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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Läufer. Scharrvögel. Truthühner.

Es ist üblich, zu den Fasanenvögeln auch die kleine Gruppe der Truthühner zu rechnen,
obwohl man ihr unter allen Umständen eine abgesonderte Stellung zugestehen muß, weil die Unter-
schiede zwischen den zu ihr gehörigen und den altweltlichen Fasanenvögeln doch sehr augenfällige sind.
Andererseits kann man die gedachten Hühner in keiner der anderen Hauptgruppen unterbringen, am
wenigsten unter den in Amerika heimischen Scharrvögeln; es läßt sich also die Anschauung der
Forscher wohl rechtfertigen.

Die Truthühner (Meleagrides) sind große, schlank gebaute, hochbeinige, kurzflügelige und
kurzschwänzige Scharrvögel. Der mittelgroße Kopf und der Oberhals sind unbefiedert und mit
Warzen bewachsen; von der Oberschnabellade hängt eine zapfenförmige, ausdehnbare Fleischklunker,
von der Gurgel eine schlaffe Haut herab; der Schnabel ist kurz, stark, oben gewölbt und gebogen, der
Fuß ziemlich hoch und langzehig, der Fittig sehr gerundet, in ihm die dritte Schwinge die längste,
der aus achtzehn breiten, aufrichtbaren Federn gebildete Schwanz ein wenig abgerundet, das Gefieder
reichlich, aber derb, jede einzelne Feder groß und breit, die Färbung eine sehr glänzende. Als
besondere Eigenthümlichkeit muß noch hervorgehoben werden, daß sich einzelne Federn der Vorderbrust
in borstenartige Gebilde umwandeln, welche das übrige Gefieder an Länge weit überragen. Die
Gruppe oder Unterfamilie verbreitet sich über den Osten und Norden Amerikas, von Kanada an
bis zur Landenge von Panama.

Das Truthuhn oder der Puter (Meleagris Gallopavo) ist auf der Oberseite bräunlichgelb,
prachtvoll metallisch schimmernd, jede Feder breit sammtschwarz gesäumt, auf dem Unterrücken und
den Schwanzdeckfedern tief nußbraun, grün und schwarz gebändert, auf der Brust gelblichbraun, seitlich
dunkler, auf Bauch und Schenkel bräunlichgrau, in der Steißgegend schwärzlich, die Säumung der
Federn minder deutlich; die Schwingen sind schwarzbraun, die Handschwingen graulichweiß, die Arm-
schwingen bräunlich weiß gebändert, die Steuerfedern auf gleichfarbigem Grunde schwarz gewellt,
gebändert und fein gesprenkelt, die nackten Kopf- und Halstheile hellhimmelblau, unterhalb des
Auges ultramarinblau, die Warzen lackroth. Das Auge ist gelbblau, der Schnabel weißlich horn-
farben, der Fuß blaß violet oder lackroth. Die Länge beträgt 40 bis 44, die Breite 53 bis 60, die
Fittigläuge 18, die Schwanzlänge 15 Zoll. Das Gefieder des Weibchens ist minder schön und leb-
haft, dem des Hahnes jedoch ähnlich. Die Länge beträgt 35, die Breite 481/2, die Fittiglänge 15,
die Schwanzlänge 11 Zoll.

Jn Mejiko wird das Truthuhn durch eine ähnliche Art, auf dem Festlande Mittelamerikas
durch das prachtvolle Pfauentruthuhn (Meleagris ocellata) vertreten, einen Vogel, welcher, wie
der Name andeutet, die Schönheit des Pfaues mit der Gestalt des Truthuhnes vereinigt und
hoffentlich bald unsern Thiergärten zur Zierde gereichen wird.

