inzwischen durch Flugkünste mancherlei Art und durch fleißiges Singen, d. h. Ausstoßen seiner wenigen Laute. Naht man sich langsam dem Neste, so länft das brütende Weibchen, wie Naumann beobachtete, ein ziemliches Stück weg, ehe es fortfliegt. Zuweilen läßt es sich jedoch auch über- raschen und fliegt erst dann ab, wenn man schon unmittelbar vor dem Neste steht. Beide Eltern sind außerordentlich besorgt um die Brut und geberden sich sehr ängstlich, wenn sie Gefahr fürchten. Nur wenn die Eier geraubt werden, brütet das Paar zweimal im Jahre. Wenn Alles gut geht, findet man Ende Mais oder Anfang Junis und im Juli die ausgeflogenen Jungen.
Gefangene Brachpieper werden bald sehr zahm, gewöhnen sich auch an ein Stubenfutter und halten sich in einem großen Käfig verhältnißmäßig gut. Jhr Benehmen aber ist doch nicht unter- haltend genug, als daß sie viele Liebhaber finden sollten.
Als die nächsten Verwandten der Brachpieper sieht man die Stelzenpieper (Corydalla) an. Sie kennzeichnen sich durch ihre bedeutende Größe, die spitzen Flügel, in denen die drei ersten Schwingen ungefähr von gleicher Länge sind, den langen, an der Spitze bauchig ausgeschnittenen Schwanz und die hohen, schlanken Füße, deren Hinterzehe mit einer sie selbst an Länge übertreffenden Kralle bewehrt ist.
Eine Art der Sippe, der Sporenpieper (Corydalla Richardii) ist wiederholt in Europa beobachtet worden, gehört hier aber jedenfalls zu den größten Seltenheiten. Das Gefieder der Oberseite ist trübbraun, jede Feder blässer gerandet; die Wangengegend, ein Augenbrauenstreif und die Unterseite sind gilblichweiß, auf der Brust und an den Seiten graulich überflogen, zu beiden Seiten des Halses auf weißem Grunde mit wenigen länglichen, nach der Brust hin allmälich kleiner werdenden dunkelbraunen Flecken gezeichnet. Die großen und mittleren Schwungfedern sind graubraun, mit breiter, heller röthlichgrau abschattirter Jnnenkante; die Außenfahne der ersten Schwinge ist fast weiß, bei den folgenden nimmt hier Rostgelb mehr und mehr überhand. Die mittleren Schwanzfedern sind braunschwarz, die mittelsten am hellsten, die seitlichen vorherrschend, die äußersten fast ganz weiß. Das Sommergefieder ist dunkler, und die Kanten treten schärfer hervor. Das Auge ist braun, der Oberschnabel dunkelbraun, der Unterschnabel gelb an der Wurzel, der Fuß gelblichbraun. Die Länge beträgt 71/2 bis 8, die Breite 121/2, die Fittiglänge 3 4/5 , die Schwanzlänge 31/4 Zoll.
Der Sporenpieper ist einige Male auf Helgoland vorgekommen und soll in Spanien, Frankreich, Jtalien, Oesterreich, Griechenland, Großbritannien und auf Sardinien regelmäßiger, aber nirgends häufig gefunden werden und im Süden namentlich die felsigen Hügel am Fuße der Gebirge bewohnen. Letztere Angabe, welche wir von der Mühle verdanken, stimmt nicht überein mit den Beobachtungen Jerdon's, und deshalb erscheint es mir wahrscheinlich, daß von der Mühle gar keinen Sporen-, sondern einen Brachpieper vor sich gehabt hat. Was Spanien und Afrika anlangt, so kann ich versichern, daß ich den wahren Sporenpieper niemals gefunden habe. Jerdon sagt, daß der Vogel im größten Theile von Jndien, aber nur während des Winters vorkomme und höchstens bis Ende April im Lande verweile. Man ist ihm von Nepal und dem Himalaya an bis zum äußersten Süden begegnet und hat ihn namentlich im untern Bengalen häufig angetroffen. Ceylon, Burmah und andere nach Osten hin gelegene Länder berührt er ebenfalls. Jn Mittelchina ist er, laut Swinhoe, während des ganzen Winters sehr gemein. Zu seinem Aufenthalte wählt er immer sumpfige oder feuchte Gegenden: die mit Gras bewachsenen Flußbetten, Teichbuchten und vor Allem die Reisfelder. Man trifft ihn einzeln oder in kleinen Gesellschaften. Sein Flug ist rasch, zierlich und wellenförmig. Aufgescheucht pflegt er eine ziemlich große Strecke zurückzulegen.
