Die Gefangenen werden von den Eingebornen in der Regel sofort getödtet; auf Verlangen kann man jedoch Lebende erhalten, soviel man will. An den Käfig und ein einfaches Körnerfutter gewöhnt sich auch der alt eingefangene Frankolin ohne alle Umstände, und wenn man anfangs die Vorsicht gebraucht, seinen Bauer mit einer weichen Decke zu versehen, sodaß er sich den Kopf nicht wund stoßen kann, mäßigt sich sein im Anfange sehr ungestümes Wesen bald; er wird rasch zahm und schreitet bei geeig- neter Pflege auch wohl zur Fortpflanzung.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß noch vor etwa dreißig Jahren ein Mitglied dieser Sippe, der Frankolin(Francolinus vulgaris), in mehreren Ländern Europas gefunden wurde: so namentlich auf Sicilien, auf einigen Jnseln des griechischen Meeres und in der Nähe des Sees Albufera in Valencia. Gegenwärtig ist der Vogel aber allem Anschein nach hier wie dort gänzlich ausgerottet, und möglicherweise wird er in ganz Europa nicht mehr gefunden. Dagegen lebt er noch in ziemlicher Anzahl auf Cypern, in Kleinasten, zumal in Syrien, im Süden des schwarzen Meeres und im Norden Jndiens, -- vorausgesetzt, daß diejenigen Forscher, welche zwischen dem indischen und europäischen Frankolin keinen Unterschied fanden, richtig beobachtet haben.
Malherbe sagt, daß der Frankolin auf Sicilien die Ebenen zwischen Caltagirone und Terranova bewohne, feuchte Gegenden oder doch die Nähe von Bächen bevorzuge, sich oft mitten im Binsicht auf- halte und ein einsames Leben führe; Sperling hat ihn oft in Syrien gesehen und zwar gewöhnlich einsam oder in Paaren, immer unter den Myrthengebüschen, welche um die Flußufer sich finden, oder auf den feuchten, sumpfigen Stellen in den Ebenen; Jerdon berichtet, daß er in ganz Nordindien, vom Himalaya an bis zum Gangesthale herunter, südlich bis nach Sindh und Guzurate, östlich bis Dacca und Assam hin vorkommt, und im Gebirge bis zu ungefähr viertausend Fuß über dem Meere emporsteigt, hier ebenfalls feuchte, grasige Wiesen, angebaute Felder, kleine Buschdickichte, auch wohl die Dschungeln bevorzugt und sich immer und überall in kleinen Gesellschaften in der Nähe des Wassers aufhält.
Der männliche Frankolin ist ein sehr schöner Vogel. Vorderkopf, Wangen und Brust sind tief- schwarz, die Federn des Hinterkopfes röthlich gesäumt und weiß längs gestreift, die Ohrfedern rein- weiß, die des Mittelhalses rothbraun, sodaß ein breites Halsband entsteht, die des Rückens schwarz, röthlich gesäumt und weiß gefleckt, die des Unterrückens feinschwarz und weiß quer gestreift, die der Brust dunkelschwarz, nach dem Bauche zu mehr oder weniger mit Weiß gefleckt oder gestreift, die Schenkel und die Unterschwanzdeckfedern endlich bräunlich, die Schwingen roth und schwarz, die Mittelfedern ihrer ganzen Länge nach, die äußeren an der Wurzel schwarz und grau gestreift, die übrigen schwarz. Das Auge ist braun, der Schnabel schwarz, der Fuß gelbroth. Die Länge beträgt 13 bis 14, die Breite 20, die Fittiglänge 53/4, die Schwanzlänge 31/2 Zoll.
Das Weibchen trägt ein viel bescheideneres Gewand. Bei ihm ist ein lichtes Gelbbraun die Grundfärbung; die Scheitelfedern sind braun, jederseits mit einem großen gilblichen Flecken gezeichnet, die des Halses und der Brust mit kleinen braunen Flecken getüpfelt, die der übrigen Unterseite ähn- lich gebändert, die des Rückens und der Flügeldecken matt graubraun, weißgelb gesäumt.
