Hodgson versichert, daß das Geschrei eines verwundeten Vogels dieser Art zuweilen geradezu erstaunlich sei: "ich kann es mit nichts Anderem vergleichen, als mit dem Geschrei des Esels, so außerordentlich ist seine Kraft." "Die Stimme", bestätigt Tickell, "erregt das Echo, und es wird Einem zuerst schwer, zu glauben, daß ein Vogel solche Töne von sich gibt. Wie bei andern Arten wird das Geschrei ebensowohl beim Einathmen, als beim Ausstoßen der Luft hervorgebracht." Der Homray fliegt mit häufigeren Flügelschlägen, als andere Hornvögel und schwebt nur, bevor er sich auf einen Baum niederläßt. Das Geräusch, welches seine Schwingen verursachen, kann man auf mehr als eine Meile Entfernung wahrnehmen.
Die Nahrung scheint fast ausschließlich aus Früchten zu bestehen, welche von den Bäumen gepflückt, aufgeworfen, gefangen und dann verschlungen werden. An Gefangenen hat man übrigens beobachtet, daß sie auch thierische Nahrung nicht verschmähen.
Ueber das Brutgeschäft liegen mehrere Beobachtungen vor. "Wenn das Weibchen", sagt Mason, "seine fünf bis sechs Eier gelegt hat, wird es von dem Männchen so vollständig mit Lehm eingemauert, daß es eben nur seinen Schnabel durch die Oeffnung stecken kann. So bringt dasselbe nun die Brut- zeit zu, und das Männchen ist eifrig beschäftigt, ihm Früchte zuzutragen." Tickell vervollständigt diese Angabe. "Am 16. Februar 1858", erzählt er, "erfuhr ich von den Bewohnern des Dorfes Karen, daß ein großer Hornschnabel in der Höhlung eines benachbarten Baumes brüte und daß schon seit einigen Jahren derselbe Platz von einem Paare benutzt worden war. Jch besuchte die Brutstelle und bemerkte, daß die Höhlung sich in dem Stamme eines fast geraden, auf funfzig Fuß vom Boden astlosen Baume befand. Die Höhle war mit einer dicken Lehmlage bis auf eine kleine Oeffnung verschlossen, durch welche das Weibchen den Schnabel stecken und vom Männchen gefüttert werden konnte. Einer der Dorfbewohner kletterte mit vieler Mühe an dem Baume empor, indem er Bambus- stöcke in den Stamm trieb, und begann den Lehm wegzuräumen. Während er beschäftigt war, ließ das Männchen laute, röchelnde Töne vernehmen; es flog aber ab und zu und kam dicht an uns heran. Die Eingebornen schienen es zu fürchten und behaupteten, daß sie von ihm angegriffen werden würden; ich hatte deshalb meine Noth, sie abzuhalten, es zu tödten. Als die Höhlung genügend geöffnet war, steckte der Emporgekletterte seinen Arm in das Jnnere, wurde aber vom Weibchen so heftig gebissen, daß er den Arm schnell zurückzog und fast zu Boden gestürzt wäre. Nachdem er die Hand mit einigen Lappen umhüllt hatte, gelang es ihm, den Vogel herauszuziehen: -- ein erbärmlich aus- sehendes Geschöpf, häßlich und schmuzig. Das Thier wurde herabgebracht und auf den Boden freigelassen, hüpfte hier, unfähig zu fliegen, umher und bedrohte die Umstehenden mit seinem Schnabel. Endlich erkletterte es einen kleinen Baum und blieb hier sitzen, da es viel zu steif war, als daß es hätte seine Flügel gebrauchen und sich mit dem Männchen vereinigen können. Jn der Tiefe der Höhle, ungefähr drei Fuß vom Eingange, lag ein einziges, schmuzig lichtbräunliches Ei auf Mulm, Nindenstückchen und Federn. Außerdem war die Höhle mit einer Masse faulender Beeren gefüllt. Das Weibchen war von dem Oel seiner Bürzeldrüse gelb gefärbt."
Das Junge scheint sich ziemlich langsam zu entwickeln; wenigstens versichert Hodgson, daß es erst im vierten oder fünften Jahre zu voller Ausbildung gelangte. Vlyth hingegen behauptet nach Beobachtungen an Gefangenen, daß drei Jahre zur Entwickelung genügen.
