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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Schwimmer. Taucher. Alken.
genannt wurden, gesammelt zu haben. Aus den Berichten, welche im sechszehnten Jahrhundert von
jener Erdgegend uns zukamen, geht hervor, daß die Riesenalken hier sehr häufig gewesen sein müssen.
Wir erfahren zugleich auch, in welcher Weise die Vögel ausgerottet wurden. Man trieb sie entweder
in Umhegungen, deren Mauern aus Steinen roh zusammen geschichtet wurden, oder unmittelbar auf
das Schiff. So erzählt ein gewisser Hakluyt in einem Briefe unterm 13. Nov. 1578, daß auf der
sogenannten Pinguineninsel eine Masse unserer Vögel gesehen und über eine Planke hinweg in das
Boot getrieben wurde, soviel als dasselbe tragen konnte. "Wir bekamen", sagt derselbe Berichterstatter,
"später eine Jnsel in Sicht, genannt die Pinguineninsel, von einem Vogel, der dort in fast unglaub-
licher Menge brütet, und der nicht zu fliegen vermag, da die Flügel nicht im Stande sind, den Körper
zu heben, und der sehr groß, nicht kleiner als eine Gans und außerordentlich fett ist. Die Franzosen
pflegen diesen Vogel auf gedachter Jnsel ohne Schwierigkeit zu fangen und sie einzusalzen; wenn wir
Zeit genug gehabt hätten, würden wir uns dieselben Nahrungsvorräthe dort verschafft haben." Andere
Berichte lassen über die Glaubwürdigkeit keinen Zweifel; ein treffliches Zeugniß aber für die Wahrhaftig-
keit jener Angabe findet sich in Folgendem. Jm Jahre 1841 wurde Peter Stuvitz, ein norwegischer
Naturforscher, von seiner Regierung abgesandt, um sich über die Verhältnisse des Stockfischfanges jener
Gegend zu unterrichten. Gelegentlich seiner Forschungen hörte er oft die Fischer, mit denen er sich
unterhielt, von dem ehemaligen Vorhandensein einer unzähligen Menge von Vögeln erzählen, welche sie
Pinguine nannten, und sprach in seinem Berichte beiläufig von dieser Thatsache. Die Gelehrten
seiner Heimat wurden über seine Angabe stutzig, weil sie glaubten, daß Pinguine nur auf der südlichen
Halbkugel vorkämen und sprachen sich demgemäß aus. Stuvitz, welcher seine Glaubwürdigkeit
betreffs dieser Angabe angegriffen sah, entschloß sich, die Funkinsel zu besuchen, eine Gruppe von
kleineren Schären, welche vor dem Eingange der Bonavistabay liegen, und hier fand er, wie man ihm
voraus gesagt hatte, die Ueberreste von rohen Steineinhegungen, in welche vor Zeiten die unglücklichen
Opfer von ihren Verfolgern getrieben worden waren, auch Haufen sogenannter Pinguinenknochen.
Einige von den letzteren sandte er nach Christiania, wo sie als Knochen des Riesenalks erkannt wurden,
und so war das Wunder erklärt. Jm Jahre 1863 erhielt ein Amerikaner von der Regierung die
Erlaubniß, die Erde von den Felsen wegzuführen und sie als Düngemittel nach Boston zu senden. Bei
der Wegnahme des halbgefrornen Erdbodens wurden nicht nur viele Knochen derselben Art aufgedeckt,
sondern in einiger Tiefe unter der Oberfläche auch mehrere natürliche Mumien des Vogels, welche sich
in Torf und Eis erhalten hatten, aufgefunden. Zwei dieser Mumien erhielt glücklicherweise der
Bischof von Neufundland, welcher, auf ihren Werth aufmerksam gemacht, sie nach England schickte
und Owen Gelegenheit gab, seine berühmte Abhandlung über den Knochenbau des Riesenalks zu
schreiben.

