sie und jedes andere Flughuhn, welches hier sich zeigte, immer nur als Jrrlinge anzusehen, während die beiden genannten Arten mit unter die Charaktervögel Spaniens gezählt werden müssen und in gewissen Provinzen der iberischen Halbinsel ebenso regelmäßig vorkommen, als andere oder dieselben Arten in Asien und in Afrika. Wie zu erwarten, erstreckt sich das Vaterland dieser Vögel über einen großen Theil der alten Erde. Ganga und Khata sind häufig in allen entsprechenden Gegenden Nordwestafrikas, östlich bis nach Tunis hin; aber sie verbreiten sich auch über den größten Theil Asiens und erscheinen, wenigstens im Winter, noch sehr regelmäßig in Jndien. Hier, wie in Nordost- und Mittelafrika, werden sie übrigens außerdem durch das dort brütende Sandhuhn und Verwandte vertreten, während das Streifenflughuhn auf Afrika beschränkt zu sein scheint und meinen Erfahrungen zu Folge, erst in den südlich des 18. Grades nördlicher Breite gelegenen Steppen, nicht aber in den eigentlichen Wüsten sich findet. Jn Spanien bewohnen die Flughühner Anda- lusien, Murcia, Valencia, beide Castilien und Aragonien; doch herrscht immer in einer Provinz mehr die eine als die andere Art vor; Dasselbe gilt für Afrika, Dasselbe, laut Jerdon, für Jndien: die verschiedenen Arten leben neben, nicht unter einander.
Alle Flughühner bewohnen nur Wüsten oder Steppengegenden; auf Feldern sieht man sie blos dann, wenn die Früchte abgeerntet sind. Die mit trockenem, dürren, afrikanischen Riedgrase, der Halfa, bedeckten Ebenen, meist verwüstete Felder, sind ihre Lieblingsplätze; in Spanien leben sie auf ganz ähnlichen Stellen: hier beherbergt sie hauptsächlich das sogenannte "Campo", ein Feld, welches eben auch nicht viel mehr als Wüste ist. Ganz Dasselbe sagt Jerdon hinsichtlich Jndiens. Waldige Gegenden meiden sie fast ängstlich; dagegen scheinen sie sich da, wo niederes Gestrüpp spärlich den Boden deckt, wie es in den afrikanischen Steppen der Fall ist, recht wohl zu befinden: sie fürchten den geschlossenen Wald, weil ihr zwar rascher, stürmischer, nicht aber gewandter Flug sie hier, wo sie beim Aufschwirren leicht an Zweige und Aeste stoßen können, gefährdet, während sie da, wo Gesträuch und Bäume sehr vereinzelt stehen, überall den nöthigen Spielraum für ihre Bewegungen finden. Unter allen Umständen wählen sie Stellen, deren Bodenfarbe der Färbung ihres Gefieders möglichst entspricht: das röthliche Grau der Ganga stimmt mit dem lehmigen "Campo", das lebhafte Gelb des Sandhuhns mit dem fast goldfarbenen Sande der Wüste überein; das Kleid des Streifen- flughuhns kennzeichnet die manchfaltigere Steppe.
Jn ihrem Wesen und Betragen zeigen die Flughühner etwas durchaus Eigenthümliches. Jede ihrer Bewegungen ist von der anderer Scharrvögel verschieden. Jhr Gang ist leicht und schön, mehr hühner-als taubenartig, immerhin aber noch etwas trippelnd, nicht eigentlich rennend, wie bei den echten Hühnern; sie tragen sich im Gehen verhältnißmäßig hoch, halten die Fußwurzeln gerade und setzen nun langsam ein Bein vor das andere, nicken aber nicht bei jedem Schritt mit dem Kopfe, wie Tauben zu thun pflegen. Der Flug ist, wie wiederholt bemerkt, rauschend und stürmisch; er besteht aus einer Reihe gleichmäßiger, schnell sich folgender Flügelschläge und erinnert einigermaßen an den der Tauben, viel mehr aber an den der Regenpfeifer. Das Schwebende des Taubenfluges fehlt ihm gänzlich; denn nur, wenn die Flughühner sich zur Erde herabsenken wollen, gleiten sie ohne Flügel- schlag durch die Luft. Beim Aufstehen klettern sie, so zu sagen, in fast senkrechter Richtung rasch empor, und erst nachdem sie eine gewisse Höhe erreicht haben, fliegen sie in gleicher Ebene über den Boden dahin, gewöhnlich außer Schußnähe, immer dicht gedrängt neben einander, also in geschlossenen Schwärmen, und unter lautem ununterbrochenen Geschrei. Jn dem Schwarme selbst macht sich kaum ein Wechsel bemerklich; jedes einzelne Stück behält genau seine Stelle und stürmt in gleichem Abstande von den übrigen mit diesen weiter; ein Vordrängen der einen und Zurückbleiben anderer, welche dann vielleicht wieder an die Spitze zu kommen suchen, wie es bei vielen andern Vögeln bemerkt wird, findet bei ihnen nicht statt. Die Stimme ist so bezeichnend für diese Vögel, daß sie mit andern nicht verwechselt werden kann. Der arabische Name "Khata", richtiger "Khadda", ist ein Klangbild des Geschreies, welches sie im Fluge ausstoßen; während man dagegen, wenn sie am Boden herumlaufen, einen viel sanfteren, leise hervorgestoßenen Laut vernimmt, welchen man durch die Silben
Die Läufer. Scharrvögel. Flughühner.
