Genauer sind wir mit den sogenannten Graspapageien (Platycerci) bekannt, prächtig ge- zeichneten, kleinschnäbligen, hochfüßigen Papageien, deren stufiger Schwanz am Ende breiter, als an der Wurzel ist.
Sie finden sich nur in Neuholland, verbreiten sich weit über den Erdtheil und halten sich in äußerst zahlreichen Flügen zusammen, welche den Anbauern sehr beschwerlich werden.
Jn ihrem Wesen haben sie viel mit den Sperlingspapageien oder mit den Finken ge- mein; sie laufen mehr auf dem Boden umher, als sie klettern, bedecken die Landstraßen wie unsere Sperlinge, die Felder wie unsere Finken oder die Graswälder wie unsere Rohrammer und finden sich nur, wenn sie zur Ruhe gehen wollen, im Walde oder auf einzelnen Bäumen ein. Mehr als andere Papageien wandern sie, erscheinen plötzlich in Massen in gewissen Gegenden und verlassen sie ebenso plötzlich wieder, wenn die Nahrung knapp geworden ist. Die meisten Arten fressen fast ausschließlich Sämereien und zwar vorzugsweise die verschiedener Grasarten.
[Abbildung]
Die Rosella (Platycercus eximius).
Von den andern Papageien unterscheiden sie sich namentlich auch durch das Brutgeschäft; denn ihre Weibchen legen sechs bis zehn Eier und ziehen somit eine zahlreiche Familie heran. Die Gefan- genschaft vertragen sie fast alle gut; jedoch befreunden sie sich nicht in dem Grade mit den Menschen, wie andere Papageien: sie sind geistig weniger begabt, als diese und lernen deshalb nur selten zwischen den ihnen Wohlwollenden oder von ihnen zu Fürchtenden unterscheiden. Man hat auch sie wieder in verschiedene Sippen getrennt, obgleich sie sich im wesentlichen sehr ähneln.
Eine unter den so schön gefärbten Thieren ausgezeichnete Art ist die Rosella (Platycercus eximius), ein wirklich prachtvoller Vogel von 13 Zoll Länge. Oberkopf, Halsrücken, die Brust und die Unterschwanzdecke sind scharlachroth, die Wangen weiß, die Rückenfedern schwarzgelb gesäumt, der Hinterrücken, die Oberschwanzdeckfedern und der Bauch mit Ausnahme eines gelben Flecks in der
Knacker. Die Papageien. Sittiche.
Genauer ſind wir mit den ſogenannten Graspapageien (Platycerci) bekannt, prächtig ge- zeichneten, kleinſchnäbligen, hochfüßigen Papageien, deren ſtufiger Schwanz am Ende breiter, als an der Wurzel iſt.
Sie finden ſich nur in Neuholland, verbreiten ſich weit über den Erdtheil und halten ſich in äußerſt zahlreichen Flügen zuſammen, welche den Anbauern ſehr beſchwerlich werden.
Jn ihrem Weſen haben ſie viel mit den Sperlingspapageien oder mit den Finken ge- mein; ſie laufen mehr auf dem Boden umher, als ſie klettern, bedecken die Landſtraßen wie unſere Sperlinge, die Felder wie unſere Finken oder die Graswälder wie unſere Rohrammer und finden ſich nur, wenn ſie zur Ruhe gehen wollen, im Walde oder auf einzelnen Bäumen ein. Mehr als andere Papageien wandern ſie, erſcheinen plötzlich in Maſſen in gewiſſen Gegenden und verlaſſen ſie ebenſo plötzlich wieder, wenn die Nahrung knapp geworden iſt. Die meiſten Arten freſſen faſt ausſchließlich Sämereien und zwar vorzugsweiſe die verſchiedener Grasarten.
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Die Roſella (Platycercus eximius).
