Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Chinquis.
Weibchen zu erhalten; doch hat sich das Pärchen bis jetzt noch nicht fortgepflanzt. Jch sah es bei
meinem letzten Besuche des Gartens. Beide Vögel hielten sich beständig möglichst versteckt unter
dem Gebüsch und traten nur, wenn sie sich ungesehen wähnten, in den freien Raum des Käfigs heraus.
Jhr Betragen schien mir viel mehr Aehnlichkeit mit unseren Haushühnern und namentlich mit
Hennen als mit Pfauen zu haben; doch sagte mir einer der Angestellten, daß das Männchen im
Frühlinge, also während der Paarzeit, seinen Schwanz etwas breite und dann in sehr stolzer Haltung
[Abbildung] Der Chinquis (Polyplectron Chinquis).
einhergehe. Die Henne hatte keine Eier gelegt, schien aber vom besten Willen beseelt zu sein, Küchlein
zu erziehen; denn sie hatte die einer Haushenne in Pflege genommen und bemutterte die Kleinen mit
einer Zärtlichkeit, als ob es ihre eigenen Kinder wären. Diese Beobachtung bestimmte mich, meinen
Berufsgenossen zu bitten, im nächsten Jahre die zu erhoffenden Eier einer so besorgten Mutter
gänzlich zu überlassen. Jch zweifle nicht, daß uns dieses Pärchen schon im nächsten Jahre das Brut-
geschäft wird kennen lehren.



Chinquis.
Weibchen zu erhalten; doch hat ſich das Pärchen bis jetzt noch nicht fortgepflanzt. Jch ſah es bei
meinem letzten Beſuche des Gartens. Beide Vögel hielten ſich beſtändig möglichſt verſteckt unter
dem Gebüſch und traten nur, wenn ſie ſich ungeſehen wähnten, in den freien Raum des Käfigs heraus.
Jhr Betragen ſchien mir viel mehr Aehnlichkeit mit unſeren Haushühnern und namentlich mit
Hennen als mit Pfauen zu haben; doch ſagte mir einer der Angeſtellten, daß das Männchen im
Frühlinge, alſo während der Paarzeit, ſeinen Schwanz etwas breite und dann in ſehr ſtolzer Haltung
[Abbildung] Der Chinquis (Polyplectron Chinquis).
einhergehe. Die Henne hatte keine Eier gelegt, ſchien aber vom beſten Willen beſeelt zu ſein, Küchlein
zu erziehen; denn ſie hatte die einer Haushenne in Pflege genommen und bemutterte die Kleinen mit
einer Zärtlichkeit, als ob es ihre eigenen Kinder wären. Dieſe Beobachtung beſtimmte mich, meinen
Berufsgenoſſen zu bitten, im nächſten Jahre die zu erhoffenden Eier einer ſo beſorgten Mutter
gänzlich zu überlaſſen. Jch zweifle nicht, daß uns dieſes Pärchen ſchon im nächſten Jahre das Brut-
geſchäft wird kennen lehren.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0501" n="471"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Chinquis.</hi></fw><lb/>
Weibchen zu erhalten; doch hat &#x017F;ich das Pärchen bis jetzt noch nicht fortgepflanzt. Jch &#x017F;ah es bei<lb/>
meinem letzten Be&#x017F;uche des Gartens. Beide Vögel hielten &#x017F;ich be&#x017F;tändig möglich&#x017F;t ver&#x017F;teckt unter<lb/>
dem Gebü&#x017F;ch und traten nur, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich unge&#x017F;ehen wähnten, in den freien Raum des Käfigs heraus.<lb/>
Jhr Betragen &#x017F;chien mir viel mehr Aehnlichkeit mit un&#x017F;eren Haushühnern und namentlich mit<lb/>
Hennen als mit Pfauen zu haben; doch &#x017F;agte mir einer der Ange&#x017F;tellten, daß das Männchen im<lb/>
Frühlinge, al&#x017F;o während der Paarzeit, &#x017F;einen Schwanz etwas breite und dann in &#x017F;ehr &#x017F;tolzer Haltung<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Chinquis</hi> (<hi rendition="#aq">Polyplectron Chinquis</hi>).</hi></head></figure><lb/>
einhergehe. Die Henne hatte keine Eier gelegt, &#x017F;chien aber vom be&#x017F;ten Willen be&#x017F;eelt zu &#x017F;ein, Küchlein<lb/>
zu erziehen; denn &#x017F;ie hatte die einer Haushenne in Pflege genommen und bemutterte die Kleinen mit<lb/>
einer Zärtlichkeit, als ob es ihre eigenen Kinder wären. Die&#x017F;e Beobachtung be&#x017F;timmte mich, meinen<lb/>
Berufsgeno&#x017F;&#x017F;en zu bitten, im näch&#x017F;ten Jahre die zu erhoffenden Eier einer &#x017F;o be&#x017F;orgten Mutter<lb/>
gänzlich zu überla&#x017F;&#x017F;en. Jch zweifle nicht, daß uns die&#x017F;es Pärchen &#x017F;chon im näch&#x017F;ten Jahre das Brut-<lb/>
ge&#x017F;chäft wird kennen lehren.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[471/0501] Chinquis. Weibchen zu erhalten; doch hat ſich das Pärchen bis jetzt noch nicht fortgepflanzt. Jch ſah es bei meinem letzten Beſuche des Gartens. Beide Vögel hielten ſich beſtändig möglichſt verſteckt unter dem Gebüſch und traten nur, wenn ſie ſich ungeſehen wähnten, in den freien Raum des Käfigs heraus. Jhr Betragen ſchien mir viel mehr Aehnlichkeit mit unſeren Haushühnern und namentlich mit Hennen als mit Pfauen zu haben; doch ſagte mir einer der Angeſtellten, daß das Männchen im Frühlinge, alſo während der Paarzeit, ſeinen Schwanz etwas breite und dann in ſehr ſtolzer Haltung [Abbildung Der Chinquis (Polyplectron Chinquis).] einhergehe. Die Henne hatte keine Eier gelegt, ſchien aber vom beſten Willen beſeelt zu ſein, Küchlein zu erziehen; denn ſie hatte die einer Haushenne in Pflege genommen und bemutterte die Kleinen mit einer Zärtlichkeit, als ob es ihre eigenen Kinder wären. Dieſe Beobachtung beſtimmte mich, meinen Berufsgenoſſen zu bitten, im nächſten Jahre die zu erhoffenden Eier einer ſo beſorgten Mutter gänzlich zu überlaſſen. Jch zweifle nicht, daß uns dieſes Pärchen ſchon im nächſten Jahre das Brut- geſchäft wird kennen lehren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/501
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/501>, abgerufen am 22.11.2024.