Gesicht, soweit es nackt, fleischroth, der Schnabel hornbraungrau, an der Spitze blasser, der Fuß fleisch- braun. Die Länge beträgt 24, die Fittiglänge 13, die Schwanzlänge 11 Zoll.
Man nimmt an, daß Hernandez unter dem Namen Hoactzin unser Schopfhuhn beschrieben hat, und gebraucht deshalb noch häufig jenen Namen zu seiner Bezeichnung; die Beschreibung ist jedoch so unklar, daß auf diese Meinung nicht viel Gewicht gelegt werden darf. Dagegen beschrieb Sonnini unter dem Namen Sasa unseren Vogel, und seine Schilderung ist bis auf Schomburgk, Des- murs und Bates die einzige gewesen, welche Glaubwürdigkeit beanspruchen konnte. Sonnini fand die Schopfhühner nie in großen Waldungen oder an hohen Orten, sondern immer nur auf über- schwemmten Savannen, den Tag über auf Zweigen am Rande der Gewässer stillsitzend, morgens und abends auf Nahrung ausgehend. Sie lassen sich leicht beschleichen, sind überhaupt gar nicht scheu, wahrscheinlich weil man sie ihres schlechten Fleisches wegen wenig beunruhigt und sie außerdem in Gegenden sich aufhalten, nach welchen die Menschen selten hinkommen können. Niemals sollen sie auf dem Boden gefunden werden, sondern sich immer nur auf Bäumen und Gebüschen umhertreiben. Letztere Angabe steht mit dem von Schomburgk Mitgetheilten in Widerspruch, wird aber auch von Bates aufrecht erhalten; es scheint also, daß das Baumleben die Regel, ein Herabkommen auf den Boden die Ausnahme ist. Am oberen Amazonenstrome ist das Schopfhuhn außerordentlich häufig und unter dem Namen "Zigeuner" Jedermann bekannt. Es lebt, laut Bates, auf den niedern Bäumen oder in Büschen, welche die Ströme und Seen umsäumen, und nährt sich von verschiedenen wilden Früchten, insbesondere von einer sauern Guava. Die Eingebornen behaupten, daß es die Frucht eines baumartigen Arums, welcher auf den schlammigen Bänken kleine Dickichte bildet, vor- zugsweise aufsucht, und daß sein Fleisch deshalb den unangenehmen Geruch bekommt. Letzteres bezweifelt Schomburgk, weil dieser Geruch gar keine Aehnlichkeit mit den Arumsblättern habe; doch scheint mir dieser Grund nicht ausreichend zu sein, um die Angabe der Eingebornen zu widerlegen. Bates ist übrigens auch der Ansicht, daß jener Geruch als der beste Schutz des Schopfhuhnes angesehen werden muß, da weder der Mensch noch ein Raubthier auf den stinkenden, ungenießbaren Vogel Jagd macht. Die rauhe, widrige Stimme soll man besonders dann vernehmen, wenn das Schopfhuhn, aufgescheucht durch ein vorüberfahrendes Boot oder einen sich nähernden Menschen, entflieht. Es pflegt dann die ganze Bande laut aufzuschreien, während sie schwerfällig von einem Baume zum anderen fliegt.
Bates hält das Schopfhuhn für einen in Vielweiberei lebenden Vogel, bleibt uns aber den Beweis dafür schuldig. Das Nest soll auf niederm Gebüsch, womöglich über dem Wasser angelegt, aber sehr liederlich zusammengebaut werden. Die drei bis vier Eier sind auf graulichweißem Grunde röthlich gefleckt. Jn ihrer Form zeigen sie Aehnlichkeit mit denen der Schakuhühner, in der Zeichnung mit denen der Rallen.
Jn Südamerika herbergen hühnerartige Vögel, welche sich schon durch ihre äußere Erscheinung so auszeichnen, daß man sie mit anderen unmöglich verwechseln kann. Sie bilden die letzte Zunft der Ordnung, weil sie als Uebergangsglieder von den Hühnern zu den Rallen angesehen werden dürfen. Man hat sie Steißhühner (Crypturidae) genannt.
