Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Haselhuhn. Prairiehuhn.
Muth hat, sofort zu erscheinen. Dann heißt es für den Jäger geduldig warten; doch thut er wohl,
wenn er ein- oder zweimal lockt, um jenem seinen Standpunkt möglichst richtig anzudeuten. Der
Haselhahn antwortet darauf gewöhnlich noch einigemal und verstummt wieder. Aber nach fünf
bis zehn Minuten geschieht eine Ueberraschung. Man hört plötzlich Aufbrausen; der Hahn kommt
in einem Zuge heran und wirft sich vor die Füße des Jägers, oft mit solcher Heftigkeit, daß
vorhandenes, trockenes Laub förmlich aufstiebt. Jn der festen Ueberzeugung, auf diesem Punkte
seine Kameraden zu finden, bemerkt er zwar Etwas, welches nicht aussieht wie Holz, erkennt
aber doch nicht sofort den Menschen, und schickt sich dann langsam zum Abmarsch an. Diesen
Augenblick der Verblüfftheit muß der Jäger zum Schusse benutzen. Geräth der Schütz zwischen
viele Haselhühner, welche getrennt einzeln oder paarweise in hörbarer Weite von einander sich
befinden und rundum gleichzeitig antworten und locken, so kommt auf seinen Anruf nur zufällig ein
Haselhuhn herbei. Der geübte Jäger weiß aber in solchen Fällen Rath, indem er als Henne lockt;
dann wird es ruhig, und er kann nunmehr seine Jagd beginnen. Oft geschieht es, daß er von einem
und demselben Staudpunkte aus mehrere Hähne erlegt; denn der Knall des Gewehrs stört diese
nicht, solange der Jäger feinen Stand nicht verläßt, oder sich überhaupt nicht bewegt. Dies darf
erst geschehen, wenn sich der Schütz einem zweiten Stande zuwendet.

So beschreibt Leyen diese anziehende Jagd.

Gefangene Haselhühner gewöhnen sich zwar leicht an ein Ersatzfutter, werden aber selten zahm.
Jm Anfange ihrer Gefangenschaft sind sie entsetzlich ängstlich, und wenn der Raum, in dem man sie
hält, nicht groß genug ist, rennen sie sich beim Erscheinen eines Menschen zu Tode. Sind sie jedoch
einmal eingewöhnt, und haben sich mit ihrem Pfleger befreundet, so erfreuen sie diesen auf das
höchste; denn sie bleiben auch im Käfig anmuthig und liebenswürdig.



Unter den Rauchfußhühnern Nordamerikas gibt es mehrere, welche unserem Auer- und
Birkgeflügel bis auf die Größe und Farbenvertheilung ähneln; andere aber bekunden ein durchaus
selbständiges Gepräge. Unter ihnen scheint mir das Prairiehuhn (Cupidonia americana) einer
besonderen Auszeichnung werth. Die Sippe, welche es vertritt, unterscheidet sich von andern
Waldhühnern hauptsächlich durch zwei lange, aus ungefähr achtzehn schmalen Federn gebildete
Büschel, die zu beiden Seiten des Halses herabhängen und hier nackte Hautstellen bedecken,
welche wiederum die Lage von blasenartigen, mit der Luftröhre in Verbindung stehenden Hautsäcken
bezeichnen. Die Geschlechter unterscheiden sich kaum in der Färbung, sondern höchstens dadurch,
daß die Schmuckfedern beim Männchen länger sind als beim Weibchen. Jm übrigen ähnelt das
Prairiehuhn hinsichtlich seines Leibesbaues dem Auerhuhne; doch ist der aus achtzehn breiten,
zugerundeten Federn bestehende Schwanz verhältnißmäßig kürzer als bei jenem; im Fittig ist die
vierte Schwinge die längste und das Kopfgefieder einigermaßen verlängert.

Die Federn der Oberseite sind schwarz, blaßroth und weiß, die der Unterseite blaßbraun und
weiß in die Quere gebändert, wodurch ein schwer zu beschreibendes Gemisch gedachter Farben entsteht;
der Bauch ist weißlich; die Schwungfedern sind graubraun, ihre Schäfte schwarz, ihre Außenfahnen
röthlich gefleckt, die Steuerfedern dunkelgraubraun, mit schmuzigweißem Spitzensaume, die Federn
der Wangengegend und Kehle gelblich, ein Band unter dem Auge braun, die langen Federn am
Halse sind dunkelbraun an der äußeren, blaß gelbroth an der inneren Fahne. Das Auge ist kaffee-
braun, die Brau scharlachroth, der Schnabel dunkelhornfarben, der Fuß, soweit er nackt, orangen-
gelb; dieselbe Färbung zeigen auch die nackten Theile am Hinterhalse. Die Länge beträgt 18, die
Breite 30, die Fittiglänge 5 5/6 , die Schwanzlänge 41/2 Zoll.

