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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Monaul oder Glanzfasau.

"Die Gesellschaften oder Völker, welche in den Herbst- und Wintermonaten sich in einem
gewissen Theile des Waldes vereinigen, vertheilen sich über einen so großen Raum, daß jeder Vogel
allein zu sein scheint. Zuweilen kann man eine Meile weit durch den Wald gehen, ohne einen
einzigen zu sehen, und plötzlich trifft man auf eine Stelle, wo in einem Bezirke von wenig hundert
Ellen Durchmesser mehr als zwanzig nach und nach aufstehen. Zu andern Zeiten oder in andern
Strichen haben sie sich über das ganze Gebiet vertheilt; man treibt hier einen auf, dort einen andern,
zwei oder drei an einer dritten Stelle, und so kann es meilenweit fortgehen. Die Weibchen bilden
geschlossenere Schwärme als die Männchen, gehen auch tiefer in das Gebirge herab und vertauschen
die schützenden Wälder früher mit Plätzen, welche den Strahlen der Sonne ausgesetzt sind, oder mit
der Nachbarschaft der Dörfer. Beide Geschlechter werden oft getrennt von einander und dann in
namhafter Anzahl gefunden. Jn größeren Tiefen oder auf gethauten Bergseiten trifft man Dutzende
von Weibchen und jungen Vögeln, ohne ein einziges altes Männchen, während man in der Höhe oder
im Walde nur diese sieht. Jm Sommer vertheilen sie sich mehr, halten sich aber nicht eigentlich
paarweise; denn man begegnet auch dann oft mehreren zusammen. Ob diese sich überhaupt gepaart
haben, bleibt fraglich; möglich ist, daß die Vereinigung gelöst wurde, nachdem das Weibchen
zu brüten begann; denn das Männchen scheint der Henne, so lange sie sitzt, keine Aufmerksamkeit
zuzuwenden, oder sich ebensowenig um die ausgeschlüpften Jungen zu bekümmern, da man es so
selten bei ihnen findet." ....

"Vom April bis zum Beginn der kalten Jahreszeit ist der Monaul sehr vorsichtig und scheu;
aber diese Eigenschaften verlieren sich unter dem Alles bezähmenden Einflusse der winterlichen Kälte
und des die Nahrung bedeckenden Schnees sehr bald, obgleich man auch jetzt eine gewisse Zurück-
haltung nicht verkennen kann. Vom Oktober an findet man unseren Vogel schon häufig auf Stellen,
welche frei von Unterholz sind, und er zeigt sich nicht mehr so ängstlich bedacht, der Beobachtung sich
zu entziehen, indem er sich durch das Gras oder die dichteren Gebüsche dahinstiehlt; immerhin aber
wird er früher aufmerksam und steht in größerer Entfernung auf als jeder eigentliche Fasan. Jm
Frühjahre fliegt er, aufgescheucht, oft weit in einem Zuge dahin und läßt sich, wenn er zum zweiten
Male aufstand, kaum nahe kommen, während er im Winter nicht selten im Laufen erlegt oder, wenn
er sich erhoben und auf einem Baume niedergelassen hatte, ohne große Mühe beschlichen werden kann.