Ueber das Freileben des nordamerikanischen Truthuhnes liegen viele Berichte vor; keiner von
ihnen aber übertrifft die Schilderung, welche wir Audubon verdanken: es genügt also vollkommen,
wenn ich mich im wesentlichen an diesen Schriftsteller halte. Die Wälder der Staaten Ohio,
Kentucky, Jllinois und Jndiana, Arkansas, Tennessee und Alabama beherbergen noch heutigen
Tages Truthühner in namhafter Anzahl. Jn Georgia und Karolina sind sie minder häufig, in
Virginien, Pennsylvanien schon selten, in den dichtbevölkerten Staaten bereits ausgerottet. Sie
leben zeitweilig in großen Gesellschaften und treten unregelmäßige Wanderungen an, indem sie
weidend die Waldungen durchwandern, bei Tage auf dem Boden fortlaufend, nachts auf hohen
Bäumen rastend. Gegen den Oktober hin, wenn noch wenige von dem Baumsamen zu Boden
gefallen sind, reisen sie dem Tieflande des Ohio und Mississippi zu. Die Männchen vereinigen sich
in Gesellschaften von zehn bis hundert Stück und suchen ihre Nahrung für sich allein; die Weibchen
schlagen sich mit ihren halberwachsenen Jungen in fast ebenso zahlreiche Banden zusammen und ver-

Die Läufer. Scharrvögel. Truthühner.

Es iſt üblich, zu den Faſanenvögeln auch die kleine Gruppe der Truthühner zu rechnen,
obwohl man ihr unter allen Umſtänden eine abgeſonderte Stellung zugeſtehen muß, weil die Unter-
ſchiede zwiſchen den zu ihr gehörigen und den altweltlichen Faſanenvögeln doch ſehr augenfällige ſind.
Andererſeits kann man die gedachten Hühner in keiner der anderen Hauptgruppen unterbringen, am
wenigſten unter den in Amerika heimiſchen Scharrvögeln; es läßt ſich alſo die Anſchauung der
Forſcher wohl rechtfertigen.

Die Truthühner (Meleagrides) ſind große, ſchlank gebaute, hochbeinige, kurzflügelige und
kurzſchwänzige Scharrvögel. Der mittelgroße Kopf und der Oberhals ſind unbefiedert und mit
Warzen bewachſen; von der Oberſchnabellade hängt eine zapfenförmige, ausdehnbare Fleiſchklunker,
von der Gurgel eine ſchlaffe Haut herab; der Schnabel iſt kurz, ſtark, oben gewölbt und gebogen, der
Fuß ziemlich hoch und langzehig, der Fittig ſehr gerundet, in ihm die dritte Schwinge die längſte,
der aus achtzehn breiten, aufrichtbaren Federn gebildete Schwanz ein wenig abgerundet, das Gefieder
reichlich, aber derb, jede einzelne Feder groß und breit, die Färbung eine ſehr glänzende. Als
beſondere Eigenthümlichkeit muß noch hervorgehoben werden, daß ſich einzelne Federn der Vorderbruſt
in borſtenartige Gebilde umwandeln, welche das übrige Gefieder an Länge weit überragen. Die
Gruppe oder Unterfamilie verbreitet ſich über den Oſten und Norden Amerikas, von Kanada an
bis zur Landenge von Panama.

Das Truthuhn oder der Puter (Meleagris Gallopavo) iſt auf der Oberſeite bräunlichgelb,
prachtvoll metalliſch ſchimmernd, jede Feder breit ſammtſchwarz geſäumt, auf dem Unterrücken und
den Schwanzdeckfedern tief nußbraun, grün und ſchwarz gebändert, auf der Bruſt gelblichbraun, ſeitlich
dunkler, auf Bauch und Schenkel bräunlichgrau, in der Steißgegend ſchwärzlich, die Säumung der
Federn minder deutlich; die Schwingen ſind ſchwarzbraun, die Handſchwingen graulichweiß, die Arm-
ſchwingen bräunlich weiß gebändert, die Steuerfedern auf gleichfarbigem Grunde ſchwarz gewellt,
gebändert und fein geſprenkelt, die nackten Kopf- und Halstheile hellhimmelblau, unterhalb des
Auges ultramarinblau, die Warzen lackroth. Das Auge iſt gelbblau, der Schnabel weißlich horn-
farben, der Fuß blaß violet oder lackroth. Die Länge beträgt 40 bis 44, die Breite 53 bis 60, die
Fittigläuge 18, die Schwanzlänge 15 Zoll. Das Gefieder des Weibchens iſt minder ſchön und leb-
haft, dem des Hahnes jedoch ähnlich. Die Länge beträgt 35, die Breite 48½, die Fittiglänge 15,
die Schwanzlänge 11 Zoll.