Ueber die Gefangenschaft theilt Tickell das Nachstehende mit. Der Homray wird, wenn er jung aufgezogen ist, sehr zahm, bleibt aber immer kühn und bedroht Diejenigen, welche er nicht kennt, mit seinem gewaltigen und gefährlichen Schnabel. Einer ließ sich keine Liebkosungen gefallen, wie es kleinere Arten der Familie thun. Er flog im Garten umher, hielt sich hier auf großen Bäumen oder auch auf dem Hausdache auf, kam zuweilen zum Boden herab, hüpfte hier mit schiefen Sprüngen umher, fiel dabei gelegentlich auch auf die Handwurzel nieder und suchte sich im Grase Futter zusammen. Einmal sah ihn sein Gebieter einen Frosch fangen, aber wieder wegwerfen, nachdem er ihn untersucht hatte. Bei seinen morgentlichen Spaziergängen näßte er sich oft das Gefieder ein, dann pflegte er sich, wenn die Sonne kam, mit ausgespannten Flügeln ruhig hinzusetzen, um die
Die Späher. Leichtſchnäbler. Hornvögel.
Hodgſon verſichert, daß das Geſchrei eines verwundeten Vogels dieſer Art zuweilen geradezu erſtaunlich ſei: „ich kann es mit nichts Anderem vergleichen, als mit dem Geſchrei des Eſels, ſo außerordentlich iſt ſeine Kraft.“ „Die Stimme“, beſtätigt Tickell, „erregt das Echo, und es wird Einem zuerſt ſchwer, zu glauben, daß ein Vogel ſolche Töne von ſich gibt. Wie bei andern Arten wird das Geſchrei ebenſowohl beim Einathmen, als beim Ausſtoßen der Luft hervorgebracht.“ Der Homray fliegt mit häufigeren Flügelſchlägen, als andere Hornvögel und ſchwebt nur, bevor er ſich auf einen Baum niederläßt. Das Geräuſch, welches ſeine Schwingen verurſachen, kann man auf mehr als eine Meile Entfernung wahrnehmen.
Die Nahrung ſcheint faſt ausſchließlich aus Früchten zu beſtehen, welche von den Bäumen gepflückt, aufgeworfen, gefangen und dann verſchlungen werden. An Gefangenen hat man übrigens beobachtet, daß ſie auch thieriſche Nahrung nicht verſchmähen.
Ueber das Brutgeſchäft liegen mehrere Beobachtungen vor. „Wenn das Weibchen“, ſagt Maſon, „ſeine fünf bis ſechs Eier gelegt hat, wird es von dem Männchen ſo vollſtändig mit Lehm eingemauert, daß es eben nur ſeinen Schnabel durch die Oeffnung ſtecken kann. So bringt daſſelbe nun die Brut- zeit zu, und das Männchen iſt eifrig beſchäftigt, ihm Früchte zuzutragen.“ Tickell vervollſtändigt dieſe Angabe. „Am 16. Februar 1858“, erzählt er, „erfuhr ich von den Bewohnern des Dorfes Karen, daß ein großer Hornſchnabel in der Höhlung eines benachbarten Baumes brüte und daß ſchon ſeit einigen Jahren derſelbe Platz von einem Paare benutzt worden war. Jch beſuchte die Brutſtelle und bemerkte, daß die Höhlung ſich in dem Stamme eines faſt geraden, auf funfzig Fuß vom Boden aſtloſen Baume befand. Die Höhle war mit einer dicken Lehmlage bis auf eine kleine Oeffnung verſchloſſen, durch welche das Weibchen den Schnabel ſtecken und vom Männchen gefüttert werden konnte. Einer der Dorfbewohner kletterte mit vieler Mühe an dem Baume empor, indem er Bambus- ſtöcke in den Stamm trieb, und begann den Lehm wegzuräumen. Während er beſchäftigt war, ließ das Männchen laute, röchelnde Töne vernehmen; es flog aber ab und zu und kam dicht an uns heran. Die Eingebornen ſchienen es zu fürchten und behaupteten, daß ſie von ihm angegriffen werden würden; ich