zusammengeschrumpft, daß man ihn kaum erkennen konnte. Jm größeren Raum hatten sie noch Kerbthiere fangen können, im Bauer war ihnen Dies unmöglich gewesen."
Yarrell meint, wie Gosse noch bemerkt, daß es möglich sein könne, Junge vom Neste an an Syrup zu gewöhnen, beweist damit aber nur, daß er niemals Thiere lebend gehalten hat. Auch Hunde kann man eine Zeit lang mit Zucker füttern: man ernährt sie damit aber nicht, sondern bereitet ihnen ein sicheres Ende. Es unterliegt für mich keinem Zweifel, daß es unmöglich ist, einen Kolibri längere Zeit mit Zucker oder Honig allein zu erhalten; aber ich bezweifle nicht, daß es möglich sein wird, diese lieblichen Vögel an ein Ersatzfutter zu gewöhnen. Anfänglich wird man sich hierbei auf Ameisenpuppen beschränken müssen; später aber kann man wahrscheinlich anstatt dessen fein zerstoßenen Zwieback, Quark und Eidotter anwenden. Um die Vögel zum Fressen zu bringen, wird man dasselbe Verfahren anzuwenden haben, welches Gosse beschreibt, und während des Sommers wird für frische Blumen bestmöglichst gesorgt werden müssen. So möchte es, meiner Ansicht nach, möglich sein, Kolibris lebend nach Europa zu bringen und sie hier wenigstens eine Zeit lang zu erhalten. Daß Letzteres gelingen kann, geht aus Gould's Erfahrungen zur Genüge hervor. "Die amerikanischen Kolibris", sagt er, "welche ich lebend hierher brachte, waren so gelehrig und furchtlos, wie ein großer Schmetterling oder irgend ein anderes Kerbthier bei ähnlicher Behandlung sein würde. Der Käfig, in welchem sie lebten, war zwölf Zoll lang, sieben Zoll breit und acht Zoll hoch. Jn demselben befand sich ein kleiner Baumzweig und an der Seite hing eine Glasflasche, welche täglich mit Syrup und dem Dotter eines ungesottenen Eies gefüllt wurde. Bei dieser Nahrung schienen sie zu gedeihen und glücklich zu sein, doch nur während der Fahrt längs der Küste von Amerika und über den atlantischen Ocean, bis sie innerhalb des Einflusses des europäischen Klimas kamen. Auf der Höhe des westlichen Theiles von Jrland gaben sich unverkennbare Zeichen der Abschwächung kund, und von dieser erholten sie sich nie mehr. Dennoch gelang es mir, einen von ihnen lebend nach London zu bringen. Hier starb er am zweiten Tage nach seiner Ankunft in meinem Hause."
Die Schönheit und Zierlichkeit der Schwirrvögel haben ihnen die Liebe aller Amerikaner erworben. Deshalb stellt man ihnen auch eigentlich nur dann nach, wenn ein sammelnder Europäer Dies wünscht. Jn den alten Reisewerken und Naturgeschichten steht zu lesen, daß man die kleinen Vögel blos mit Sand oder Wasser schießen könne. Audubon hat sich verleiten lassen, Dies zu versuchen und gefunden, daß die aus Wasser bestehende Ladung wohl das Gewehr einschmuzt, aber keine Kolibris tödtet. Feiner Vogeldunst ist vollkommen geeignet zur Jagd der Schwirrvögel, falls man nur die rechte Ladung und die rechte Entfernung beim Schießen zu treffen weiß. Jm übrigen beansprucht die Jagd nicht die geringste Mühe oder Geschicklichkeit. Man braucht sich nur unter einen blühenden Baum auf die Lauer zu legen und im geeigneten Augenblick auf den vor der Blume schwebenden Kolibri zu schießen. Auf diese Art kann man im Laufe eines Vormittags so viele erlegen, als man eben will. Einen wirklichen Nutzen gewähren die Todten übrigens nur dem Naturforscher; denn die alten Zeiten, in denen die vornehmen Mejikaner ihr Kleid mit Kolibribälgen schmückten, sind vorüber. Gegenwärtig werden die Vögel wenigstens in Südamerika nirgends mehr zum Putz verwendet.
