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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Läufer. Scharrvögel. Hühner-Wallnister.
Eingeborner versicherte, kommt das Paar nach dreizehn Tagen wieder an den Strand, um ein zweites
Ei zu legen. Diese Behauptung scheint sich auf Beobachtung zu gründen, möglicher Weise auf die
eines verwundeten oder sonst ausgezeichneten Vogels, und ich glaube, daß sie so ziemlich der Wahr-
heit entsprechen wird, da bei allen Weibchen, welche ich schoß, bevor sie ihr Ei gelegt hatten, dieses die
Bauchhöhle so vollständig füllte, daß es die Eingeweide außer Thätigkeit zu setzen schien, gleichwohl
aber der Eierstock noch acht oder zehn bis zur Größe kleiner Bohnen entwickelte Eierchen enthielt,
deren größtes bis zu seiner vollen Entwicklung ungefähr die angegebene Zeit brauchen mochte. Die
Färbung der Eier ist ein blasses Braunroth; ihre Länge beträgt 41/4, ihre Breite 21/2 Zoll. Ganz
frisch bilden sie ein außerordentlich geschmackvolles Gericht; die Eingebornen kommen deshalb mehr
als funfzig Meilen herbei, um sie zu suchen. Die Eltern bekümmern sich nach dem Legen nicht mehr
[Abbildung] Der Maleo (Megacephalon Maleo). 1/4 der nat. Größe.
um sie, und die Jungen arbeiten sich, wenn sie einmal ausgeschlüpft sind, ohne jegliche Hilfe durch
den Sand und laufen dem Walde zu."

Rosenberg fand die Maleo's besonders häufig auf einer kleinen Jnsel des Boneflusses, welche
von den Radjas von Bone als Privatbesitz angesehen, durch besonders angestellte Dienstleute der
gedachten Oberhäupter bewacht und zur Brutzeit der Vögel ausgebeutet wird. Denn die höchst
schmackhaften Eier werden so gesucht, daß ihretwegen der Name Maleo jedem Einwohner der Jnsel
geläufig ist, wie denn auch jeder Schlecker Gorontalo's das Ei gern mit 12--15 Cents bezahlt.
Jagd und Fang der Erzeuger einer so nutzbringenden Waare sind also streng verboten, und der
betreffende Wächter hat noch außerdem die Verpflichtung, den großen Warneidechsen ihre Gelüste nach
den Eiern zu verleiden. Von einem dieser Wächter erfuhr unser Forscher etwa Folgendes:

Die Läufer. Scharrvögel. Hühner-Wallniſter.
Eingeborner verſicherte, kommt das Paar nach dreizehn Tagen wieder an den Strand, um ein zweites
Ei zu legen. Dieſe Behauptung ſcheint ſich auf Beobachtung zu gründen, möglicher Weiſe auf die
eines verwundeten oder ſonſt ausgezeichneten Vogels, und ich glaube, daß ſie ſo ziemlich der Wahr-
heit entſprechen wird, da bei allen Weibchen, welche ich ſchoß, bevor ſie ihr Ei gelegt hatten, dieſes die
Bauchhöhle ſo vollſtändig füllte, daß es die Eingeweide außer Thätigkeit zu ſetzen ſchien, gleichwohl
aber der Eierſtock noch acht oder zehn bis zur Größe kleiner Bohnen entwickelte Eierchen enthielt,
deren größtes bis zu ſeiner vollen Entwicklung ungefähr die angegebene Zeit brauchen mochte. Die
Färbung der Eier iſt ein blaſſes Braunroth; ihre Länge beträgt 4¼, ihre Breite 2½ Zoll. Ganz
friſch bilden ſie ein außerordentlich geſchmackvolles Gericht; die Eingebornen kommen deshalb mehr
als funfzig Meilen herbei, um ſie zu ſuchen. Die Eltern bekümmern ſich nach dem Legen nicht mehr
[Abbildung] Der Maleo (Megacephalon Maleo). ¼ der nat. Größe.
um ſie, und die Jungen arbeiten ſich, wenn ſie einmal ausgeſchlüpft ſind, ohne jegliche Hilfe durch
den Sand und laufen dem Walde zu.“