Aus den übrigen Mittheilungen der Jsländer, welche Wolley gemacht wurden, geht Folgendes
hervor. Jn früheren Zeiten wurden die Riesenalke während der Sommerszeit so regelmäßig von den
Fischern auf der See gesehen, daß ihrem Erscheinen kaum Beachtung geschenkt wurde. Die Ein-
wohner von Kyrkjuvogr und Sudrnes wurden ihrer gewöhnlich zuerst ansichtig, wenn sie auf der
Höhe des Hafnaberges erschienen und dort nach der Strömung bei Reykjanes gelangten. Alle
Beobachter erwähnen, daß sie mit hoch erhobenem Kopfe, aber mit eingezogenem Nacken zu schwimmen
pflegten und, beunruhigt, stets untertauchten, niemals sich auf der Oberfläche des Wassers fort-
bewegten. Auf den Felsen saßen sie gerade aufgerichtet, steiler als Lummen und Alken. Sie gingen
oder liefen mit kleinen, kurzen Schritten aufrecht einher wie ein Mensch und stürzten sich bei Gefahr
über die Felsen herab in die See; man weiß von einem, daß er über zwei Faden hoch hinabsprang.
Ein Geräusch erschreckte sie eher als eine Erscheinung, welche sie durch das Gesicht wahrnahmen.
Mitunter ließen sie ein schwaches Krächzen vernehmen. Niemals hat man bemerkt, daß sie ihre Eier
vertheidigten; wenn sie aber angegriffen wurden, wehrten sie sich mit heftigem Beißen.

Wie gewandt der Riesenalk im Wasser sich bewegt hat, erfahren wir durch den von Montagu
veröffentlichten Bericht Bullock's. Als derselbe im Jahre 1812 die Orkneyinsel besuchte, erzählten

Die Schwimmer. Taucher. Alken.
genannt wurden, geſammelt zu haben. Aus den Berichten, welche im ſechszehnten Jahrhundert von
jener Erdgegend uns zukamen, geht hervor, daß die Rieſenalken hier ſehr häufig geweſen ſein müſſen.
Wir erfahren zugleich auch, in welcher Weiſe die Vögel ausgerottet wurden. Man trieb ſie entweder
in Umhegungen, deren Mauern aus Steinen roh zuſammen geſchichtet wurden, oder unmittelbar auf
das Schiff. So erzählt ein gewiſſer Hakluyt in einem Briefe unterm 13. Nov. 1578, daß auf der
ſogenannten Pinguineninſel eine Maſſe unſerer Vögel geſehen und über eine Planke hinweg in das
Boot getrieben wurde, ſoviel als daſſelbe tragen konnte. „Wir bekamen“, ſagt derſelbe Berichterſtatter,
„ſpäter eine Jnſel in Sicht, genannt die Pinguineninſel, von einem Vogel, der dort in faſt unglaub-
licher Menge brütet, und der nicht zu fliegen vermag, da die Flügel nicht im Stande ſind, den Körper
zu heben, und der ſehr groß, nicht kleiner als eine Gans und außerordentlich fett iſt. Die Franzoſen
pflegen dieſen Vogel auf gedachter Jnſel ohne Schwierigkeit zu fangen und ſie einzuſalzen; wenn wir
Zeit genug gehabt hätten, würden wir uns dieſelben Nahrungsvorräthe dort verſchafft haben.“ Andere
Berichte laſſen über die Glaubwürdigkeit keinen Zweifel; ein treffliches Zeugniß aber für die Wahrhaftig-
keit jener Angabe findet ſich in Folgendem. Jm Jahre 1841 wurde Peter Stuvitz, ein norwegiſcher
Naturforſcher, von ſeiner Regierung abgeſandt, um ſich über die Verhältniſſe des Stockfiſchfanges jener
Gegend zu unterrichten. Gelegentlich ſeiner Forſchungen hörte er oft die Fiſcher, mit denen er ſich
unterhielt, von dem ehemaligen Vorhandenſein einer unzähligen Menge von Vögeln erzählen, welche ſie
Pinguine nannten, und ſprach in ſeinem Berichte beiläufig von dieſer Thatſache. Die Gelehrten
ſeiner Heimat wurden über ſeine Angabe ſtutzig, weil ſie glaubten, daß Pinguine nur auf der ſüdlichen
Halbkugel vorkämen und ſprachen ſich demgemäß aus. Stuvitz, welcher ſeine Glaubwürdigkeit
betreffs dieſer Angabe angegriffen ſah, entſchloß ſich, die Funkinſel zu beſuchen, eine Gruppe von
kleineren Schären, welche vor dem Eingange der Bonaviſtabay liegen, und hier fand er, wie man ihm
voraus geſagt hatte, die Ueberreſte von rohen Steineinhegungen, in welche vor Zeiten die unglücklichen
Opfer von ihren Verfolgern getrieben worden waren, auch Haufen ſogenannter Pinguinenknochen.
Einige von den letzteren ſandte er nach Chriſtiania, wo ſie als Knochen des Rieſenalks erkannt wurden,
und ſo war das Wunder erklärt. Jm Jahre 1863 erhielt ein Amerikaner von der Regierung die
Erlaubniß, die Erde von den Felſen wegzuführen und ſie als Düngemittel nach Boſton zu ſenden. Bei
der Wegnahme des halbgefrornen Erdbodens wurden nicht nur viele Knochen derſelben Art aufgedeckt,
ſondern in einiger Tiefe unter der Oberfläche auch mehrere natürliche Mumien des Vogels, welche ſich
in Torf und Eis erhalten hatten, aufgefunden. Zwei dieſer Mumien erhielt glücklicherweiſe der
Biſchof von Neufundland, welcher, auf ihren Werth aufmerkſam gemacht, ſie nach England ſchickte
und Owen Gelegenheit gab, ſeine berühmte Abhandlung über den Knochenbau des Rieſenalks zu
ſchreiben.