hatte deshalb meine Noth, ſie abzuhalten, es zu tödten. Als die Höhlung genügend geöffnet war, ſteckte der Emporgekletterte ſeinen Arm in das Jnnere, wurde aber vom Weibchen ſo heftig gebiſſen, daß er den Arm ſchnell zurückzog und faſt zu Boden geſtürzt wäre. Nachdem er die Hand mit einigen Lappen umhüllt hatte, gelang es ihm, den Vogel herauszuziehen: — ein erbärmlich aus- ſehendes Geſchöpf, häßlich und ſchmuzig. Das Thier wurde herabgebracht und auf den Boden freigelaſſen, hüpfte hier, unfähig zu fliegen, umher und bedrohte die Umſtehenden mit ſeinem Schnabel. Endlich erkletterte es einen kleinen Baum und blieb hier ſitzen, da es viel zu ſteif war, als daß es hätte ſeine Flügel gebrauchen und ſich mit dem Männchen vereinigen können. Jn der Tiefe der Höhle, ungefähr drei Fuß vom Eingange, lag ein einziges, ſchmuzig lichtbräunliches Ei auf Mulm, Nindenſtückchen und Federn. Außerdem war die Höhle mit einer Maſſe faulender Beeren gefüllt. Das Weibchen war von dem Oel ſeiner Bürzeldrüſe gelb gefärbt.“
Das Junge ſcheint ſich ziemlich langſam zu entwickeln; wenigſtens verſichert Hodgſon, daß es erſt im vierten oder fünften Jahre zu voller Ausbildung gelangte. Vlyth hingegen behauptet nach Beobachtungen an Gefangenen, daß drei Jahre zur Entwickelung genügen.
Ueber die Gefangenſchaft theilt Tickell das Nachſtehende mit. Der Homray wird, wenn er jung aufgezogen iſt, ſehr zahm, bleibt aber immer kühn und bedroht Diejenigen, welche er nicht kennt, mit ſeinem gewaltigen und gefährlichen Schnabel. Einer ließ ſich keine Liebkoſungen gefallen, wie es kleinere Arten der Familie thun. Er flog im Garten umher, hielt ſich hier auf großen Bäumen oder auch auf dem Hausdache auf, kam zuweilen zum Boden herab, hüpfte hier mit ſchiefen Sprüngen umher, fiel dabei gelegentlich auch auf die Handwurzel nieder und ſuchte ſich im Graſe Futter zuſammen. Einmal ſah ihn ſein Gebieter einen Froſch fangen, aber wieder wegwerfen, nachdem er ihn unterſucht hatte. Bei ſeinen morgentlichen Spaziergängen näßte er ſich oft das Gefieder ein, dann pflegte er ſich, wenn die Sonne kam, mit ausgeſpannten Flügeln ruhig hinzuſetzen, um die
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[244/0266]
Die Späher. Leichtſchnäbler. Hornvögel.
Hodgſon verſichert, daß das Geſchrei eines verwundeten Vogels dieſer Art zuweilen geradezu
erſtaunlich ſei: „ich kann es mit nichts Anderem vergleichen, als mit dem Geſchrei des Eſels, ſo
außerordentlich iſt ſeine Kraft.“ „Die Stimme“, beſtätigt Tickell, „erregt das Echo, und es wird
Einem zuerſt ſchwer, zu glauben, daß ein Vogel ſolche Töne von ſich gibt. Wie bei andern Arten
wird das Geſchrei ebenſowohl beim Einathmen, als beim Ausſtoßen der Luft hervorgebracht.“ Der
Homray fliegt mit häufigeren Flügelſchlägen, als andere Hornvögel und ſchwebt nur, bevor er ſich
auf einen Baum niederläßt. Das Geräuſch, welches ſeine Schwingen verurſachen, kann man auf
mehr als eine Meile Entfernung wahrnehmen.
Die Nahrung ſcheint faſt ausſchließlich aus Früchten zu beſtehen, welche von den Bäumen
gepflückt, aufgeworfen, gefangen und dann verſchlungen werden. An Gefangenen hat man übrigens
beobachtet, daß ſie auch thieriſche Nahrung nicht verſchmähen.
