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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Felsenkleiber. Kappenbaumkleber.
lange Eingangsröhre hat, zum Brüten benutzt. Als bemerkenswerth hebt Krüper die Baulust des
Felsenkleibers hervor. Er fand eine natürliche Steinhöhlung zum Neste dieses Vogels hergerichtet,
indem dieselbe vorn zugeklebt und mit einem zwei und ein halb Zoll langen künstlichen, aus Dünger
und Käferflügeln bestehenden Eingang versehen war. Diesen brach er ab, um ihn aufzubewahren.
Drei Wochen später bemerkte er, daß die Höhlung unsichtbar gemacht, d. h. vollständig zugemauert
worden war. Um nun die Ursache dieser Arbeit zu sehen, schnitt er auf Wunsch seiner Begleiter die
Erdkruste heraus, fand jedoch Nichts im Neste und schloß daraus, daß nur die große Baulust den
Vogel zu seiner Arbeit angetrieben hatte. Ein Schwalbennest, dessen Eingangsröhre er mit Gras
verstopft und in dessen Napf er ein großes Loch geschnitten hatte, fand er bei seinem zweiten Besuche
ebenfalls wieder ausgebessert; die etwas beschädigte Röhre war wieder hergestellt und das Loch im
Napfe ausgefüllt. Bei einem andern Neste hatte der Felsenkleiber das hineingeschnittene Loch nicht
zugeklebt, sondern es für zweckmäßiger erachtet, hier noch eine zollange Eingangsröhre zu bauen,
sodaß das Nest zwei Eingänge hatte. Die Legzeit fällt in die letzten Tage des April oder in die ersten
des Mai; das Gelege besteht aus acht bis neun Eiern, welche ebenfalls auf weißem Grunde roth
gefleckt sind. Das Weibchen brütet so eifrig, daß man es leicht im Neste ergreifen kann.



Die Baumkleber (Sittella), welche Neuholland bewohnen, unterscheiden sich von den Kleibern
durch einen dünnen, pfriemenförmigen, seitlich stark zusammengedrückten, vor der Spitze des Ober-
kiefers ausgekerbten Schnabel; die Flügel, in denen die zweite und dritte Schwinge die längsten sind,
erreichen das Ende des kurzen, gleichfedrigen Schwanzes. Jn der Lebensweise gleichen die Baum-
kleber den Kleibern. Sie bauen aber eigenthümliche, in den Zweigen aufrecht stehende Nester und
gebrauchen wahrscheinlich niemals lehmige Erde zu den Wandungen derselben.

Der Kappenbaumkleber (Sittella pileata), welcher Südwestaustralien bewohnt, ist auf dem
Oberkopf schwarz, auf Rücken und Nacken graubraun, schwach dunkelbraun längs gestreift, auf den
Flügeln schwärzlichbraun, auf der Stirn, einem Streifen über dem Auge, der Gurgel, Brust
und Bauchmitte weiß, auf den Seiten der Brust und des Bauches graulichbraun; die Schwingen sind
schwärzlichbraun mit rothbraunem Mittelfleck und graubrauner Spitze. Das Auge ist gelbbraun, der
Schnabel gelb an der Wurzel, schwarz an der Spitze, der Fuß königsgelb. Das Weibchen ist dunkler
und auf dem ganzen Kopfe schwarz. Die Länge beträgt 43/4, die Fittiglänge 31/2, die Schwanz-
länge 11/2 Zoll.

