Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
Sai.

Der Sai (Caereba cyanea) ist prächtig glänzend hellblau, auf dem Scheitel schimmernd blau-
grün; der Rücken, die Flügel und der Schwanz sowie ein Augenstreifen sind schwarz; der innere
Rand der Schwungsedern ist gelb. Das Auge ist graubraun, der Schnabel schwarz, der Fuß lebhaft
orangeroth. Beim Weibchen ist die Oberseite zeisiggrün, die untere blaßgrün, die Kehle weißlich.
Die Länge beträgt 4 2/3 , die Fittiglänge 21/4, die Schwanzlänge 11/4 Zoll.

Der Sai ist über den größten Theil Südamerikas verbreitet: man hat ihn von Columbien an
bis nach Südbrasilien gefunden. "Jn den von mir bereisten Gegenden", sagt der Prinz, "ist er
nirgends so häufig als in der Provinz Espirito santo; denn dort in den schönen Wäldern unweit
der Seeküste erlegten meine Jäger eine große Menge dieser schönen Vögel. Sie waren in der Fort-
pflanzungszeit gepaart, übrigens aber in kleinen Gesellschaften von sechs bis acht Stücken vereinigt

[Abbildung] Der Sai (Caereba cyanea).
und durchzogen munter die höheren Baumkronen. Jn ihrem Magen fand man meistens Ueberreste
von Früchten, doch auch Kerbthiere. Eine laute Stimme oder einen bedeutenden Gesang haben wir
nicht von ihnen gehört; sie sollen indeß ein ziemlich leises Gezwitscher vernehmen lassen. Jhre
Lockstimme ist ein oft und schnell wiederholter kurzer Laut. Sie hüpfen und flattern gleich unsern
Meisen gesellschaftlich von Ast zu Ast, sind stets in Bewegung und halten sich nicht lange an ein
und derselben Stelle auf. Oft sind sie mit andern kleinen Vögeln, z. B. mit Tangaras, gemeinschaft-
lich vereint. Jn der Zeit, wenn die saftigen Früchte reifen, stellen sie diesen eifrig nach." Schom-
burgk
bestätigt lediglich die Angaben des Prinzen, ohne ihnen Etwas hinzuzufügen; er erwähnt
jedoch in seiner Reisebeschreibung, daß eine verwandte Art von den Wilden erlegt wird, weil diese aus
den prachtvoll glänzenden Federn sich Schmuckgegenstände verfertigten.



Sai.

Der Sai (Caereba cyanea) iſt prächtig glänzend hellblau, auf dem Scheitel ſchimmernd blau-
grün; der Rücken, die Flügel und der Schwanz ſowie ein Augenſtreifen ſind ſchwarz; der innere
Rand der Schwungſedern iſt gelb. Das Auge iſt graubraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß lebhaft
orangeroth. Beim Weibchen iſt die Oberſeite zeiſiggrün, die untere blaßgrün, die Kehle weißlich.
Die Länge beträgt 4⅔, die Fittiglänge 2¼, die Schwanzlänge 1¼ Zoll.

Der Sai iſt über den größten Theil Südamerikas verbreitet: man hat ihn von Columbien an
bis nach Südbraſilien gefunden. „Jn den von mir bereiſten Gegenden“, ſagt der Prinz, „iſt er
nirgends ſo häufig als in der Provinz Eſpirito ſanto; denn dort in den ſchönen Wäldern unweit
der Seeküſte erlegten meine Jäger eine große Menge dieſer ſchönen Vögel. Sie waren in der Fort-
pflanzungszeit gepaart, übrigens aber in kleinen Geſellſchaften von ſechs bis acht Stücken vereinigt

