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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Schwimmer. Taucher. Alken.
3 und 31/2 Zoll. Das Gefieder ist auf der Oberseite glänzend schwarz, an der Kehle schwarzbraun;
ein länglichrunder, weißer Flecken, vor und über dem Auge, die Unterseite, sowie ein Spitzensaum
der Armschwingen sind weiß. Jm Winterkleide nimmt letztere Färbung auch die Kehlgegend an; im
Jugendkleide erstreckt sie sich theilweise über die Kopfseiten. Schnabel und Füße sind schwarz.

Wolley und Newton haben neuerdings die Naturgeschichte des Riesenalks zum Gegenstande
ihrer Forschung gemacht und Alles zusammengestellt, was sie durch Nachschlagen in älteren Werken
und Nachfragen bei den Bewohnern Jslands erfahren konnten; ich werde mich also wesentlich auf ihre
Arbeit stützen, nebenbei jedoch auch noch einige andere Angaben berücksichtigen.

Bis in die neuere Zeit nahm man an, daß unser Vogel den nördlichsten Meerestheil der Erde
bewohnt habe oder bewohne; aus Wolley's Untersuchungen geht das Gegentheil hervor. Nichts
kann uns verbürgen, daß der Riesenalk jemals Spitzbergen besucht hat, und ebenso wenig ist er im
hohen Norden Amerikas gefunden worden. Holboell berichtet, daß an Grönlands Küste im Jahre
1815 der letzte Riesenalk gefangen worden sei; alle übrigen Nachrichten sprechen dafür, daß er mehr
im Süden des Eismeeres lebte, ja vormals wahrscheinlich noch in größerer Menge im Norden
des atlantischen Weltmeeres oder der Nordsee gefunden wurde. Daß er früher bis zu den Faröern
als Brutvogel herabkam, scheint festzustehen und ebenso kann man über seine Besuche der Hebriden
keinen Zweifel hegen. Brüllock erlegte einen im Jahre 1812, nachdem er ihn lange umsonst ver-
folgt hatte, in der Nähe der Hebriden, und der Naturforscher Flemming war im Jahre 1822 beim
Fange eines anderen auf St. Kilda gegenwärtig. Jm Jahre 1790 wurde ein Stück im Hafen von
Kiel erlegt, und der seltsame Vogel erlangte dadurch Bürgerrecht; 1830 trieb, laut Naumann,
ein todter Riesenalk an die Küste der Normandie; weiter nach Süden hin scheint der Vogel niemals
verschlagen worden zu sein. Am häufigsten war er wohl jederzeit auf Jsland und Neufundland,
dort aber nicht auf der Jnsel selbst, sondern auf den Schären und kleinen Felseninseln in der Nähe
des größeren Eilandes, welche, beständig von wüthender Brandung umtobt, von ihm als sichere Plätze
zum Nisten erwählt wurden und ihm wegen der Unnahbarkeit der Orte bis in die neuere Zeit einen
Zufluchtsort gewährten. Mehrere dieser Schären führen noch heutigentages den Namen "Geirfu-
glasker" oder "Riesenalksklippe", zum Beweise, daß auf ihnen vormals unser Alk, der "Geirfugl"
der Jsländer, mehr regelmäßig gefunden worden. Nimmt man, sagt Newton, die schöne Karte
von Jsland zur Hand, welche im Jahre 1844 im Auftrage der isländischen wissenschaftlichen Gesell-
schaft veröffentlicht wurde, so wird man den Namen "Geirfuglasker" an drei verschiedenen Stellen
auffinden. Die östlichste Jnsel ist einige dreißig Fuß von der Küste entfernt und den dänischen See-
leuten als Walfischrücken wohl bekannt; die südlichste gehört zu den Westmanöern; die westlichste
liegt auf der Höhe des Kaps Raykjanes. Ob auf allen drei dieser Jnseln vormals Riesenalke gebrütet
haben, bleibt fraglich, zwei von ihnen haben die Vögel gewiß zu Brutplätzen benutzt.

