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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Frankolin. Küstenhuhn.
Jndien in verschiedene Sprachen zu übersetzen versucht, "ohne daß jedoch diese Nachahmung Dem,
welcher es nicht hörte, eine wirkliche Vorstellung geben könnte. Die Mahammedaner sagen, daß der
Frankolinhahn das Gebet "Dobahn teri kudrut", Andere, daß er die Worte "Lussun, piaz, udruk"
(Knoblauch, Zwiebel, Jngwer) hören lasse; Adams versucht das Geschrei durch "Lohi wah witsch",
und ein Anderer glaubt die Silbe "Suk schuk ti-titur" vernommen zu haben; ein Beschreiber
endlich meint, jene Stimme klinge wie ein Laut, welcher auf einer zerbrochenen Trompete her-
vorgebracht wird. Der Ruf selbst ist nicht besonders laut, obgleich man ihn immerhin auf eine
ziemliche Strecke vernimmt. Da, wo Frankoline häufig sind, antwortet ein Männchen dem andern,
und jedes pflegt dabei eine kleine Erhöhung zu besteigen, um vonhieraus sich hören zu lassen. Nach
Regenwetter oder bei trübem Himmel schreien die Vögel öfter als sonst".

Der Frankolin ist nicht besonders scheu; aber er pflegt, wenn er sich verfolgt sieht, immer in
einer gewissen Entfernung vor dem Jäger hinzulaufen, sich dabei möglichst zu verbergen, und nur
dann eine freie Stelle zu überschreiten, wenn er Dies unbedingt thun muß. Jn dieser Weise läuft
er manchmal zwei bis drei Minuten lang vor dem Jäger her, ehe er sich zum Aufstehen entschließt.
Der Flug ist kräftig und verursacht ein lautes Geräusch, fördert aber nur langsam und wird auch
niemals weit ausgedehnt. Jn der Regel fliegt der aufgescheuchte Vogel blos dem nächsten Gebüsch
zu und läßt sich hier sofort wieder zum Boden herab.

Jn Jndien brütet die Henne, laut Jerdon, in den Monaten Mai bis Juni. Das Nest wird
gewöhnlich im hohen Grase, zuweilen in einem Jndigofelde, gelegentlich wohl auch im Zuckerrohre
angelegt. Zehn oder zwölf, manchmal sogar funfzehn blaßbläuliche, weiße oder blaßgrünliche Eier
bilden das Gelege. Sie werden wahrscheinlich von der Mutter allein bebrütet.

Noch vor wenig Jahren wurden auf Sicilien viele Frankoline erlegt; gegenwärtig scheint es
hier mit der Jagd so ziemlich vorbei zu sein. Anders ist es in Syrien und insbesondere in Jndien.
Die Jagdzeitung von Bengalen erwähnt, daß im Jahre 1841 ein Jäger an einem einzigen
Tage fünfundsiebenzig Paare erlegte. Diese Zeiten sind vorüber; immerhin aber macht der geschickte
Jäger an geeigneten Orten noch reichliche Beute. Das Wildpret soll ziemlich gut sein, namentlich
wenn es vorher einige Tage gehangen hat und kalt aufgetragen wird. Jn einigen Theilen des Landes
verfertigt man Halskragen aus den Schwanzfedern des Männchens.

Gefangene Frankoline sind in unseren Thiergärten nicht eben häufig; ich habe sie namentlich in
den französischen und belgischen gesehen. Die beste Bezugsquelle für sie ist Marseille. Hier sollen
sie zuweilen in großer Menge ankommen und zwar von Algerien ebensogut wie von Syrien her.
Bei geeigneter Pflege halten sie sich sehr gut, pflanzen sich auch ohne sonderliche Umstände im
Käfige fort.