Aus den übrigen Mittheilungen der Jsländer, welche Wolley gemacht wurden, geht Folgendes
hervor. Jn früheren Zeiten wurden die Rieſenalke während der Sommerszeit ſo regelmäßig von den
Fiſchern auf der See geſehen, daß ihrem Erſcheinen kaum Beachtung geſchenkt wurde. Die Ein-
wohner von Kyrkjuvogr und Sudrnes wurden ihrer gewöhnlich zuerſt anſichtig, wenn ſie auf der
Höhe des Hafnaberges erſchienen und dort nach der Strömung bei Reykjanes gelangten. Alle
Beobachter erwähnen, daß ſie mit hoch erhobenem Kopfe, aber mit eingezogenem Nacken zu ſchwimmen
pflegten und, beunruhigt, ſtets untertauchten, niemals ſich auf der Oberfläche des Waſſers fort-
bewegten. Auf den Felſen ſaßen ſie gerade aufgerichtet, ſteiler als Lummen und Alken. Sie gingen
oder liefen mit kleinen, kurzen Schritten aufrecht einher wie ein Menſch und ſtürzten ſich bei Gefahr
über die Felſen herab in die See; man weiß von einem, daß er über zwei Faden hoch hinabſprang.
Ein Geräuſch erſchreckte ſie eher als eine Erſcheinung, welche ſie durch das Geſicht wahrnahmen.
Mitunter ließen ſie ein ſchwaches Krächzen vernehmen. Niemals hat man bemerkt, daß ſie ihre Eier
vertheidigten; wenn ſie aber angegriffen wurden, wehrten ſie ſich mit heftigem Beißen.

Wie gewandt der Rieſenalk im Waſſer ſich bewegt hat, erfahren wir durch den von Montagu
veröffentlichten Bericht Bullock’s. Als derſelbe im Jahre 1812 die Orkneyinſel beſuchte, erzählten