Jn Mejiko wird das Truthuhn durch eine ähnliche Art, auf dem Feſtlande Mittelamerikas
durch das prachtvolle Pfauentruthuhn (Meleagris ocellata) vertreten, einen Vogel, welcher, wie
der Name andeutet, die Schönheit des Pfaues mit der Geſtalt des Truthuhnes vereinigt und
hoffentlich bald unſern Thiergärten zur Zierde gereichen wird.

Ueber das Freileben des nordamerikaniſchen Truthuhnes liegen viele Berichte vor; keiner von
ihnen aber übertrifft die Schilderung, welche wir Audubon verdanken: es genügt alſo vollkommen,
wenn ich mich im weſentlichen an dieſen Schriftſteller halte. Die Wälder der Staaten Ohio,
Kentucky, Jllinois und Jndiana, Arkanſas, Tenneſſee und Alabama beherbergen noch heutigen
Tages Truthühner in namhafter Anzahl. Jn Georgia und Karolina ſind ſie minder häufig, in
Virginien, Pennſylvanien ſchon ſelten, in den dichtbevölkerten Staaten bereits ausgerottet. Sie
leben zeitweilig in großen Geſellſchaften und treten unregelmäßige Wanderungen an, indem ſie
weidend die Waldungen durchwandern, bei Tage auf dem Boden fortlaufend, nachts auf hohen
Bäumen raſtend. Gegen den Oktober hin, wenn noch wenige von dem Baumſamen zu Boden
gefallen ſind, reiſen ſie dem Tieflande des Ohio und Miſſiſſippi zu. Die Männchen vereinigen ſich
in Geſellſchaften von zehn bis hundert Stück und ſuchen ihre Nahrung für ſich allein; die Weibchen
ſchlagen ſich mit ihren halberwachſenen Jungen in faſt ebenſo zahlreiche Banden zuſammen und ver-