Wenn man ihn im Walde auftreibt, erhebt er sich gewöhnlich stumm und ohne auf dem Boden wegzu-
laufen, während er auf Blößen oder grasigen Gehängen, wenn er sich nicht hart verfolgt sieht, gern
davon rennt oder auch davon schleicht, anstatt aufzufliegen. Muß er sich zum Aufstehen entschließen,
so geschieht Dies unter polterndem Geräusche und unter Ausstoßen eines schrillenden und pfeifenden
Geschreies, welches in rascher Folge und oft bis zum Niedersetzen wiederholt wird, worauf er dann
unter Umständen seinen gewöhnlichen klagenden Ruf ertönen läßt und eine Zeitlang fortsetzt. Wenn
man im Winter ein oder zwei Monauls aufgetrieben hat, werden alle, welche Dies hören, aufmerk-
sam, und wenn jene zu einem Schwarme gehören, erhebt sich dieser in rascher Folge; ist die Gesell-
schaft mehr vereinzelt, so steht ein Vogel langsam nach dem andern auf. Der Schrei des ersten, wel-
cher auffliegt, bewegt einen zweiten, sich zu erheben, und so geht es fort, bis alle in der unmittelbaren
Umgebung aufgestanden sind. Jm Winter zeigen sie sich weniger abhängig von einander und wenn
auch scheuer, doch eher geneigt, zu warten, bis sie selber aufgescheucht werden. Längere Verfolgung
macht sie sehr scheu, flüchtig und unstet, zumal im Frühlinge, weil sie dann überall im Walde ohne
Mühe hinlängliches Futter finden, während sie im Winter auf ein beschränkteres Gebiet angewiesen sind
und zu ihm zurückkehren müssen. Die Weibchen scheinen übrigens jederzeit weniger furchtsam zu
sein als die Männchen. Der Flug der letzteren ist eigenthümlich. Der Monaul pflegt nämlich,
wenn er eine größere Strecke durchmessen will, ohne Flügelschlag, aber mit einer zitternden Bewegung
der Schwingen dahin zu schweben. Diese Bewegung gereicht ihm zum größten Vortheile; denn er
erscheint so, im Widerspiel der Sonne auf seinem prachtvollen Gefieder, unbedingt als der schönste
aller Fasanen."

Monaul oder Glanzfaſau.

„Die Geſellſchaften oder Völker, welche in den Herbſt- und Wintermonaten ſich in einem
gewiſſen Theile des Waldes vereinigen, vertheilen ſich über einen ſo großen Raum, daß jeder Vogel
allein zu ſein ſcheint. Zuweilen kann man eine Meile weit durch den Wald gehen, ohne einen
einzigen zu ſehen, und plötzlich trifft man auf eine Stelle, wo in einem Bezirke von wenig hundert
Ellen Durchmeſſer mehr als zwanzig nach und nach aufſtehen. Zu andern Zeiten oder in andern
Strichen haben ſie ſich über das ganze Gebiet vertheilt; man treibt hier einen auf, dort einen andern,
zwei oder drei an einer dritten Stelle, und ſo kann es meilenweit fortgehen. Die Weibchen bilden
geſchloſſenere Schwärme als die Männchen, gehen auch tiefer in das Gebirge herab und vertauſchen
die ſchützenden Wälder früher mit Plätzen, welche den Strahlen der Sonne ausgeſetzt ſind, oder mit
der Nachbarſchaft der Dörfer. Beide Geſchlechter werden oft getrennt von einander und dann in
namhafter Anzahl gefunden. Jn größeren Tiefen oder auf gethauten Bergſeiten trifft man Dutzende
von Weibchen und jungen Vögeln, ohne ein einziges altes Männchen, während man in der Höhe oder
im Walde nur dieſe ſieht. Jm Sommer vertheilen ſie ſich mehr, halten ſich aber nicht eigentlich
paarweiſe; denn man begegnet auch dann oft mehreren zuſammen. Ob dieſe ſich überhaupt gepaart
haben, bleibt fraglich; möglich iſt, daß die Vereinigung gelöſt wurde, nachdem das Weibchen
zu brüten begann; denn das Männchen ſcheint der Henne, ſo lange ſie ſitzt, keine Aufmerkſamkeit
zuzuwenden, oder ſich ebenſowenig um die ausgeſchlüpften Jungen zu bekümmern, da man es ſo
ſelten bei ihnen findet.“ ....

„Vom April bis zum Beginn der kalten Jahreszeit iſt der Monaul ſehr vorſichtig und ſcheu;
aber dieſe Eigenſchaften verlieren ſich unter dem Alles bezähmenden Einfluſſe der winterlichen Kälte
und des die Nahrung bedeckenden Schnees ſehr bald, obgleich man auch jetzt eine gewiſſe Zurück-
haltung nicht verkennen kann. Vom Oktober an findet man unſeren Vogel ſchon häufig auf Stellen,
welche frei von Unterholz ſind, und er zeigt ſich nicht mehr ſo ängſtlich bedacht, der Beobachtung ſich
zu entziehen, indem er ſich durch das Gras oder die dichteren Gebüſche dahinſtiehlt; immerhin aber
wird er früher aufmerkſam und ſteht in größerer Entfernung auf als jeder eigentliche Faſan. Jm
Frühjahre fliegt er, aufgeſcheucht, oft weit in einem Zuge dahin und läßt ſich, wenn er zum zweiten
Male aufſtand, kaum nahe kommen, während er im Winter nicht ſelten im Laufen erlegt oder, wenn
er ſich erhoben und auf einem Baume niedergelaſſen hatte, ohne große Mühe beſchlichen werden kann.