Haſelhuhn. Prairiehuhn.
Muth hat, ſofort zu erſcheinen. Dann heißt es für den Jäger geduldig warten; doch thut er wohl,
wenn er ein- oder zweimal lockt, um jenem ſeinen Standpunkt möglichſt richtig anzudeuten. Der
Haſelhahn antwortet darauf gewöhnlich noch einigemal und verſtummt wieder. Aber nach fünf
bis zehn Minuten geſchieht eine Ueberraſchung. Man hört plötzlich Aufbrauſen; der Hahn kommt
in einem Zuge heran und wirft ſich vor die Füße des Jägers, oft mit ſolcher Heftigkeit, daß
vorhandenes, trockenes Laub förmlich aufſtiebt. Jn der feſten Ueberzeugung, auf dieſem Punkte
ſeine Kameraden zu finden, bemerkt er zwar Etwas, welches nicht ausſieht wie Holz, erkennt
aber doch nicht ſofort den Menſchen, und ſchickt ſich dann langſam zum Abmarſch an. Dieſen
Augenblick der Verblüfftheit muß der Jäger zum Schuſſe benutzen. Geräth der Schütz zwiſchen
viele Haſelhühner, welche getrennt einzeln oder paarweiſe in hörbarer Weite von einander ſich
befinden und rundum gleichzeitig antworten und locken, ſo kommt auf ſeinen Anruf nur zufällig ein
Haſelhuhn herbei. Der geübte Jäger weiß aber in ſolchen Fällen Rath, indem er als Henne lockt;
dann wird es ruhig, und er kann nunmehr ſeine Jagd beginnen. Oft geſchieht es, daß er von einem
und demſelben Staudpunkte aus mehrere Hähne erlegt; denn der Knall des Gewehrs ſtört dieſe
nicht, ſolange der Jäger feinen Stand nicht verläßt, oder ſich überhaupt nicht bewegt. Dies darf
erſt geſchehen, wenn ſich der Schütz einem zweiten Stande zuwendet.

So beſchreibt Leyen dieſe anziehende Jagd.

Gefangene Haſelhühner gewöhnen ſich zwar leicht an ein Erſatzfutter, werden aber ſelten zahm.
Jm Anfange ihrer Gefangenſchaft ſind ſie entſetzlich ängſtlich, und wenn der Raum, in dem man ſie
hält, nicht groß genug iſt, rennen ſie ſich beim Erſcheinen eines Menſchen zu Tode. Sind ſie jedoch
einmal eingewöhnt, und haben ſich mit ihrem Pfleger befreundet, ſo erfreuen ſie dieſen auf das
höchſte; denn ſie bleiben auch im Käfig anmuthig und liebenswürdig.



Unter den Rauchfußhühnern Nordamerikas gibt es mehrere, welche unſerem Auer- und
Birkgeflügel bis auf die Größe und Farbenvertheilung ähneln; andere aber bekunden ein durchaus
ſelbſtändiges Gepräge. Unter ihnen ſcheint mir das Prairiehuhn (Cupidonia americana) einer
beſonderen Auszeichnung werth. Die Sippe, welche es vertritt, unterſcheidet ſich von andern
Waldhühnern hauptſächlich durch zwei lange, aus ungefähr achtzehn ſchmalen Federn gebildete
Büſchel, die zu beiden Seiten des Halſes herabhängen und hier nackte Hautſtellen bedecken,
welche wiederum die Lage von blaſenartigen, mit der Luftröhre in Verbindung ſtehenden Hautſäcken
bezeichnen. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich kaum in der Färbung, ſondern höchſtens dadurch,
daß die Schmuckfedern beim Männchen länger ſind als beim Weibchen. Jm übrigen ähnelt das
Prairiehuhn hinſichtlich ſeines Leibesbaues dem Auerhuhne; doch iſt der aus achtzehn breiten,
zugerundeten Federn beſtehende Schwanz verhältnißmäßig kürzer als bei jenem; im Fittig iſt die
vierte Schwinge die längſte und das Kopfgefieder einigermaßen verlängert.