Jhr Leib ist, wegen der sehr entwickelten Brustmuskeln, kräftig, der Hals dagegen lang und dünn, der Kopf klein und platt, der Schnabel lang, dünn, gebogen, ohne kuppig abgesetzten Hornnagel an der Spitze, vielmehr mit einer Hornmasse überzogen, welche sanft und allmählich in die übrige häutige Bedeckung übergeht, der Fuß langläufig, sehr rauhsohlig, die stets kleine, hoch angesetzte Hinterzehe bei einzelnen so verkümmert, daß nur die Kralle übrig bleibt, das Gefieder am Kopfe und Halse kleinfedrig, weswegen diese Theile schwach erscheinen, auf dem Rumpfe voll, stark und großfedrig. Bei einigen Arten entspringen zwei Kiele aus einer Wurzel, bei anderen sind die Kiele,
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Schopfhuhn.
Geſicht, ſoweit es nackt, fleiſchroth, der Schnabel hornbraungrau, an der Spitze blaſſer, der Fuß fleiſch- braun. Die Länge beträgt 24, die Fittiglänge 13, die Schwanzlänge 11 Zoll.
Man nimmt an, daß Hernandez unter dem Namen Hoactzin unſer Schopfhuhn beſchrieben hat, und gebraucht deshalb noch häufig jenen Namen zu ſeiner Bezeichnung; die Beſchreibung iſt jedoch ſo unklar, daß auf dieſe Meinung nicht viel Gewicht gelegt werden darf. Dagegen beſchrieb Sonnini unter dem Namen Saſa unſeren Vogel, und ſeine Schilderung iſt bis auf Schomburgk, Des- murs und Bates die einzige geweſen, welche Glaubwürdigkeit beanſpruchen konnte. Sonnini fand die Schopfhühner nie in großen Waldungen oder an hohen Orten, ſondern immer nur auf über- ſchwemmten Savannen, den Tag über auf Zweigen am Rande der Gewäſſer ſtillſitzend, morgens und abends auf Nahrung ausgehend. Sie laſſen ſich leicht beſchleichen, ſind überhaupt gar nicht ſcheu, wahrſcheinlich weil man ſie ihres ſchlechten Fleiſches wegen wenig beunruhigt und ſie außerdem in Gegenden ſich aufhalten, nach welchen die Menſchen ſelten hinkommen können. Niemals ſollen ſie auf dem Boden gefunden werden, ſondern ſich immer nur auf Bäumen und Gebüſchen umhertreiben. Letztere Angabe ſteht mit dem von Schomburgk Mitgetheilten in Widerſpruch, wird aber auch von Bates aufrecht erhalten; es ſcheint alſo, daß das Baumleben die Regel, ein Herabkommen auf den Boden die Ausnahme iſt. Am oberen Amazonenſtrome iſt das Schopfhuhn außerordentlich häufig und unter dem Namen „Zigeuner“ Jedermann bekannt. Es lebt, laut Bates, auf den niedern Bäumen oder in Büſchen, welche die Ströme und Seen umſäumen, und nährt ſich von verſchiedenen wilden Früchten, insbeſondere von einer ſauern Guava. Die Eingebornen behaupten, daß es die Frucht eines baumartigen Arums, welcher auf den ſchlammigen Bänken kleine Dickichte bildet, vor- zugsweiſe aufſucht, und daß ſein Fleiſch deshalb den unangenehmen Geruch bekommt. Letzteres bezweifelt Schomburgk, weil dieſer Geruch gar keine Aehnlichkeit mit den Arumsblättern habe; doch ſcheint mir dieſer Grund nicht ausreichend zu ſein, um die Angabe der Eingebornen zu widerlegen. Bates iſt übrigens auch der Anſicht, daß jener Geruch als der beſte Schutz des Schopfhuhnes angeſehen werden muß, da weder der Menſch noch ein Raubthier auf den ſtinkenden, ungenießbaren Vogel Jagd macht. Die rauhe, widrige Stimme ſoll man beſonders dann vernehmen, wenn das Schopfhuhn, aufgeſcheucht durch ein vorüberfahrendes Boot oder einen ſich nähernden Menſchen, entflieht. Es pflegt dann die ganze Bande laut aufzuſchreien, während ſie ſchwerfällig von einem Baume zum anderen fliegt.