Wenn man ihn im Walde auftreibt, erhebt er ſich gewöhnlich ſtumm und ohne auf dem Boden wegzu-
laufen, während er auf Blößen oder graſigen Gehängen, wenn er ſich nicht hart verfolgt ſieht, gern
davon rennt oder auch davon ſchleicht, anſtatt aufzufliegen. Muß er ſich zum Aufſtehen entſchließen,
ſo geſchieht Dies unter polterndem Geräuſche und unter Ausſtoßen eines ſchrillenden und pfeifenden
Geſchreies, welches in raſcher Folge und oft bis zum Niederſetzen wiederholt wird, worauf er dann
unter Umſtänden ſeinen gewöhnlichen klagenden Ruf ertönen läßt und eine Zeitlang fortſetzt. Wenn
man im Winter ein oder zwei Monauls aufgetrieben hat, werden alle, welche Dies hören, aufmerk-
ſam, und wenn jene zu einem Schwarme gehören, erhebt ſich dieſer in raſcher Folge; iſt die Geſell-
ſchaft mehr vereinzelt, ſo ſteht ein Vogel langſam nach dem andern auf. Der Schrei des erſten, wel-
cher auffliegt, bewegt einen zweiten, ſich zu erheben, und ſo geht es fort, bis alle in der unmittelbaren
Umgebung aufgeſtanden ſind. Jm Winter zeigen ſie ſich weniger abhängig von einander und wenn
auch ſcheuer, doch eher geneigt, zu warten, bis ſie ſelber aufgeſcheucht werden. Längere Verfolgung
macht ſie ſehr ſcheu, flüchtig und unſtet, zumal im Frühlinge, weil ſie dann überall im Walde ohne
Mühe hinlängliches Futter finden, während ſie im Winter auf ein beſchränkteres Gebiet angewieſen ſind
und zu ihm zurückkehren müſſen. Die Weibchen ſcheinen übrigens jederzeit weniger furchtſam zu
ſein als die Männchen. Der Flug der letzteren iſt eigenthümlich. Der Monaul pflegt nämlich,
wenn er eine größere Strecke durchmeſſen will, ohne Flügelſchlag, aber mit einer zitternden Bewegung
der Schwingen dahin zu ſchweben. Dieſe Bewegung gereicht ihm zum größten Vortheile; denn er
erſcheint ſo, im Widerſpiel der Sonne auf ſeinem prachtvollen Gefieder, unbedingt als der ſchönſte
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[437/0465] Monaul oder Glanzfaſau. „Die Geſellſchaften oder Völker, welche in den Herbſt- und Wintermonaten ſich in einem gewiſſen Theile des Waldes vereinigen, vertheilen ſich über einen ſo großen Raum, daß jeder Vogel allein zu ſein ſcheint. Zuweilen kann man eine Meile weit durch den Wald gehen, ohne einen einzigen zu ſehen, und plötzlich trifft man auf eine Stelle, wo in einem Bezirke von wenig hundert Ellen Durchmeſſer mehr als zwanzig nach und nach aufſtehen. Zu andern Zeiten oder in andern Strichen haben ſie ſich über das ganze Gebiet vertheilt; man treibt hier einen auf, dort einen andern, zwei oder drei an einer dritten Stelle, und ſo kann es meilenweit fortgehen. Die Weibchen bilden geſchloſſenere Schwärme als die Männchen, gehen auch tiefer in das Gebirge herab und vertauſchen die ſchützenden Wälder früher mit Plätzen, welche den Strahlen der Sonne ausgeſetzt ſind, oder mit der Nachbarſchaft der Dörfer. Beide Geſchlechter werden oft getrennt von einander und dann in namhafter Anzahl gefunden. Jn größeren Tiefen oder auf gethauten Bergſeiten trifft man Dutzende von Weibchen und jungen Vögeln, ohne ein einziges altes Männchen, während man in der Höhe oder im Walde nur dieſe ſieht. Jm Sommer vertheilen ſie ſich mehr, halten ſich aber nicht eigentlich paarweiſe; denn man begegnet auch dann oft mehreren zuſammen. Ob dieſe ſich überhaupt gepaart haben, bleibt fraglich; möglich iſt, daß die Vereinigung gelöſt wurde, nachdem das Weibchen zu brüten begann; denn das Männchen ſcheint der Henne, ſo lange ſie ſitzt, keine Aufmerkſamkeit zuzuwenden, oder ſich ebenſowenig um die ausgeſchlüpften Jungen zu bekümmern, da man es ſo ſelten bei ihnen findet.