Gould und Gilbert haben einige Nachrichten über das Leben der Baumkleber gegeben. Der
erstgenannte Naturforscher fand diese Vögel gewöhnlich in kleinen Trupps von vier bis acht Stücken
auf Bäumen. Hier rennen sie mit der größten Leichtigkeit über die Zweige und nehmen beinah jede
erdenkliche Stellung an, laufen auch wie die Kleiber kopfabwärts nach unten. Jhr Flug ist reißend
schnell; doch fliegen sie, wie ihre Verwandten, nur, wenn es sich darum handelt, von einem Baum zum
andern zu gelangen. Die beschriebene Art traf Gould in einer großen Gesellschaft von etwa dreißig
Stücken an. Die Vögel waren außerordentlich scheu, saßen auf den höchsten Zweigen der Bäume
und flogen so schnell von Baum zu Baum, daß die Jäger eilen mußten, um einige zu erlegen.
Gilbert sagt, daß der Kappenbaumkleber sich immer in Familien von zehn bis zwanzig Stück
zusammenhält, äußerst beweglich ist und an den Stämmen der Bäume ungemein schnell auf- und
abwärts steigt, und dabei, häufiger noch aber im Fliegen, ein kurzes schwaches Piepen ausstößt.

Das Nest besteht aus kurzen Rindenstreifen, welche mit Spinnweben an den Zweigen befestigt
und oben so bedeckt werden, daß das Ganze zierlich und glatt aussieht. Die Spinnwebe ist aufgelegt,
nicht um die Stücke gewunden; oft sind auch Flechtentheile mit angebracht. Gewöhnlich steht das

Felſenkleiber. Kappenbaumkleber.
lange Eingangsröhre hat, zum Brüten benutzt. Als bemerkenswerth hebt Krüper die Bauluſt des
Felſenkleibers hervor. Er fand eine natürliche Steinhöhlung zum Neſte dieſes Vogels hergerichtet,
indem dieſelbe vorn zugeklebt und mit einem zwei und ein halb Zoll langen künſtlichen, aus Dünger
und Käferflügeln beſtehenden Eingang verſehen war. Dieſen brach er ab, um ihn aufzubewahren.
Drei Wochen ſpäter bemerkte er, daß die Höhlung unſichtbar gemacht, d. h. vollſtändig zugemauert
worden war. Um nun die Urſache dieſer Arbeit zu ſehen, ſchnitt er auf Wunſch ſeiner Begleiter die
Erdkruſte heraus, fand jedoch Nichts im Neſte und ſchloß daraus, daß nur die große Bauluſt den
Vogel zu ſeiner Arbeit angetrieben hatte. Ein Schwalbenneſt, deſſen Eingangsröhre er mit Gras
verſtopft und in deſſen Napf er ein großes Loch geſchnitten hatte, fand er bei ſeinem zweiten Beſuche
ebenfalls wieder ausgebeſſert; die etwas beſchädigte Röhre war wieder hergeſtellt und das Loch im
Napfe ausgefüllt. Bei einem andern Neſte hatte der Felſenkleiber das hineingeſchnittene Loch nicht
zugeklebt, ſondern es für zweckmäßiger erachtet, hier noch eine zollange Eingangsröhre zu bauen,
ſodaß das Neſt zwei Eingänge hatte. Die Legzeit fällt in die letzten Tage des April oder in die erſten
des Mai; das Gelege beſteht aus acht bis neun Eiern, welche ebenfalls auf weißem Grunde roth
gefleckt ſind. Das Weibchen brütet ſo eifrig, daß man es leicht im Neſte ergreifen kann.



Die Baumkleber (Sittella), welche Neuholland bewohnen, unterſcheiden ſich von den Kleibern
durch einen dünnen, pfriemenförmigen, ſeitlich ſtark zuſammengedrückten, vor der Spitze des Ober-
kiefers ausgekerbten Schnabel; die Flügel, in denen die zweite und dritte Schwinge die längſten ſind,
erreichen das Ende des kurzen, gleichfedrigen Schwanzes. Jn der Lebensweiſe gleichen die Baum-
kleber den Kleibern. Sie bauen aber eigenthümliche, in den Zweigen aufrecht ſtehende Neſter und
gebrauchen wahrſcheinlich niemals lehmige Erde zu den Wandungen derſelben.

