den Bekannten empfängt; sie wiederholt dieselbe aber sechs- bis zwanzigmal ohne Unterbrechung und kann deshalb lästig werden. So beobachteten Gourcy und Homeyer; Aehnliches wußte aber auch schon der alte Geßner: "Er singt gar vnderschiedlich, ordentlich, lieblich, vielfaltig vnd mancherley. Er ist darzu gar gelehrich, vnd nimpt aller dingen so eben war, daß er mehrertheils dieselbigen gar verständiglich mit seiner Stimm bedeut vnd anzeigt. So er in der mitten in der vngestümmen Nacht erwecket wirt, singt er, als geheißen, gantz hell, meint derhalben er wölle seinen Befolch gar fleißig vnd trewlich außrichten." Der Lockton ist das übliche "Tack tack", der Ausdruck der Furcht das "Uit uit" des Steinröthels.
Die Liebeswerbungen der Blaumerle erinnern an den Tanz des Steinröthels; das Männchen nimmt aber, wie Homeyer sagt, eine wagrechte Haltung an, bläht sich auf und erscheint deshalb viel größer, "ballartig", duckt den Kopf nieder und schnellt den hochgehobenen, zusammengelegten Schwanz dann und wann nach Art der Amsel in die Höhe. Das Nest steht in Felsenspalten, auf Kirchthürmen, verfallenen Bergschlössern und andern hochgelegenen oder erhabenen Gebäuden. Es ist ansehnlich, aber kunstlos, äußerlich aus Grasstücken, groben und feinen Halmen gebaut, in der flachen Mulde mit gekrümmten Wurzelfasern ausgelegt. Anfangs Mai enthält es vier eirunde, glänzend grünlichblane Eier, deren Unterflecken schwach violettgrau und deren obere röthlich oder rothbraun sind. Doch kommen auch ungefleckte Eier vor.
Alte Blaudrosseln sind schwer zu berücken; ihr grenzenloses Mißtrauen vereitelt regelmäßig die Jagd. Am sichersten führt der Anstand zum Ziel. Der Jäger muß einen der Lieblingsplätze zu erkunden suchen, sich hier verbergen und sobald der Vogel erscheint, schießen; denn ebenso rasch, wie er gekommen, verschwindet er wieder. Der Fang alter Vögel ist Sache des Zufalls. Deshalb erhält man für den Käfig meist junge Blaumerlen, welche dem Neste entnommen wurden. Sie halten sich bei geeigneter Pflege, wie der Steinröthel, jahrelang, gewöhnen sich aber sehr an eine bestimmte Oert- lichkeit und ertragen etwaigen Wechsel schwer. "Als in Valetta der neue Markt eröffnet worden war", erzählt Wright, "brachten viele von den Marktleuten ihre gefangenen Blaumerlen in den alten Käfigen von dem alten Markte her mit sich in ihre neuen Buden. Aber einer der Vögel nach dem andern welkte dahin, und wenige Wochen später war nicht einer von ihnen mehr am Leben."
Jn Jtalien, auf Malta und in Griechenland sind die Blaumerlen als Stubenvögel sehr beliebt. Von Griechenland aus werden, wie uns Lindermayer mittheilt, viele von den dort sehr beliebten Vögeln nach der Türkei ausgeführt; auf Malta werden gute Säuger so hoch geschätzt, daß für ein Männchen 15 bis 20 Thaler unseres Geldes ohne Besinnen bezahlt werden. Eine reiche Malteserin schätzte sich, nach Wright's Versicherung, glücklich, eine besonders ausgezeich- nete Blaumerle für 50 Thaler erstanden zu haben, "und der frühere Besitzer hatte sich dennoch nur schwer von seinem Vogel getrennt". Alle Malteser verfehlen nicht, das Gebauer, in welchem eine Blaumerle lebt, durch ein in geeigneter Weise angebrachtes Stück Tuch von rother Farbe gegen das "böse Auge" zu schützen. Jn Spanien sieht man wenig Blaudrosseln im Käfig; aber die Spanier sind überhaupt keine Freunde von lebendem Geflügel, gleichviel ob solches noch seine Freiheit hat, oder ob es gefangen gehalten wird.