Roſenberg fand die Maleo’s beſonders häufig auf einer kleinen Jnſel des Bonefluſſes, welche
von den Radjas von Bone als Privatbeſitz angeſehen, durch beſonders angeſtellte Dienſtleute der
gedachten Oberhäupter bewacht und zur Brutzeit der Vögel ausgebeutet wird. Denn die höchſt
ſchmackhaften Eier werden ſo geſucht, daß ihretwegen der Name Maleo jedem Einwohner der Jnſel
geläufig iſt, wie denn auch jeder Schlecker Gorontalo’s das Ei gern mit 12—15 Cents bezahlt.
Jagd und Fang der Erzeuger einer ſo nutzbringenden Waare ſind alſo ſtreng verboten, und der
betreffende Wächter hat noch außerdem die Verpflichtung, den großen Warneidechſen ihre Gelüſte nach
den Eiern zu verleiden. Von einem dieſer Wächter erfuhr unſer Forſcher etwa Folgendes:

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[494/0524] Die Läufer. Scharrvögel. Hühner-Wallniſter. Eingeborner verſicherte, kommt das Paar nach dreizehn Tagen wieder an den Strand, um ein zweites Ei zu legen. Dieſe Behauptung ſcheint ſich auf Beobachtung zu gründen, möglicher Weiſe auf die eines verwundeten oder ſonſt ausgezeichneten Vogels, und ich glaube, daß ſie ſo ziemlich der Wahr- heit entſprechen wird, da bei allen Weibchen, welche ich ſchoß, bevor ſie ihr Ei gelegt hatten, dieſes die Bauchhöhle ſo vollſtändig füllte, daß es die Eingeweide außer Thätigkeit zu ſetzen ſchien, gleichwohl aber der Eierſtock noch acht oder zehn bis zur Größe kleiner Bohnen entwickelte Eierchen enthielt, deren größtes bis zu ſeiner vollen Entwicklung ungefähr die angegebene Zeit brauchen mochte. Die Färbung der Eier iſt ein blaſſes Braunroth; ihre Länge beträgt 4¼, ihre Breite 2½ Zoll. Ganz friſch bilden ſie ein außerordentlich geſchmackvolles Gericht; die Eingebornen kommen deshalb mehr als funfzig Meilen herbei, um ſie zu ſuchen. Die Eltern bekümmern ſich nach dem Legen nicht mehr [Abbildung Der Maleo (Megacephalon Maleo). ¼ der nat. Größe.] um ſie, und die Jungen arbeiten ſich, wenn ſie einmal ausgeſchlüpft ſind, ohne jegliche Hilfe durch den Sand und laufen dem Walde zu.“ Roſenberg fand die Maleo’s beſonders häufig auf einer kleinen Jnſel des Bonefluſſes, welche von den Radjas von Bone als Privatbeſitz angeſehen, durch beſonders angeſtellte Dienſtleute der gedachten Oberhäupter bewacht und zur Brutzeit der Vögel ausgebeutet wird. Denn die höchſt ſchmackhaften Eier werden ſo geſucht, daß ihretwegen der Name Maleo jedem Einwohner der Jnſel geläufig iſt, wie denn auch jeder Schlecker Gorontalo’s das Ei gern mit 12—15 Cents bezahlt. Jagd und Fang der Erzeuger einer ſo nutzbringenden Waare ſind alſo ſtreng verboten, und der betreffende Wächter hat noch außerdem die Verpflichtung, den großen Warneidechſen ihre Gelüſte nach den Eiern zu verleiden. Von einem dieſer Wächter erfuhr unſer Forſcher etwa Folgendes:

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/524>, abgerufen am 02.06.2024.