Wachsthum vollendet hatten." Eine, diesen Worten beigegebene Abbildung macht uns mit dem ersten Dunenkleide bekannt. Es dürfte an Zierlichkeit kaum Seinesgleichen finden. Ein dunkles Sandgelb ist die Grundfärbung der Oberseite, dunkle Mondflecken schattiren, weiße, dunkel gesäumte Streifen theilen sie in mehrere, regelmäßig abgegrenzte Felder. Ueber den Kopf verlaufen ein Mittel- und zwei Brauenstreifen; von dem breiteren Rückenstreifen zweigen sich zwei schmälere ab, wenden sich seitlich, sodann wieder nach vorn und umschließen so die vier Mittelfelder, während die beiden unteren durch sie und die lichte Unterseite begrenzt werden. Auch die Flügel sind durch Bogenstreifen geziert. Jnmitten der Felder sieht man noch einzelne kleine, runde, weiße Flecke. Die Unterseite ist einfarbig gilblich weiß.
Auch die Flughühner haben im Menschen den ärgsten Feind; denn gegen die meisten Raubthiere schützt sie ihr schneller Flug. Mir wurde gesagt, daß ihnen der Edelfalk und nachts der Schakal und Wüstenfuchs gefährlich werden; aus eigener Erfahrung vermag ich jedoch hierüber Nichts zu sagen. Dagegen habe ich sehr häufig auf Flughühner gejagt und oft mit dem besten Erfolge. So lange die Vögel noch nicht schen geworden sind, hält es nicht schwer, sie zu erlegen: sie vertrauen im allgemeinen zu viel auf ihr Sandkleid. Jch erinnere mich, mit einem einzigen Schusse vierzehn von ihnen erlegt zu haben. Sie vertragen aber einen sehr starken Schuß, und diejenigen, denen nicht die edelsten Theile oder die Schwingen verletzt wurden, erheben sich noch regelmäßig, fliegen weit weg und fallen dann erst todt zu Boden herab. Der Sammler hat noch mit einer Schwierigkeit zu kämpfen, weil die Verwundeten so heftig zu flattern pflegen, daß ihre nur lose an der Haut sitzenden Federn fast immer in großer Menge ausgehen; bei der Häufigkeit der Vögel liefert ihm aber einige Ausdauer bald das Genügende.
Ganz anders zeigen sich die Flughühner da, wo sie mehrfache Verfolgungen erfahren haben. Hier ist an ein Beschleichen gar nicht zu denken, und man muß deshalb die Tränkstelle aufsuchen, hier anstehen und sie erwarten. Eine solche Jagd hat mein Bruder beschrieben, und da diese Schilderung Beiträge zur Kunde unserer Vögel liefert, will ich das Wesentliche hier folgen lassen. "Weil die Flughühner", sagt er, "von den Spaniern gern gegessen werden, stellt man ihnen auf alle mögliche Weise nach, und sie sind deshalb ungemein scheu und vorsichtig. Man schießt sie regelmäßig bei den Trinkplätzen auf dem Anstande. Sie pflegen das Wasser stets so nahe als möglich an der Quelle aufzusuchen und eilen deshalb nach dem Gebirge oder nach hochgelegenen Orten, um daselbst ihren Durst zu stillen. Zu dem einmal erwählten Trinkplatze kehren sie täglich und zur bestimmten Stunde wieder; der Jäger kann also sicher darauf rechnen, sie zur rechten Zeit erscheinen zu sehen. Er verbirgt sich in der Nähe der Stelle, wo er ihre Fährte am Rande des Wassers im Sande bemerkte, sorgfältig, am besten in einer mit Steinen überdeckten Hütte, muß aber jedenfalls schon eine oder anderthalb Stunden vor dem erwähnten Ankommen der Thiere zur Stelle sein ...."