[Abbildung] Der Sai (Caereba cyanea).
und durchzogen munter die höheren Baumkronen. Jn ihrem Magen fand man meiſtens Ueberreſte
von Früchten, doch auch Kerbthiere. Eine laute Stimme oder einen bedeutenden Geſang haben wir
nicht von ihnen gehört; ſie ſollen indeß ein ziemlich leiſes Gezwitſcher vernehmen laſſen. Jhre
Lockſtimme iſt ein oft und ſchnell wiederholter kurzer Laut. Sie hüpfen und flattern gleich unſern
Meiſen geſellſchaftlich von Aſt zu Aſt, ſind ſtets in Bewegung und halten ſich nicht lange an ein
und derſelben Stelle auf. Oft ſind ſie mit andern kleinen Vögeln, z. B. mit Tangaras, gemeinſchaft-
lich vereint. Jn der Zeit, wenn die ſaftigen Früchte reifen, ſtellen ſie dieſen eifrig nach.“ Schom-
burgk
beſtätigt lediglich die Angaben des Prinzen, ohne ihnen Etwas hinzuzufügen; er erwähnt
jedoch in ſeiner Reiſebeſchreibung, daß eine verwandte Art von den Wilden erlegt wird, weil dieſe aus
den prachtvoll glänzenden Federn ſich Schmuckgegenſtände verfertigten.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0019" n="7"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Sai.</hi> </fw><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#g">Sai</hi> <hi rendition="#aq">(Caereba cyanea)</hi> i&#x017F;t prächtig glänzend hellblau, auf dem Scheitel &#x017F;chimmernd blau-<lb/>
grün; der Rücken, die Flügel und der Schwanz &#x017F;owie ein Augen&#x017F;treifen &#x017F;ind &#x017F;chwarz; der innere<lb/>
Rand der Schwung&#x017F;edern i&#x017F;t gelb. Das Auge i&#x017F;t graubraun, der Schnabel &#x017F;chwarz, der Fuß lebhaft<lb/>
orangeroth. Beim Weibchen i&#x017F;t die Ober&#x017F;eite zei&#x017F;iggrün, die untere blaßgrün, die Kehle weißlich.<lb/>
Die Länge beträgt 4&#x2154;, die Fittiglänge 2¼, die Schwanzlänge 1¼ Zoll.</p><lb/>
          <p>Der Sai i&#x017F;t über den größten Theil Südamerikas verbreitet: man hat ihn von Columbien an<lb/>
bis nach Südbra&#x017F;ilien gefunden. &#x201E;Jn den von mir berei&#x017F;ten Gegenden&#x201C;, &#x017F;agt der Prinz, &#x201E;i&#x017F;t er<lb/>
nirgends &#x017F;o häufig als in der Provinz E&#x017F;pirito &#x017F;anto; denn dort in den &#x017F;chönen Wäldern unweit<lb/>
der Seekü&#x017F;te erlegten meine Jäger eine große Menge die&#x017F;er &#x017F;chönen Vögel. Sie waren in der Fort-<lb/>
pflanzungszeit gepaart, übrigens aber in kleinen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften von &#x017F;echs bis acht Stücken vereinigt<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Sai</hi><hi rendition="#aq">(Caereba cyanea).</hi></hi></head></figure><lb/>
und durchzogen munter die höheren Baumkronen. Jn ihrem Magen fand man mei&#x017F;tens Ueberre&#x017F;te<lb/>
von Früchten, doch auch Kerbthiere. Eine laute Stimme oder einen bedeutenden Ge&#x017F;ang haben wir<lb/>
nicht von ihnen gehört; &#x017F;ie &#x017F;ollen indeß ein ziemlich lei&#x017F;es Gezwit&#x017F;cher vernehmen la&#x017F;&#x017F;en. Jhre<lb/>
Lock&#x017F;timme i&#x017F;t ein oft und &#x017F;chnell wiederholter kurzer Laut. Sie hüpfen und flattern gleich un&#x017F;ern<lb/>
Mei&#x017F;en ge&#x017F;ell&#x017F;chaftlich von A&#x017F;t zu A&#x017F;t, &#x017F;ind &#x017F;tets in Bewegung und halten &#x017F;ich nicht lange an ein<lb/>
und der&#x017F;elben Stelle auf. Oft &#x017F;ind &#x017F;ie mit andern kleinen Vögeln, z. B. mit Tangaras, gemein&#x017F;chaft-<lb/>
lich vereint. Jn der Zeit, wenn die &#x017F;aftigen Früchte reifen, &#x017F;tellen &#x017F;ie die&#x017F;en eifrig nach.&#x201C; <hi rendition="#g">Schom-<lb/>
burgk</hi> be&#x017F;tätigt lediglich die Angaben des Prinzen, ohne ihnen Etwas hinzuzufügen; er erwähnt<lb/>
jedoch in &#x017F;einer Rei&#x017F;ebe&#x017F;chreibung, daß eine verwandte Art von den Wilden erlegt wird, weil die&#x017F;e aus<lb/>
den prachtvoll glänzenden Federn &#x017F;ich Schmuckgegen&#x017F;tände verfertigten.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0019] Sai. Der Sai (Caereba cyanea) iſt prächtig glänzend hellblau, auf dem Scheitel ſchimmernd blau- grün; der Rücken, die Flügel und der Schwanz ſowie ein Augenſtreifen ſind ſchwarz; der innere Rand der Schwungſedern iſt gelb. Das Auge iſt graubraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß lebhaft orangeroth. Beim Weibchen iſt die Oberſeite zeiſiggrün, die untere blaßgrün, die Kehle weißlich. Die Länge beträgt 4⅔, die Fittiglänge 2¼, die Schwanzlänge 1¼ Zoll. Der Sai iſt über den größten Theil Südamerikas verbreitet: man hat ihn von Columbien an bis nach Südbraſilien gefunden. „Jn den von mir bereiſten Gegenden“, ſagt der Prinz, „iſt er nirgends ſo häufig als in der Provinz Eſpirito ſanto; denn dort in den ſchönen Wäldern unweit der Seeküſte erlegten meine Jäger eine große Menge dieſer ſchönen Vögel. Sie waren in der Fort- pflanzungszeit gepaart, übrigens aber in kleinen Geſellſchaften von ſechs bis acht Stücken vereinigt [Abbildung Der Sai (Caereba cyanea).] und durchzogen munter die höheren Baumkronen. Jn ihrem Magen fand man meiſtens Ueberreſte von Früchten, doch auch Kerbthiere. Eine laute Stimme oder einen bedeutenden Geſang haben wir nicht von ihnen gehört; ſie ſollen indeß ein ziemlich leiſes Gezwitſcher vernehmen laſſen. Jhre Lockſtimme iſt ein oft und ſchnell wiederholter kurzer Laut. Sie hüpfen und flattern gleich unſern Meiſen geſellſchaftlich von Aſt zu Aſt, ſind ſtets in Bewegung und halten ſich nicht lange an ein und derſelben Stelle auf. Oft ſind ſie mit andern kleinen Vögeln, z. B. mit Tangaras, gemeinſchaft- lich vereint. Jn der Zeit, wenn die ſaftigen Früchte reifen, ſtellen ſie dieſen eifrig nach.“ Schom- burgk beſtätigt lediglich die Angaben des Prinzen, ohne ihnen Etwas hinzuzufügen; er erwähnt jedoch in ſeiner Reiſebeſchreibung, daß eine verwandte Art von den Wilden erlegt wird, weil dieſe aus den prachtvoll glänzenden Federn ſich Schmuckgegenſtände verfertigten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/19
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/19>, abgerufen am 27.11.2024.