Elster Alles nachzusprechen. Jetzt ruft sie alle meine Kinder mit Namen und lernt sogleich, was man ihr noch vorsagt; nur hat sie das Eigene, daß sie regelmäßig blos dann spricht, wenn sie allein ist."
Auch die rothe Arara hält die Gefangenschaft lange Jahre aus: Azara verbürgt ein Beispiel, daß solch Gefangene 44 Jahre in ein und derselben Familie verlebte. Sie wurde zuletzt sehr alters- schwach und vermochte schließlich nur gekochten Mais zu verdauen.
Uebereinstimmend wird angegeben, daß man den Vogel in Europa auch zur Fortpflanzung ge- bracht habe. Jch kenne die Quelle dieser Angabe nicht, weiß also nichts Genaueres zu berichten. Jn der Neuzeit ist meines Wissens ein solches Vorkommniß nicht beobachtet worden.
Die Jagd der Araras wird von Eingebornen und Weißen mit gleichem Eifer betrieben; auch der europäische Jäger schätzt sich glücklich, wenn ein wohlgezielter Schuß ihm den herrlichen rothen Vogel in die Hände liefert. "Vorsichtig", sagt der Prinz, "und von dem dichten Gebüsch oder den Stäm- men gedeckt, schleicht sich der Jäger an ihre Gesellschaften heran und erlegt dann zuweilen mehrere von ihnen auf einen Schuß. Jhre laute Stimme, welche, wie bemerkt, immer gehört wird, wenn sie fliegen oder beunruhigt sind, macht gewöhnlich den Jäger aufmerksam. Man erlegt sie mit schwerem Blei, da man meistens in die Wipfel der höchsten Waldbäume nach ihnen schießen muß. Verwundet, klammert sich der Vogel mit seinem starken Schnabel und Klauen oft fest an die Zweige an und bleibt noch eine Zeit lang in dieser Stellung. Erhält der Jäger aber die ersehnte Beute, so gibt sie ihm eine erwünschte Speise. Das Fleisch gleicht dem Rindfleisch und ist an alten Vögeln hart, in der kalten Jahreszeit oft sehr fett, gibt aber gekocht eine kräftige Brühe. Die schönen Federn werden vielfältig benutzt; jeder Jäger, welcher eine Arara erlegte, wird seinen Hut mit schönen rothen und blauen Schwung- und Steuerfedern zieren. Die Brasilianer gebrauchen die Schwungfedern zum Schreiben, viele Stämme der Wilden alle übrigen zum Putz. Die bunten Schwungfedern nehmen sie am liebsten zur Befiederung ihrer Pfeile, und noch heutzutage schmücken sich Viele von ihnen mit dem Prachtgefieder. Ehemals arbeiteten die jetzt wenigstens in einem gewissen Grade gebildeten Stämme der Lingoa geral mancherlei Putzgegenstände aus solchen Federn, welche sie in hohlen mit Wachs verklebten Büchsen bis zum jedesmaligen Gebrauch aufbewahrten. Die Tupinamben an der Ostküste, welche den von mir bereisten Strich bewohnten, begingen das Fest eines zu erschlagenden oder zu verzehrenden gefangenen feindlichen Kriegers auf eine feierliche Art. Der Todtschläger, welcher die Keule führte, war mit einem gewissen Gummi und darauf über und über mit kleinen Ararafedern beklebt. Auf dem Kopf trug er eine Krone von den Schwanzfedern dieser schönen Vögel. Ararafedern waren bei diesen Wilden das Zeichen des Kriegs. Heutzutage noch lieben diese Völker jenen ebenso natürlichen als schönen Putz, von dessen Gebrauch die Jesuiten nur nach langen Austren- gungen die jetzt entwilderten Küstenstämme entwöhnten."
