stießen es trotz seines Muthes und seiner überlegenen Stärke wiederholt auf den Grund und quälten es so lange, bis es vor Ermattung starb. Dann wurde das verzweifelte Weibchen gezwungen, sich einen neuen Beschützer zu suchen.
Da, wo es Kleefelder gibt, sieht man den Königsvogel oft über denselben schweben, plötzlich sich zwischen die Blüthen stürzen, von dort aus sich wieder erheben und ein aufgescheuchtes Kerbthier weg- schnappen. Dann und wann verändert er auch diese Jagd, indem er in sonderbaren Zickzacklinien hin- und herfliegt, nach unten und oben sich wendet, als ob die ins Auge gefaßte Beute alle Künste des Fluges anwende, um ihm zu entkommen.
Gegen den Monat August hin wird der Vogel verhältnißmäßig stumm. Gleichzeitig stellt er sich auf den brachliegenden Feldern und Wiesen ein und lauert hier, auf irgend einem erhabenen Gegenstande sitzend, auf Kerbthiere, denen er jetzt ohne alle Umschweife nachfliegt, sobald er sie erspähete. Mit der gefangenen Beute kehrt er zu derselben oder einer ähnlichen Warte zurück, tödtet sie hier und verschluckt sie dann. Sehr häufig fliegt er jetzt auch über große Ströme oder Seen hin und her, nach Schwalbenart Kerfe verfolgend. Jn derselben Weise, wie dieser Vogel, gleitet er auch über dem Wasser dahin, um zu trinken; wenn das Wetter sehr heiß ist, taucht er, um sich zu baden, in die Wellen, erhebt sich aber nach jedem Eintauchen auf einen niederen Baumzweig am Ufer und schüttelt das Wasser von seinem Gefieder ab.
Der Königsvogel verläßt die mittleren Staaten früher, als andere Sommergäste. Auf seinem Zuge fliegt er rasch dahin, indem er sechs- oder siebenmal seine Flügel schnell zusammenschlägt und dann auf einige Ellen hin ohne Bewegung fortstreicht. Jn den ersten Tagen des Septembers hat Audubon Flüge von zwanzig und dreißig in dieser Weise dahinfliegen sehen. Sie waren voll- kommen lautlos und erinnerten durch ihren Flug lebhaft an die Wanderdrosseln. Auch während der Nacht setzen sie ihren Zug fort, und gegen den ersten Oktober hin findet man nicht einen einzigen mehr in den Vereinigten Staaten.
Das Fleisch des Königsvogels ist zart und wohlschmeckend; es werden deshalb auch viele der nützlichen Thiere erlegt -- nicht deshalb, weil sie Bienen fressen, sondern weil die Louisianer sehr gern die "Bienenfresser" verzehren.
Einer der bekanntesten Tyrannen Brasiliens ist der Bentevi (Saurophagus sulphuratus), so genannt von seinem deutsamen Geschrei.
Die Sippe, welche er vertritt, kennzeichnet sich durch verhältnißmäßig lange Flügel und leicht ausgeschnittenen Schwanz, kräftige Beine mit starken und hohen Läufen, langen Zehen und sichel- förmigen Krallen, kopflangen Schnabel, welcher entschieden höher als breit, fast kegelförmig gestaltet, auf der Firste abgerundet, an der Spitze mit kräftigem Haken und daneben mit einer feinen, aber scharfen Kerbe versehen ist. Der Mundrand ist von Borsten umgeben, welche sich am ganzen Schna- belgrunde hinziehen und besonders am Zügelrande sehr stark sind. Das Gefieder ist derb und kleinfederig.
Die Länge des Bentevi beträgt 10 Zoll, die Breite 5 Zoll, die Schwanzlänge 3 Zoll. Das Gefieder der Oberseite ist grünlich ölbraun; die Stirn und ein Augenbrauenstreif sind weiß; das hollenartige Gefieder der Scheitelmitte ist schwefelgelb; der übrige Scheitel, wie der Zügel und Backen sind schwarz; die Flügeldeckfedern, die Schwingen und die Schwanzfedern sind rostroth gerandet, die Schwingen auch auf der Jnnenseite breit rostgelb gesäumt; Kehle und Vorderhals sind weiß, Brust, Bauch, Schenkel und Steiß schwefelgelb. Beim jungen Vogel sind die Farben des Gefieders unschein- barer; der Scheitel ist ganz schwarz, das Flügel- und Schwanzgefieder breit rostroth gesäumt.
Der Bentevi ist einer der bekanntesten Vögel Südamerikas; denn er ist fast überall gemein, namentlich aber da, wo offene Triften mit Gebüschen abwechseln. Man sieht ihn, so zu sagen, auf jedem Baume und hört seine laute, durchdringende Stimme überall. Er scheut die Nähe der Woh-
Brehm, Thierleben. III. 46
Tyrann. Ventevi.
ſtießen es trotz ſeines Muthes und ſeiner überlegenen Stärke wiederholt auf den Grund und quälten es ſo lange, bis es vor Ermattung ſtarb. Dann wurde das verzweifelte Weibchen gezwungen, ſich einen neuen Beſchützer zu ſuchen.