“ .... „Vom April bis zum Beginn der kalten Jahreszeit iſt der Monaul ſehr vorſichtig und ſcheu; aber dieſe Eigenſchaften verlieren ſich unter dem Alles bezähmenden Einfluſſe der winterlichen Kälte und des die Nahrung bedeckenden Schnees ſehr bald, obgleich man auch jetzt eine gewiſſe Zurück- haltung nicht verkennen kann. Vom Oktober an findet man unſeren Vogel ſchon häufig auf Stellen, welche frei von Unterholz ſind, und er zeigt ſich nicht mehr ſo ängſtlich bedacht, der Beobachtung ſich zu entziehen, indem er ſich durch das Gras oder die dichteren Gebüſche dahinſtiehlt; immerhin aber wird er früher aufmerkſam und ſteht in größerer Entfernung auf als jeder eigentliche Faſan. Jm Frühjahre fliegt er, aufgeſcheucht, oft weit in einem Zuge dahin und läßt ſich, wenn er zum zweiten Male aufſtand, kaum nahe kommen, während er im Winter nicht ſelten im Laufen erlegt oder, wenn er ſich erhoben und auf einem Baume niedergelaſſen hatte, ohne große Mühe beſchlichen werden kann. Wenn man ihn im Walde auftreibt, erhebt er ſich gewöhnlich ſtumm und ohne auf dem Boden wegzu- laufen, während er auf Blößen oder graſigen Gehängen, wenn er ſich nicht hart verfolgt ſieht, gern davon rennt oder auch davon ſchleicht, anſtatt aufzufliegen. Muß er ſich zum Aufſtehen entſchließen, ſo geſchieht Dies unter polterndem Geräuſche und unter Ausſtoßen eines ſchrillenden und pfeifenden Geſchreies, welches in raſcher Folge und oft bis zum Niederſetzen wiederholt wird, worauf er dann unter Umſtänden ſeinen gewöhnlichen klagenden Ruf ertönen läßt und eine Zeitlang fortſetzt. Wenn man im Winter ein oder zwei Monauls aufgetrieben hat, werden alle, welche Dies hören, aufmerk- ſam, und wenn jene zu einem Schwarme gehören, erhebt ſich dieſer in raſcher Folge; iſt die Geſell- ſchaft mehr vereinzelt, ſo ſteht ein Vogel langſam nach dem andern auf. Der Schrei des erſten, wel- cher auffliegt, bewegt einen zweiten, ſich zu erheben, und ſo geht es fort, bis alle in der unmittelbaren Umgebung aufgeſtanden ſind. Jm Winter zeigen ſie ſich weniger abhängig von einander und wenn auch ſcheuer, doch eher geneigt, zu warten, bis ſie ſelber aufgeſcheucht werden. Längere Verfolgung macht ſie ſehr ſcheu, flüchtig und unſtet, zumal im Frühlinge, weil ſie dann überall im Walde ohne Mühe hinlängliches Futter finden, während ſie im Winter auf ein beſchränkteres Gebiet angewieſen ſind und zu ihm zurückkehren müſſen. Die Weibchen ſcheinen übrigens jederzeit weniger furchtſam zu ſein als die Männchen. Der Flug der letzteren iſt eigenthümlich. Der Monaul pflegt nämlich, wenn er eine größere Strecke durchmeſſen will, ohne Flügelſchlag, aber mit einer zitternden Bewegung der Schwingen dahin zu ſchweben. Dieſe Bewegung gereicht ihm zum größten Vortheile; denn er erſcheint ſo, im Widerſpiel der Sonne auf ſeinem prachtvollen Gefieder, unbedingt als der ſchönſte aller Faſanen.“

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/465>, abgerufen am 22.11.2024.