Der Kappenbaumkleber (Sittella pileata), welcher Südweſtauſtralien bewohnt, iſt auf dem
Oberkopf ſchwarz, auf Rücken und Nacken graubraun, ſchwach dunkelbraun längs geſtreift, auf den
Flügeln ſchwärzlichbraun, auf der Stirn, einem Streifen über dem Auge, der Gurgel, Bruſt
und Bauchmitte weiß, auf den Seiten der Bruſt und des Bauches graulichbraun; die Schwingen ſind
ſchwärzlichbraun mit rothbraunem Mittelfleck und graubrauner Spitze. Das Auge iſt gelbbraun, der
Schnabel gelb an der Wurzel, ſchwarz an der Spitze, der Fuß königsgelb. Das Weibchen iſt dunkler
und auf dem ganzen Kopfe ſchwarz. Die Länge beträgt 4¾, die Fittiglänge 3½, die Schwanz-
länge 1½ Zoll.

Gould und Gilbert haben einige Nachrichten über das Leben der Baumkleber gegeben. Der
erſtgenannte Naturforſcher fand dieſe Vögel gewöhnlich in kleinen Trupps von vier bis acht Stücken
auf Bäumen. Hier rennen ſie mit der größten Leichtigkeit über die Zweige und nehmen beinah jede
erdenkliche Stellung an, laufen auch wie die Kleiber kopfabwärts nach unten. Jhr Flug iſt reißend
ſchnell; doch fliegen ſie, wie ihre Verwandten, nur, wenn es ſich darum handelt, von einem Baum zum
andern zu gelangen. Die beſchriebene Art traf Gould in einer großen Geſellſchaft von etwa dreißig
Stücken an. Die Vögel waren außerordentlich ſcheu, ſaßen auf den höchſten Zweigen der Bäume
und flogen ſo ſchnell von Baum zu Baum, daß die Jäger eilen mußten, um einige zu erlegen.
Gilbert ſagt, daß der Kappenbaumkleber ſich immer in Familien von zehn bis zwanzig Stück
zuſammenhält, äußerſt beweglich iſt und an den Stämmen der Bäume ungemein ſchnell auf- und
abwärts ſteigt, und dabei, häufiger noch aber im Fliegen, ein kurzes ſchwaches Piepen ausſtößt.

Das Neſt beſteht aus kurzen Rindenſtreifen, welche mit Spinnweben an den Zweigen befeſtigt
und oben ſo bedeckt werden, daß das Ganze zierlich und glatt ausſieht. Die Spinnwebe iſt aufgelegt,
nicht um die Stücke gewunden; oft ſind auch Flechtentheile mit angebracht. Gewöhnlich ſteht das