Von den andern Papageien unterſcheiden ſie ſich namentlich auch durch das Brutgeſchäft; denn ihre Weibchen legen ſechs bis zehn Eier und ziehen ſomit eine zahlreiche Familie heran. Die Gefan- genſchaft vertragen ſie faſt alle gut; jedoch befreunden ſie ſich nicht in dem Grade mit den Menſchen, wie andere Papageien: ſie ſind geiſtig weniger begabt, als dieſe und lernen deshalb nur ſelten zwiſchen den ihnen Wohlwollenden oder von ihnen zu Fürchtenden unterſcheiden. Man hat auch ſie wieder in verſchiedene Sippen getrennt, obgleich ſie ſich im weſentlichen ſehr ähneln.
Eine unter den ſo ſchön gefärbten Thieren ausgezeichnete Art iſt die Roſella (Platycercus eximius), ein wirklich prachtvoller Vogel von 13 Zoll Länge. Oberkopf, Halsrücken, die Bruſt und die Unterſchwanzdecke ſind ſcharlachroth, die Wangen weiß, die Rückenfedern ſchwarzgelb geſäumt, der Hinterrücken, die Oberſchwanzdeckfedern und der Bauch mit Ausnahme eines gelben Flecks in der
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Knacker. Die Papageien. Sittiche.
Genauer ſind wir mit den ſogenannten Graspapageien (Platycerci) bekannt, prächtig ge-
zeichneten, kleinſchnäbligen, hochfüßigen Papageien, deren ſtufiger Schwanz am Ende breiter, als an
der Wurzel iſt.
Sie finden ſich nur in Neuholland, verbreiten ſich weit über den Erdtheil und halten ſich in
äußerſt zahlreichen Flügen zuſammen, welche den Anbauern ſehr beſchwerlich werden.
Jn ihrem Weſen haben ſie viel mit den Sperlingspapageien oder mit den Finken ge-
mein; ſie laufen mehr auf dem Boden umher, als ſie klettern, bedecken die Landſtraßen wie unſere
Sperlinge, die Felder wie unſere Finken oder die Graswälder wie unſere Rohrammer und
finden ſich nur, wenn ſie zur Ruhe gehen wollen, im Walde oder auf einzelnen Bäumen ein. Mehr
als andere Papageien wandern ſie, erſcheinen plötzlich in Maſſen in gewiſſen Gegenden und verlaſſen
ſie ebenſo plötzlich wieder, wenn die Nahrung knapp geworden iſt. Die meiſten Arten freſſen faſt
ausſchließlich Sämereien und zwar vorzugsweiſe die verſchiedener Grasarten.
[Abbildung Die Roſella (Platycercus eximius).]
Von den andern Papageien unterſcheiden ſie ſich namentlich auch durch das Brutgeſchäft; denn
ihre Weibchen legen ſechs bis zehn Eier und ziehen ſomit eine zahlreiche Familie heran. Die Gefan-
genſchaft vertragen ſie faſt alle gut; jedoch befreunden ſie ſich nicht in dem Grade mit den Menſchen,
wie andere Papageien: ſie ſind geiſtig weniger begabt, als dieſe und lernen deshalb nur ſelten zwiſchen
den ihnen Wohlwollenden oder von ihnen zu Fürchtenden unterſcheiden. Man hat auch ſie wieder in
verſchiedene Sippen getrennt, obgleich ſie ſich im weſentlichen ſehr ähneln.
Eine unter den ſo ſchön gefärbten Thieren ausgezeichnete Art iſt die Roſella (Platycercus
eximius), ein wirklich prachtvoller Vogel von 13 Zoll Länge. Oberkopf, Halsrücken, die Bruſt und
die Unterſchwanzdecke ſind ſcharlachroth, die Wangen weiß, die Rückenfedern ſchwarzgelb geſäumt, der
Hinterrücken, die Oberſchwanzdeckfedern und der Bauch mit Ausnahme eines gelben Flecks in der
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/88>, abgerufen am 23.11.2024.
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