Unter den afrikanischen Frankolinen gibt es einige, welche sich durch ein nacktes, lebhaft gefärbtes
Kehlfeld von den übrigen unterscheiden und deshalb neuerdings in einer eigenen Sippe vereinigt
worden sind, der wir den Namen Nackthalshühner (Pternistes) geben wollen. Jhr Leib ist
verhältnißmäßig schlank, der Hals mittellang, der Kopf klein, der Fittig, in welchem die vierte
Schwinge die längste, sehr abgerundet, der Schwanz, welcher nicht vom Flügel bedeckt wird, fast
gerade abgeschnitten, der Schnabel mittellang und gestreckt, der Fuß hoch und sein Lauf beim Männchen
mit einem Sporen bewehrt.

Die allgemeine Färbung des Küstenhuhnes (Pternistes rubricollis), wie ich die durch eigene
Beobachtung mir bekannt gewordene Art nennen will, ist ein verwaschenes Graubraun; fast alle Federn
aber, mit Ausnahme derer des Oberkopfes, zeigen in der Mitte einen langen, nach der Spitze zu sich
verbreiternden gilblich- weißen Keilflecken, auch wohl weiße Ränder, und hierdurch entsteht eine sehr
gleichartige Fleckung; unser Huhn ist also eigentlich braun und weißlich gescheckt. Die Handschwingen

Frankolin. Küſtenhuhn.
Jndien in verſchiedene Sprachen zu überſetzen verſucht, „ohne daß jedoch dieſe Nachahmung Dem,
welcher es nicht hörte, eine wirkliche Vorſtellung geben könnte. Die Mahammedaner ſagen, daß der
Frankolinhahn das Gebet „Dobahn teri kudrut“, Andere, daß er die Worte „Luſſun, piaz, udruk“
(Knoblauch, Zwiebel, Jngwer) hören laſſe; Adams verſucht das Geſchrei durch „Lohi wah witſch“,
und ein Anderer glaubt die Silbe „Suk ſchuk ti-titur“ vernommen zu haben; ein Beſchreiber
endlich meint, jene Stimme klinge wie ein Laut, welcher auf einer zerbrochenen Trompete her-
vorgebracht wird. Der Ruf ſelbſt iſt nicht beſonders laut, obgleich man ihn immerhin auf eine
ziemliche Strecke vernimmt. Da, wo Frankoline häufig ſind, antwortet ein Männchen dem andern,
und jedes pflegt dabei eine kleine Erhöhung zu beſteigen, um vonhieraus ſich hören zu laſſen. Nach
Regenwetter oder bei trübem Himmel ſchreien die Vögel öfter als ſonſt“.

Der Frankolin iſt nicht beſonders ſcheu; aber er pflegt, wenn er ſich verfolgt ſieht, immer in
einer gewiſſen Entfernung vor dem Jäger hinzulaufen, ſich dabei möglichſt zu verbergen, und nur
dann eine freie Stelle zu überſchreiten, wenn er Dies unbedingt thun muß. Jn dieſer Weiſe läuft
er manchmal zwei bis drei Minuten lang vor dem Jäger her, ehe er ſich zum Aufſtehen entſchließt.
Der Flug iſt kräftig und verurſacht ein lautes Geräuſch, fördert aber nur langſam und wird auch
niemals weit ausgedehnt. Jn der Regel fliegt der aufgeſcheuchte Vogel blos dem nächſten Gebüſch
zu und läßt ſich hier ſofort wieder zum Boden herab.

Jn Jndien brütet die Henne, laut Jerdon, in den Monaten Mai bis Juni. Das Neſt wird
gewöhnlich im hohen Graſe, zuweilen in einem Jndigofelde, gelegentlich wohl auch im Zuckerrohre
angelegt. Zehn oder zwölf, manchmal ſogar funfzehn blaßbläuliche, weiße oder blaßgrünliche Eier
bilden das Gelege. Sie werden wahrſcheinlich von der Mutter allein bebrütet.