Ueber den Nestbau kenne ich nur die eine Angabe, welche sich in dem Prachtwerke: "Die Eier der europäischen Vögel" von Bädeker, L. Brehm und Päßler findet. "Er baut in eine Ver- tiefung der Erde ein flaches Nest aus Pflanzenstengeln und legt es mit Faserwurzeln aus. Die Eier findet man im Mai. Sie sind bedeutend größer als die des Brachpiepers, haben eine kurze, ovale
Brehm, Thierleben. III. 57
Brachpieper. Sporenpieper.
inzwiſchen durch Flugkünſte mancherlei Art und durch fleißiges Singen, d. h. Ausſtoßen ſeiner wenigen Laute. Naht man ſich langſam dem Neſte, ſo länft das brütende Weibchen, wie Naumann beobachtete, ein ziemliches Stück weg, ehe es fortfliegt. Zuweilen läßt es ſich jedoch auch über- raſchen und fliegt erſt dann ab, wenn man ſchon unmittelbar vor dem Neſte ſteht. Beide Eltern ſind außerordentlich beſorgt um die Brut und geberden ſich ſehr ängſtlich, wenn ſie Gefahr fürchten. Nur wenn die Eier geraubt werden, brütet das Paar zweimal im Jahre. Wenn Alles gut geht, findet man Ende Mais oder Anfang Junis und im Juli die ausgeflogenen Jungen.
Gefangene Brachpieper werden bald ſehr zahm, gewöhnen ſich auch an ein Stubenfutter und halten ſich in einem großen Käfig verhältnißmäßig gut. Jhr Benehmen aber iſt doch nicht unter- haltend genug, als daß ſie viele Liebhaber finden ſollten.
Als die nächſten Verwandten der Brachpieper ſieht man die Stelzenpieper (Corydalla) an. Sie kennzeichnen ſich durch ihre bedeutende Größe, die ſpitzen Flügel, in denen die drei erſten Schwingen ungefähr von gleicher Länge ſind, den langen, an der Spitze bauchig ausgeſchnittenen Schwanz und die hohen, ſchlanken Füße, deren Hinterzehe mit einer ſie ſelbſt an Länge übertreffenden Kralle bewehrt iſt.
Eine Art der Sippe, der Sporenpieper (Corydalla Richardii) iſt wiederholt in Europa beobachtet worden, gehört hier aber jedenfalls zu den größten Seltenheiten. Das Gefieder der Oberſeite iſt trübbraun, jede Feder bläſſer gerandet; die Wangengegend, ein Augenbrauenſtreif und die Unterſeite ſind gilblichweiß, auf der Bruſt und an den Seiten graulich überflogen, zu beiden Seiten des Halſes auf weißem Grunde mit wenigen länglichen, nach der Bruſt hin allmälich kleiner werdenden dunkelbraunen Flecken gezeichnet. Die großen und mittleren Schwungfedern ſind graubraun, mit breiter, heller röthlichgrau abſchattirter Jnnenkante; die Außenfahne der erſten Schwinge iſt faſt weiß, bei den folgenden nimmt hier Roſtgelb mehr und mehr überhand. Die mittleren Schwanzfedern ſind braunſchwarz, die mittelſten am hellſten, die ſeitlichen vorherrſchend, die äußerſten faſt ganz weiß. Das Sommergefieder iſt dunkler, und die Kanten treten ſchärfer hervor. Das Auge iſt braun, der Oberſchnabel dunkelbraun, der Unterſchnabel gelb an der Wurzel, der Fuß gelblichbraun. Die Länge beträgt 7½ bis 8, die Breite 12½, die Fittiglänge 3⅘, die Schwanzlänge 3¼ Zoll.