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[43/0055] Felſenkleiber. Kappenbaumkleber. lange Eingangsröhre hat, zum Brüten benutzt. Als bemerkenswerth hebt Krüper die Bauluſt des Felſenkleibers hervor. Er fand eine natürliche Steinhöhlung zum Neſte dieſes Vogels hergerichtet, indem dieſelbe vorn zugeklebt und mit einem zwei und ein halb Zoll langen künſtlichen, aus Dünger und Käferflügeln beſtehenden Eingang verſehen war. Dieſen brach er ab, um ihn aufzubewahren. Drei Wochen ſpäter bemerkte er, daß die Höhlung unſichtbar gemacht, d. h. vollſtändig zugemauert worden war. Um nun die Urſache dieſer Arbeit zu ſehen, ſchnitt er auf Wunſch ſeiner Begleiter die Erdkruſte heraus, fand jedoch Nichts im Neſte und ſchloß daraus, daß nur die große Bauluſt den Vogel zu ſeiner Arbeit angetrieben hatte. Ein Schwalbenneſt, deſſen Eingangsröhre er mit Gras verſtopft und in deſſen Napf er ein großes Loch geſchnitten hatte, fand er bei ſeinem zweiten Beſuche ebenfalls wieder ausgebeſſert; die etwas beſchädigte Röhre war wieder hergeſtellt und das Loch im Napfe ausgefüllt. Bei einem andern Neſte hatte der Felſenkleiber das hineingeſchnittene Loch nicht zugeklebt, ſondern es für zweckmäßiger erachtet, hier noch eine zollange Eingangsröhre zu bauen, ſodaß das Neſt zwei Eingänge hatte. Die Legzeit fällt in die letzten Tage des April oder in die erſten des Mai; das Gelege beſteht aus acht bis neun Eiern, welche ebenfalls auf weißem Grunde roth gefleckt ſind. Das Weibchen brütet ſo eifrig, daß man es leicht im Neſte ergreifen kann. Die Baumkleber (Sittella), welche Neuholland bewohnen, unterſcheiden ſich von den Kleibern durch einen dünnen, pfriemenförmigen, ſeitlich ſtark zuſammengedrückten, vor der Spitze des Ober- kiefers ausgekerbten Schnabel; die Flügel, in denen die zweite und dritte Schwinge die längſten ſind, erreichen das Ende des kurzen, gleichfedrigen Schwanzes. Jn der Lebensweiſe gleichen die Baum- kleber den Kleibern. Sie bauen aber eigenthümliche, in den Zweigen aufrecht ſtehende Neſter und gebrauchen wahrſcheinlich niemals lehmige Erde zu den Wandungen derſelben. Der Kappenbaumkleber (Sittella pileata), welcher Südweſtauſtralien bewohnt, iſt auf dem Oberkopf ſchwarz, auf Rücken und Nacken graubraun, ſchwach dunkelbraun längs geſtreift, auf den Flügeln ſchwärzlichbraun, auf der Stirn, einem Streifen über dem Auge, der Gurgel, Bruſt und Bauchmitte weiß, auf den Seiten der Bruſt und des Bauches graulichbraun; die Schwingen ſind ſchwärzlichbraun mit rothbraunem Mittelfleck und graubrauner Spitze. Das Auge iſt gelbbraun, der Schnabel gelb an der Wurzel, ſchwarz an der Spitze, der Fuß königsgelb. Das Weibchen iſt dunkler und auf dem ganzen Kopfe ſchwarz. Die Länge beträgt 4¾, die Fittiglänge 3½, die Schwanz- länge 1½ Zoll. Gould und Gilbert haben einige Nachrichten über das Leben der Baumkleber gegeben. Der erſtgenannte Naturforſcher fand dieſe Vögel gewöhnlich in kleinen Trupps von vier bis acht Stücken auf Bäumen. Hier rennen ſie mit der größten Leichtigkeit über die Zweige und nehmen beinah jede erdenkliche Stellung an, laufen auch wie die Kleiber kopfabwärts nach unten. Jhr Flug iſt reißend ſchnell; doch fliegen ſie, wie ihre Verwandten, nur, wenn es ſich darum handelt, von einem Baum zum andern zu gelangen. Die beſchriebene Art traf Gould in einer großen Geſellſchaft von etwa dreißig Stücken an. Die Vögel waren außerordentlich ſcheu, ſaßen auf den höchſten Zweigen der Bäume und flogen ſo ſchnell von Baum zu Baum, daß die Jäger eilen mußten, um einige zu erlegen. Gilbert ſagt, daß der Kappenbaumkleber ſich immer in Familien von zehn bis zwanzig Stück zuſammenhält, äußerſt beweglich iſt und an den Stämmen der Bäume ungemein ſchnell auf- und abwärts ſteigt, und dabei, häufiger noch aber im Fliegen, ein kurzes ſchwaches Piepen ausſtößt. Das Neſt beſteht aus kurzen Rindenſtreifen, welche mit Spinnweben an den Zweigen befeſtigt und oben ſo bedeckt werden, daß das Ganze zierlich und glatt ausſieht. Die Spinnwebe iſt aufgelegt, nicht um die Stücke gewunden; oft ſind auch Flechtentheile mit angebracht. Gewöhnlich ſteht das

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/55>, abgerufen am 27.11.2024.