"Von dem Bade von Archena aus, woselbst ich mich vierzehn Tage aufhielt, unternahm ich am zweiten Pfingsttage einen Jagdausflug nach dem anderthalb Meilen entfernten Campo de Ulea, einer Einöde, in welcher Bienenfresser, Haubenlerchen und Steinschwätzer fast die einzigen befiederten Bewohner waren. Wir erreichten gegen sieben Uhr das Bett des Regenstromes, in welchem die Flughühner Wasser zu trinken pflegten. Ein Hirt hatte genau die Stelle ausgekundschaftet und daselbst Anstände erbaut. Das Flußbett wurde zu beiden Seiten eingeschlossen von steilen Fels- wänden, welche von prachtvoll blühenden Oleandergebüschen bekleidet waren. Blos hier und da zeigte sich eine Pfütze schmuzigen Wassers, und an einzelnen Stellen bemerkten wir auch schon Fährten von Flughühnern im Sande. Nachdem wir drei Viertelstunden gegangen waren, wurden die Fuß- tapfen zahlreicher, und bald fanden wir die aus Steinen sorgfältig erbauten Anstände in der Nähe des hier rieselnden Wassers."
"Jetzt schärfte mir unser Jäger nochmals die uns schon gegebenen Verhaltungsmaßregeln ein, nämlich ruhig im Anstande zu bleiben, das Gewehr zu spannen und auf das Wasser zu richten, um nachher jede Bewegung möglichst zu vermeiden; denn die Gangas, hier Churras genannt, seien
Die Läufer. Scharrvögel. Flughühner.
Wachsthum vollendet hatten.“ Eine, dieſen Worten beigegebene Abbildung macht uns mit dem erſten Dunenkleide bekannt. Es dürfte an Zierlichkeit kaum Seinesgleichen finden. Ein dunkles Sandgelb iſt die Grundfärbung der Oberſeite, dunkle Mondflecken ſchattiren, weiße, dunkel geſäumte Streifen theilen ſie in mehrere, regelmäßig abgegrenzte Felder. Ueber den Kopf verlaufen ein Mittel- und zwei Brauenſtreifen; von dem breiteren Rückenſtreifen zweigen ſich zwei ſchmälere ab, wenden ſich ſeitlich, ſodann wieder nach vorn und umſchließen ſo die vier Mittelfelder, während die beiden unteren durch ſie und die lichte Unterſeite begrenzt werden. Auch die Flügel ſind durch Bogenſtreifen geziert. Jnmitten der Felder ſieht man noch einzelne kleine, runde, weiße Flecke. Die Unterſeite iſt einfarbig gilblich weiß.
Auch die Flughühner haben im Menſchen den ärgſten Feind; denn gegen die meiſten Raubthiere ſchützt ſie ihr ſchneller Flug. Mir wurde geſagt, daß ihnen der Edelfalk und nachts der Schakal und Wüſtenfuchs gefährlich werden; aus eigener Erfahrung vermag ich jedoch hierüber Nichts zu ſagen. Dagegen habe ich ſehr häufig auf Flughühner gejagt und oft mit dem beſten Erfolge. So lange die Vögel noch nicht ſchen geworden ſind, hält es nicht ſchwer, ſie zu erlegen: ſie vertrauen im allgemeinen zu viel auf ihr Sandkleid. Jch erinnere mich, mit einem einzigen Schuſſe vierzehn von ihnen erlegt zu haben. Sie vertragen aber einen ſehr ſtarken Schuß, und diejenigen, denen nicht die edelſten Theile oder die Schwingen verletzt wurden, erheben ſich noch regelmäßig, fliegen weit weg und fallen dann erſt todt zu Boden herab. Der Sammler hat noch mit einer Schwierigkeit zu kämpfen, weil die Verwundeten ſo heftig zu flattern pflegen, daß ihre nur loſe an der Haut ſitzenden Federn faſt immer in großer Menge ausgehen; bei der Häufigkeit der Vögel liefert ihm aber einige Ausdauer bald das Genügende.