Die Federn der Oberſeite ſind ſchwarz, blaßroth und weiß, die der Unterſeite blaßbraun und
weiß in die Quere gebändert, wodurch ein ſchwer zu beſchreibendes Gemiſch gedachter Farben entſteht;
der Bauch iſt weißlich; die Schwungfedern ſind graubraun, ihre Schäfte ſchwarz, ihre Außenfahnen
röthlich gefleckt, die Steuerfedern dunkelgraubraun, mit ſchmuzigweißem Spitzenſaume, die Federn
der Wangengegend und Kehle gelblich, ein Band unter dem Auge braun, die langen Federn am
Halſe ſind dunkelbraun an der äußeren, blaß gelbroth an der inneren Fahne. Das Auge iſt kaffee-
braun, die Brau ſcharlachroth, der Schnabel dunkelhornfarben, der Fuß, ſoweit er nackt, orangen-
gelb; dieſelbe Färbung zeigen auch die nackten Theile am Hinterhalſe. Die Länge beträgt 18, die
Breite 30, die Fittiglänge 5⅚, die Schwanzlänge 4½ Zoll.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0389" n="361"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ha&#x017F;elhuhn. Prairiehuhn.</hi></fw><lb/>
Muth hat, &#x017F;ofort zu er&#x017F;cheinen. Dann heißt es für den Jäger geduldig warten; doch thut er wohl,<lb/>
wenn er ein- oder zweimal lockt, um jenem &#x017F;einen Standpunkt möglich&#x017F;t richtig anzudeuten. Der<lb/>
Ha&#x017F;elhahn antwortet darauf gewöhnlich noch einigemal und ver&#x017F;tummt wieder. Aber nach fünf<lb/>
bis zehn Minuten ge&#x017F;chieht eine Ueberra&#x017F;chung. Man hört plötzlich Aufbrau&#x017F;en; der Hahn kommt<lb/>
in einem Zuge heran und wirft &#x017F;ich vor die Füße des Jägers, oft mit &#x017F;olcher Heftigkeit, daß<lb/>
vorhandenes, trockenes Laub förmlich auf&#x017F;tiebt. Jn der fe&#x017F;ten Ueberzeugung, auf die&#x017F;em Punkte<lb/>
&#x017F;eine Kameraden zu finden, bemerkt er zwar Etwas, welches nicht aus&#x017F;ieht wie Holz, erkennt<lb/>
aber doch nicht &#x017F;ofort den Men&#x017F;chen, und &#x017F;chickt &#x017F;ich dann lang&#x017F;am zum Abmar&#x017F;ch an. Die&#x017F;en<lb/>
Augenblick der Verblüfftheit muß der Jäger zum Schu&#x017F;&#x017F;e benutzen. Geräth der Schütz zwi&#x017F;chen<lb/>
viele Ha&#x017F;elhühner, welche getrennt einzeln oder paarwei&#x017F;e in hörbarer Weite von einander &#x017F;ich<lb/>
befinden und rundum gleichzeitig antworten und locken, &#x017F;o kommt auf &#x017F;einen Anruf nur zufällig ein<lb/>
Ha&#x017F;elhuhn herbei. Der geübte Jäger weiß aber in &#x017F;olchen Fällen Rath, indem er als Henne lockt;<lb/>
dann wird es ruhig, und er kann nunmehr &#x017F;eine Jagd beginnen. Oft ge&#x017F;chieht es, daß er von einem<lb/>
und dem&#x017F;elben Staudpunkte aus mehrere Hähne erlegt; denn der Knall des Gewehrs &#x017F;tört die&#x017F;e<lb/>
nicht, &#x017F;olange der Jäger feinen Stand nicht verläßt, oder &#x017F;ich überhaupt nicht bewegt. Dies darf<lb/>
er&#x017F;t ge&#x017F;chehen, wenn &#x017F;ich der Schütz einem zweiten Stande zuwendet.</p><lb/>
          <p>So be&#x017F;chreibt <hi rendition="#g">Leyen</hi> die&#x017F;e anziehende Jagd.</p><lb/>
          <p>Gefangene Ha&#x017F;elhühner gewöhnen &#x017F;ich zwar leicht an ein Er&#x017F;atzfutter, werden aber &#x017F;elten zahm.<lb/>
Jm Anfange ihrer Gefangen&#x017F;chaft &#x017F;ind &#x017F;ie ent&#x017F;etzlich äng&#x017F;tlich, und wenn der Raum, in dem man &#x017F;ie<lb/>
hält, nicht groß genug i&#x017F;t, rennen &#x017F;ie &#x017F;ich beim Er&#x017F;cheinen eines Men&#x017F;chen zu Tode. Sind &#x017F;ie jedoch<lb/>