Außer den Menschen scheinen die Schwirrvögel wenig oder keine Feinde zu haben. Es ist kaum anzunehmen, daß sie dem Angriff der Raubvögel oder Raubthiere überhaupt ausgesetzt sind; denn es gibt kein anderes Raubthier, welches ihnen an Schnelligkeit gleichkäme. Die Jungen hin- gegen mögen oft die Beute der kletternden Raubsäugethiere oder der nesterplündernden Vögel werden. Darauf hin würde wenigstens der Eifer schließen, mit welchem Kolibris derartige Vögel anzugreifen pflegen. Jm allgemeinen aber scheinen die geflügelten Edelsteine wenig behelligt zu sein. Dies beweist schon die außerordentliche Anzahl, in welcher sie ungeachtet ihrer geringen Vermehrung überall auftreten. Früher hat man sich viel mit fabelhaften Feinden der Schwirrvögel beschäftigt; man hat namentlich die große Vogelspinne mit ihnen in Verbindung gebracht und geglaubt, daß
Lebensweiſe der Schwirrvögel.
zuſammengeſchrumpft, daß man ihn kaum erkennen konnte. Jm größeren Raum hatten ſie noch Kerbthiere fangen können, im Bauer war ihnen Dies unmöglich geweſen.“
Yarrell meint, wie Goſſe noch bemerkt, daß es möglich ſein könne, Junge vom Neſte an an Syrup zu gewöhnen, beweiſt damit aber nur, daß er niemals Thiere lebend gehalten hat. Auch Hunde kann man eine Zeit lang mit Zucker füttern: man ernährt ſie damit aber nicht, ſondern bereitet ihnen ein ſicheres Ende. Es unterliegt für mich keinem Zweifel, daß es unmöglich iſt, einen Kolibri längere Zeit mit Zucker oder Honig allein zu erhalten; aber ich bezweifle nicht, daß es möglich ſein wird, dieſe lieblichen Vögel an ein Erſatzfutter zu gewöhnen. Anfänglich wird man ſich hierbei auf Ameiſenpuppen beſchränken müſſen; ſpäter aber kann man wahrſcheinlich anſtatt deſſen fein zerſtoßenen Zwieback, Quark und Eidotter anwenden. Um die Vögel zum Freſſen zu bringen, wird man daſſelbe Verfahren anzuwenden haben, welches Goſſe beſchreibt, und während des Sommers wird für friſche Blumen beſtmöglichſt geſorgt werden müſſen. So möchte es, meiner Anſicht nach, möglich ſein, Kolibris lebend nach Europa zu bringen und ſie hier wenigſtens eine Zeit lang zu erhalten. Daß Letzteres gelingen kann, geht aus Gould’s Erfahrungen zur Genüge hervor. „Die amerikaniſchen Kolibris“, ſagt er, „welche ich lebend hierher brachte, waren ſo gelehrig und furchtlos, wie ein großer Schmetterling oder irgend ein anderes Kerbthier bei ähnlicher Behandlung ſein würde. Der Käfig, in welchem ſie lebten, war zwölf Zoll lang, ſieben Zoll breit und acht Zoll hoch. Jn demſelben befand ſich ein kleiner Baumzweig und an der Seite hing eine Glasflaſche, welche täglich mit Syrup und dem Dotter eines ungeſottenen Eies gefüllt wurde. Bei dieſer Nahrung ſchienen ſie zu gedeihen und glücklich zu ſein, doch nur während der Fahrt längs der Küſte von Amerika und über den atlantiſchen Ocean, bis ſie innerhalb des Einfluſſes des europäiſchen Klimas kamen. Auf der Höhe des weſtlichen Theiles von Jrland gaben ſich unverkennbare Zeichen der Abſchwächung kund, und von dieſer erholten ſie ſich nie mehr. Dennoch gelang es mir, einen von ihnen lebend nach London zu bringen. Hier ſtarb er am zweiten Tage nach ſeiner Ankunft in meinem Hauſe.“
Die Schönheit und Zierlichkeit der Schwirrvögel haben ihnen die Liebe aller Amerikaner erworben. Deshalb ſtellt man ihnen auch eigentlich nur dann nach, wenn ein ſammelnder Europäer Dies wünſcht. Jn den alten Reiſewerken und Naturgeſchichten ſteht zu leſen, daß man die kleinen Vögel blos mit Sand oder Waſſer ſchießen könne. Audubon hat ſich verleiten laſſen, Dies zu verſuchen und gefunden, daß die aus Waſſer beſtehende Ladung wohl das Gewehr einſchmuzt, aber keine Kolibris tödtet. Feiner Vogeldunſt iſt vollkommen geeignet zur Jagd der Schwirrvögel, falls man nur die rechte