sie sind jedoch rauher und eintöniger. Einen eigentlichen Gesang scheinen die Schwalbenwürger nicht zu haben.
Höchst sonderbar ist die Gewohnheit der oben beschriebenen australischen Art, sich in Klumpen nach Art eines Bienenschwarmes aufzuhängen. Gould hat Dies zwar nicht selbst beobachtet, aber von Gilbert und andern Forschern erfahren. Einige Schwalbenwürger klammern sich an die Unter- seite eines dürren Zweiges, andere an diese fest, und so geschieht es, daß sich zuweilen eine so große Menge an einander anhängt, daß der ganze Klumpen den Raum eines Scheffelmaßes einnimmt.
Einige australische Schwalbenwürger halten sich an gewissen Orten nur während der Brutzeit auf und wandern, wenn diese vorüber, wieder weg; die übrigen Arten scheinen Standvögel zu sein. Auf Vandiemensland kommt die "Waldschwalbe", wie die oben beschriebene Art dort genannt wird, im Oktober, mit Beginn des australischen Sommers an, macht zwei Bruten und kehrt dann wieder nach Norden zurück. Das Nest steht an verschiedenen Stellen. Gould fand ein solches in einem dicht belaubten Busche, nahe am Boden, andere an einer nackten Astgabel an der Seite einer Baumhöhle und andere endlich zwischen dem Stamme und der losgetrennten Rinde größerer Bäume. Gar nicht selten wird es auch unter dem Hüttendache eines Ansiedlers angelegt, ja, eine australische Art soll zuweilen die verlassenen Nester anderer Vögel zum Brüten benutzen. Feine Zweiglein, welche sehr zierlich mit Wurzeln ausgekleidet werden, bilden den Bau, welcher größer oder kleiner ist, je nach dem Standorte. Das Gelege besteht aus vier Eiern von sehr verschiedener Zeichnung. Die meisten sind auf schmuzigweißem Grunde dunkelrostbraun gefleckt und beklext. Die Nester der javanischen und indischen Art scheinen sich wenig zu unterscheiden. Bernstein sagt von den ersteren, daß sie in ihrem Aeußern an die Nester der Würger erinnern, meist zwischen den Schmarotzern, welche die Pal- menstengel bedecken, oder in den Blattwinkeln der Palmenbäume angelegt und aus trockenen, groben Halmen, Wurzeln, Blättern, Flechten und Mosstücken roh und unordentlich zusammengebaut sind, deshalb ein liederliches, zerzaustes Aeußere haben, während das Jnnere eine regelmäßige abgeflacht halbkugelige Vertiefung bildet und mit feinen Stoffen, namentlich mit den biegsamen Fasern der Arengpalme und zarten Halmen zierlich ausgelegt ist. Das Nest der indischen Art wird, nach Jer- don, noch außerdem reichlich mit Federn ausgepolstert. Ob auch das Männchen brütet, ist nicht mit Bestimmtheit zu sagen; die Jungen aber werden von beiden Eltern aufgefüttert und auch lange nach dem Ausfliegen noch geführt und ernährt. Man sieht dann die Kinderschar auf ein und demselben Aste dicht neben einander gedrängt sitzen, während die Alten die Bäume jagend umschweben und zu den Jungen zurückkehren, sobald sie im Fange glücklich waren. So viel bekannt, werden die Jungen ausschließlich mit Kerbthieren groß gefüttert, und diese sind auch das bevorzugte Futter der Alten, obwohl einzelne Arten wenigstens Pflanzenstoffe nicht verschmähen: so sah Gould den asch- grauen Schwalbenwürger den reifen Samen eines Spießkeimers verzehren, und die Vögel waren dabei so gierig, daß oft mehrere über einander an den senkrechten Stengeln der Pflanzen saßen, um die Samen herauszuziehen.