einmal eingewöhnt, und haben &#x017F;ich mit ihrem Pfleger befreundet, &#x017F;o erfreuen &#x017F;ie die&#x017F;en auf das<lb/>
höch&#x017F;te; denn &#x017F;ie bleiben auch im Käfig anmuthig und liebenswürdig.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Unter den Rauchfußhühnern Nordamerikas gibt es mehrere, welche un&#x017F;erem Auer- und<lb/>
Birkgeflügel bis auf die Größe und Farbenvertheilung ähneln; andere aber bekunden ein durchaus<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;tändiges Gepräge. Unter ihnen &#x017F;cheint mir das <hi rendition="#g">Prairiehuhn</hi> <hi rendition="#aq">(Cupidonia americana)</hi> einer<lb/>
be&#x017F;onderen Auszeichnung werth. Die Sippe, welche es vertritt, unter&#x017F;cheidet &#x017F;ich von andern<lb/>
Waldhühnern haupt&#x017F;ächlich durch zwei lange, aus ungefähr achtzehn &#x017F;chmalen Federn gebildete<lb/>&#x017F;chel, die zu beiden Seiten des Hal&#x017F;es herabhängen und hier nackte Haut&#x017F;tellen bedecken,<lb/>
welche wiederum die Lage von bla&#x017F;enartigen, mit der Luftröhre in Verbindung &#x017F;tehenden Haut&#x017F;äcken<lb/>
bezeichnen. Die Ge&#x017F;chlechter unter&#x017F;cheiden &#x017F;ich kaum in der Färbung, &#x017F;ondern höch&#x017F;tens dadurch,<lb/>
daß die Schmuckfedern beim Männchen länger &#x017F;ind als beim Weibchen. Jm übrigen ähnelt das<lb/>
Prairiehuhn hin&#x017F;ichtlich &#x017F;eines Leibesbaues dem Auerhuhne; doch i&#x017F;t der aus achtzehn breiten,<lb/>
zugerundeten Federn be&#x017F;tehende Schwanz verhältnißmäßig kürzer als bei jenem; im Fittig i&#x017F;t die<lb/>
vierte Schwinge die läng&#x017F;te und das Kopfgefieder einigermaßen verlängert.</p><lb/>
          <p>Die Federn der Ober&#x017F;eite &#x017F;ind &#x017F;chwarz, blaßroth und weiß, die der Unter&#x017F;eite blaßbraun und<lb/>
weiß in die Quere gebändert, wodurch ein &#x017F;chwer zu be&#x017F;chreibendes Gemi&#x017F;ch gedachter Farben ent&#x017F;teht;<lb/>
der Bauch i&#x017F;t weißlich; die Schwungfedern &#x017F;ind graubraun, ihre Schäfte &#x017F;chwarz, ihre Außenfahnen<lb/>
röthlich gefleckt, die Steuerfedern dunkelgraubraun, mit &#x017F;chmuzigweißem Spitzen&#x017F;aume, die Federn<lb/>
der Wangengegend und Kehle gelblich, ein Band unter dem Auge braun, die langen Federn am<lb/>
Hal&#x017F;e &#x017F;ind dunkelbraun an der äußeren, blaß gelbroth an der inneren Fahne. Das Auge i&#x017F;t kaffee-<lb/>
braun, die Brau &#x017F;charlachroth, der Schnabel dunkelhornfarben, der Fuß, &#x017F;oweit er nackt, orangen-<lb/>
gelb; die&#x017F;elbe Färbung zeigen auch die nackten Theile am Hinterhal&#x017F;e. Die Länge beträgt 18, die<lb/>
Breite 30, die Fittiglänge 5&#x215A;, die Schwanzlänge 4½ Zoll.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[361/0389] Haſelhuhn. Prairiehuhn. Muth hat, ſofort zu erſcheinen. Dann heißt es für den Jäger geduldig warten; doch thut er wohl, wenn er ein- oder zweimal lockt, um jenem ſeinen Standpunkt möglichſt richtig anzudeuten. Der Haſelhahn antwortet darauf gewöhnlich noch einigemal und verſtummt wieder. Aber nach fünf bis zehn Minuten geſchieht eine Ueberraſchung. Man hört plötzlich Aufbrauſen; der Hahn kommt in einem Zuge heran und wirft ſich vor die Füße des Jägers, oft mit ſolcher Heftigkeit, daß vorhandenes, trockenes Laub förmlich aufſtiebt. Jn der feſten Ueberzeugung, auf dieſem Punkte ſeine Kameraden zu finden, bemerkt er zwar Etwas, welches nicht ausſieht wie