"Von dem Augenblick des Ausschlüpfens an hatte ich, obgleich ich wußte, daß schon jetzt Nahrung nicht nöthig war, dennoch an die Wand ein Gemenge von Salat, hartgesottenen Eiern und Brot- krumen gestellt; aber einige Tage lang wurde diese Nahrung gänzlich verschmäht. Die Jungen wühlten nach dem Beispiel ihres Vaters im Sande und warfen sich zu meinem großen Erstaunen auf den Koth der Alten. Endlich begannen sie das Grüne zu fressen, und es mußte diese Nahrung täglich mehrmals erneuert werden. Die harten Eier dagegen fraßen sie niemals mit großer Begierde, und schon nach einigen Tagen zogen sie die ganzen Salatblätter allem Andern vor."
"Niemals haben wir bemerkt, daß die Alten für ihre Jungen die Sorge und Aufmerksamkeit der Henne bekunden. Sie zeigten ihnen die Nahrung nicht, nahmen im Gegentheil das Beste davon für sich."
"Einige Tage lang nahm das Wachsthum der Jungen einen guten Fortgang; das Aussehen veränderte sich zusehends; der Hals wurde länger, der Körper erhob sich, die Flügel fingen an, sich zu entwickeln, der Kopf bedeckte sich mit lichtgelbem Flaum; auf dem Halse trat eine fahle Band- und Fleckenzeichnung hervor; den Körper bekleideten Federn, welche verwirrten Haaren glichen."
"Die Jungen wuchsen rasch heran, liefen bald dahin, bald dorthin, selbst aus dem Pferch heraus, machten auf Kerbthiere und Sämereien Jagd. Leider aber verloren sie den Vater, welcher, ihnen nachgehend, die Umzäunung sprengte und anstatt die Familie zurückzuführen, sich mit ihr in dem Walde verlor. Man hoffte auf seine Zurückkunft, bis man ihn nach langem Suchen todt fand am Fuße eines Felsens, von welchem er herabgestürzt war."
Als bemerkenswerth hebt Suquet noch hervor, daß die beiden Eier, welche einige Tage vor dem Ausschlüpfen aus dem Neste geworfen worden waren und zwölf Tage ohne bebrütet zu werden auf dem Sande gelegen hatten, zwei vollständig ausgebildete Keime enthielten, welche noch Lebenszeichen von sich gaben. "Jch sehe mich deshalb genöthigt, zu glauben", sagt er, "daß das Ausschlüpfen der Eier auf natürlichem Wege stattgefunden hätte, wenn sie unversehrt geblieben wären, und es scheint mir Dies in der That ein Beweis für die Möglichkeit der so viel bestrittenen Ausbrütung durch die Sonne. Während der zwölf Tage war die Hitze eine sehr große, mit der Nordafrikas überein- stimmende."
Die Erziehung der Küchlein verlief unter Leitung der Mutter auf das Beste. Es mußte jedoch das für jene bestimmte Futter vor dieser gesichert werden, da sie mit Ausnahme des Schutzes, welchen sie den Kleinen während der Nacht gewährte, in keiner Weise für ihre Jungen Sorge trug. Man war erstaunt über die rasche Entwicklung der jungen Strauße. Nach Verlauf eines Monats hatten sie schon das Aussehen einer Trappe. Der Hals hatte sich entwickelt, der Körper bedeutend erhoben und das Gesieder ausgebildet.
Aus späteren Berichten Suquet's erfahren wir, daß im Verlaufe der nächsten Jahre in Mar- seille wiederum Strauße gezüchtet wurden.
Neuerdings soll nun auch ein erfindungsreicher Kopf, welcher in der Nähe von Colesberg im Kaplande wohnt, auf den Gedanken gekommen sein, die Straußenzucht ins Große zu treiben, haupt- sächlich um die Vögel auf ihre Federn auszunutzen. Er hält sie auf einem weiten Platze, welcher mit Gras bewachsen ist und füttert sie nur dann mit Getreide, wenn er sie zu sich heranlocken will. Seiner Berechnung nach soll jedes Straußenmännchen alljährlich für ungefähr sechshundert Thaler unseres Geldes Federn erzeugen können. Diese Schätzung dürfte sich als falsch erweisen, immerhin aber würde der zu erzielende Nutzen ein bedeutender sein können.