Noch vor wenig Jahren wurden auf Sicilien viele Frankoline erlegt; gegenwärtig ſcheint es
hier mit der Jagd ſo ziemlich vorbei zu ſein. Anders iſt es in Syrien und insbeſondere in Jndien.
Die Jagdzeitung von Bengalen erwähnt, daß im Jahre 1841 ein Jäger an einem einzigen
Tage fünfundſiebenzig Paare erlegte. Dieſe Zeiten ſind vorüber; immerhin aber macht der geſchickte
Jäger an geeigneten Orten noch reichliche Beute. Das Wildpret ſoll ziemlich gut ſein, namentlich
wenn es vorher einige Tage gehangen hat und kalt aufgetragen wird. Jn einigen Theilen des Landes
verfertigt man Halskragen aus den Schwanzfedern des Männchens.

Gefangene Frankoline ſind in unſeren Thiergärten nicht eben häufig; ich habe ſie namentlich in
den franzöſiſchen und belgiſchen geſehen. Die beſte Bezugsquelle für ſie iſt Marſeille. Hier ſollen
ſie zuweilen in großer Menge ankommen und zwar von Algerien ebenſogut wie von Syrien her.
Bei geeigneter Pflege halten ſie ſich ſehr gut, pflanzen ſich auch ohne ſonderliche Umſtände im
Käfige fort.



Unter den afrikaniſchen Frankolinen gibt es einige, welche ſich durch ein nacktes, lebhaft gefärbtes
Kehlfeld von den übrigen unterſcheiden und deshalb neuerdings in einer eigenen Sippe vereinigt
worden ſind, der wir den Namen Nackthalshühner (Pternistes) geben wollen. Jhr Leib iſt
verhältnißmäßig ſchlank, der Hals mittellang, der Kopf klein, der Fittig, in welchem die vierte
Schwinge die längſte, ſehr abgerundet, der Schwanz, welcher nicht vom Flügel bedeckt wird, faſt
gerade abgeſchnitten, der Schnabel mittellang und geſtreckt, der Fuß hoch und ſein Lauf beim Männchen
mit einem Sporen bewehrt.