Neben dieser Arara verdienen einige andere wenigstens noch Erwähnung; so vor Allem die Soldatenarara (Arara militaris), ein prächtiger, jenem an Größe nicht nachstehender Vogel. Sein Gefieder ist im allgemeinen bläulichgrün, auf der Bauchseite und dem Flügelbug bräunlich über- laufen; ein blutrothes aus kleinen Federn bestehendes Band läuft über die Stirn; die Wangen sind weiß mit mehreren Reihen kleiner bräunlicher Federn; die Schwingen sind außen blau, innen grüngelb, am Saume schwärzlich, die Schwanzfedern sind am Grunde roth, am Ende blau, auf der Unterseite grüngelb. Die äußersten Steuerfedern jeder Seite sind ganz blau, Schnabel und Füße sind schwarz. Die Art verbreitet sich über die Gegend des oberen Amazonenstromes und reicht nördlich bis nach Amerika.
Eine dritte Art, der Anakan (Ara severa), fällt durch ihre geringe Größe auf. Die Länge beträgt blos 11/2 Fuß, die Breite wenig über 21/4 Fuß, die Länge des Schwanzes 9 Zoll, die Länge des Flügels gegen 10 Zoll. Der Anakan ist durchaus zierlicher gebaut, als seine uns bekannten Verwandten und ziemlich bescheiden gefärbt. Das Gefieder ist im allgemeinen grün, auf dem Scheitel ins Bläuliche spielend, die Stirn kirschrothbraun; die Schwingen sind oben blau, unten trübroth,
Makao. Soldatenarara. Anakan.
Elſter Alles nachzuſprechen. Jetzt ruft ſie alle meine Kinder mit Namen und lernt ſogleich, was man ihr noch vorſagt; nur hat ſie das Eigene, daß ſie regelmäßig blos dann ſpricht, wenn ſie allein iſt.‟
Auch die rothe Arara hält die Gefangenſchaft lange Jahre aus: Azara verbürgt ein Beiſpiel, daß ſolch Gefangene 44 Jahre in ein und derſelben Familie verlebte. Sie wurde zuletzt ſehr alters- ſchwach und vermochte ſchließlich nur gekochten Mais zu verdauen.
Uebereinſtimmend wird angegeben, daß man den Vogel in Europa auch zur Fortpflanzung ge- bracht habe. Jch kenne die Quelle dieſer Angabe nicht, weiß alſo nichts Genaueres zu berichten. Jn der Neuzeit iſt meines Wiſſens ein ſolches Vorkommniß nicht beobachtet worden.
Die Jagd der Araras wird von Eingebornen und Weißen mit gleichem Eifer betrieben; auch der europäiſche Jäger ſchätzt ſich glücklich, wenn ein wohlgezielter Schuß ihm den herrlichen rothen Vogel in die Hände liefert. „Vorſichtig‟, ſagt der Prinz, „und von dem dichten Gebüſch oder den Stäm- men gedeckt, ſchleicht ſich der Jäger an ihre Geſellſchaften heran und erlegt dann zuweilen mehrere von ihnen auf einen Schuß. Jhre laute Stimme, welche, wie bemerkt, immer gehört wird, wenn ſie fliegen oder beunruhigt ſind, macht gewöhnlich den Jäger aufmerkſam. Man erlegt ſie mit ſchwerem Blei, da man meiſtens in die Wipfel der höchſten Waldbäume nach ihnen ſchießen muß. Verwundet, klammert ſich der Vogel mit ſeinem ſtarken Schnabel und Klauen oft feſt an die Zweige an und bleibt noch eine Zeit lang in dieſer Stellung. Erhält der Jäger aber die erſehnte Beute, ſo gibt ſie ihm eine erwünſchte Speiſe. Das Fleiſch gleicht dem Rindfleiſch und iſt an alten Vögeln hart, in der kalten Jahreszeit oft ſehr fett, gibt aber gekocht eine kräftige Brühe. Die ſchönen Federn werden vielfältig benutzt; jeder Jäger, welcher eine Arara erlegte, wird ſeinen Hut mit ſchönen rothen und blauen Schwung- und Steuerfedern zieren. Die