ſie und jedes andere Flughuhn, welches hier ſich zeigte, immer nur als Jrrlinge anzuſehen, während die beiden genannten Arten mit unter die Charaktervögel Spaniens gezählt werden müſſen und in gewiſſen Provinzen der iberiſchen Halbinſel ebenſo regelmäßig vorkommen, als andere oder dieſelben Arten in Aſien und in Afrika. Wie zu erwarten, erſtreckt ſich das Vaterland dieſer Vögel über einen großen Theil der alten Erde. Ganga und Khata ſind häufig in allen entſprechenden Gegenden Nordweſtafrikas, öſtlich bis nach Tunis hin; aber ſie verbreiten ſich auch über den größten Theil Aſiens und erſcheinen, wenigſtens im Winter, noch ſehr regelmäßig in Jndien. Hier, wie in Nordoſt- und Mittelafrika, werden ſie übrigens außerdem durch das dort brütende Sandhuhn und Verwandte vertreten, während das Streifenflughuhn auf Afrika beſchränkt zu ſein ſcheint und meinen Erfahrungen zu Folge, erſt in den ſüdlich des 18. Grades nördlicher Breite gelegenen Steppen, nicht aber in den eigentlichen Wüſten ſich findet. Jn Spanien bewohnen die Flughühner Anda- luſien, Murcia, Valencia, beide Caſtilien und Aragonien; doch herrſcht immer in einer Provinz mehr die eine als die andere Art vor; Daſſelbe gilt für Afrika, Daſſelbe, laut Jerdon, für Jndien: die verſchiedenen Arten leben neben, nicht unter einander.
Alle Flughühner bewohnen nur Wüſten oder Steppengegenden; auf Feldern ſieht man ſie blos dann, wenn die Früchte abgeerntet ſind. Die mit trockenem, dürren, afrikaniſchen Riedgraſe, der Halfa, bedeckten Ebenen, meiſt verwüſtete Felder, ſind ihre Lieblingsplätze; in Spanien leben ſie auf ganz ähnlichen Stellen: hier beherbergt ſie hauptſächlich das ſogenannte „Campo“, ein Feld, welches eben auch nicht viel mehr als Wüſte iſt. Ganz Daſſelbe ſagt Jerdon hinſichtlich Jndiens. Waldige Gegenden meiden ſie faſt ängſtlich; dagegen ſcheinen ſie ſich da, wo niederes Geſtrüpp ſpärlich den Boden deckt, wie es in den afrikaniſchen Steppen der Fall iſt, recht wohl zu befinden: ſie fürchten den geſchloſſenen Wald, weil ihr zwar raſcher, ſtürmiſcher, nicht aber gewandter Flug ſie hier, wo ſie beim Aufſchwirren leicht an Zweige und Aeſte ſtoßen können, gefährdet, während ſie da, wo Geſträuch und Bäume ſehr vereinzelt ſtehen, überall den nöthigen Spielraum für ihre Bewegungen finden. Unter allen Umſtänden wählen ſie Stellen, deren Bodenfarbe der Färbung ihres Gefieders möglichſt entſpricht: das röthliche Grau der Ganga ſtimmt mit dem lehmigen „Campo“, das lebhafte Gelb des Sandhuhns mit dem faſt goldfarbenen Sande der Wüſte überein; das Kleid des Streifen- flughuhns kennzeichnet die manchfaltigere Steppe.
