in eine abgeplattete, fast häutige Fläche auslaufen, welche seitwärts mit kleinen feinen Zacken versehen ist. Diese hohlen Fäden scheinen nur Luft zu enthalten; wenigstens sah ich sie stets leer. Hinten verbinden sie sich mit einander, und hier ist ihre Höhlung mit lockerem Zellengewebe erfüllt. Die Zunge wird von da nach hinten zu ein wenig dicker und endet mit zwei kurzen, etwas auseinander gehenden, glatten Ecken. Dieser Theil der Zunge ist stets so lang wie der Schnabel. Unmittelbar hinter den beiden Wurzelecken wird die Zunge fleischig und gleicht einem kurzen Stiele, dessen Ober- fläche in Falten gelegt ist. Bis an den Kehlkopf verdickt sich diese Strecke, welche dem Zungenbein- körper entspricht, sehr allmählich und theilt sich dann in zwei Schenkel, welche den Kehlkopf zwischen sich nehmen und neben den Aesten des Unterkiefers vorbei und zum Hinterkopf hinaufsteigen. Das sind die Zungenbeinhörner. Sie werden von einem Paare bandförmiger Muskeln begleitet, welche die Bewegung der Zunge bewirken. Der eine stärkere Muskel liegt hinter dem Zungenbein, geht an ihm bis zur Zunge und dient zum Herausstrecken der Fäden, wobei sich die gespaltete Scheide des Stiels der Zunge von deren Wurzel bis zum Kehlkopf stark ausdehnt und eine vier- bis sechsfache Länge erhält. Das andere Muskelpaar geht von den Zungenbeinhörnern in der Mitte am Gelenke der- selben zwischen ihren Abschnitten aus, läuft über den Scheitel zur Stirn und heftet sich an die Wurzel des Schnabels vor der Stirn. Dieser Muskel zieht die Zunge zurück und verkürzt die Scheide zwischen der Zungenwurzel und dem Kehlkopfe wieder."
"Die Weichtheile der Kolibris habe ich bei mehreren Arten untersucht, aber nichts besonders Merkwürdiges daran gefunden. Der Schlund dehnt sich am Halse zu einem länglichen Schlauch aus, ganz wie bei den Spechten und Kukuken, ehe er in die Gabel tritt. Von da an zieht er sich wieder zusammen und geht durch eine sehr enge Mündung in den kleinen kurzen Vormagen über, dem ein ganz auffallend kleiner, runder, wenig fleischiger Magen folgt. Jener ist auf der Jnnenseite mit netzförmigen Drüsenmaschen bekleidet, dieser ganz glatt und ohne Lederhaut.... Die Blinddärme und die Gallenblase fehlen; dagegen ist die Leber sehr groß, zweilappig und der rechte Lappen ent- schieden der größere. Die Luströhre theilt sich schon am Halse ziemlich weit vom Gabelbein in zwei Schenkel, und an dieser Stelle bildet sich ein deutlich unterer Kehlkopf von beinahe kugeliger Form, dessen ganze Unterfläche von einem dünnen Muskel beiderseits belegt ist, dem noch ein zweiter schmaler sich anreiht. Die Lungenflügel sind sehr klein, das Herz aber ist ungemein groß, über dreimal so groß, als der Magen. Auffallend groß und weit ist auch der an der linken Seite der Bauchhöhle herabsteigende Eileiter, wie es die außerordentliche Größe der Eier dieses kleinen Vogels fordert. Der Eierstock dagegen und die Hoden sind klein und schwer zu finden. Das räumlichst größte Organ des Rumpfes ist der außerordentlich starke, große Brustmuskel."