Bates hält das Schopfhuhn für einen in Vielweiberei lebenden Vogel, bleibt uns aber den Beweis dafür ſchuldig. Das Neſt ſoll auf niederm Gebüſch, womöglich über dem Waſſer angelegt, aber ſehr liederlich zuſammengebaut werden. Die drei bis vier Eier ſind auf graulichweißem Grunde röthlich gefleckt. Jn ihrer Form zeigen ſie Aehnlichkeit mit denen der Schakuhühner, in der Zeichnung mit denen der Rallen.
Jn Südamerika herbergen hühnerartige Vögel, welche ſich ſchon durch ihre äußere Erſcheinung ſo auszeichnen, daß man ſie mit anderen unmöglich verwechſeln kann. Sie bilden die letzte Zunft der Ordnung, weil ſie als Uebergangsglieder von den Hühnern zu den Rallen angeſehen werden dürfen. Man hat ſie Steißhühner (Crypturidae) genannt.
Jhr Leib iſt, wegen der ſehr entwickelten Bruſtmuskeln, kräftig, der Hals dagegen lang und dünn, der Kopf klein und platt, der Schnabel lang, dünn, gebogen, ohne kuppig abgeſetzten Hornnagel an der Spitze, vielmehr mit einer Hornmaſſe überzogen, welche ſanft und allmählich in die übrige häutige Bedeckung übergeht, der Fuß langläufig, ſehr rauhſohlig, die ſtets kleine, hoch angeſetzte Hinterzehe bei einzelnen ſo verkümmert, daß nur die Kralle übrig bleibt, das Gefieder am Kopfe und Halſe kleinfedrig, weswegen dieſe Theile ſchwach erſcheinen, auf dem Rumpfe voll, ſtark und großfedrig. Bei einigen Arten entſpringen zwei Kiele aus einer Wurzel, bei anderen ſind die Kiele,
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[515/0545]
Schopfhuhn.
Geſicht, ſoweit es nackt, fleiſchroth, der Schnabel hornbraungrau, an der Spitze blaſſer, der Fuß fleiſch-
braun. Die Länge beträgt 24, die Fittiglänge 13, die Schwanzlänge 11 Zoll.
Man nimmt an, daß Hernandez unter dem Namen Hoactzin unſer Schopfhuhn beſchrieben
hat, und gebraucht deshalb noch häufig jenen Namen zu ſeiner Bezeichnung; die Beſchreibung iſt jedoch
ſo unklar, daß auf dieſe Meinung nicht viel Gewicht gelegt werden darf. Dagegen beſchrieb Sonnini
unter dem Namen Saſa unſeren Vogel, und ſeine Schilderung iſt bis auf Schomburgk, Des-
murs und Bates die einzige geweſen, welche Glaubwürdigkeit beanſpruchen konnte. Sonnini
fand die Schopfhühner nie in großen Waldungen oder an hohen Orten, ſondern immer nur auf über-
ſchwemmten Savannen, den Tag über auf Zweigen am Rande der Gewäſſer ſtillſitzend, morgens und
abends auf Nahrung ausgehend. Sie laſſen ſich leicht beſchleichen, ſind überhaupt gar nicht ſcheu,
wahrſcheinlich weil man ſie ihres ſchlechten Fleiſches wegen wenig beunruhigt und ſie außerdem in
Gegenden ſich aufhalten, nach welchen die Menſchen ſelten hinkommen können. Niemals ſollen ſie
auf dem Boden gefunden werden, ſondern ſich immer nur auf Bäumen und Gebüſchen umhertreiben.