Da, wo es Kleefelder gibt, ſieht man den Königsvogel oft über denſelben ſchweben, plötzlich ſich zwiſchen die Blüthen ſtürzen, von dort aus ſich wieder erheben und ein aufgeſcheuchtes Kerbthier weg- ſchnappen. Dann und wann verändert er auch dieſe Jagd, indem er in ſonderbaren Zickzacklinien hin- und herfliegt, nach unten und oben ſich wendet, als ob die ins Auge gefaßte Beute alle Künſte des Fluges anwende, um ihm zu entkommen.
Gegen den Monat Auguſt hin wird der Vogel verhältnißmäßig ſtumm. Gleichzeitig ſtellt er ſich auf den brachliegenden Feldern und Wieſen ein und lauert hier, auf irgend einem erhabenen Gegenſtande ſitzend, auf Kerbthiere, denen er jetzt ohne alle Umſchweife nachfliegt, ſobald er ſie erſpähete. Mit der gefangenen Beute kehrt er zu derſelben oder einer ähnlichen Warte zurück, tödtet ſie hier und verſchluckt ſie dann. Sehr häufig fliegt er jetzt auch über große Ströme oder Seen hin und her, nach Schwalbenart Kerfe verfolgend. Jn derſelben Weiſe, wie dieſer Vogel, gleitet er auch über dem Waſſer dahin, um zu trinken; wenn das Wetter ſehr heiß iſt, taucht er, um ſich zu baden, in die Wellen, erhebt ſich aber nach jedem Eintauchen auf einen niederen Baumzweig am Ufer und ſchüttelt das Waſſer von ſeinem Gefieder ab.
Der Königsvogel verläßt die mittleren Staaten früher, als andere Sommergäſte. Auf ſeinem Zuge fliegt er raſch dahin, indem er ſechs- oder ſiebenmal ſeine Flügel ſchnell zuſammenſchlägt und dann auf einige Ellen hin ohne Bewegung fortſtreicht. Jn den erſten Tagen des Septembers hat Audubon Flüge von zwanzig und dreißig in dieſer Weiſe dahinfliegen ſehen. Sie waren voll- kommen lautlos und erinnerten durch ihren Flug lebhaft an die Wanderdroſſeln. Auch während der Nacht ſetzen ſie ihren Zug fort, und gegen den erſten Oktober hin findet man nicht einen einzigen mehr in den Vereinigten Staaten.
Das Fleiſch des Königsvogels iſt zart und wohlſchmeckend; es werden deshalb auch viele der nützlichen Thiere erlegt — nicht deshalb, weil ſie Bienen freſſen, ſondern weil die Louiſianer ſehr gern die „Bienenfreſſer‟ verzehren.
Einer der bekannteſten Tyrannen Braſiliens iſt der Bentevi (Saurophagus sulphuratus), ſo genannt von ſeinem deutſamen Geſchrei.
Die Sippe, welche er vertritt, kennzeichnet ſich durch verhältnißmäßig lange Flügel und leicht ausgeſchnittenen Schwanz, kräftige Beine mit ſtarken und hohen Läufen, langen Zehen und ſichel- förmigen Krallen, kopflangen Schnabel, welcher entſchieden höher als breit, faſt kegelförmig geſtaltet, auf der Firſte abgerundet, an der Spitze mit kräftigem Haken und daneben mit einer feinen, aber ſcharfen Kerbe verſehen iſt. Der Mundrand iſt von Borſten umgeben, welche ſich am ganzen Schna- belgrunde hinziehen und beſonders am Zügelrande ſehr ſtark ſind. Das Gefieder iſt derb und kleinfederig.
Die Länge des Bentevi beträgt 10 Zoll, die Breite 5 Zoll, die Schwanzlänge 3 Zoll. Das Gefieder der Oberſeite iſt grünlich ölbraun; die Stirn und ein Augenbrauenſtreif ſind weiß; das hollenartige Gefieder der Scheitelmitte iſt ſchwefelgelb; der übrige Scheitel, wie der Zügel und Backen ſind ſchwarz; die Flügeldeckfedern, die Schwingen und die Schwanzfedern ſind roſtroth gerandet, die Schwingen auch auf der Jnnenſeite breit roſtgelb geſäumt; Kehle und Vorderhals ſind weiß, Bruſt, Bauch, Schenkel und Steiß ſchwefelgelb. Beim jungen Vogel ſind die Farben des Gefieders unſchein- barer; der Scheitel iſt ganz ſchwarz, das Flügel- und Schwanzgefieder breit roſtroth geſäumt.
Der Bentevi iſt einer der bekannteſten Vögel Südamerikas; denn er iſt faſt überall gemein, namentlich aber da, wo offene Triften mit Gebüſchen abwechſeln. Man ſieht ihn, ſo zu ſagen, auf jedem Baume und hört ſeine laute, durchdringende Stimme überall. Er ſcheut die Nähe der Woh-
Brehm, Thierleben. III. 46
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Tyrann. Ventevi.
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ſo lange, bis es vor Ermattung ſtarb. Dann wurde das verzweifelte Weibchen gezwungen, ſich einen
neuen Beſchützer zu ſuchen.