Ladung und die rechte Entfernung beim Schießen zu treffen weiß. Jm übrigen beanſprucht die Jagd nicht die geringſte Mühe oder Geſchicklichkeit. Man braucht ſich nur unter einen blühenden Baum auf die Lauer zu legen und im geeigneten Augenblick auf den vor der Blume ſchwebenden Kolibri zu ſchießen. Auf dieſe Art kann man im Laufe eines Vormittags ſo viele erlegen, als man eben will. Einen wirklichen Nutzen gewähren die Todten übrigens nur dem Naturforſcher; denn die alten Zeiten, in denen die vornehmen Mejikaner ihr Kleid mit Kolibribälgen ſchmückten, ſind vorüber. Gegenwärtig werden die Vögel wenigſtens in Südamerika nirgends mehr zum Putz verwendet.
Außer den Menſchen ſcheinen die Schwirrvögel wenig oder keine Feinde zu haben. Es iſt kaum anzunehmen, daß ſie dem Angriff der Raubvögel oder Raubthiere überhaupt ausgeſetzt ſind; denn es gibt kein anderes Raubthier, welches ihnen an Schnelligkeit gleichkäme. Die Jungen hin- gegen mögen oft die Beute der kletternden Raubſäugethiere oder der neſterplündernden Vögel werden. Darauf hin würde wenigſtens der Eifer ſchließen, mit welchem Kolibris derartige Vögel anzugreifen pflegen. Jm allgemeinen aber ſcheinen die geflügelten Edelſteine wenig behelligt zu ſein. Dies beweiſt ſchon die außerordentliche Anzahl, in welcher ſie ungeachtet ihrer geringen Vermehrung überall auftreten. Früher hat man ſich viel mit fabelhaften Feinden der Schwirrvögel beſchäftigt; man hat namentlich die große Vogelſpinne mit ihnen in Verbindung gebracht und geglaubt, daß
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Lebensweiſe der Schwirrvögel.
zuſammengeſchrumpft, daß man ihn kaum erkennen konnte. Jm größeren Raum hatten ſie noch
Kerbthiere fangen können, im Bauer war ihnen Dies unmöglich geweſen.“
Yarrell meint, wie Goſſe noch bemerkt, daß es möglich ſein könne, Junge vom Neſte an an
Syrup zu gewöhnen, beweiſt damit aber nur, daß er niemals Thiere lebend gehalten hat. Auch
Hunde kann man eine Zeit lang mit Zucker füttern: man ernährt ſie damit aber nicht, ſondern
bereitet ihnen ein ſicheres Ende. Es unterliegt für mich keinem Zweifel, daß es unmöglich iſt,
einen Kolibri längere Zeit mit Zucker oder Honig allein zu erhalten; aber ich bezweifle nicht, daß es
möglich ſein wird, dieſe lieblichen Vögel an ein Erſatzfutter zu gewöhnen. Anfänglich wird man
ſich hierbei auf Ameiſenpuppen beſchränken müſſen; ſpäter aber kann man wahrſcheinlich anſtatt
deſſen fein zerſtoßenen Zwieback, Quark und Eidotter anwenden. Um die Vögel zum Freſſen zu
bringen, wird man daſſelbe Verfahren anzuwenden haben, welches Goſſe beſchreibt, und während
des Sommers wird für friſche Blumen beſtmöglichſt geſorgt werden müſſen. So möchte es, meiner
Anſicht nach, möglich ſein, Kolibris lebend nach Europa zu bringen und ſie hier wenigſtens eine
Zeit lang zu erhalten. Daß Letzteres gelingen kann, geht aus Gould’s Erfahrungen zur Genüge
hervor. „Die amerikaniſchen Kolibris“, ſagt er, „welche ich lebend hierher brachte, waren ſo gelehrig
und furchtlos, wie ein großer Schmetterling oder irgend ein anderes Kerbthier bei ähnlicher
Behandlung ſein würde. Der Käfig, in welchem ſie lebten, war zwölf Zoll lang, ſieben Zoll
breit und acht Zoll hoch. Jn demſelben befand ſich ein kleiner Baumzweig und an der Seite
hing eine Glasflaſche, welche täglich mit Syrup und dem Dotter eines ungeſottenen Eies
gefüllt wurde. Bei dieſer Nahrung ſchienen ſie zu gedeihen und glücklich zu ſein, doch nur während
der Fahrt längs der Küſte von Amerika und über den atlantiſchen Ocean, bis ſie innerhalb des
Einfluſſes des europäiſchen Klimas kamen. Auf der Höhe des weſtlichen Theiles von Jrland
gaben ſich unverkennbare Zeichen der Abſchwächung kund, und von dieſer erholten ſie ſich nie mehr.