Wirklich häufig scheint der Riesenalk hier schon im vorigen Jahrhundert nicht mehr gewesen
zu sein. Jn einem alten handschriftlichen Berichte aus dem Anfange der letzten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts fanden Newton und Wolley eine Beschreibung der Allklippe von Raykjanes, in
welcher von der wunderbaren Anzahl von Vögeln auf dem dortigen Felsen gesprochen, aber hinzu-
gefügt wird, daß der Riesenalk dort gar nicht so häufig ist als die Leute sich einbilden, und der
Raum, welchen er bewohnt, nicht mehr als auf den sechszehnten Theil der Klippe veranschlagt werden
darf, weil er sich höher hinauf wegen seiner Flugunfähigkeit nicht begeben könne. Ein Theil dieser
Abhandlung gibt eine genaue Beschreibung von dem Riesenalk und seinen Eigenthümlichkeiten, ein-
schließlich der Eier, welche der Schreiber so genau schildert, als ob er Fachmann gewesen wäre, und
außerdem ist der Handschrift eine Zeichnung beigefügt, welche die Klippe und zwei mit dem Fange von
Riesenalken beschäftigte Männer darstellt. Dem Reisenden Olafsen, welcher im Jahre 1458 auf
Jsland war, wurde erzählt, daß in früherer Zeit die Leute ihre Boote auf besagter Jnsel mit Eiern
gefüllt hätten, woraus also hervorgeht, daß man damals regelmäßig Jagdzüge nach gedachter Klippe
unternahm. Diese scheinen bis zu Anfang unseres Jahrhunderts fortgesetzt worden zu sein; zu

Die Schwimmer. Taucher. Alken.
3 und 3½ Zoll. Das Gefieder iſt auf der Oberſeite glänzend ſchwarz, an der Kehle ſchwarzbraun;
ein länglichrunder, weißer Flecken, vor und über dem Auge, die Unterſeite, ſowie ein Spitzenſaum
der Armſchwingen ſind weiß. Jm Winterkleide nimmt letztere Färbung auch die Kehlgegend an; im
Jugendkleide erſtreckt ſie ſich theilweiſe über die Kopfſeiten. Schnabel und Füße ſind ſchwarz.

Wolley und Newton haben neuerdings die Naturgeſchichte des Rieſenalks zum Gegenſtande
ihrer Forſchung gemacht und Alles zuſammengeſtellt, was ſie durch Nachſchlagen in älteren Werken
und Nachfragen bei den Bewohnern Jslands erfahren konnten; ich werde mich alſo weſentlich auf ihre
Arbeit ſtützen, nebenbei jedoch auch noch einige andere Angaben berückſichtigen.

Bis in die neuere Zeit nahm man an, daß unſer Vogel den nördlichſten Meerestheil der Erde
bewohnt habe oder bewohne; aus Wolley’s Unterſuchungen geht das Gegentheil hervor. Nichts
kann uns verbürgen, daß der Rieſenalk jemals Spitzbergen beſucht hat, und ebenſo wenig iſt er im
hohen Norden Amerikas gefunden worden. Holboell berichtet, daß an Grönlands Küſte im Jahre
1815 der letzte Rieſenalk gefangen worden ſei; alle übrigen Nachrichten ſprechen dafür, daß er mehr
im Süden des Eismeeres lebte, ja vormals wahrſcheinlich noch in größerer Menge im Norden
des atlantiſchen Weltmeeres oder der Nordſee gefunden wurde. Daß er früher bis zu den Faröern
als Brutvogel herabkam, ſcheint feſtzuſtehen und ebenſo kann man über ſeine Beſuche der Hebriden
keinen Zweifel hegen. Brüllock erlegte einen im Jahre 1812, nachdem er ihn lange umſonſt ver-
folgt hatte, in der Nähe der Hebriden, und der Naturforſcher Flemming war im Jahre 1822 beim
Fange eines anderen auf St. Kilda gegenwärtig. Jm Jahre 1790 wurde ein Stück im Hafen von
Kiel erlegt, und der ſeltſame Vogel erlangte dadurch Bürgerrecht; 1830 trieb, laut Naumann,
ein todter Rieſenalk an die Küſte der Normandie; weiter nach Süden hin ſcheint der Vogel niemals
verſchlagen worden zu ſein. Am häufigſten war er wohl jederzeit auf Jsland und Neufundland,
dort aber nicht auf der Jnſel ſelbſt, ſondern auf den Schären und kleinen Felſeninſeln in der Nähe
des größeren Eilandes, welche, beſtändig von wüthender Brandung umtobt, von ihm als ſichere Plätze
zum Niſten erwählt wurden und ihm wegen der Unnahbarkeit der Orte bis in die neuere Zeit einen
Zufluchtsort gewährten. Mehrere dieſer Schären führen noch heutigentages den Namen „Geirfu-
glasker“ oder „Rieſenalksklippe“, zum Beweiſe, daß auf ihnen vormals unſer Alk, der „Geirfugl“
der Jsländer, mehr regelmäßig gefunden worden. Nimmt man, ſagt Newton, die ſchöne Karte
von Jsland zur Hand, welche im Jahre 1844 im Auftrage der isländiſchen wiſſenſchaftlichen Geſell-
ſchaft veröffentlicht wurde, ſo wird man den Namen „Geirfuglasker“ an drei verſchiedenen Stellen
auffinden. Die öſtlichſte Jnſel iſt einige dreißig Fuß von der Küſte entfernt und den däniſchen See-
leuten als Walfiſchrücken wohl bekannt; die ſüdlichſte gehört zu den Weſtmanöern; die weſtlichſte
liegt auf der Höhe des Kaps Raykjanes. Ob auf allen drei dieſer Jnſeln vormals Rieſenalke gebrütet
haben, bleibt fraglich, zwei von ihnen haben die Vögel gewiß zu Brutplätzen benutzt.