Vom Raubzeug hat die Blaumerle noch weniger zu leiden, als der Steinröthel; ihre Vorsicht entzieht die Alten, der stets vortrefflich gewählte Standort des Nestes die Brut den meisten Nachstel- lungen. Die Edelfalken faugen übrigens, wie ich mich selbst überzeugt habe, zuweilen doch einen und den anderen dieser Vögel, all ihrer Schnelligkeit und Behendigkeit ungeachtet.
Die Zusammengehörigkeit aller vorstehend geschilderten Glieder der Familie beweist kein Vogel schlagender, als der Buschschmätzer (Thamnolaea albiscapulata), ein Bewohner der Gebirge Abissi- niens. Cabanis hat ihn mit andern in einer besondern Sippe vereinigt, weil der kürzere, stärker
Blaumerle.
den Bekannten empfängt; ſie wiederholt dieſelbe aber ſechs- bis zwanzigmal ohne Unterbrechung und kann deshalb läſtig werden. So beobachteten Gourcy und Homeyer; Aehnliches wußte aber auch ſchon der alte Geßner: „Er ſingt gar vnderſchiedlich, ordentlich, lieblich, vielfaltig vnd mancherley. Er iſt darzu gar gelehrich, vnd nimpt aller dingen ſo eben war, daß er mehrertheils dieſelbigen gar verſtändiglich mit ſeiner Stimm bedeut vnd anzeigt. So er in der mitten in der vngeſtümmen Nacht erwecket wirt, ſingt er, als geheißen, gantz hell, meint derhalben er wölle ſeinen Befolch gar fleißig vnd trewlich außrichten.‟ Der Lockton iſt das übliche „Tack tack‟, der Ausdruck der Furcht das „Uit uit‟ des Steinröthels.
Die Liebeswerbungen der Blaumerle erinnern an den Tanz des Steinröthels; das Männchen nimmt aber, wie Homeyer ſagt, eine wagrechte Haltung an, bläht ſich auf und erſcheint deshalb viel größer, „ballartig‟, duckt den Kopf nieder und ſchnellt den hochgehobenen, zuſammengelegten Schwanz dann und wann nach Art der Amſel in die Höhe. Das Neſt ſteht in Felſenſpalten, auf Kirchthürmen, verfallenen Bergſchlöſſern und andern hochgelegenen oder erhabenen Gebäuden. Es iſt anſehnlich, aber kunſtlos, äußerlich aus Grasſtücken, groben und feinen Halmen gebaut, in der flachen Mulde mit gekrümmten Wurzelfaſern ausgelegt. Anfangs Mai enthält es vier eirunde, glänzend grünlichblane Eier, deren Unterflecken ſchwach violettgrau und deren obere röthlich oder rothbraun ſind. Doch kommen auch ungefleckte Eier vor.