Dennoch gelang es mir, einen von ihnen lebend nach London zu bringen. Hier ſtarb er am zweiten
Tage nach ſeiner Ankunft in meinem Hauſe.“
Die Schönheit und Zierlichkeit der Schwirrvögel haben ihnen die Liebe aller Amerikaner
erworben. Deshalb ſtellt man ihnen auch eigentlich nur dann nach, wenn ein ſammelnder Europäer
Dies wünſcht. Jn den alten Reiſewerken und Naturgeſchichten ſteht zu leſen, daß man die kleinen
Vögel blos mit Sand oder Waſſer ſchießen könne. Audubon hat ſich verleiten laſſen, Dies zu
verſuchen und gefunden, daß die aus Waſſer beſtehende Ladung wohl das Gewehr einſchmuzt, aber
keine Kolibris tödtet. Feiner Vogeldunſt iſt vollkommen geeignet zur Jagd der Schwirrvögel, falls
man nur die rechte Ladung und die rechte Entfernung beim Schießen zu treffen weiß. Jm übrigen
beanſprucht die Jagd nicht die geringſte Mühe oder Geſchicklichkeit. Man braucht ſich nur unter
einen blühenden Baum auf die Lauer zu legen und im geeigneten Augenblick auf den vor der Blume
ſchwebenden Kolibri zu ſchießen. Auf dieſe Art kann man im Laufe eines Vormittags ſo viele
erlegen, als man eben will. Einen wirklichen Nutzen gewähren die Todten übrigens nur dem
Naturforſcher; denn die alten Zeiten, in denen die vornehmen Mejikaner ihr Kleid mit Kolibribälgen
ſchmückten, ſind vorüber. Gegenwärtig werden die Vögel wenigſtens in Südamerika nirgends mehr
zum Putz verwendet.
Außer den Menſchen ſcheinen die Schwirrvögel wenig oder keine Feinde zu haben. Es iſt
kaum anzunehmen, daß ſie dem Angriff der Raubvögel oder Raubthiere überhaupt ausgeſetzt ſind;
denn es gibt kein anderes Raubthier, welches ihnen an Schnelligkeit gleichkäme. Die Jungen hin-
gegen mögen oft die Beute der kletternden Raubſäugethiere oder der neſterplündernden Vögel werden.
Darauf hin würde wenigſtens der Eifer ſchließen, mit welchem Kolibris derartige Vögel anzugreifen
pflegen. Jm allgemeinen aber ſcheinen die geflügelten Edelſteine wenig behelligt zu ſein. Dies
beweiſt ſchon die außerordentliche Anzahl, in welcher ſie ungeachtet ihrer geringen Vermehrung
überall auftreten. Früher hat man ſich viel mit fabelhaften Feinden der Schwirrvögel beſchäftigt;
man hat namentlich die große Vogelſpinne mit ihnen in Verbindung gebracht und geglaubt, daß
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/147>, abgerufen am 23.11.2024.
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