Wirklich häufig ſcheint der Rieſenalk hier ſchon im vorigen Jahrhundert nicht mehr geweſen
zu ſein. Jn einem alten handſchriftlichen Berichte aus dem Anfange der letzten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts fanden Newton und Wolley eine Beſchreibung der Allklippe von Raykjanes, in
welcher von der wunderbaren Anzahl von Vögeln auf dem dortigen Felſen geſprochen, aber hinzu-
gefügt wird, daß der Rieſenalk dort gar nicht ſo häufig iſt als die Leute ſich einbilden, und der
Raum, welchen er bewohnt, nicht mehr als auf den ſechszehnten Theil der Klippe veranſchlagt werden
darf, weil er ſich höher hinauf wegen ſeiner Flugunfähigkeit nicht begeben könne. Ein Theil dieſer
Abhandlung gibt eine genaue Beſchreibung von dem Rieſenalk und ſeinen Eigenthümlichkeiten, ein-
ſchließlich der Eier, welche der Schreiber ſo genau ſchildert, als ob er Fachmann geweſen wäre, und
außerdem iſt der Handſchrift eine Zeichnung beigefügt, welche die Klippe und zwei mit dem Fange von
Rieſenalken beſchäftigte Männer darſtellt. Dem Reiſenden Olafſen, welcher im Jahre 1458 auf
Jsland war, wurde erzählt, daß in früherer Zeit die Leute ihre Boote auf beſagter Jnſel mit Eiern
gefüllt hätten, woraus alſo hervorgeht, daß man damals regelmäßig Jagdzüge nach gedachter Klippe
unternahm. Dieſe ſcheinen bis zu Anfang unſeres Jahrhunderts fortgeſetzt worden zu ſein; zu