Die allgemeine Färbung des Küſtenhuhnes (Pternistes rubricollis), wie ich die durch eigene
Beobachtung mir bekannt gewordene Art nennen will, iſt ein verwaſchenes Graubraun; faſt alle Federn
aber, mit Ausnahme derer des Oberkopfes, zeigen in der Mitte einen langen, nach der Spitze zu ſich
verbreiternden gilblich- weißen Keilflecken, auch wohl weiße Ränder, und hierdurch entſteht eine ſehr
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[405/0433] Frankolin. Küſtenhuhn. Jndien in verſchiedene Sprachen zu überſetzen verſucht, „ohne daß jedoch dieſe Nachahmung Dem, welcher es nicht hörte, eine wirkliche Vorſtellung geben könnte. Die Mahammedaner ſagen, daß der Frankolinhahn das Gebet „Dobahn teri kudrut“, Andere, daß er die Worte „Luſſun, piaz, udruk“ (Knoblauch, Zwiebel, Jngwer) hören laſſe; Adams verſucht das Geſchrei durch „Lohi wah witſch“, und ein Anderer glaubt die Silbe „Suk ſchuk ti-titur“ vernommen zu haben; ein Beſchreiber endlich meint, jene Stimme klinge wie ein Laut, welcher auf einer zerbrochenen Trompete her- vorgebracht wird. Der Ruf ſelbſt iſt nicht beſonders laut, obgleich man ihn immerhin auf eine ziemliche Strecke vernimmt. Da, wo Frankoline häufig ſind, antwortet ein Männchen dem andern, und jedes pflegt dabei eine kleine Erhöhung zu beſteigen, um vonhieraus ſich hören zu laſſen. Nach Regenwetter oder bei trübem Himmel ſchreien die Vögel öfter als ſonſt“. Der Frankolin iſt nicht beſonders ſcheu; aber er pflegt, wenn er ſich verfolgt ſieht, immer in einer gewiſſen Entfernung vor dem Jäger hinzulaufen, ſich dabei möglichſt zu verbergen, und nur dann eine freie Stelle zu überſchreiten, wenn er Dies unbedingt thun muß. Jn dieſer Weiſe läuft er manchmal zwei bis drei Minuten lang vor dem Jäger her, ehe er ſich zum Aufſtehen entſchließt. Der Flug iſt kräftig und verurſacht ein lautes Geräuſch, fördert aber nur langſam und wird auch niemals weit ausgedehnt. Jn der Regel fliegt der aufgeſcheuchte Vogel blos dem nächſten Gebüſch zu und läßt ſich hier ſofort wieder zum Boden herab. Jn Jndien brütet die Henne, laut Jerdon, in den Monaten Mai bis Juni. Das Neſt wird gewöhnlich im hohen Graſe, zuweilen in einem Jndigofelde, gelegentlich wohl auch im Zuckerrohre angelegt. Zehn oder zwölf, manchmal ſogar funfzehn blaßbläuliche, weiße oder blaßgrünliche Eier bilden das Gelege. Sie werden wahrſcheinlich von der Mutter allein bebrütet. Noch vor wenig Jahren wurden auf Sicilien viele Frankoline erlegt; gegenwärtig ſcheint es hier mit der Jagd ſo ziemlich vorbei zu ſein. Anders iſt es in Syrien und insbeſondere in Jndien. Die Jagdzeitung von Bengalen erwähnt, daß im Jahre 1841 ein Jäger an einem einzigen Tage fünfundſiebenzig Paare erlegte. Dieſe Zeiten ſind vorüber; immerhin aber macht der geſchickte Jäger an geeigneten Orten noch reichliche Beute. Das Wildpret ſoll ziemlich gut ſein, namentlich wenn es vorher einige Tage gehangen hat und kalt aufgetragen wird. Jn einigen Theilen des Landes verfertigt man Halskragen aus den Schwanzfedern des Männchens. Gefangene Frankoline ſind in unſeren Thiergärten nicht eben häufig; ich habe ſie namentlich in den franzöſiſchen und belgiſchen geſehen. Die beſte Bezugsquelle für ſie iſt Marſeille. Hier ſollen ſie zuweilen in großer Menge ankommen und zwar von Algerien ebenſogut wie von Syrien her. Bei geeigneter Pflege halten ſie ſich ſehr gut, pflanzen ſich auch ohne ſonderliche Umſtände im Käfige fort. Unter den afrikaniſchen Frankolinen gibt es einige, welche ſich durch ein nacktes, lebhaft gefärbtes Kehlfeld von den übrigen unterſcheiden und deshalb neuerdings in einer eigenen Sippe vereinigt worden ſind, der wir den Namen Nackthalshühner (Pternistes) geben wollen. Jhr Leib iſt verhältnißmäßig ſchlank, der Hals mittellang, der Kopf klein, der Fittig, in welchem die vierte Schwinge die längſte, ſehr abgerundet, der Schwanz, welcher nicht vom Flügel bedeckt wird, faſt gerade abgeſchnitten, der Schnabel mittellang und geſtreckt, der Fuß hoch und ſein Lauf beim Männchen mit einem Sporen bewehrt. Die allgemeine Färbung des Küſtenhuhnes (Pternistes rubricollis), wie ich die durch eigene Beobachtung mir bekannt gewordene Art nennen will, iſt ein verwaſchenes Graubraun; faſt alle Federn aber, mit Ausnahme derer des Oberkopfes, zeigen in der Mitte einen langen, nach der Spitze zu ſich verbreiternden gilblich- weißen Keilflecken, auch wohl weiße Ränder, und hierdurch entſteht eine ſehr gleichartige Fleckung; unſer Huhn iſt alſo eigentlich braun und weißlich geſcheckt. Die Handſchwingen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/433>, abgerufen am 18.05.2024.