Linne vereinigte eine große Anzahl kleiner Singvögel mit am Grunde breitem, platten Schnabel zu einer einzigen Familie, welche er die der Fliegenfänger nannte: die neueren Naturforscher haben mit mehr oder weniger Willkür diese außerordentlich zahlreiche Gruppe in verschiedene Familien und Unterfamilien zerfällt. Eine solche wird gebildet durch die Königswürger oder Tyrannen (Tyranni), amerikanische Waldvögel, welche in ihrem Wesen und Betragen noch Vieles mit den Wür- gern gemein haben, sich aber den Fliegenfängern noch mehr nähern, als jene. Es sind kleine, aber kräftig gebaute Vögel mit ziemlich langen und spitzen, zusammengelegt bis zur Mitte des Schwanzes reichenden Flügeln, in denen die zweite und dritte Schwinge die längste, die erste nur wenig verkürzt, aber häufig eigenthümlich zugespitzt zu sein pflegt, mit ziemlich langem und breiten, mehr oder weniger
Die Fänger. Singvögel. Königswürger.
ſie ſind jedoch rauher und eintöniger. Einen eigentlichen Geſang ſcheinen die Schwalbenwürger nicht zu haben.
Höchſt ſonderbar iſt die Gewohnheit der oben beſchriebenen auſtraliſchen Art, ſich in Klumpen nach Art eines Bienenſchwarmes aufzuhängen. Gould hat Dies zwar nicht ſelbſt beobachtet, aber von Gilbert und andern Forſchern erfahren. Einige Schwalbenwürger klammern ſich an die Unter- ſeite eines dürren Zweiges, andere an dieſe feſt, und ſo geſchieht es, daß ſich zuweilen eine ſo große Menge an einander anhängt, daß der ganze Klumpen den Raum eines Scheffelmaßes einnimmt.
Einige auſtraliſche Schwalbenwürger halten ſich an gewiſſen Orten nur während der Brutzeit auf und wandern, wenn dieſe vorüber, wieder weg; die übrigen Arten ſcheinen Standvögel zu ſein. Auf Vandiemensland kommt die „Waldſchwalbe‟, wie die oben beſchriebene Art dort genannt wird, im Oktober, mit Beginn des auſtraliſchen Sommers an, macht zwei Bruten und kehrt dann wieder nach Norden zurück. Das Neſt ſteht an verſchiedenen Stellen. Gould fand ein ſolches in einem dicht belaubten Buſche, nahe am Boden, andere an einer nackten Aſtgabel an der Seite einer Baumhöhle und andere endlich zwiſchen dem Stamme und der losgetrennten Rinde größerer Bäume. Gar nicht ſelten wird es auch unter dem Hüttendache eines Anſiedlers angelegt, ja, eine auſtraliſche Art ſoll zuweilen die verlaſſenen Neſter anderer Vögel zum Brüten benutzen. Feine Zweiglein, welche ſehr zierlich mit Wurzeln ausgekleidet werden, bilden den Bau, welcher größer oder kleiner iſt, je nach dem Standorte. Das Gelege beſteht aus vier Eiern von ſehr verſchiedener Zeichnung. Die meiſten ſind auf ſchmuzigweißem Grunde dunkelroſtbraun gefleckt und beklext. Die Neſter der javaniſchen und indiſchen Art ſcheinen ſich wenig zu unterſcheiden. Bernſtein ſagt von den erſteren, daß ſie in ihrem Aeußern an die Neſter der Würger erinnern, meiſt zwiſchen den Schmarotzern, welche die Pal- menſtengel bedecken, oder in den Blattwinkeln der Palmenbäume angelegt und aus trockenen, groben Halmen, Wurzeln, Blättern, Flechten und Mosſtücken roh und unordentlich zuſammengebaut ſind, deshalb ein liederliches, zerzauſtes Aeußere haben, während das Jnnere eine regelmäßige abgeflacht halbkugelige Vertiefung bildet und mit feinen Stoffen, namentlich mit den