Gegenwärtig kennen wir das Leben der verschiedenen Schwirrvögel noch viel zu wenig, als daß wir im Stande wären, die Unterschiede, welche sich im Betragen dieser und jener Art unzweifelhaft bekunden werden, hervorzuheben. Jede Beschreibung, welche bisher entworfen wurde, gibt mehr oder weniger ein Lebensbild der Gesammtheit. Jch will versuchen, das mir bekannt Gewordene über- sichtlich zusammenzustellen, glaube aber vorher erst einige Kolibris selbst näher beschreiben zu müssen. Ein vergebliches Beginnen würde es sein, wollte ich versuchen, an dieser Stelle den Gestaltenreichthum der Ordnung in genügender Ausführlichkeit zu besprechen. Der mir zugemessene Raum verbietet, etwas Vollständiges zu geben, und da ich einmal unvollständig sein muß, bleibt es sich gleich, ob ich viele oder wenige von den in mehr als siebzig Unterabtheilungen oder Sippen gebrachten, über vier- hundert Arten zählenden Vögeln hier beschreibe, soweit es sich um Gestalt und Färbung handelt. Wer die Schwirrvögel kennen lernen will, muß zu dem Gould'schen Prachtwerke oder wenigstens zu Reichenbach's vollständigster Naturgeschichte greifen. Jn jenem sind sie nicht blos alle abgebildet, sondern auch beschrieben, dieses bietet der Zeit wenigstens die größtentheils wohlgelungenen Bilder der lieblichen Geschöpfe. Nur ganz im Allgemeinen kann ich von ihnen reden, nur die auffallendsten Vögel hervorheben.
Die Späher. Schwirrvögel. Kolibris.
in eine abgeplattete, faſt häutige Fläche auslaufen, welche ſeitwärts mit kleinen feinen Zacken verſehen iſt. Dieſe hohlen Fäden ſcheinen nur Luft zu enthalten; wenigſtens ſah ich ſie ſtets leer. Hinten verbinden ſie ſich mit einander, und hier iſt ihre Höhlung mit lockerem Zellengewebe erfüllt. Die Zunge wird von da nach hinten zu ein wenig dicker und endet mit zwei kurzen, etwas auseinander gehenden, glatten Ecken. Dieſer Theil der Zunge iſt ſtets ſo lang wie der Schnabel. Unmittelbar hinter den beiden Wurzelecken wird die Zunge fleiſchig und gleicht einem kurzen Stiele, deſſen Ober- fläche in Falten gelegt iſt. Bis an den Kehlkopf verdickt ſich dieſe Strecke, welche dem Zungenbein- körper entſpricht, ſehr allmählich und theilt ſich dann in zwei Schenkel, welche den Kehlkopf zwiſchen ſich nehmen und neben den Aeſten des Unterkiefers vorbei und zum Hinterkopf hinaufſteigen. Das ſind die Zungenbeinhörner. Sie werden von einem Paare bandförmiger Muskeln begleitet, welche die Bewegung der Zunge bewirken. Der eine ſtärkere Muskel liegt hinter dem Zungenbein, geht an ihm bis zur Zunge und dient zum Herausſtrecken der Fäden, wobei ſich die geſpaltete Scheide des Stiels der Zunge von deren Wurzel bis zum Kehlkopf ſtark ausdehnt und eine vier- bis ſechsfache Länge erhält. Das andere Muskelpaar geht von den Zungenbeinhörnern in der Mitte am Gelenke der- ſelben zwiſchen ihren Abſchnitten aus, läuft über den Scheitel zur Stirn und heftet ſich an die Wurzel des Schnabels vor der Stirn. Dieſer Muskel zieht die Zunge zurück und verkürzt die Scheide zwiſchen der Zungenwurzel und dem Kehlkopfe wieder.“