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[484/0514] Die Läufer. Scharrvögel. Truthühner. Es iſt üblich, zu den Faſanenvögeln auch die kleine Gruppe der Truthühner zu rechnen, obwohl man ihr unter allen Umſtänden eine abgeſonderte Stellung zugeſtehen muß, weil die Unter- ſchiede zwiſchen den zu ihr gehörigen und den altweltlichen Faſanenvögeln doch ſehr augenfällige ſind. Andererſeits kann man die gedachten Hühner in keiner der anderen Hauptgruppen unterbringen, am wenigſten unter den in Amerika heimiſchen Scharrvögeln; es läßt ſich alſo die Anſchauung der Forſcher wohl rechtfertigen. Die Truthühner (Meleagrides) ſind große, ſchlank gebaute, hochbeinige, kurzflügelige und kurzſchwänzige Scharrvögel. Der mittelgroße Kopf und der Oberhals ſind unbefiedert und mit Warzen bewachſen; von der Oberſchnabellade hängt eine zapfenförmige, ausdehnbare Fleiſchklunker, von der Gurgel eine ſchlaffe Haut herab; der Schnabel iſt kurz, ſtark, oben gewölbt und gebogen, der Fuß ziemlich hoch und langzehig, der Fittig ſehr gerundet, in ihm die dritte Schwinge die längſte, der aus achtzehn breiten, aufrichtbaren Federn gebildete Schwanz ein wenig abgerundet, das Gefieder reichlich, aber derb, jede einzelne Feder groß und breit, die Färbung eine ſehr glänzende. Als beſondere Eigenthümlichkeit muß noch hervorgehoben werden, daß ſich einzelne Federn der Vorderbruſt in borſtenartige Gebilde umwandeln, welche das übrige Gefieder an Länge weit überragen. Die Gruppe oder Unterfamilie verbreitet ſich über den Oſten und Norden Amerikas, von Kanada an bis zur Landenge von Panama. Das Truthuhn oder der Puter (Meleagris Gallopavo) iſt auf der Oberſeite bräunlichgelb, prachtvoll metalliſch ſchimmernd, jede Feder breit ſammtſchwarz geſäumt, auf dem Unterrücken und den Schwanzdeckfedern tief nußbraun, grün und ſchwarz gebändert, auf der Bruſt gelblichbraun, ſeitlich dunkler, auf Bauch und Schenkel bräunlichgrau, in der Steißgegend ſchwärzlich, die Säumung der Federn minder deutlich; die Schwingen ſind ſchwarzbraun, die Handſchwingen graulichweiß, die Arm- ſchwingen bräunlich weiß gebändert, die Steuerfedern auf gleichfarbigem Grunde ſchwarz gewellt, gebändert und fein geſprenkelt, die nackten Kopf- und Halstheile hellhimmelblau, unterhalb des Auges ultramarinblau, die Warzen lackroth. Das Auge iſt gelbblau, der Schnabel weißlich horn- farben, der Fuß blaß violet oder lackroth. Die Länge beträgt 40 bis 44, die Breite 53 bis 60, die Fittigläuge 18, die Schwanzlänge 15 Zoll. Das Gefieder des Weibchens iſt minder ſchön und leb- haft, dem des Hahnes jedoch ähnlich. Die Länge beträgt 35, die Breite 48½, die Fittiglänge 15, die Schwanzlänge 11 Zoll. Jn Mejiko wird das Truthuhn durch eine ähnliche Art, auf dem Feſtlande Mittelamerikas durch das prachtvolle Pfauentruthuhn (Meleagris ocellata) vertreten, einen Vogel, welcher, wie der Name andeutet, die Schönheit des Pfaues mit der Geſtalt des Truthuhnes vereinigt und hoffentlich bald unſern Thiergärten zur Zierde gereichen wird. Ueber das Freileben des nordamerikaniſchen Truthuhnes liegen viele Berichte vor; keiner von ihnen aber übertrifft die Schilderung, welche wir Audubon verdanken: es genügt alſo vollkommen, wenn ich mich im weſentlichen an dieſen Schriftſteller halte. Die Wälder der Staaten Ohio, Kentucky, Jllinois und Jndiana, Arkanſas, Tenneſſee und Alabama beherbergen noch heutigen Tages Truthühner in namhafter Anzahl. Jn Georgia und Karolina ſind ſie minder häufig, in Virginien, Pennſylvanien ſchon ſelten, in den dichtbevölkerten Staaten bereits ausgerottet. Sie leben zeitweilig in großen Geſellſchaften und treten unregelmäßige Wanderungen an, indem ſie weidend die Waldungen durchwandern, bei Tage auf dem Boden fortlaufend, nachts auf hohen Bäumen raſtend. Gegen den Oktober hin, wenn noch wenige von dem Baumſamen zu Boden gefallen ſind, reiſen ſie dem Tieflande des Ohio und Miſſiſſippi zu. Die Männchen vereinigen ſich in Geſellſchaften von zehn bis hundert Stück und ſuchen ihre Nahrung für ſich allein; die Weibchen ſchlagen ſich mit ihren halberwachſenen Jungen in faſt ebenſo zahlreiche Banden zuſammen und ver-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/514>, abgerufen am 29.06.2024.