biegſamen Faſern der Arengpalme und zarten Halmen zierlich ausgelegt iſt. Das Neſt der indiſchen Art wird, nach Jer- don, noch außerdem reichlich mit Federn ausgepolſtert. Ob auch das Männchen brütet, iſt nicht mit Beſtimmtheit zu ſagen; die Jungen aber werden von beiden Eltern aufgefüttert und auch lange nach dem Ausfliegen noch geführt und ernährt. Man ſieht dann die Kinderſchar auf ein und demſelben Aſte dicht neben einander gedrängt ſitzen, während die Alten die Bäume jagend umſchweben und zu den Jungen zurückkehren, ſobald ſie im Fange glücklich waren. So viel bekannt, werden die Jungen ausſchließlich mit Kerbthieren groß gefüttert, und dieſe ſind auch das bevorzugte Futter der Alten, obwohl einzelne Arten wenigſtens Pflanzenſtoffe nicht verſchmähen: ſo ſah Gould den aſch- grauen Schwalbenwürger den reifen Samen eines Spießkeimers verzehren, und die Vögel waren dabei ſo gierig, daß oft mehrere über einander an den ſenkrechten Stengeln der Pflanzen ſaßen, um die Samen herauszuziehen.
Linné vereinigte eine große Anzahl kleiner Singvögel mit am Grunde breitem, platten Schnabel zu einer einzigen Familie, welche er die der Fliegenfänger nannte: die neueren Naturforſcher haben mit mehr oder weniger Willkür dieſe außerordentlich zahlreiche Gruppe in verſchiedene Familien und Unterfamilien zerfällt. Eine ſolche wird gebildet durch die Königswürger oder Tyrannen (Tyranni), amerikaniſche Waldvögel, welche in ihrem Weſen und Betragen noch Vieles mit den Wür- gern gemein haben, ſich aber den Fliegenfängern noch mehr nähern, als jene. Es ſind kleine, aber kräftig gebaute Vögel mit ziemlich langen und ſpitzen, zuſammengelegt bis zur Mitte des Schwanzes reichenden Flügeln, in denen die zweite und dritte Schwinge die längſte, die erſte nur wenig verkürzt, aber häufig eigenthümlich zugeſpitzt zu ſein pflegt, mit ziemlich langem und breiten, mehr oder weniger
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Die Fänger. Singvögel. Königswürger.
ſie ſind jedoch rauher und eintöniger. Einen eigentlichen Geſang ſcheinen die Schwalbenwürger
nicht zu haben.
Höchſt ſonderbar iſt die Gewohnheit der oben beſchriebenen auſtraliſchen Art, ſich in Klumpen
nach Art eines Bienenſchwarmes aufzuhängen. Gould hat Dies zwar nicht ſelbſt beobachtet, aber
von Gilbert und andern Forſchern erfahren. Einige Schwalbenwürger klammern ſich an die Unter-
ſeite eines dürren Zweiges, andere an dieſe feſt, und ſo geſchieht es, daß ſich zuweilen eine ſo große
Menge an einander anhängt, daß der ganze Klumpen den Raum eines Scheffelmaßes einnimmt.
Einige auſtraliſche Schwalbenwürger halten ſich an gewiſſen Orten nur während der Brutzeit
auf und wandern, wenn dieſe vorüber, wieder weg; die übrigen Arten ſcheinen Standvögel zu ſein.
Auf Vandiemensland kommt die „Waldſchwalbe‟, wie die oben beſchriebene Art dort genannt
wird, im Oktober, mit Beginn des auſtraliſchen Sommers an, macht zwei Bruten und kehrt dann
wieder nach Norden zurück. Das Neſt ſteht an verſchiedenen Stellen. Gould fand ein ſolches in
einem dicht belaubten Buſche, nahe am Boden, andere an einer nackten Aſtgabel an der Seite einer
Baumhöhle und andere endlich zwiſchen dem Stamme und der losgetrennten Rinde größerer Bäume.