„Die Weichtheile der Kolibris habe ich bei mehreren Arten unterſucht, aber nichts beſonders Merkwürdiges daran gefunden. Der Schlund dehnt ſich am Halſe zu einem länglichen Schlauch aus, ganz wie bei den Spechten und Kukuken, ehe er in die Gabel tritt. Von da an zieht er ſich wieder zuſammen und geht durch eine ſehr enge Mündung in den kleinen kurzen Vormagen über, dem ein ganz auffallend kleiner, runder, wenig fleiſchiger Magen folgt. Jener iſt auf der Jnnenſeite mit netzförmigen Drüſenmaſchen bekleidet, dieſer ganz glatt und ohne Lederhaut.... Die Blinddärme und die Gallenblaſe fehlen; dagegen iſt die Leber ſehr groß, zweilappig und der rechte Lappen ent- ſchieden der größere. Die Luſtröhre theilt ſich ſchon am Halſe ziemlich weit vom Gabelbein in zwei Schenkel, und an dieſer Stelle bildet ſich ein deutlich unterer Kehlkopf von beinahe kugeliger Form, deſſen ganze Unterfläche von einem dünnen Muskel beiderſeits belegt iſt, dem noch ein zweiter ſchmaler ſich anreiht. Die Lungenflügel ſind ſehr klein, das Herz aber iſt ungemein groß, über dreimal ſo groß, als der Magen. Auffallend groß und weit iſt auch der an der linken Seite der Bauchhöhle herabſteigende Eileiter, wie es die außerordentliche Größe der Eier dieſes kleinen Vogels fordert. Der Eierſtock dagegen und die Hoden ſind klein und ſchwer zu finden. Das räumlichſt größte Organ des Rumpfes iſt der außerordentlich ſtarke, große Bruſtmuskel.“
Gegenwärtig kennen wir das Leben der verſchiedenen Schwirrvögel noch viel zu wenig, als daß wir im Stande wären, die Unterſchiede, welche ſich im Betragen dieſer und jener Art unzweifelhaft bekunden werden, hervorzuheben. Jede Beſchreibung, welche bisher entworfen wurde, gibt mehr oder weniger ein Lebensbild der Geſammtheit. Jch will verſuchen, das mir bekannt Gewordene über- ſichtlich zuſammenzuſtellen, glaube aber vorher erſt einige Kolibris ſelbſt näher beſchreiben zu müſſen. Ein vergebliches Beginnen würde es ſein, wollte ich verſuchen, an dieſer Stelle den Geſtaltenreichthum der Ordnung in genügender Ausführlichkeit zu beſprechen. Der mir zugemeſſene Raum verbietet, etwas Vollſtändiges zu geben, und da ich einmal unvollſtändig ſein muß, bleibt es ſich gleich, ob ich viele oder wenige von den in mehr als ſiebzig Unterabtheilungen oder Sippen gebrachten, über vier- hundert Arten zählenden Vögeln hier beſchreibe, ſoweit es ſich um Geſtalt und Färbung handelt. Wer die Schwirrvögel kennen lernen will, muß zu dem Gould’ſchen Prachtwerke oder wenigſtens zu Reichenbach’s vollſtändigſter Naturgeſchichte greifen. Jn jenem ſind ſie nicht blos alle abgebildet, ſondern auch beſchrieben, dieſes bietet der Zeit wenigſtens die größtentheils wohlgelungenen Bilder der lieblichen Geſchöpfe. Nur ganz im Allgemeinen kann ich von ihnen reden, nur die auffallendſten Vögel hervorheben.
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[96/0110]
Die Späher. Schwirrvögel. Kolibris.
in eine abgeplattete, faſt häutige Fläche auslaufen, welche ſeitwärts mit kleinen feinen Zacken verſehen
iſt. Dieſe hohlen Fäden ſcheinen nur Luft zu enthalten; wenigſtens ſah ich ſie ſtets leer. Hinten
verbinden ſie ſich mit einander, und hier iſt ihre Höhlung mit lockerem Zellengewebe erfüllt. Die
Zunge wird von da nach hinten zu ein wenig dicker und endet mit zwei kurzen, etwas auseinander
gehenden, glatten Ecken. Dieſer Theil der Zunge iſt ſtets ſo lang wie der Schnabel. Unmittelbar
hinter den beiden Wurzelecken wird die Zunge fleiſchig und gleicht einem kurzen Stiele, deſſen Ober-
fläche in Falten gelegt iſt. Bis an den Kehlkopf verdickt ſich dieſe Strecke, welche dem Zungenbein-
körper entſpricht, ſehr allmählich und theilt ſich dann in zwei Schenkel, welche den Kehlkopf zwiſchen
ſich nehmen und neben den Aeſten des Unterkiefers vorbei und zum Hinterkopf hinaufſteigen. Das
ſind die Zungenbeinhörner. Sie werden von einem Paare bandförmiger Muskeln begleitet, welche die
Bewegung der Zunge bewirken. Der eine ſtärkere Muskel liegt hinter dem Zungenbein, geht an ihm