"Jn der kalten Jahreszeit", sagt Jerdon, "nachdem die Jungen flügge und selbständig geworden, findet man den Frankolin über einen größeren Theil des Landes verbreitet als während der heißen Monate und insbesondere während der Regenzeit. Man begegnet ihm dann auch oft in Feldern fern vom Wasser. Gelegentlich sieht man einen oder den andern auch bäumen, das aber ist immer ein seltener Fall."
Während der Paarzeit läßt der Hahn bei Sonnenaufgang und gegen Abend fleißig seine Lock- stimme hören, ein Geschrei, welches Malherbe wohlklingend nennt und durch die Silben "Tre, tre, tre" zu übertragen versucht. Ein sicilianisches Sprüchwort sagt, der Vogel wolle damit seinen eigenen Werth angeben, da sein Wildpret mit tre -- drei -- Paris (einer sicilianischen Münze) oder 10 Sgr. verkauft werde. Jerdon nennt das Geschrei mißtönend und bemerkt, daß man es auch in
Die Läufer. Scharrvögel. Feldhühner.
Die Gefangenen werden von den Eingebornen in der Regel ſofort getödtet; auf Verlangen kann man jedoch Lebende erhalten, ſoviel man will. An den Käfig und ein einfaches Körnerfutter gewöhnt ſich auch der alt eingefangene Frankolin ohne alle Umſtände, und wenn man anfangs die Vorſicht gebraucht, ſeinen Bauer mit einer weichen Decke zu verſehen, ſodaß er ſich den Kopf nicht wund ſtoßen kann, mäßigt ſich ſein im Anfange ſehr ungeſtümes Weſen bald; er wird raſch zahm und ſchreitet bei geeig- neter Pflege auch wohl zur Fortpflanzung.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß noch vor etwa dreißig Jahren ein Mitglied dieſer Sippe, der Frankolin(Francolinus vulgaris), in mehreren Ländern Europas gefunden wurde: ſo namentlich auf Sicilien, auf einigen Jnſeln des griechiſchen Meeres und in der Nähe des Sees Albufera in Valencia. Gegenwärtig iſt der Vogel aber allem Anſchein nach hier wie dort gänzlich ausgerottet, und möglicherweiſe wird er in ganz Europa nicht mehr gefunden. Dagegen lebt er noch in ziemlicher Anzahl auf Cypern, in Kleinaſten, zumal in Syrien, im Süden des ſchwarzen Meeres und im Norden Jndiens, — vorausgeſetzt, daß diejenigen Forſcher, welche zwiſchen dem indiſchen und europäiſchen Frankolin keinen Unterſchied fanden, richtig beobachtet haben.
Malherbe ſagt, daß der Frankolin auf Sicilien die Ebenen zwiſchen Caltagirone und Terranova bewohne, feuchte Gegenden oder doch die Nähe von Bächen bevorzuge, ſich oft mitten im Binſicht auf- halte und ein einſames Leben führe; Sperling hat ihn oft in Syrien geſehen und zwar gewöhnlich einſam oder in Paaren, immer unter den Myrthengebüſchen, welche um die Flußufer ſich finden, oder auf den feuchten, ſumpfigen Stellen in den Ebenen; Jerdon berichtet, daß er in ganz Nordindien, vom Himalaya an bis zum Gangesthale herunter, ſüdlich bis nach Sindh und Guzurate, öſtlich bis Dacca und Aſſam hin vorkommt, und im Gebirge bis zu ungefähr viertauſend Fuß über dem Meere emporſteigt, hier ebenfalls feuchte, graſige Wieſen, angebaute Felder, kleine Buſchdickichte, auch wohl die Dſchungeln bevorzugt und ſich immer und überall in kleinen Geſellſchaften in der Nähe des Waſſers aufhält.