Der theuren Federn wegen verfolgt man die Strauße schon seit Jahrhunderten. Wie es die Römer angefangen haben mögen, die Massen zusammen zu bringen, welche sie auf die Arena führten oder schlachteten, um deren Gehirn, für sie einer der größten Leckerbissen, auf die Tafel zu bringen, bleibt uns räthselhaft, obgleich wir wissen, daß die Straußenfänger ihr Wild durch List ins Netz lockten oder durch längere Verfolgung mit Pferden dahin trieben. Daß die Strauße vor Zeiten in der Nähe der Küste Afrikas viel häufiger waren als jetzt, unterliegt keinem Zweifel; sie sind fort-
Die Läufer. Kurzflügler. Strauße.
„Von dem Augenblick des Ausſchlüpfens an hatte ich, obgleich ich wußte, daß ſchon jetzt Nahrung nicht nöthig war, dennoch an die Wand ein Gemenge von Salat, hartgeſottenen Eiern und Brot- krumen geſtellt; aber einige Tage lang wurde dieſe Nahrung gänzlich verſchmäht. Die Jungen wühlten nach dem Beiſpiel ihres Vaters im Sande und warfen ſich zu meinem großen Erſtaunen auf den Koth der Alten. Endlich begannen ſie das Grüne zu freſſen, und es mußte dieſe Nahrung täglich mehrmals erneuert werden. Die harten Eier dagegen fraßen ſie niemals mit großer Begierde, und ſchon nach einigen Tagen zogen ſie die ganzen Salatblätter allem Andern vor.“
„Niemals haben wir bemerkt, daß die Alten für ihre Jungen die Sorge und Aufmerkſamkeit der Henne bekunden. Sie zeigten ihnen die Nahrung nicht, nahmen im Gegentheil das Beſte davon für ſich.“
„Einige Tage lang nahm das Wachsthum der Jungen einen guten Fortgang; das Ausſehen veränderte ſich zuſehends; der Hals wurde länger, der Körper erhob ſich, die Flügel fingen an, ſich zu entwickeln, der Kopf bedeckte ſich mit lichtgelbem Flaum; auf dem Halſe trat eine fahle Band- und Fleckenzeichnung hervor; den Körper bekleideten Federn, welche verwirrten Haaren glichen.“
„Die Jungen wuchſen raſch heran, liefen bald dahin, bald dorthin, ſelbſt aus dem Pferch heraus, machten auf Kerbthiere und Sämereien Jagd. Leider aber verloren ſie den Vater, welcher, ihnen nachgehend, die Umzäunung ſprengte und anſtatt die Familie zurückzuführen, ſich mit ihr in dem Walde verlor. Man hoffte auf ſeine Zurückkunft, bis man ihn nach langem Suchen todt fand am Fuße eines Felſens, von welchem er herabgeſtürzt war.“
Als bemerkenswerth hebt Suquet noch hervor, daß die beiden Eier, welche einige Tage vor dem Ausſchlüpfen aus dem Neſte geworfen worden waren und zwölf Tage ohne bebrütet zu werden auf dem Sande gelegen hatten, zwei vollſtändig ausgebildete Keime enthielten, welche noch Lebenszeichen von ſich gaben. „Jch ſehe mich deshalb genöthigt, zu glauben“, ſagt er, „daß das Ausſchlüpfen der Eier auf natürlichem Wege ſtattgefunden hätte, wenn ſie unverſehrt geblieben wären, und es ſcheint mir Dies in der That ein Beweis für die Möglichkeit der ſo viel beſtrittenen Ausbrütung durch die Sonne. Während der zwölf Tage war die Hitze eine ſehr große, mit der Nordafrikas überein- ſtimmende.“
Die Erziehung der Küchlein verlief unter Leitung der Mutter auf das Beſte. Es mußte jedoch das für jene beſtimmte Futter vor dieſer geſichert werden, da ſie mit Ausnahme des Schutzes, welchen ſie den Kleinen während der Nacht gewährte, in keiner Weiſe für ihre Jungen Sorge trug. Man war erſtaunt über die raſche Entwicklung der jungen Strauße. Nach Verlauf eines Monats hatten ſie ſchon das Ausſehen einer Trappe. Der Hals hatte ſich entwickelt, der Körper bedeutend erhoben und das Geſieder ausgebildet.