Ueber das Brutgeſchäft liegen mehrere Beobachtungen vor. „Wenn das Weibchen“, ſagt Maſon,
„ſeine fünf bis ſechs Eier gelegt hat, wird es von dem Männchen ſo vollſtändig mit Lehm eingemauert,
daß es eben nur ſeinen Schnabel durch die Oeffnung ſtecken kann. So bringt daſſelbe nun die Brut-
zeit zu, und das Männchen iſt eifrig beſchäftigt, ihm Früchte zuzutragen.“ Tickell vervollſtändigt
dieſe Angabe. „Am 16. Februar 1858“, erzählt er, „erfuhr ich von den Bewohnern des Dorfes
Karen, daß ein großer Hornſchnabel in der Höhlung eines benachbarten Baumes brüte und daß ſchon
ſeit einigen Jahren derſelbe Platz von einem Paare benutzt worden war. Jch beſuchte die Brutſtelle
und bemerkte, daß die Höhlung ſich in dem Stamme eines faſt geraden, auf funfzig Fuß vom Boden
aſtloſen Baume befand. Die Höhle war mit einer dicken Lehmlage bis auf eine kleine Oeffnung
verſchloſſen, durch welche das Weibchen den Schnabel ſtecken und vom Männchen gefüttert werden
konnte. Einer der Dorfbewohner kletterte mit vieler Mühe an dem Baume empor, indem er Bambus-
ſtöcke in den Stamm trieb, und begann den Lehm wegzuräumen. Während er beſchäftigt war, ließ
das Männchen laute, röchelnde Töne vernehmen; es flog aber ab und zu und kam dicht an uns heran.
Die Eingebornen ſchienen es zu fürchten und behaupteten, daß ſie von ihm angegriffen werden würden;
ich hatte deshalb meine Noth, ſie abzuhalten, es zu tödten. Als die Höhlung genügend geöffnet war,
ſteckte der Emporgekletterte ſeinen Arm in das Jnnere, wurde aber vom Weibchen ſo heftig gebiſſen,
daß er den Arm ſchnell zurückzog und faſt zu Boden geſtürzt wäre. Nachdem er die Hand mit
einigen Lappen umhüllt hatte, gelang es ihm, den Vogel herauszuziehen: — ein erbärmlich aus-
ſehendes Geſchöpf, häßlich und ſchmuzig. Das Thier wurde herabgebracht und auf den Boden
freigelaſſen, hüpfte hier, unfähig zu fliegen, umher und bedrohte die Umſtehenden mit ſeinem Schnabel.
Endlich erkletterte es einen kleinen Baum und blieb hier ſitzen, da es viel zu ſteif war, als daß es
hätte ſeine Flügel gebrauchen und ſich mit dem Männchen vereinigen können. Jn der Tiefe der
Höhle, ungefähr drei Fuß vom Eingange, lag ein einziges, ſchmuzig lichtbräunliches Ei auf
Mulm, Nindenſtückchen und Federn. Außerdem war die Höhle mit einer Maſſe faulender Beeren
gefüllt. Das Weibchen war von dem Oel ſeiner Bürzeldrüſe gelb gefärbt.“
Das Junge ſcheint ſich ziemlich langſam zu entwickeln; wenigſtens verſichert Hodgſon, daß
es erſt im vierten oder fünften Jahre zu voller Ausbildung gelangte. Vlyth hingegen behauptet
nach Beobachtungen an Gefangenen, daß drei Jahre zur Entwickelung genügen.
Ueber die Gefangenſchaft theilt Tickell das Nachſtehende mit. Der Homray wird, wenn er
jung aufgezogen iſt, ſehr zahm, bleibt aber immer kühn und bedroht Diejenigen, welche er nicht kennt,
mit ſeinem gewaltigen und gefährlichen Schnabel. Einer ließ ſich keine Liebkoſungen gefallen, wie es
kleinere Arten der Familie thun. Er flog im Garten umher, hielt ſich hier auf großen Bäumen oder
auch auf dem Hausdache auf, kam zuweilen zum Boden herab, hüpfte hier mit ſchiefen Sprüngen
umher, fiel dabei gelegentlich auch auf die Handwurzel nieder und ſuchte ſich im Graſe Futter
zuſammen. Einmal ſah ihn ſein Gebieter einen Froſch fangen, aber wieder wegwerfen, nachdem er
ihn unterſucht hatte. Bei ſeinen morgentlichen Spaziergängen näßte er ſich oft das Gefieder ein,
dann pflegte er ſich, wenn die Sonne kam, mit ausgeſpannten Flügeln ruhig hinzuſetzen, um die
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/266>, abgerufen am 26.11.2024.
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