Holz, erkennt aber doch nicht ſofort den Menſchen, und ſchickt ſich dann langſam zum Abmarſch an. Dieſen Augenblick der Verblüfftheit muß der Jäger zum Schuſſe benutzen. Geräth der Schütz zwiſchen viele Haſelhühner, welche getrennt einzeln oder paarweiſe in hörbarer Weite von einander ſich befinden und rundum gleichzeitig antworten und locken, ſo kommt auf ſeinen Anruf nur zufällig ein Haſelhuhn herbei. Der geübte Jäger weiß aber in ſolchen Fällen Rath, indem er als Henne lockt; dann wird es ruhig, und er kann nunmehr ſeine Jagd beginnen. Oft geſchieht es, daß er von einem und demſelben Staudpunkte aus mehrere Hähne erlegt; denn der Knall des Gewehrs ſtört dieſe nicht, ſolange der Jäger feinen Stand nicht verläßt, oder ſich überhaupt nicht bewegt. Dies darf erſt geſchehen, wenn ſich der Schütz einem zweiten Stande zuwendet. So beſchreibt Leyen dieſe anziehende Jagd. Gefangene Haſelhühner gewöhnen ſich zwar leicht an ein Erſatzfutter, werden aber ſelten zahm. Jm Anfange ihrer Gefangenſchaft ſind ſie entſetzlich ängſtlich, und wenn der Raum, in dem man ſie hält, nicht groß genug iſt, rennen ſie ſich beim Erſcheinen eines Menſchen zu Tode. Sind ſie jedoch einmal eingewöhnt, und haben ſich mit ihrem Pfleger befreundet, ſo erfreuen ſie dieſen auf das höchſte; denn ſie bleiben auch im Käfig anmuthig und liebenswürdig. Unter den Rauchfußhühnern Nordamerikas gibt es mehrere, welche unſerem Auer- und Birkgeflügel bis auf die Größe und Farbenvertheilung ähneln; andere aber bekunden ein durchaus ſelbſtändiges Gepräge. Unter ihnen ſcheint mir das Prairiehuhn (Cupidonia americana) einer beſonderen Auszeichnung werth. Die Sippe, welche es vertritt, unterſcheidet ſich von andern Waldhühnern hauptſächlich durch zwei lange, aus ungefähr achtzehn ſchmalen Federn gebildete Büſchel, die zu beiden Seiten des Halſes herabhängen und hier nackte Hautſtellen bedecken, welche wiederum die Lage von blaſenartigen, mit der Luftröhre in Verbindung ſtehenden Hautſäcken bezeichnen. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich kaum in der Färbung, ſondern höchſtens dadurch, daß die Schmuckfedern beim Männchen länger ſind als beim Weibchen. Jm übrigen ähnelt das Prairiehuhn hinſichtlich ſeines Leibesbaues dem Auerhuhne; doch iſt der aus achtzehn breiten, zugerundeten Federn beſtehende Schwanz verhältnißmäßig kürzer als bei jenem; im Fittig iſt die vierte Schwinge die längſte und das Kopfgefieder einigermaßen verlängert. Die Federn der Oberſeite ſind ſchwarz, blaßroth und weiß, die der Unterſeite blaßbraun und weiß in die Quere gebändert, wodurch ein ſchwer zu beſchreibendes Gemiſch gedachter Farben entſteht; der Bauch iſt weißlich; die Schwungfedern ſind graubraun, ihre Schäfte ſchwarz, ihre Außenfahnen röthlich gefleckt, die Steuerfedern dunkelgraubraun, mit ſchmuzigweißem Spitzenſaume, die Federn der Wangengegend und Kehle gelblich, ein Band unter dem Auge braun, die langen Federn am Halſe ſind dunkelbraun an der äußeren, blaß gelbroth an der inneren Fahne. Das Auge iſt kaffee- braun, die Brau ſcharlachroth, der Schnabel dunkelhornfarben, der Fuß, ſoweit er nackt, orangen- gelb; dieſelbe Färbung zeigen auch die nackten Theile am Hinterhalſe. Die Länge beträgt 18, die Breite 30, die Fittiglänge 5⅚, die Schwanzlänge 4½ Zoll.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/389
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/389>, abgerufen am 18.05.2024.