Jn ihrem Weſen und Betragen zeigen die Flughühner etwas durchaus Eigenthümliches. Jede ihrer Bewegungen iſt von der anderer Scharrvögel verſchieden. Jhr Gang iſt leicht und ſchön, mehr hühner-als taubenartig, immerhin aber noch etwas trippelnd, nicht eigentlich rennend, wie bei den echten Hühnern; ſie tragen ſich im Gehen verhältnißmäßig hoch, halten die Fußwurzeln gerade und ſetzen nun langſam ein Bein vor das andere, nicken aber nicht bei jedem Schritt mit dem Kopfe, wie Tauben zu thun pflegen. Der Flug iſt, wie wiederholt bemerkt, rauſchend und ſtürmiſch; er beſteht aus einer Reihe gleichmäßiger, ſchnell ſich folgender Flügelſchläge und erinnert einigermaßen an den der Tauben, viel mehr aber an den der Regenpfeifer. Das Schwebende des Taubenfluges fehlt ihm gänzlich; denn nur, wenn die Flughühner ſich zur Erde herabſenken wollen, gleiten ſie ohne Flügel- ſchlag durch die Luft. Beim Aufſtehen klettern ſie, ſo zu ſagen, in faſt ſenkrechter Richtung raſch empor, und erſt nachdem ſie eine gewiſſe Höhe erreicht haben, fliegen ſie in gleicher Ebene über den Boden dahin, gewöhnlich außer Schußnähe, immer dicht gedrängt neben einander, alſo in geſchloſſenen Schwärmen, und unter lautem ununterbrochenen Geſchrei. Jn dem Schwarme ſelbſt macht ſich kaum ein Wechſel bemerklich; jedes einzelne Stück behält genau ſeine Stelle und ſtürmt in gleichem Abſtande von den übrigen mit dieſen weiter; ein Vordrängen der einen und Zurückbleiben anderer, welche dann vielleicht wieder an die Spitze zu kommen ſuchen, wie es bei vielen andern Vögeln bemerkt wird, findet bei ihnen nicht ſtatt. Die Stimme iſt ſo bezeichnend für dieſe Vögel, daß ſie mit andern nicht verwechſelt werden kann. Der arabiſche Name „Khata“, richtiger „Khadda“, iſt ein Klangbild des Geſchreies, welches ſie im Fluge ausſtoßen; während man dagegen, wenn ſie am Boden herumlaufen, einen viel ſanfteren, leiſe hervorgeſtoßenen Laut vernimmt, welchen man durch die Silben
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[316/0340]
Die Läufer. Scharrvögel. Flughühner.
ſie und jedes andere Flughuhn, welches hier ſich zeigte, immer nur als Jrrlinge anzuſehen, während
die beiden genannten Arten mit unter die Charaktervögel Spaniens gezählt werden müſſen und in
gewiſſen Provinzen der iberiſchen Halbinſel ebenſo regelmäßig vorkommen, als andere oder dieſelben
Arten in Aſien und in Afrika. Wie zu erwarten, erſtreckt ſich das Vaterland dieſer Vögel über
einen großen Theil der alten Erde. Ganga und Khata ſind häufig in allen entſprechenden Gegenden
Nordweſtafrikas, öſtlich bis nach Tunis hin; aber ſie verbreiten ſich auch über den größten Theil
Aſiens und erſcheinen, wenigſtens im Winter, noch ſehr regelmäßig in Jndien. Hier, wie in
Nordoſt- und Mittelafrika, werden ſie übrigens außerdem durch das dort brütende Sandhuhn und
Verwandte vertreten, während das Streifenflughuhn auf Afrika beſchränkt zu ſein ſcheint und meinen
Erfahrungen zu Folge, erſt in den ſüdlich des 18. Grades nördlicher Breite gelegenen Steppen,
nicht aber in den eigentlichen Wüſten ſich findet. Jn Spanien bewohnen die Flughühner Anda-
luſien, Murcia, Valencia, beide Caſtilien und Aragonien; doch herrſcht immer in einer Provinz mehr
die eine als die andere Art vor; Daſſelbe gilt für Afrika, Daſſelbe, laut Jerdon, für Jndien: die
verſchiedenen Arten leben neben, nicht unter einander.