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[966/1018] Die Schwimmer. Taucher. Alken. genannt wurden, geſammelt zu haben. Aus den Berichten, welche im ſechszehnten Jahrhundert von jener Erdgegend uns zukamen, geht hervor, daß die Rieſenalken hier ſehr häufig geweſen ſein müſſen. Wir erfahren zugleich auch, in welcher Weiſe die Vögel ausgerottet wurden. Man trieb ſie entweder in Umhegungen, deren Mauern aus Steinen roh zuſammen geſchichtet wurden, oder unmittelbar auf das Schiff. So erzählt ein gewiſſer Hakluyt in einem Briefe unterm 13. Nov. 1578, daß auf der ſogenannten Pinguineninſel eine Maſſe unſerer Vögel geſehen und über eine Planke hinweg in das Boot getrieben wurde, ſoviel als daſſelbe tragen konnte. „Wir bekamen“, ſagt derſelbe Berichterſtatter, „ſpäter eine Jnſel in Sicht, genannt die Pinguineninſel, von einem Vogel, der dort in faſt unglaub- licher Menge brütet, und der nicht zu fliegen vermag, da die Flügel nicht im Stande ſind, den Körper zu heben, und der ſehr groß, nicht kleiner als eine Gans und außerordentlich fett iſt. Die Franzoſen pflegen dieſen Vogel auf gedachter Jnſel ohne Schwierigkeit zu fangen und ſie einzuſalzen; wenn wir Zeit genug gehabt hätten, würden wir uns dieſelben Nahrungsvorräthe dort verſchafft haben.“ Andere Berichte laſſen über die Glaubwürdigkeit keinen Zweifel; ein treffliches Zeugniß aber für die Wahrhaftig- keit jener Angabe findet ſich in Folgendem. Jm Jahre 1841 wurde Peter Stuvitz, ein norwegiſcher Naturforſcher, von ſeiner Regierung abgeſandt, um ſich über die Verhältniſſe des Stockfiſchfanges jener Gegend zu unterrichten. Gelegentlich ſeiner Forſchungen hörte er oft die Fiſcher, mit denen er ſich unterhielt, von dem ehemaligen Vorhandenſein einer unzähligen Menge von Vögeln erzählen, welche ſie Pinguine nannten, und ſprach in ſeinem Berichte beiläufig von dieſer Thatſache. Die Gelehrten ſeiner Heimat wurden über ſeine Angabe ſtutzig, weil ſie glaubten, daß Pinguine nur auf der ſüdlichen Halbkugel vorkämen und ſprachen ſich demgemäß aus. Stuvitz, welcher ſeine Glaubwürdigkeit betreffs dieſer Angabe angegriffen ſah, entſchloß ſich, die Funkinſel zu beſuchen, eine Gruppe von kleineren Schären, welche vor dem Eingange der Bonaviſtabay liegen, und hier fand er, wie man ihm voraus geſagt hatte, die Ueberreſte von rohen Steineinhegungen, in welche vor Zeiten die unglücklichen Opfer von ihren Verfolgern getrieben worden waren, auch Haufen ſogenannter Pinguinenknochen. Einige von den letzteren ſandte er nach Chriſtiania, wo ſie als Knochen des Rieſenalks erkannt wurden, und ſo war das Wunder erklärt. Jm Jahre 1863 erhielt ein Amerikaner von der Regierung die Erlaubniß, die Erde von den Felſen wegzuführen und ſie als Düngemittel nach Boſton zu ſenden. Bei der Wegnahme des halbgefrornen Erdbodens wurden nicht nur viele Knochen derſelben Art aufgedeckt, ſondern in einiger Tiefe unter der Oberfläche auch mehrere natürliche Mumien des Vogels, welche ſich in Torf und Eis erhalten hatten, aufgefunden. Zwei dieſer Mumien erhielt glücklicherweiſe der Biſchof von Neufundland, welcher, auf ihren Werth aufmerkſam gemacht, ſie nach England ſchickte und Owen Gelegenheit gab, ſeine berühmte Abhandlung über den Knochenbau des Rieſenalks zu ſchreiben. Aus den übrigen Mittheilungen der Jsländer, welche Wolley gemacht wurden, geht Folgendes hervor. Jn früheren Zeiten wurden die Rieſenalke während der Sommerszeit ſo regelmäßig von den Fiſchern auf der See geſehen, daß ihrem Erſcheinen kaum Beachtung geſchenkt wurde. Die Ein- wohner von Kyrkjuvogr und Sudrnes wurden ihrer gewöhnlich zuerſt anſichtig, wenn ſie auf der Höhe des Hafnaberges erſchienen und dort nach der Strömung bei Reykjanes gelangten. Alle Beobachter erwähnen, daß ſie mit hoch erhobenem Kopfe, aber mit eingezogenem Nacken zu ſchwimmen pflegten und, beunruhigt, ſtets untertauchten, niemals ſich auf der Oberfläche des Waſſers fort- bewegten. Auf den Felſen ſaßen ſie gerade aufgerichtet, ſteiler als Lummen und Alken. Sie gingen oder liefen mit kleinen, kurzen Schritten aufrecht einher wie ein Menſch und ſtürzten ſich bei Gefahr über die Felſen herab in die See; man weiß von einem, daß er über zwei Faden hoch hinabſprang. Ein Geräuſch erſchreckte ſie eher als eine Erſcheinung, welche ſie durch das Geſicht wahrnahmen. Mitunter ließen ſie ein ſchwaches Krächzen vernehmen. Niemals hat man bemerkt, daß ſie ihre Eier vertheidigten; wenn ſie aber angegriffen wurden, wehrten ſie ſich mit heftigem Beißen. Wie gewandt der Rieſenalk im Waſſer ſich bewegt hat, erfahren wir durch den von Montagu veröffentlichten Bericht Bullock’s. Als derſelbe im Jahre 1812 die Orkneyinſel beſuchte, erzählten

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 966. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/1018>, abgerufen am 23.11.2024.