Ganz anders zeigen ſich die Flughühner da, wo ſie mehrfache Verfolgungen erfahren haben. Hier iſt an ein Beſchleichen gar nicht zu denken, und man muß deshalb die Tränkſtelle aufſuchen, hier anſtehen und ſie erwarten. Eine ſolche Jagd hat mein Bruder beſchrieben, und da dieſe Schilderung Beiträge zur Kunde unſerer Vögel liefert, will ich das Weſentliche hier folgen laſſen. „Weil die Flughühner“, ſagt er, „von den Spaniern gern gegeſſen werden, ſtellt man ihnen auf alle mögliche Weiſe nach, und ſie ſind deshalb ungemein ſcheu und vorſichtig. Man ſchießt ſie regelmäßig bei den Trinkplätzen auf dem Anſtande. Sie pflegen das Waſſer ſtets ſo nahe als möglich an der Quelle aufzuſuchen und eilen deshalb nach dem Gebirge oder nach hochgelegenen Orten, um daſelbſt ihren Durſt zu ſtillen. Zu dem einmal erwählten Trinkplatze kehren ſie täglich und zur beſtimmten Stunde wieder; der Jäger kann alſo ſicher darauf rechnen, ſie zur rechten Zeit erſcheinen zu ſehen. Er verbirgt ſich in der Nähe der Stelle, wo er ihre Fährte am Rande des Waſſers im Sande bemerkte, ſorgfältig, am beſten in einer mit Steinen überdeckten Hütte, muß aber jedenfalls ſchon eine oder anderthalb Stunden vor dem erwähnten Ankommen der Thiere zur Stelle ſein ....“
„Von dem Bade von Archena aus, woſelbſt ich mich vierzehn Tage aufhielt, unternahm ich am zweiten Pfingſttage einen Jagdausflug nach dem anderthalb Meilen entfernten Campo de Uléa, einer Einöde, in welcher Bienenfreſſer, Haubenlerchen und Steinſchwätzer faſt die einzigen befiederten Bewohner waren. Wir erreichten gegen ſieben Uhr das Bett des Regenſtromes, in welchem die Flughühner Waſſer zu trinken pflegten. Ein Hirt hatte genau die Stelle ausgekundſchaftet und daſelbſt Anſtände erbaut. Das Flußbett wurde zu beiden Seiten eingeſchloſſen von ſteilen Fels- wänden, welche von prachtvoll blühenden Oleandergebüſchen bekleidet waren. Blos hier und da zeigte ſich eine Pfütze ſchmuzigen Waſſers, und an einzelnen Stellen bemerkten wir auch ſchon Fährten von Flughühnern im Sande. Nachdem wir drei Viertelſtunden gegangen waren, wurden die Fuß- tapfen zahlreicher, und bald fanden wir die aus Steinen ſorgfältig erbauten Anſtände in der Nähe des hier rieſelnden Waſſers.“
„Jetzt ſchärfte mir unſer Jäger nochmals die uns ſchon gegebenen Verhaltungsmaßregeln ein, nämlich ruhig im Anſtande zu bleiben, das Gewehr zu ſpannen und auf das Waſſer zu richten, um nachher jede Bewegung möglichſt zu vermeiden; denn die Gangas, hier Churras genannt, ſeien
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Die Läufer. Scharrvögel. Flughühner.
Wachsthum vollendet hatten.“ Eine, dieſen Worten beigegebene Abbildung macht uns mit dem
erſten Dunenkleide bekannt. Es dürfte an Zierlichkeit kaum Seinesgleichen finden. Ein dunkles
Sandgelb iſt die Grundfärbung der Oberſeite, dunkle Mondflecken ſchattiren, weiße, dunkel geſäumte
Streifen theilen ſie in mehrere, regelmäßig abgegrenzte Felder. Ueber den Kopf verlaufen ein
Mittel- und zwei Brauenſtreifen; von dem breiteren Rückenſtreifen zweigen ſich zwei ſchmälere ab,
wenden ſich ſeitlich, ſodann wieder nach vorn und umſchließen ſo die vier Mittelfelder, während die
beiden unteren durch ſie und die lichte Unterſeite begrenzt werden. Auch die Flügel ſind durch
Bogenſtreifen geziert. Jnmitten der Felder ſieht man noch einzelne kleine, runde, weiße Flecke.
Die Unterſeite iſt einfarbig gilblich weiß.
Auch die Flughühner haben im Menſchen den ärgſten Feind; denn gegen die meiſten Raubthiere
ſchützt ſie ihr ſchneller Flug. Mir wurde geſagt, daß ihnen der Edelfalk und nachts der Schakal und
Wüſtenfuchs gefährlich werden; aus eigener Erfahrung vermag ich jedoch hierüber Nichts zu ſagen.