Der männliche Frankolin iſt ein ſehr ſchöner Vogel. Vorderkopf, Wangen und Bruſt ſind tief- ſchwarz, die Federn des Hinterkopfes röthlich geſäumt und weiß längs geſtreift, die Ohrfedern rein- weiß, die des Mittelhalſes rothbraun, ſodaß ein breites Halsband entſteht, die des Rückens ſchwarz, röthlich geſäumt und weiß gefleckt, die des Unterrückens feinſchwarz und weiß quer geſtreift, die der Bruſt dunkelſchwarz, nach dem Bauche zu mehr oder weniger mit Weiß gefleckt oder geſtreift, die Schenkel und die Unterſchwanzdeckfedern endlich bräunlich, die Schwingen roth und ſchwarz, die Mittelfedern ihrer ganzen Länge nach, die äußeren an der Wurzel ſchwarz und grau geſtreift, die übrigen ſchwarz. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß gelbroth. Die Länge beträgt 13 bis 14, die Breite 20, die Fittiglänge 5¾, die Schwanzlänge 3½ Zoll.
Das Weibchen trägt ein viel beſcheideneres Gewand. Bei ihm iſt ein lichtes Gelbbraun die Grundfärbung; die Scheitelfedern ſind braun, jederſeits mit einem großen gilblichen Flecken gezeichnet, die des Halſes und der Bruſt mit kleinen braunen Flecken getüpfelt, die der übrigen Unterſeite ähn- lich gebändert, die des Rückens und der Flügeldecken matt graubraun, weißgelb geſäumt.
„Jn der kalten Jahreszeit“, ſagt Jerdon, „nachdem die Jungen flügge und ſelbſtändig geworden, findet man den Frankolin über einen größeren Theil des Landes verbreitet als während der heißen Monate und insbeſondere während der Regenzeit. Man begegnet ihm dann auch oft in Feldern fern vom Waſſer. Gelegentlich ſieht man einen oder den andern auch bäumen, das aber iſt immer ein ſeltener Fall.“
Während der Paarzeit läßt der Hahn bei Sonnenaufgang und gegen Abend fleißig ſeine Lock- ſtimme hören, ein Geſchrei, welches Malherbe wohlklingend nennt und durch die Silben „Tre, tre, tre“ zu übertragen verſucht. Ein ſicilianiſches Sprüchwort ſagt, der Vogel wolle damit ſeinen eigenen Werth angeben, da ſein Wildpret mit tre — drei — Paris (einer ſicilianiſchen Münze) oder 10 Sgr. verkauft werde. Jerdon nennt das Geſchrei mißtönend und bemerkt, daß man es auch in
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[404/0432]
Die Läufer. Scharrvögel. Feldhühner.
Die Gefangenen werden von den Eingebornen in der Regel ſofort getödtet; auf Verlangen kann man
jedoch Lebende erhalten, ſoviel man will. An den Käfig und ein einfaches Körnerfutter gewöhnt ſich
auch der alt eingefangene Frankolin ohne alle Umſtände, und wenn man anfangs die Vorſicht gebraucht,
ſeinen Bauer mit einer weichen Decke zu verſehen, ſodaß er ſich den Kopf nicht wund ſtoßen kann,
mäßigt ſich ſein im Anfange ſehr ungeſtümes Weſen bald; er wird raſch zahm und ſchreitet bei geeig-
neter Pflege auch wohl zur Fortpflanzung.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß noch vor etwa dreißig Jahren ein Mitglied dieſer Sippe, der
Frankolin (Francolinus vulgaris), in mehreren Ländern Europas gefunden wurde: ſo namentlich
auf Sicilien, auf einigen Jnſeln des griechiſchen Meeres und in der Nähe des Sees Albufera in
Valencia. Gegenwärtig iſt der Vogel aber allem Anſchein nach hier wie dort gänzlich ausgerottet,
und möglicherweiſe wird er in ganz Europa nicht mehr gefunden. Dagegen lebt er noch in ziemlicher
Anzahl auf Cypern, in Kleinaſten, zumal in Syrien, im Süden des ſchwarzen Meeres und im Norden
Jndiens, — vorausgeſetzt, daß diejenigen Forſcher, welche zwiſchen dem indiſchen und europäiſchen
Frankolin keinen Unterſchied fanden, richtig beobachtet haben.