Alte Blaudroſſeln ſind ſchwer zu berücken; ihr grenzenloſes Mißtrauen vereitelt regelmäßig die Jagd. Am ſicherſten führt der Anſtand zum Ziel. Der Jäger muß einen der Lieblingsplätze zu erkunden ſuchen, ſich hier verbergen und ſobald der Vogel erſcheint, ſchießen; denn ebenſo raſch, wie er gekommen, verſchwindet er wieder. Der Fang alter Vögel iſt Sache des Zufalls. Deshalb erhält man für den Käfig meiſt junge Blaumerlen, welche dem Neſte entnommen wurden. Sie halten ſich bei geeigneter Pflege, wie der Steinröthel, jahrelang, gewöhnen ſich aber ſehr an eine beſtimmte Oert- lichkeit und ertragen etwaigen Wechſel ſchwer. „Als in Valetta der neue Markt eröffnet worden war‟, erzählt Wright, „brachten viele von den Marktleuten ihre gefangenen Blaumerlen in den alten Käfigen von dem alten Markte her mit ſich in ihre neuen Buden. Aber einer der Vögel nach dem andern welkte dahin, und wenige Wochen ſpäter war nicht einer von ihnen mehr am Leben.‟
Jn Jtalien, auf Malta und in Griechenland ſind die Blaumerlen als Stubenvögel ſehr beliebt. Von Griechenland aus werden, wie uns Lindermayer mittheilt, viele von den dort ſehr beliebten Vögeln nach der Türkei ausgeführt; auf Malta werden gute Säuger ſo hoch geſchätzt, daß für ein Männchen 15 bis 20 Thaler unſeres Geldes ohne Beſinnen bezahlt werden. Eine reiche Malteſerin ſchätzte ſich, nach Wright’s Verſicherung, glücklich, eine beſonders ausgezeich- nete Blaumerle für 50 Thaler erſtanden zu haben, „und der frühere Beſitzer hatte ſich dennoch nur ſchwer von ſeinem Vogel getrennt‟. Alle Malteſer verfehlen nicht, das Gebauer, in welchem eine Blaumerle lebt, durch ein in geeigneter Weiſe angebrachtes Stück Tuch von rother Farbe gegen das „böſe Auge‟ zu ſchützen. Jn Spanien ſieht man wenig Blaudroſſeln im Käfig; aber die Spanier ſind überhaupt keine Freunde von lebendem Geflügel, gleichviel ob ſolches noch ſeine Freiheit hat, oder ob es gefangen gehalten wird.
Vom Raubzeug hat die Blaumerle noch weniger zu leiden, als der Steinröthel; ihre Vorſicht entzieht die Alten, der ſtets vortrefflich gewählte Standort des Neſtes die Brut den meiſten Nachſtel- lungen. Die Edelfalken faugen übrigens, wie ich mich ſelbſt überzeugt habe, zuweilen doch einen und den anderen dieſer Vögel, all ihrer Schnelligkeit und Behendigkeit ungeachtet.
Die Zuſammengehörigkeit aller vorſtehend geſchilderten Glieder der Familie beweiſt kein Vogel ſchlagender, als der Buſchſchmätzer (Thamnolaea albiscapulata), ein Bewohner der Gebirge Abiſſi- niens. Cabanis hat ihn mit andern in einer beſondern Sippe vereinigt, weil der kürzere, ſtärker
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[793/0837]
Blaumerle.
den Bekannten empfängt; ſie wiederholt dieſelbe aber ſechs- bis zwanzigmal ohne Unterbrechung und
kann deshalb läſtig werden. So beobachteten Gourcy und Homeyer; Aehnliches wußte aber auch
ſchon der alte Geßner: „Er ſingt gar vnderſchiedlich, ordentlich, lieblich, vielfaltig vnd mancherley.
Er iſt darzu gar gelehrich, vnd nimpt aller dingen ſo eben war, daß er mehrertheils dieſelbigen gar
verſtändiglich mit ſeiner Stimm bedeut vnd anzeigt. So er in der mitten in der vngeſtümmen Nacht
erwecket wirt, ſingt er, als geheißen, gantz hell, meint derhalben er wölle ſeinen Befolch gar fleißig vnd
trewlich außrichten.‟ Der Lockton iſt das übliche „Tack tack‟, der Ausdruck der Furcht das „Uit uit‟
des Steinröthels.
Die Liebeswerbungen der Blaumerle erinnern an den Tanz des Steinröthels; das Männchen
nimmt aber, wie Homeyer ſagt, eine wagrechte Haltung an, bläht ſich auf und erſcheint deshalb
viel größer, „ballartig‟, duckt den Kopf nieder und ſchnellt den hochgehobenen, zuſammengelegten
Schwanz dann und wann nach Art der Amſel in die Höhe. Das Neſt ſteht in Felſenſpalten, auf
Kirchthürmen, verfallenen Bergſchlöſſern und andern hochgelegenen oder erhabenen Gebäuden. Es
iſt anſehnlich, aber kunſtlos, äußerlich aus Grasſtücken, groben und feinen Halmen gebaut, in der
flachen Mulde mit gekrümmten Wurzelfaſern ausgelegt. Anfangs Mai enthält es vier eirunde,
glänzend grünlichblane Eier, deren Unterflecken ſchwach violettgrau und deren obere röthlich oder
rothbraun ſind. Doch kommen auch ungefleckte Eier vor.