Aus ſpäteren Berichten Suquet’s erfahren wir, daß im Verlaufe der nächſten Jahre in Mar- ſeille wiederum Strauße gezüchtet wurden.
Neuerdings ſoll nun auch ein erfindungsreicher Kopf, welcher in der Nähe von Colesberg im Kaplande wohnt, auf den Gedanken gekommen ſein, die Straußenzucht ins Große zu treiben, haupt- ſächlich um die Vögel auf ihre Federn auszunutzen. Er hält ſie auf einem weiten Platze, welcher mit Gras bewachſen iſt und füttert ſie nur dann mit Getreide, wenn er ſie zu ſich heranlocken will. Seiner Berechnung nach ſoll jedes Straußenmännchen alljährlich für ungefähr ſechshundert Thaler unſeres Geldes Federn erzeugen können. Dieſe Schätzung dürfte ſich als falſch erweiſen, immerhin aber würde der zu erzielende Nutzen ein bedeutender ſein können.
Der theuren Federn wegen verfolgt man die Strauße ſchon ſeit Jahrhunderten. Wie es die Römer angefangen haben mögen, die Maſſen zuſammen zu bringen, welche ſie auf die Arena führten oder ſchlachteten, um deren Gehirn, für ſie einer der größten Leckerbiſſen, auf die Tafel zu bringen, bleibt uns räthſelhaft, obgleich wir wiſſen, daß die Straußenfänger ihr Wild durch Liſt ins Netz lockten oder durch längere Verfolgung mit Pferden dahin trieben. Daß die Strauße vor Zeiten in der Nähe der Küſte Afrikas viel häufiger waren als jetzt, unterliegt keinem Zweifel; ſie ſind fort-
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[532/0562]
Die Läufer. Kurzflügler. Strauße.
„Von dem Augenblick des Ausſchlüpfens an hatte ich, obgleich ich wußte, daß ſchon jetzt Nahrung
nicht nöthig war, dennoch an die Wand ein Gemenge von Salat, hartgeſottenen Eiern und Brot-
krumen geſtellt; aber einige Tage lang wurde dieſe Nahrung gänzlich verſchmäht. Die Jungen
wühlten nach dem Beiſpiel ihres Vaters im Sande und warfen ſich zu meinem großen Erſtaunen auf
den Koth der Alten. Endlich begannen ſie das Grüne zu freſſen, und es mußte dieſe Nahrung täglich
mehrmals erneuert werden. Die harten Eier dagegen fraßen ſie niemals mit großer Begierde, und
ſchon nach einigen Tagen zogen ſie die ganzen Salatblätter allem Andern vor.“
„Niemals haben wir bemerkt, daß die Alten für ihre Jungen die Sorge und Aufmerkſamkeit
der Henne bekunden. Sie zeigten ihnen die Nahrung nicht, nahmen im Gegentheil das Beſte davon
für ſich.“
„Einige Tage lang nahm das Wachsthum der Jungen einen guten Fortgang; das Ausſehen
veränderte ſich zuſehends; der Hals wurde länger, der Körper erhob ſich, die Flügel fingen an, ſich
zu entwickeln, der Kopf bedeckte ſich mit lichtgelbem Flaum; auf dem Halſe trat eine fahle Band- und
Fleckenzeichnung hervor; den Körper bekleideten Federn, welche verwirrten Haaren glichen.“
„Die Jungen wuchſen raſch heran, liefen bald dahin, bald dorthin, ſelbſt aus dem Pferch heraus,
machten auf Kerbthiere und Sämereien Jagd. Leider aber verloren ſie den Vater, welcher, ihnen