Dagegen habe ich ſehr häufig auf Flughühner gejagt und oft mit dem beſten Erfolge. So lange die
Vögel noch nicht ſchen geworden ſind, hält es nicht ſchwer, ſie zu erlegen: ſie vertrauen im allgemeinen
zu viel auf ihr Sandkleid. Jch erinnere mich, mit einem einzigen Schuſſe vierzehn von ihnen
erlegt zu haben. Sie vertragen aber einen ſehr ſtarken Schuß, und diejenigen, denen nicht die
edelſten Theile oder die Schwingen verletzt wurden, erheben ſich noch regelmäßig, fliegen weit weg
und fallen dann erſt todt zu Boden herab. Der Sammler hat noch mit einer Schwierigkeit zu
kämpfen, weil die Verwundeten ſo heftig zu flattern pflegen, daß ihre nur loſe an der Haut ſitzenden
Federn faſt immer in großer Menge ausgehen; bei der Häufigkeit der Vögel liefert ihm aber einige
Ausdauer bald das Genügende.
Ganz anders zeigen ſich die Flughühner da, wo ſie mehrfache Verfolgungen erfahren haben.
Hier iſt an ein Beſchleichen gar nicht zu denken, und man muß deshalb die Tränkſtelle aufſuchen, hier
anſtehen und ſie erwarten. Eine ſolche Jagd hat mein Bruder beſchrieben, und da dieſe Schilderung
Beiträge zur Kunde unſerer Vögel liefert, will ich das Weſentliche hier folgen laſſen. „Weil die
Flughühner“, ſagt er, „von den Spaniern gern gegeſſen werden, ſtellt man ihnen auf alle mögliche
Weiſe nach, und ſie ſind deshalb ungemein ſcheu und vorſichtig. Man ſchießt ſie regelmäßig bei den
Trinkplätzen auf dem Anſtande. Sie pflegen das Waſſer ſtets ſo nahe als möglich an der Quelle
aufzuſuchen und eilen deshalb nach dem Gebirge oder nach hochgelegenen Orten, um daſelbſt ihren
Durſt zu ſtillen. Zu dem einmal erwählten Trinkplatze kehren ſie täglich und zur beſtimmten
Stunde wieder; der Jäger kann alſo ſicher darauf rechnen, ſie zur rechten Zeit erſcheinen zu ſehen.
Er verbirgt ſich in der Nähe der Stelle, wo er ihre Fährte am Rande des Waſſers im Sande
bemerkte, ſorgfältig, am beſten in einer mit Steinen überdeckten Hütte, muß aber jedenfalls ſchon eine
oder anderthalb Stunden vor dem erwähnten Ankommen der Thiere zur Stelle ſein ....“
„Von dem Bade von Archena aus, woſelbſt ich mich vierzehn Tage aufhielt, unternahm ich am
zweiten Pfingſttage einen Jagdausflug nach dem anderthalb Meilen entfernten Campo de Uléa, einer
Einöde, in welcher Bienenfreſſer, Haubenlerchen und Steinſchwätzer faſt die einzigen befiederten
Bewohner waren. Wir erreichten gegen ſieben Uhr das Bett des Regenſtromes, in welchem die
Flughühner Waſſer zu trinken pflegten. Ein Hirt hatte genau die Stelle ausgekundſchaftet und
daſelbſt Anſtände erbaut. Das Flußbett wurde zu beiden Seiten eingeſchloſſen von ſteilen Fels-
wänden, welche von prachtvoll blühenden Oleandergebüſchen bekleidet waren. Blos hier und da
zeigte ſich eine Pfütze ſchmuzigen Waſſers, und an einzelnen Stellen bemerkten wir auch ſchon Fährten
von Flughühnern im Sande. Nachdem wir drei Viertelſtunden gegangen waren, wurden die Fuß-
tapfen zahlreicher, und bald fanden wir die aus Steinen ſorgfältig erbauten Anſtände in der Nähe
des hier rieſelnden Waſſers.“
„Jetzt ſchärfte mir unſer Jäger nochmals die uns ſchon gegebenen Verhaltungsmaßregeln ein,
nämlich ruhig im Anſtande zu bleiben, das Gewehr zu ſpannen und auf das Waſſer zu richten, um
nachher jede Bewegung möglichſt zu vermeiden; denn die Gangas, hier Churras genannt, ſeien
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/344>, abgerufen am 23.11.2024.
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