und nur wenige verfliegen ſich gelegentlich
nach der Südküſte von Lanzarote. Oefter mag es geſchehen, daß die Hubara nach Spanien, Süd-
frankreich, Jtalien und Griechenland herüberſtreift; denn wahrſcheinlich gehören die meiſten Trappen
dieſer Sippe, welche in den genannten Ländern erlegt wurden, dieſer und nicht der vorhergehenden
Art an. Die einen wie die anderen ſcheinen ſich übrigens in allen Stücken ſo zu ähneln, daß man
gewiß das von dem Kragentrappen Bekannte auch auf die Hubara beziehen kann, und umgekehrt.

Beide bevorzugen heiße, dürre, ſandige und ſteinigte, nur mit wenig Geſtrüpp bedeckte Ebenen,
alſo am liebſten die eigentliche Wüſte. Bolle ſagt, daß er die Hubara vorzüglich in der Nähe aus-

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[568/0606] Die Läufer. Stelzvögel. Trappen. Des köſtlichen Wildprets wegen wird dem Zwergtrappen überall eifrig nachgeſtellt. Jn Spanien kommt er unter dem Namen „Faſan“ auf die Tafel. Das Wildpret ſteht aber auch kaum dem des Faſanen an Güte nach. Ob man die Vögel hier oder in Südfrankreich regelmäßig jagt, weiß ich nicht. Dieſes ſcheint aber in Südrußland zu geſchehen. Auch hier bedient man ſich zur Jagd am liebſten des Wagens. „Wenn der Hahn den Wagen auf ſich zukommen ſieht, blickt er ängſtlich auf die ungewohnte Erſcheinung; kommt das Gefährt behutſam näher, ſo fliegt er entweder eine kurze Strecke fort und dann iſt jede Mühe des Jägers vergebens, oder er duckt ſich ins Gras oder bleibt keck auf einer Stelle und fordert den Jäger durch ſein „Terks, terks“ heraus. Jn beiden Fällen iſt er verloren.“ Man hat neuerdings zwei in Geſtalt und Färbung ſich täuſchend ähnelnde Trappen, welche beide in Europa erlegt worden ſind, unter dem arabiſchen Namen Hubara (Hubara) in eine Sippe vereinigt und als Merkmale derſelben den verhältnißmäßig langen Schnabel, die ziemlich kurzen Füße, die Kopfhaube und den ſchönen Halskragen hervorgehoben. Der eine dieſer Trappen, welchen wir Kragentrappe nennen wollen (Hubara Macquenii), bewohnt Südaſien und hat ſich ſchon wiederholt nach Deutſchland und England verflogen, iſt aber in der Regel mit ſeinem afrikaniſchen Verwandten, der Hubara (Hubara undulata) verwechſelt worden. Sein Gefieder iſt auf der Stirn und den Kopfſeiten roſtrothgrau, braun überpudert, der lange Federbuſch vorn ſchwarz, hinten weiß, das Gefieder des Hinterkopfes weißlich, braun und grau geſtreift, das des Oberkörpers auf lichtocker- oder lehmgelbem Grunde zart ſchwarz in die Quere gewellt und da, wo die Zeichnung dichter ſteht, dunkler gefleckt, die Kehle weiß, der Vorderhals bräunlich, die Oberbruſt grau, der Bauch gilblichweiß. Der Kragen beſteht aus langen flatternden Federn, welche zu beiden Seiten des Halſes ſtehen und von denen die oberen rein ſchwarz, die unteren an der Wurzel und an der Spitze ſchwarz, übrigens weiß ſind; die Schwingen haben eine weiße Wurzel und eine ſchwarze Spitze; die Steuerfedern zeigen auf röthlichem, fein geſprenkeltem Grunde zwei dunkle Binden. Das Auge iſt glänzend gelb, der Schnabel ſchieferfarben, der Fuß grünlichgelb. Nach Jerdon ſchwankt die Länge des Männchens zwiſchen 25 bis 30 Zoll, die Breite beträgt 4 bis 5 Fuß, die Fittiglänge 14 bis 15, die Schwanzlänge 9 bis 10 Zoll (engliſch). Nach der Brutzeit ſcheint das Männchen ſeinen Schmucktragen zu verlieren. Die Hubara iſt größer als der Kragentrappe und unterſcheidet ſich noch dadurch, daß die Federn der Haube reinweiß, ohne alle ſchwarzen Flecke, ſowie ferner, daß die Federn des Rückens und der Flügel dunkler und mehr bräunlich von Farbe ſind. Beide Arten ſtehen ſich übrigens ſehr nahe. Der Kragentrappe findet ſich, laut Jerdon, auf den Ebenen des Punjab und oberen Sind, verirrt ſich aber auch nach andern Theilen Jndiens, wird häufig in den trocknen, ſteinigten Ebenen Afghaniſtans angetroffen und kommt gelegentlich in andern Theilen Aſiens, ſo z. B. in Meſopotamien und Perſien vor. Von Aſien aus verfliegt er ſich zuweilen nach Europa, gehört hier aber zu den ſeltenſten Erſcheinungen. Die Hubara vertritt ihn in den ſüdlichen Mittelmeerländern, von den Canaren an bis nach Arabien hin; ſie ſoll in Marokko, Algier und Tunis nicht ſelten, an der lybiſchen Küſte nach Ehrenberg ſogar häufig ſein. Nach Bolle kommt ſie übrigens nicht auf allen kana- riſchen Jnſeln, ſondern faſt blos auf Fuertaventuro vor, und nur wenige verfliegen ſich gelegentlich nach der Südküſte von Lanzarote. Oefter mag es geſchehen, daß die Hubara nach Spanien, Süd- frankreich, Jtalien und Griechenland herüberſtreift; denn wahrſcheinlich gehören die meiſten Trappen dieſer Sippe, welche in den genannten Ländern erlegt wurden, dieſer und nicht der vorhergehenden Art an. Die einen wie die anderen ſcheinen ſich übrigens in allen Stücken ſo zu ähneln, daß man gewiß das von dem Kragentrappen Bekannte auch auf die Hubara beziehen kann, und umgekehrt. Beide bevorzugen heiße, dürre, ſandige und ſteinigte, nur mit wenig Geſtrüpp bedeckte Ebenen, alſo am liebſten die eigentliche Wüſte. Bolle ſagt, daß er die Hubara vorzüglich in der Nähe aus-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/606>, abgerufen am 22.11.2024.