Da, wo es Kleefelder gibt, ſieht man den Königsvogel oft über denſelben ſchweben, plötzlich ſich
zwiſchen die Blüthen ſtürzen, von dort aus ſich wieder erheben und ein aufgeſcheuchtes Kerbthier weg-
ſchnappen. Dann und wann verändert er auch dieſe Jagd, indem er in ſonderbaren Zickzacklinien
hin- und herfliegt, nach unten und oben ſich wendet, als ob die ins Auge gefaßte Beute alle Künſte
des Fluges anwende, um ihm zu entkommen.
Gegen den Monat Auguſt hin wird der Vogel verhältnißmäßig ſtumm. Gleichzeitig ſtellt er
ſich auf den brachliegenden Feldern und Wieſen ein und lauert hier, auf irgend einem erhabenen
Gegenſtande ſitzend, auf Kerbthiere, denen er jetzt ohne alle Umſchweife nachfliegt, ſobald er ſie
erſpähete. Mit der gefangenen Beute kehrt er zu derſelben oder einer ähnlichen Warte zurück, tödtet
ſie hier und verſchluckt ſie dann. Sehr häufig fliegt er jetzt auch über große Ströme oder Seen hin
und her, nach Schwalbenart Kerfe verfolgend. Jn derſelben Weiſe, wie dieſer Vogel, gleitet er auch
über dem Waſſer dahin, um zu trinken; wenn das Wetter ſehr heiß iſt, taucht er, um ſich zu baden,
in die Wellen, erhebt ſich aber nach jedem Eintauchen auf einen niederen Baumzweig am Ufer und
ſchüttelt das Waſſer von ſeinem Gefieder ab.
Der Königsvogel verläßt die mittleren Staaten früher, als andere Sommergäſte. Auf ſeinem
Zuge fliegt er raſch dahin, indem er ſechs- oder ſiebenmal ſeine Flügel ſchnell zuſammenſchlägt und
dann auf einige Ellen hin ohne Bewegung fortſtreicht. Jn den erſten Tagen des Septembers hat
Audubon Flüge von zwanzig und dreißig in dieſer Weiſe dahinfliegen ſehen. Sie waren voll-
kommen lautlos und erinnerten durch ihren Flug lebhaft an die Wanderdroſſeln. Auch während der
Nacht ſetzen ſie ihren Zug fort, und gegen den erſten Oktober hin findet man nicht einen einzigen mehr
in den Vereinigten Staaten.
Das Fleiſch des Königsvogels iſt zart und wohlſchmeckend; es werden deshalb auch viele der
nützlichen Thiere erlegt — nicht deshalb, weil ſie Bienen freſſen, ſondern weil die Louiſianer ſehr gern
die „Bienenfreſſer‟ verzehren.
Einer der bekannteſten Tyrannen Braſiliens iſt der Bentevi (Saurophagus sulphuratus), ſo
genannt von ſeinem deutſamen Geſchrei.
Die Sippe, welche er vertritt, kennzeichnet ſich durch verhältnißmäßig lange Flügel und leicht
ausgeſchnittenen Schwanz, kräftige Beine mit ſtarken und hohen Läufen, langen Zehen und ſichel-
förmigen Krallen, kopflangen Schnabel, welcher entſchieden höher als breit, faſt kegelförmig geſtaltet,
auf der Firſte abgerundet, an der Spitze mit kräftigem Haken und daneben mit einer feinen, aber
ſcharfen Kerbe verſehen iſt. Der Mundrand iſt von Borſten umgeben, welche ſich am ganzen Schna-
belgrunde hinziehen und beſonders am Zügelrande ſehr ſtark ſind. Das Gefieder iſt derb und
kleinfederig.
Die Länge des Bentevi beträgt 10 Zoll, die Breite 5 Zoll, die Schwanzlänge 3 Zoll. Das
Gefieder der Oberſeite iſt grünlich ölbraun; die Stirn und ein Augenbrauenſtreif ſind weiß; das
hollenartige Gefieder der Scheitelmitte iſt ſchwefelgelb; der übrige Scheitel, wie der Zügel und Backen
ſind ſchwarz; die Flügeldeckfedern, die Schwingen und die Schwanzfedern ſind roſtroth gerandet, die
Schwingen auch auf der Jnnenſeite breit roſtgelb geſäumt; Kehle und Vorderhals ſind weiß, Bruſt,
Bauch, Schenkel und Steiß ſchwefelgelb. Beim jungen Vogel ſind die Farben des Gefieders unſchein-
barer; der Scheitel iſt ganz ſchwarz, das Flügel- und Schwanzgefieder breit roſtroth geſäumt.
Der Bentevi iſt einer der bekannteſten Vögel Südamerikas; denn er iſt faſt überall gemein,
namentlich aber da, wo offene Triften mit Gebüſchen abwechſeln. Man ſieht ihn, ſo zu ſagen, auf
jedem Baume und hört ſeine laute, durchdringende Stimme überall. Er ſcheut die Nähe der Woh-
Brehm, Thierleben. III. 46
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/763>, abgerufen am 23.11.2024.
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