Braſilianer gebrauchen die Schwungfedern zum Schreiben, viele Stämme der Wilden alle übrigen zum Putz. Die bunten Schwungfedern nehmen ſie am liebſten zur Befiederung ihrer Pfeile, und noch heutzutage ſchmücken ſich Viele von ihnen mit dem Prachtgefieder. Ehemals arbeiteten die jetzt wenigſtens in einem gewiſſen Grade gebildeten Stämme der Lingoa geral mancherlei Putzgegenſtände aus ſolchen Federn, welche ſie in hohlen mit Wachs verklebten Büchſen bis zum jedesmaligen Gebrauch aufbewahrten. Die Tupinamben an der Oſtküſte, welche den von mir bereiſten Strich bewohnten, begingen das Feſt eines zu erſchlagenden oder zu verzehrenden gefangenen feindlichen Kriegers auf eine feierliche Art. Der Todtſchläger, welcher die Keule führte, war mit einem gewiſſen Gummi und darauf über und über mit kleinen Ararafedern beklebt. Auf dem Kopf trug er eine Krone von den Schwanzfedern dieſer ſchönen Vögel. Ararafedern waren bei dieſen Wilden das Zeichen des Kriegs. Heutzutage noch lieben dieſe Völker jenen ebenſo natürlichen als ſchönen Putz, von deſſen Gebrauch die Jeſuiten nur nach langen Auſtren- gungen die jetzt entwilderten Küſtenſtämme entwöhnten.‟
Neben dieſer Arara verdienen einige andere wenigſtens noch Erwähnung; ſo vor Allem die Soldatenarara (Arara militaris), ein prächtiger, jenem an Größe nicht nachſtehender Vogel. Sein Gefieder iſt im allgemeinen bläulichgrün, auf der Bauchſeite und dem Flügelbug bräunlich über- laufen; ein blutrothes aus kleinen Federn beſtehendes Band läuft über die Stirn; die Wangen ſind weiß mit mehreren Reihen kleiner bräunlicher Federn; die Schwingen ſind außen blau, innen grüngelb, am Saume ſchwärzlich, die Schwanzfedern ſind am Grunde roth, am Ende blau, auf der Unterſeite grüngelb. Die äußerſten Steuerfedern jeder Seite ſind ganz blau, Schnabel und Füße ſind ſchwarz. Die Art verbreitet ſich über die Gegend des oberen Amazonenſtromes und reicht nördlich bis nach Amerika.
Eine dritte Art, der Anakan (Ara severa), fällt durch ihre geringe Größe auf. Die Länge beträgt blos 1½ Fuß, die Breite wenig über 2¼ Fuß, die Länge des Schwanzes 9 Zoll, die Länge des Flügels gegen 10 Zoll. Der Anakan iſt durchaus zierlicher gebaut, als ſeine uns bekannten Verwandten und ziemlich beſcheiden gefärbt. Das Gefieder iſt im allgemeinen grün, auf dem Scheitel ins Bläuliche ſpielend, die Stirn kirſchrothbraun; die Schwingen ſind oben blau, unten trübroth,
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[59/0075]
Makao. Soldatenarara. Anakan.
Elſter Alles nachzuſprechen. Jetzt ruft ſie alle meine Kinder mit Namen und lernt ſogleich, was man
ihr noch vorſagt; nur hat ſie das Eigene, daß ſie regelmäßig blos dann ſpricht, wenn ſie allein iſt.‟
Auch die rothe Arara hält die Gefangenſchaft lange Jahre aus: Azara verbürgt ein Beiſpiel,
daß ſolch Gefangene 44 Jahre in ein und derſelben Familie verlebte. Sie wurde zuletzt ſehr alters-
ſchwach und vermochte ſchließlich nur gekochten Mais zu verdauen.
Uebereinſtimmend wird angegeben, daß man den Vogel in Europa auch zur Fortpflanzung ge-
bracht habe. Jch kenne die Quelle dieſer Angabe nicht, weiß alſo nichts Genaueres zu berichten. Jn
der Neuzeit iſt meines Wiſſens ein ſolches Vorkommniß nicht beobachtet worden.