Alte Blaudroſſeln ſind ſchwer zu berücken; ihr grenzenloſes Mißtrauen vereitelt regelmäßig
die Jagd. Am ſicherſten führt der Anſtand zum Ziel. Der Jäger muß einen der Lieblingsplätze zu
erkunden ſuchen, ſich hier verbergen und ſobald der Vogel erſcheint, ſchießen; denn ebenſo raſch, wie er
gekommen, verſchwindet er wieder. Der Fang alter Vögel iſt Sache des Zufalls. Deshalb erhält
man für den Käfig meiſt junge Blaumerlen, welche dem Neſte entnommen wurden. Sie halten ſich
bei geeigneter Pflege, wie der Steinröthel, jahrelang, gewöhnen ſich aber ſehr an eine beſtimmte Oert-
lichkeit und ertragen etwaigen Wechſel ſchwer. „Als in Valetta der neue Markt eröffnet worden
war‟, erzählt Wright, „brachten viele von den Marktleuten ihre gefangenen Blaumerlen in den alten
Käfigen von dem alten Markte her mit ſich in ihre neuen Buden. Aber einer der Vögel nach dem
andern welkte dahin, und wenige Wochen ſpäter war nicht einer von ihnen mehr am Leben.‟
Jn Jtalien, auf Malta und in Griechenland ſind die Blaumerlen als Stubenvögel ſehr beliebt.
Von Griechenland aus werden, wie uns Lindermayer mittheilt, viele von den dort ſehr beliebten
Vögeln nach der Türkei ausgeführt; auf Malta werden gute Säuger ſo hoch geſchätzt, daß für
ein Männchen 15 bis 20 Thaler unſeres Geldes ohne Beſinnen bezahlt werden. Eine
reiche Malteſerin ſchätzte ſich, nach Wright’s Verſicherung, glücklich, eine beſonders ausgezeich-
nete Blaumerle für 50 Thaler erſtanden zu haben, „und der frühere Beſitzer hatte ſich dennoch nur
ſchwer von ſeinem Vogel getrennt‟. Alle Malteſer verfehlen nicht, das Gebauer, in welchem eine
Blaumerle lebt, durch ein in geeigneter Weiſe angebrachtes Stück Tuch von rother Farbe gegen das
„böſe Auge‟ zu ſchützen. Jn Spanien ſieht man wenig Blaudroſſeln im Käfig; aber die Spanier
ſind überhaupt keine Freunde von lebendem Geflügel, gleichviel ob ſolches noch ſeine Freiheit hat, oder
ob es gefangen gehalten wird.
Vom Raubzeug hat die Blaumerle noch weniger zu leiden, als der Steinröthel; ihre Vorſicht
entzieht die Alten, der ſtets vortrefflich gewählte Standort des Neſtes die Brut den meiſten Nachſtel-
lungen. Die Edelfalken faugen übrigens, wie ich mich ſelbſt überzeugt habe, zuweilen doch einen und
den anderen dieſer Vögel, all ihrer Schnelligkeit und Behendigkeit ungeachtet.
Die Zuſammengehörigkeit aller vorſtehend geſchilderten Glieder der Familie beweiſt kein Vogel
ſchlagender, als der Buſchſchmätzer (Thamnolaea albiscapulata), ein Bewohner der Gebirge Abiſſi-
niens. Cabanis hat ihn mit andern in einer beſondern Sippe vereinigt, weil der kürzere, ſtärker
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 793. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/837>, abgerufen am 22.11.2024.
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