Gar nicht ſelten wird es auch unter dem Hüttendache eines Anſiedlers angelegt, ja, eine auſtraliſche
Art ſoll zuweilen die verlaſſenen Neſter anderer Vögel zum Brüten benutzen. Feine Zweiglein, welche
ſehr zierlich mit Wurzeln ausgekleidet werden, bilden den Bau, welcher größer oder kleiner iſt, je nach
dem Standorte. Das Gelege beſteht aus vier Eiern von ſehr verſchiedener Zeichnung. Die meiſten
ſind auf ſchmuzigweißem Grunde dunkelroſtbraun gefleckt und beklext. Die Neſter der javaniſchen
und indiſchen Art ſcheinen ſich wenig zu unterſcheiden. Bernſtein ſagt von den erſteren, daß ſie in
ihrem Aeußern an die Neſter der Würger erinnern, meiſt zwiſchen den Schmarotzern, welche die Pal-
menſtengel bedecken, oder in den Blattwinkeln der Palmenbäume angelegt und aus trockenen, groben
Halmen, Wurzeln, Blättern, Flechten und Mosſtücken roh und unordentlich zuſammengebaut ſind,
deshalb ein liederliches, zerzauſtes Aeußere haben, während das Jnnere eine regelmäßige abgeflacht
halbkugelige Vertiefung bildet und mit feinen Stoffen, namentlich mit den biegſamen Faſern der
Arengpalme und zarten Halmen zierlich ausgelegt iſt. Das Neſt der indiſchen Art wird, nach Jer-
don, noch außerdem reichlich mit Federn ausgepolſtert. Ob auch das Männchen brütet, iſt nicht
mit Beſtimmtheit zu ſagen; die Jungen aber werden von beiden Eltern aufgefüttert und auch
lange nach dem Ausfliegen noch geführt und ernährt. Man ſieht dann die Kinderſchar auf ein und
demſelben Aſte dicht neben einander gedrängt ſitzen, während die Alten die Bäume jagend umſchweben
und zu den Jungen zurückkehren, ſobald ſie im Fange glücklich waren. So viel bekannt, werden die
Jungen ausſchließlich mit Kerbthieren groß gefüttert, und dieſe ſind auch das bevorzugte Futter der
Alten, obwohl einzelne Arten wenigſtens Pflanzenſtoffe nicht verſchmähen: ſo ſah Gould den aſch-
grauen Schwalbenwürger den reifen Samen eines Spießkeimers verzehren, und die Vögel waren dabei
ſo gierig, daß oft mehrere über einander an den ſenkrechten Stengeln der Pflanzen ſaßen, um die
Samen herauszuziehen.
Linné vereinigte eine große Anzahl kleiner Singvögel mit am Grunde breitem, platten Schnabel
zu einer einzigen Familie, welche er die der Fliegenfänger nannte: die neueren Naturforſcher haben
mit mehr oder weniger Willkür dieſe außerordentlich zahlreiche Gruppe in verſchiedene Familien und
Unterfamilien zerfällt. Eine ſolche wird gebildet durch die Königswürger oder Tyrannen
(Tyranni), amerikaniſche Waldvögel, welche in ihrem Weſen und Betragen noch Vieles mit den Wür-
gern gemein haben, ſich aber den Fliegenfängern noch mehr nähern, als jene. Es ſind kleine, aber
kräftig gebaute Vögel mit ziemlich langen und ſpitzen, zuſammengelegt bis zur Mitte des Schwanzes
reichenden Flügeln, in denen die zweite und dritte Schwinge die längſte, die erſte nur wenig verkürzt,
aber häufig eigenthümlich zugeſpitzt zu ſein pflegt, mit ziemlich langem und breiten, mehr oder weniger
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 718. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/760>, abgerufen am 23.11.2024.
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