Alle Flughühner bewohnen nur Wüſten oder Steppengegenden; auf Feldern ſieht man ſie blos
dann, wenn die Früchte abgeerntet ſind. Die mit trockenem, dürren, afrikaniſchen Riedgraſe, der
Halfa, bedeckten Ebenen, meiſt verwüſtete Felder, ſind ihre Lieblingsplätze; in Spanien leben ſie auf
ganz ähnlichen Stellen: hier beherbergt ſie hauptſächlich das ſogenannte „Campo“, ein Feld, welches
eben auch nicht viel mehr als Wüſte iſt. Ganz Daſſelbe ſagt Jerdon hinſichtlich Jndiens. Waldige
Gegenden meiden ſie faſt ängſtlich; dagegen ſcheinen ſie ſich da, wo niederes Geſtrüpp ſpärlich
den Boden deckt, wie es in den afrikaniſchen Steppen der Fall iſt, recht wohl zu befinden: ſie
fürchten den geſchloſſenen Wald, weil ihr zwar raſcher, ſtürmiſcher, nicht aber gewandter Flug ſie
hier, wo ſie beim Aufſchwirren leicht an Zweige und Aeſte ſtoßen können, gefährdet, während ſie da,
wo Geſträuch und Bäume ſehr vereinzelt ſtehen, überall den nöthigen Spielraum für ihre Bewegungen
finden. Unter allen Umſtänden wählen ſie Stellen, deren Bodenfarbe der Färbung ihres Gefieders
möglichſt entſpricht: das röthliche Grau der Ganga ſtimmt mit dem lehmigen „Campo“, das lebhafte
Gelb des Sandhuhns mit dem faſt goldfarbenen Sande der Wüſte überein; das Kleid des Streifen-
flughuhns kennzeichnet die manchfaltigere Steppe.
Jn ihrem Weſen und Betragen zeigen die Flughühner etwas durchaus Eigenthümliches. Jede
ihrer Bewegungen iſt von der anderer Scharrvögel verſchieden. Jhr Gang iſt leicht und ſchön, mehr
hühner-als taubenartig, immerhin aber noch etwas trippelnd, nicht eigentlich rennend, wie bei den
echten Hühnern; ſie tragen ſich im Gehen verhältnißmäßig hoch, halten die Fußwurzeln gerade und
ſetzen nun langſam ein Bein vor das andere, nicken aber nicht bei jedem Schritt mit dem Kopfe, wie
Tauben zu thun pflegen. Der Flug iſt, wie wiederholt bemerkt, rauſchend und ſtürmiſch; er beſteht
aus einer Reihe gleichmäßiger, ſchnell ſich folgender Flügelſchläge und erinnert einigermaßen an den
der Tauben, viel mehr aber an den der Regenpfeifer. Das Schwebende des Taubenfluges fehlt ihm
gänzlich; denn nur, wenn die Flughühner ſich zur Erde herabſenken wollen, gleiten ſie ohne Flügel-
ſchlag durch die Luft. Beim Aufſtehen klettern ſie, ſo zu ſagen, in faſt ſenkrechter Richtung raſch
empor, und erſt nachdem ſie eine gewiſſe Höhe erreicht haben, fliegen ſie in gleicher Ebene über den
Boden dahin, gewöhnlich außer Schußnähe, immer dicht gedrängt neben einander, alſo in geſchloſſenen
Schwärmen, und unter lautem ununterbrochenen Geſchrei. Jn dem Schwarme ſelbſt macht ſich
kaum ein Wechſel bemerklich; jedes einzelne Stück behält genau ſeine Stelle und ſtürmt in gleichem
Abſtande von den übrigen mit dieſen weiter; ein Vordrängen der einen und Zurückbleiben anderer,
welche dann vielleicht wieder an die Spitze zu kommen ſuchen, wie es bei vielen andern Vögeln
bemerkt wird, findet bei ihnen nicht ſtatt. Die Stimme iſt ſo bezeichnend für dieſe Vögel, daß ſie
mit andern nicht verwechſelt werden kann. Der arabiſche Name „Khata“, richtiger „Khadda“, iſt ein
Klangbild des Geſchreies, welches ſie im Fluge ausſtoßen; während man dagegen, wenn ſie am Boden
herumlaufen, einen viel ſanfteren, leiſe hervorgeſtoßenen Laut vernimmt, welchen man durch die Silben
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/340>, abgerufen am 27.11.2024.
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