Die Jagd der Araras wird von Eingebornen und Weißen mit gleichem Eifer betrieben; auch der
europäiſche Jäger ſchätzt ſich glücklich, wenn ein wohlgezielter Schuß ihm den herrlichen rothen Vogel
in die Hände liefert. „Vorſichtig‟, ſagt der Prinz, „und von dem dichten Gebüſch oder den Stäm-
men gedeckt, ſchleicht ſich der Jäger an ihre Geſellſchaften heran und erlegt dann zuweilen mehrere
von ihnen auf einen Schuß. Jhre laute Stimme, welche, wie bemerkt, immer gehört wird, wenn ſie
fliegen oder beunruhigt ſind, macht gewöhnlich den Jäger aufmerkſam. Man erlegt ſie mit ſchwerem
Blei, da man meiſtens in die Wipfel der höchſten Waldbäume nach ihnen ſchießen muß. Verwundet,
klammert ſich der Vogel mit ſeinem ſtarken Schnabel und Klauen oft feſt an die Zweige an und bleibt
noch eine Zeit lang in dieſer Stellung. Erhält der Jäger aber die erſehnte Beute, ſo gibt ſie
ihm eine erwünſchte Speiſe. Das Fleiſch gleicht dem Rindfleiſch und iſt an alten Vögeln hart, in der
kalten Jahreszeit oft ſehr fett, gibt aber gekocht eine kräftige Brühe. Die ſchönen Federn werden
vielfältig benutzt; jeder Jäger, welcher eine Arara erlegte, wird ſeinen Hut mit ſchönen rothen und
blauen Schwung- und Steuerfedern zieren. Die Braſilianer gebrauchen die Schwungfedern zum
Schreiben, viele Stämme der Wilden alle übrigen zum Putz. Die bunten Schwungfedern nehmen
ſie am liebſten zur Befiederung ihrer Pfeile, und noch heutzutage ſchmücken ſich Viele von ihnen mit
dem Prachtgefieder. Ehemals arbeiteten die jetzt wenigſtens in einem gewiſſen Grade gebildeten
Stämme der Lingoa geral mancherlei Putzgegenſtände aus ſolchen Federn, welche ſie in hohlen mit
Wachs verklebten Büchſen bis zum jedesmaligen Gebrauch aufbewahrten. Die Tupinamben an der
Oſtküſte, welche den von mir bereiſten Strich bewohnten, begingen das Feſt eines zu erſchlagenden
oder zu verzehrenden gefangenen feindlichen Kriegers auf eine feierliche Art. Der Todtſchläger,
welcher die Keule führte, war mit einem gewiſſen Gummi und darauf über und über mit kleinen
Ararafedern beklebt. Auf dem Kopf trug er eine Krone von den Schwanzfedern dieſer ſchönen Vögel.
Ararafedern waren bei dieſen Wilden das Zeichen des Kriegs. Heutzutage noch lieben dieſe Völker
jenen ebenſo natürlichen als ſchönen Putz, von deſſen Gebrauch die Jeſuiten nur nach langen Auſtren-
gungen die jetzt entwilderten Küſtenſtämme entwöhnten.‟
Neben dieſer Arara verdienen einige andere wenigſtens noch Erwähnung; ſo vor Allem die
Soldatenarara (Arara militaris), ein prächtiger, jenem an Größe nicht nachſtehender Vogel.
Sein Gefieder iſt im allgemeinen bläulichgrün, auf der Bauchſeite und dem Flügelbug bräunlich über-
laufen; ein blutrothes aus kleinen Federn beſtehendes Band läuft über die Stirn; die Wangen ſind
weiß mit mehreren Reihen kleiner bräunlicher Federn; die Schwingen ſind außen blau, innen grüngelb,
am Saume ſchwärzlich, die Schwanzfedern ſind am Grunde roth, am Ende blau, auf der Unterſeite
grüngelb. Die äußerſten Steuerfedern jeder Seite ſind ganz blau, Schnabel und Füße ſind ſchwarz.
Die Art verbreitet ſich über die Gegend des oberen Amazonenſtromes und reicht nördlich bis nach Amerika.
Eine dritte Art, der Anakan (Ara severa), fällt durch ihre geringe Größe auf. Die Länge
beträgt blos 1½ Fuß, die Breite wenig über 2¼ Fuß, die Länge des Schwanzes 9 Zoll, die Länge
des Flügels gegen 10 Zoll. Der Anakan iſt durchaus zierlicher gebaut, als ſeine uns bekannten
Verwandten und ziemlich beſcheiden gefärbt. Das Gefieder iſt im allgemeinen grün, auf dem Scheitel
ins Bläuliche ſpielend, die Stirn kirſchrothbraun; die Schwingen ſind oben blau, unten trübroth,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/75>, abgerufen am 23.11.2024.
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