Der Sporenpieper iſt einige Male auf Helgoland vorgekommen und ſoll in Spanien, Frankreich, Jtalien, Oeſterreich, Griechenland, Großbritannien und auf Sardinien regelmäßiger, aber nirgends häufig gefunden werden und im Süden namentlich die felſigen Hügel am Fuße der Gebirge bewohnen. Letztere Angabe, welche wir von der Mühle verdanken, ſtimmt nicht überein mit den Beobachtungen Jerdon’s, und deshalb erſcheint es mir wahrſcheinlich, daß von der Mühle gar keinen Sporen-, ſondern einen Brachpieper vor ſich gehabt hat. Was Spanien und Afrika anlangt, ſo kann ich verſichern, daß ich den wahren Sporenpieper niemals gefunden habe. Jerdon ſagt, daß der Vogel im größten Theile von Jndien, aber nur während des Winters vorkomme und höchſtens bis Ende April im Lande verweile. Man iſt ihm von Nepal und dem Himalaya an bis zum äußerſten Süden begegnet und hat ihn namentlich im untern Bengalen häufig angetroffen. Ceylon, Burmah und andere nach Oſten hin gelegene Länder berührt er ebenfalls. Jn Mittelchina iſt er, laut Swinhoe, während des ganzen Winters ſehr gemein. Zu ſeinem Aufenthalte wählt er immer ſumpfige oder feuchte Gegenden: die mit Gras bewachſenen Flußbetten, Teichbuchten und vor Allem die Reisfelder. Man trifft ihn einzeln oder in kleinen Geſellſchaften. Sein Flug iſt raſch, zierlich und wellenförmig. Aufgeſcheucht pflegt er eine ziemlich große Strecke zurückzulegen.
Ueber den Neſtbau kenne ich nur die eine Angabe, welche ſich in dem Prachtwerke: „Die Eier der europäiſchen Vögel‟ von Bädeker, L. Brehm und Päßler findet. „Er baut in eine Ver- tiefung der Erde ein flaches Neſt aus Pflanzenſtengeln und legt es mit Faſerwurzeln aus. Die Eier findet man im Mai. Sie ſind bedeutend größer als die des Brachpiepers, haben eine kurze, ovale
Brehm, Thierleben. III. 57
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[897/0945]
Brachpieper. Sporenpieper.
inzwiſchen durch Flugkünſte mancherlei Art und durch fleißiges Singen, d. h. Ausſtoßen ſeiner wenigen
Laute. Naht man ſich langſam dem Neſte, ſo länft das brütende Weibchen, wie Naumann
beobachtete, ein ziemliches Stück weg, ehe es fortfliegt. Zuweilen läßt es ſich jedoch auch über-
raſchen und fliegt erſt dann ab, wenn man ſchon unmittelbar vor dem Neſte ſteht. Beide Eltern
ſind außerordentlich beſorgt um die Brut und geberden ſich ſehr ängſtlich, wenn ſie Gefahr fürchten.
Nur wenn die Eier geraubt werden, brütet das Paar zweimal im Jahre. Wenn Alles gut geht,
findet man Ende Mais oder Anfang Junis und im Juli die ausgeflogenen Jungen.
Gefangene Brachpieper werden bald ſehr zahm, gewöhnen ſich auch an ein Stubenfutter und
halten ſich in einem großen Käfig verhältnißmäßig gut. Jhr Benehmen aber iſt doch nicht unter-
haltend genug, als daß ſie viele Liebhaber finden ſollten.
Als die nächſten Verwandten der Brachpieper ſieht man die Stelzenpieper (Corydalla) an.
Sie kennzeichnen ſich durch ihre bedeutende Größe, die ſpitzen Flügel, in denen die drei erſten
Schwingen ungefähr von gleicher Länge ſind, den langen, an der Spitze bauchig ausgeſchnittenen
Schwanz und die hohen, ſchlanken Füße, deren Hinterzehe mit einer ſie ſelbſt an Länge übertreffenden
Kralle bewehrt iſt.