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[964/1016] Die Schwimmer. Taucher. Alken. 3 und 3½ Zoll. Das Gefieder iſt auf der Oberſeite glänzend ſchwarz, an der Kehle ſchwarzbraun; ein länglichrunder, weißer Flecken, vor und über dem Auge, die Unterſeite, ſowie ein Spitzenſaum der Armſchwingen ſind weiß. Jm Winterkleide nimmt letztere Färbung auch die Kehlgegend an; im Jugendkleide erſtreckt ſie ſich theilweiſe über die Kopfſeiten. Schnabel und Füße ſind ſchwarz. Wolley und Newton haben neuerdings die Naturgeſchichte des Rieſenalks zum Gegenſtande ihrer Forſchung gemacht und Alles zuſammengeſtellt, was ſie durch Nachſchlagen in älteren Werken und Nachfragen bei den Bewohnern Jslands erfahren konnten; ich werde mich alſo weſentlich auf ihre Arbeit ſtützen, nebenbei jedoch auch noch einige andere Angaben berückſichtigen. Bis in die neuere Zeit nahm man an, daß unſer Vogel den nördlichſten Meerestheil der Erde bewohnt habe oder bewohne; aus Wolley’s Unterſuchungen geht das Gegentheil hervor. Nichts kann uns verbürgen, daß der Rieſenalk jemals Spitzbergen beſucht hat, und ebenſo wenig iſt er im hohen Norden Amerikas gefunden worden. Holboell berichtet, daß an Grönlands Küſte im Jahre 1815 der letzte Rieſenalk gefangen worden ſei; alle übrigen Nachrichten ſprechen dafür, daß er mehr im Süden des Eismeeres lebte, ja vormals wahrſcheinlich noch in größerer Menge im Norden des atlantiſchen Weltmeeres oder der Nordſee gefunden wurde. Daß er früher bis zu den Faröern als Brutvogel herabkam, ſcheint feſtzuſtehen und ebenſo kann man über ſeine Beſuche der Hebriden keinen Zweifel hegen. Brüllock erlegte einen im Jahre 1812, nachdem er ihn lange umſonſt ver- folgt hatte, in der Nähe der Hebriden, und der Naturforſcher Flemming war im Jahre 1822 beim Fange eines anderen auf St. Kilda gegenwärtig. Jm Jahre 1790 wurde ein Stück im Hafen von Kiel erlegt, und der ſeltſame Vogel erlangte dadurch Bürgerrecht; 1830 trieb, laut Naumann, ein todter Rieſenalk an die Küſte der Normandie; weiter nach Süden hin ſcheint der Vogel niemals verſchlagen worden zu ſein. Am häufigſten war er wohl jederzeit auf Jsland und Neufundland, dort aber nicht auf der Jnſel ſelbſt, ſondern auf den Schären und kleinen Felſeninſeln in der Nähe des größeren Eilandes, welche, beſtändig von wüthender Brandung umtobt, von ihm als ſichere Plätze zum Niſten erwählt wurden und ihm wegen der Unnahbarkeit der Orte bis in die neuere Zeit einen Zufluchtsort gewährten. Mehrere dieſer Schären führen noch heutigentages den Namen „Geirfu- glasker“ oder „Rieſenalksklippe“, zum Beweiſe, daß auf ihnen vormals unſer Alk, der „Geirfugl“ der Jsländer, mehr regelmäßig gefunden worden. Nimmt man, ſagt Newton, die ſchöne Karte von Jsland zur Hand, welche im Jahre 1844 im Auftrage der isländiſchen wiſſenſchaftlichen Geſell- ſchaft veröffentlicht wurde, ſo wird man den Namen „Geirfuglasker“ an drei verſchiedenen Stellen auffinden. Die öſtlichſte Jnſel iſt einige dreißig Fuß von der Küſte entfernt und den däniſchen See- leuten als Walfiſchrücken wohl bekannt; die ſüdlichſte gehört zu den Weſtmanöern; die weſtlichſte liegt auf der Höhe des Kaps Raykjanes. Ob auf allen drei dieſer Jnſeln vormals Rieſenalke gebrütet haben, bleibt fraglich, zwei von ihnen haben die Vögel gewiß zu Brutplätzen benutzt. Wirklich häufig ſcheint der Rieſenalk hier ſchon im vorigen Jahrhundert nicht mehr geweſen zu ſein. Jn einem alten handſchriftlichen Berichte aus dem Anfange der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts fanden Newton und Wolley eine Beſchreibung der Allklippe von Raykjanes, in welcher von der wunderbaren Anzahl von Vögeln auf dem dortigen Felſen geſprochen, aber hinzu- gefügt wird, daß der Rieſenalk dort gar nicht ſo häufig iſt als die Leute ſich einbilden, und der Raum, welchen er bewohnt, nicht mehr als auf den ſechszehnten Theil der Klippe veranſchlagt werden darf, weil er ſich höher hinauf wegen ſeiner Flugunfähigkeit nicht begeben könne. Ein Theil dieſer Abhandlung gibt eine genaue Beſchreibung von dem Rieſenalk und ſeinen Eigenthümlichkeiten, ein- ſchließlich der Eier, welche der Schreiber ſo genau ſchildert, als ob er Fachmann geweſen wäre, und außerdem iſt der Handſchrift eine Zeichnung beigefügt, welche die Klippe und zwei mit dem Fange von Rieſenalken beſchäftigte Männer darſtellt. Dem Reiſenden Olafſen, welcher im Jahre 1458 auf Jsland war, wurde erzählt, daß in früherer Zeit die Leute ihre Boote auf beſagter Jnſel mit Eiern gefüllt hätten, woraus alſo hervorgeht, daß man damals regelmäßig Jagdzüge nach gedachter Klippe unternahm. Dieſe ſcheinen bis zu Anfang unſeres Jahrhunderts fortgeſetzt worden zu ſein; zu

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 964. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/1016>, abgerufen am 23.11.2024.