bis zur Zunge und dient zum Herausſtrecken der Fäden, wobei ſich die geſpaltete Scheide des Stiels
der Zunge von deren Wurzel bis zum Kehlkopf ſtark ausdehnt und eine vier- bis ſechsfache Länge
erhält. Das andere Muskelpaar geht von den Zungenbeinhörnern in der Mitte am Gelenke der-
ſelben zwiſchen ihren Abſchnitten aus, läuft über den Scheitel zur Stirn und heftet ſich an die Wurzel
des Schnabels vor der Stirn. Dieſer Muskel zieht die Zunge zurück und verkürzt die Scheide
zwiſchen der Zungenwurzel und dem Kehlkopfe wieder.“
„Die Weichtheile der Kolibris habe ich bei mehreren Arten unterſucht, aber nichts beſonders
Merkwürdiges daran gefunden. Der Schlund dehnt ſich am Halſe zu einem länglichen Schlauch
aus, ganz wie bei den Spechten und Kukuken, ehe er in die Gabel tritt. Von da an zieht er ſich
wieder zuſammen und geht durch eine ſehr enge Mündung in den kleinen kurzen Vormagen über, dem
ein ganz auffallend kleiner, runder, wenig fleiſchiger Magen folgt. Jener iſt auf der Jnnenſeite mit
netzförmigen Drüſenmaſchen bekleidet, dieſer ganz glatt und ohne Lederhaut.... Die Blinddärme
und die Gallenblaſe fehlen; dagegen iſt die Leber ſehr groß, zweilappig und der rechte Lappen ent-
ſchieden der größere. Die Luſtröhre theilt ſich ſchon am Halſe ziemlich weit vom Gabelbein in zwei
Schenkel, und an dieſer Stelle bildet ſich ein deutlich unterer Kehlkopf von beinahe kugeliger Form,
deſſen ganze Unterfläche von einem dünnen Muskel beiderſeits belegt iſt, dem noch ein zweiter ſchmaler
ſich anreiht. Die Lungenflügel ſind ſehr klein, das Herz aber iſt ungemein groß, über dreimal ſo
groß, als der Magen. Auffallend groß und weit iſt auch der an der linken Seite der Bauchhöhle
herabſteigende Eileiter, wie es die außerordentliche Größe der Eier dieſes kleinen Vogels fordert.
Der Eierſtock dagegen und die Hoden ſind klein und ſchwer zu finden. Das räumlichſt größte Organ
des Rumpfes iſt der außerordentlich ſtarke, große Bruſtmuskel.“
Gegenwärtig kennen wir das Leben der verſchiedenen Schwirrvögel noch viel zu wenig, als daß
wir im Stande wären, die Unterſchiede, welche ſich im Betragen dieſer und jener Art unzweifelhaft
bekunden werden, hervorzuheben. Jede Beſchreibung, welche bisher entworfen wurde, gibt mehr oder
weniger ein Lebensbild der Geſammtheit. Jch will verſuchen, das mir bekannt Gewordene über-
ſichtlich zuſammenzuſtellen, glaube aber vorher erſt einige Kolibris ſelbſt näher beſchreiben zu müſſen.
Ein vergebliches Beginnen würde es ſein, wollte ich verſuchen, an dieſer Stelle den Geſtaltenreichthum
der Ordnung in genügender Ausführlichkeit zu beſprechen. Der mir zugemeſſene Raum verbietet,
etwas Vollſtändiges zu geben, und da ich einmal unvollſtändig ſein muß, bleibt es ſich gleich, ob ich
viele oder wenige von den in mehr als ſiebzig Unterabtheilungen oder Sippen gebrachten, über vier-
hundert Arten zählenden Vögeln hier beſchreibe, ſoweit es ſich um Geſtalt und Färbung handelt. Wer
die Schwirrvögel kennen lernen will, muß zu dem Gould’ſchen Prachtwerke oder wenigſtens zu
Reichenbach’s vollſtändigſter Naturgeſchichte greifen. Jn jenem ſind ſie nicht blos alle abgebildet,
ſondern auch beſchrieben, dieſes bietet der Zeit wenigſtens die größtentheils wohlgelungenen Bilder der
lieblichen Geſchöpfe. Nur ganz im Allgemeinen kann ich von ihnen reden, nur die auffallendſten
Vögel hervorheben.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/110>, abgerufen am 23.11.2024.
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