Malherbe ſagt, daß der Frankolin auf Sicilien die Ebenen zwiſchen Caltagirone und Terranova
bewohne, feuchte Gegenden oder doch die Nähe von Bächen bevorzuge, ſich oft mitten im Binſicht auf-
halte und ein einſames Leben führe; Sperling hat ihn oft in Syrien geſehen und zwar gewöhnlich
einſam oder in Paaren, immer unter den Myrthengebüſchen, welche um die Flußufer ſich finden, oder
auf den feuchten, ſumpfigen Stellen in den Ebenen; Jerdon berichtet, daß er in ganz Nordindien,
vom Himalaya an bis zum Gangesthale herunter, ſüdlich bis nach Sindh und Guzurate, öſtlich bis
Dacca und Aſſam hin vorkommt, und im Gebirge bis zu ungefähr viertauſend Fuß über dem
Meere emporſteigt, hier ebenfalls feuchte, graſige Wieſen, angebaute Felder, kleine Buſchdickichte,
auch wohl die Dſchungeln bevorzugt und ſich immer und überall in kleinen Geſellſchaften in der
Nähe des Waſſers aufhält.
Der männliche Frankolin iſt ein ſehr ſchöner Vogel. Vorderkopf, Wangen und Bruſt ſind tief-
ſchwarz, die Federn des Hinterkopfes röthlich geſäumt und weiß längs geſtreift, die Ohrfedern rein-
weiß, die des Mittelhalſes rothbraun, ſodaß ein breites Halsband entſteht, die des Rückens ſchwarz,
röthlich geſäumt und weiß gefleckt, die des Unterrückens feinſchwarz und weiß quer geſtreift,
die der Bruſt dunkelſchwarz, nach dem Bauche zu mehr oder weniger mit Weiß gefleckt oder geſtreift,
die Schenkel und die Unterſchwanzdeckfedern endlich bräunlich, die Schwingen roth und ſchwarz, die
Mittelfedern ihrer ganzen Länge nach, die äußeren an der Wurzel ſchwarz und grau geſtreift, die
übrigen ſchwarz. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß gelbroth. Die Länge beträgt
13 bis 14, die Breite 20, die Fittiglänge 5¾, die Schwanzlänge 3½ Zoll.
Das Weibchen trägt ein viel beſcheideneres Gewand. Bei ihm iſt ein lichtes Gelbbraun die
Grundfärbung; die Scheitelfedern ſind braun, jederſeits mit einem großen gilblichen Flecken gezeichnet,
die des Halſes und der Bruſt mit kleinen braunen Flecken getüpfelt, die der übrigen Unterſeite ähn-
lich gebändert, die des Rückens und der Flügeldecken matt graubraun, weißgelb geſäumt.
„Jn der kalten Jahreszeit“, ſagt Jerdon, „nachdem die Jungen flügge und ſelbſtändig
geworden, findet man den Frankolin über einen größeren Theil des Landes verbreitet als während der
heißen Monate und insbeſondere während der Regenzeit. Man begegnet ihm dann auch oft in
Feldern fern vom Waſſer. Gelegentlich ſieht man einen oder den andern auch bäumen, das aber iſt
immer ein ſeltener Fall.“
Während der Paarzeit läßt der Hahn bei Sonnenaufgang und gegen Abend fleißig ſeine Lock-
ſtimme hören, ein Geſchrei, welches Malherbe wohlklingend nennt und durch die Silben „Tre, tre,
tre“ zu übertragen verſucht. Ein ſicilianiſches Sprüchwort ſagt, der Vogel wolle damit ſeinen
eigenen Werth angeben, da ſein Wildpret mit tre — drei — Paris (einer ſicilianiſchen Münze) oder
10 Sgr. verkauft werde. Jerdon nennt das Geſchrei mißtönend und bemerkt, daß man es auch in
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/432>, abgerufen am 25.11.2024.
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