Letztere Angabe ſteht mit dem von Schomburgk Mitgetheilten in Widerſpruch, wird aber auch von
Bates aufrecht erhalten; es ſcheint alſo, daß das Baumleben die Regel, ein Herabkommen auf den
Boden die Ausnahme iſt. Am oberen Amazonenſtrome iſt das Schopfhuhn außerordentlich häufig
und unter dem Namen „Zigeuner“ Jedermann bekannt. Es lebt, laut Bates, auf den niedern
Bäumen oder in Büſchen, welche die Ströme und Seen umſäumen, und nährt ſich von verſchiedenen
wilden Früchten, insbeſondere von einer ſauern Guava. Die Eingebornen behaupten, daß es die
Frucht eines baumartigen Arums, welcher auf den ſchlammigen Bänken kleine Dickichte bildet, vor-
zugsweiſe aufſucht, und daß ſein Fleiſch deshalb den unangenehmen Geruch bekommt. Letzteres bezweifelt
Schomburgk, weil dieſer Geruch gar keine Aehnlichkeit mit den Arumsblättern habe; doch ſcheint
mir dieſer Grund nicht ausreichend zu ſein, um die Angabe der Eingebornen zu widerlegen. Bates
iſt übrigens auch der Anſicht, daß jener Geruch als der beſte Schutz des Schopfhuhnes angeſehen
werden muß, da weder der Menſch noch ein Raubthier auf den ſtinkenden, ungenießbaren Vogel Jagd
macht. Die rauhe, widrige Stimme ſoll man beſonders dann vernehmen, wenn das Schopfhuhn,
aufgeſcheucht durch ein vorüberfahrendes Boot oder einen ſich nähernden Menſchen, entflieht. Es
pflegt dann die ganze Bande laut aufzuſchreien, während ſie ſchwerfällig von einem Baume zum
anderen fliegt.
Bates hält das Schopfhuhn für einen in Vielweiberei lebenden Vogel, bleibt uns aber den Beweis
dafür ſchuldig. Das Neſt ſoll auf niederm Gebüſch, womöglich über dem Waſſer angelegt, aber ſehr
liederlich zuſammengebaut werden. Die drei bis vier Eier ſind auf graulichweißem Grunde röthlich
gefleckt. Jn ihrer Form zeigen ſie Aehnlichkeit mit denen der Schakuhühner, in der Zeichnung mit
denen der Rallen.
Jn Südamerika herbergen hühnerartige Vögel, welche ſich ſchon durch ihre äußere Erſcheinung
ſo auszeichnen, daß man ſie mit anderen unmöglich verwechſeln kann. Sie bilden die letzte Zunft
der Ordnung, weil ſie als Uebergangsglieder von den Hühnern zu den Rallen angeſehen werden
dürfen. Man hat ſie Steißhühner (Crypturidae) genannt.
Jhr Leib iſt, wegen der ſehr entwickelten Bruſtmuskeln, kräftig, der Hals dagegen lang und
dünn, der Kopf klein und platt, der Schnabel lang, dünn, gebogen, ohne kuppig abgeſetzten Hornnagel
an der Spitze, vielmehr mit einer Hornmaſſe überzogen, welche ſanft und allmählich in die übrige
häutige Bedeckung übergeht, der Fuß langläufig, ſehr rauhſohlig, die ſtets kleine, hoch angeſetzte
Hinterzehe bei einzelnen ſo verkümmert, daß nur die Kralle übrig bleibt, das Gefieder am Kopfe
und Halſe kleinfedrig, weswegen dieſe Theile ſchwach erſcheinen, auf dem Rumpfe voll, ſtark und
großfedrig. Bei einigen Arten entſpringen zwei Kiele aus einer Wurzel, bei anderen ſind die Kiele,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/545>, abgerufen am 22.11.2024.
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