Eine Art der Sippe, der Sporenpieper (Corydalla Richardii) iſt wiederholt in Europa
beobachtet worden, gehört hier aber jedenfalls zu den größten Seltenheiten. Das Gefieder der
Oberſeite iſt trübbraun, jede Feder bläſſer gerandet; die Wangengegend, ein Augenbrauenſtreif und
die Unterſeite ſind gilblichweiß, auf der Bruſt und an den Seiten graulich überflogen, zu beiden
Seiten des Halſes auf weißem Grunde mit wenigen länglichen, nach der Bruſt hin allmälich
kleiner werdenden dunkelbraunen Flecken gezeichnet. Die großen und mittleren Schwungfedern
ſind graubraun, mit breiter, heller röthlichgrau abſchattirter Jnnenkante; die Außenfahne der erſten
Schwinge iſt faſt weiß, bei den folgenden nimmt hier Roſtgelb mehr und mehr überhand. Die
mittleren Schwanzfedern ſind braunſchwarz, die mittelſten am hellſten, die ſeitlichen vorherrſchend, die
äußerſten faſt ganz weiß. Das Sommergefieder iſt dunkler, und die Kanten treten ſchärfer hervor.
Das Auge iſt braun, der Oberſchnabel dunkelbraun, der Unterſchnabel gelb an der Wurzel, der
Fuß gelblichbraun. Die Länge beträgt 7½ bis 8, die Breite 12½, die Fittiglänge 3⅘, die
Schwanzlänge 3¼ Zoll.
Der Sporenpieper iſt einige Male auf Helgoland vorgekommen und ſoll in Spanien, Frankreich,
Jtalien, Oeſterreich, Griechenland, Großbritannien und auf Sardinien regelmäßiger, aber nirgends
häufig gefunden werden und im Süden namentlich die felſigen Hügel am Fuße der Gebirge bewohnen.
Letztere Angabe, welche wir von der Mühle verdanken, ſtimmt nicht überein mit den Beobachtungen
Jerdon’s, und deshalb erſcheint es mir wahrſcheinlich, daß von der Mühle gar keinen Sporen-,
ſondern einen Brachpieper vor ſich gehabt hat. Was Spanien und Afrika anlangt, ſo kann ich
verſichern, daß ich den wahren Sporenpieper niemals gefunden habe. Jerdon ſagt, daß der Vogel
im größten Theile von Jndien, aber nur während des Winters vorkomme und höchſtens bis Ende
April im Lande verweile. Man iſt ihm von Nepal und dem Himalaya an bis zum äußerſten Süden
begegnet und hat ihn namentlich im untern Bengalen häufig angetroffen. Ceylon, Burmah und andere
nach Oſten hin gelegene Länder berührt er ebenfalls. Jn Mittelchina iſt er, laut Swinhoe, während
des ganzen Winters ſehr gemein. Zu ſeinem Aufenthalte wählt er immer ſumpfige oder feuchte
Gegenden: die mit Gras bewachſenen Flußbetten, Teichbuchten und vor Allem die Reisfelder. Man
trifft ihn einzeln oder in kleinen Geſellſchaften. Sein Flug iſt raſch, zierlich und wellenförmig.
Aufgeſcheucht pflegt er eine ziemlich große Strecke zurückzulegen.
Ueber den Neſtbau kenne ich nur die eine Angabe, welche ſich in dem Prachtwerke: „Die Eier
der europäiſchen Vögel‟ von Bädeker, L. Brehm und Päßler findet. „Er baut in eine Ver-
tiefung der Erde ein flaches Neſt aus Pflanzenſtengeln und legt es mit Faſerwurzeln aus. Die Eier
findet man im Mai. Sie ſind bedeutend größer als die des Brachpiepers, haben eine kurze, ovale
Brehm, Thierleben. III. 57
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 897. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/945>, abgerufen am 22.11.2024.
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