nachgehend, die Umzäunung ſprengte und anſtatt die Familie zurückzuführen, ſich mit ihr in dem
Walde verlor. Man hoffte auf ſeine Zurückkunft, bis man ihn nach langem Suchen todt fand am
Fuße eines Felſens, von welchem er herabgeſtürzt war.“
Als bemerkenswerth hebt Suquet noch hervor, daß die beiden Eier, welche einige Tage vor dem
Ausſchlüpfen aus dem Neſte geworfen worden waren und zwölf Tage ohne bebrütet zu werden auf dem
Sande gelegen hatten, zwei vollſtändig ausgebildete Keime enthielten, welche noch Lebenszeichen von
ſich gaben. „Jch ſehe mich deshalb genöthigt, zu glauben“, ſagt er, „daß das Ausſchlüpfen der
Eier auf natürlichem Wege ſtattgefunden hätte, wenn ſie unverſehrt geblieben wären, und es ſcheint
mir Dies in der That ein Beweis für die Möglichkeit der ſo viel beſtrittenen Ausbrütung durch
die Sonne. Während der zwölf Tage war die Hitze eine ſehr große, mit der Nordafrikas überein-
ſtimmende.“
Die Erziehung der Küchlein verlief unter Leitung der Mutter auf das Beſte. Es mußte jedoch
das für jene beſtimmte Futter vor dieſer geſichert werden, da ſie mit Ausnahme des Schutzes, welchen
ſie den Kleinen während der Nacht gewährte, in keiner Weiſe für ihre Jungen Sorge trug. Man
war erſtaunt über die raſche Entwicklung der jungen Strauße. Nach Verlauf eines Monats hatten
ſie ſchon das Ausſehen einer Trappe. Der Hals hatte ſich entwickelt, der Körper bedeutend erhoben
und das Geſieder ausgebildet.
Aus ſpäteren Berichten Suquet’s erfahren wir, daß im Verlaufe der nächſten Jahre in Mar-
ſeille wiederum Strauße gezüchtet wurden.
Neuerdings ſoll nun auch ein erfindungsreicher Kopf, welcher in der Nähe von Colesberg im
Kaplande wohnt, auf den Gedanken gekommen ſein, die Straußenzucht ins Große zu treiben, haupt-
ſächlich um die Vögel auf ihre Federn auszunutzen. Er hält ſie auf einem weiten Platze, welcher
mit Gras bewachſen iſt und füttert ſie nur dann mit Getreide, wenn er ſie zu ſich heranlocken will.
Seiner Berechnung nach ſoll jedes Straußenmännchen alljährlich für ungefähr ſechshundert Thaler
unſeres Geldes Federn erzeugen können. Dieſe Schätzung dürfte ſich als falſch erweiſen, immerhin
aber würde der zu erzielende Nutzen ein bedeutender ſein können.
Der theuren Federn wegen verfolgt man die Strauße ſchon ſeit Jahrhunderten. Wie es die
Römer angefangen haben mögen, die Maſſen zuſammen zu bringen, welche ſie auf die Arena führten
oder ſchlachteten, um deren Gehirn, für ſie einer der größten Leckerbiſſen, auf die Tafel zu bringen,
bleibt uns räthſelhaft, obgleich wir wiſſen, daß die Straußenfänger ihr Wild durch Liſt ins Netz
lockten oder durch längere Verfolgung mit Pferden dahin trieben. Daß die Strauße vor Zeiten in
der Nähe der Küſte Afrikas viel häufiger waren als jetzt, unterliegt keinem Zweifel; ſie ſind fort-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/562>, abgerufen am 22.11.2024.
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