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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Makao.
strahlen. Der Schnabel ist oben hell hornfarben, an der Spitze und am Rande schwarz, wie der
Unterschnabel; der Augenring ist gelblichweiß; die Füße sind schwarzgrau, die Krallen braunschwarz.
Beide Geschlechter unterscheiden sich nicht durch die Färbung; die jüngeren Vögel aber sind matter
gefärbt, als die Alten, das Roth spielt ins Bräunliche, die grünen Deckfedern haben lichtere bräun-
lichgrüne Ränder und die grünen Ränder der Nackenfedern sind breiter.

Unter allen Araras geht der Makao am weitesten nach Süden hinab und nach Norden herauf,
er scheint also über die ganze Fläche Brasiliens verbreitet zu sein. Früher lebte er in unmittelbarer
Nähe der größeren Städte, z. B. Rio de Janeiro; gegenwärtig hat er die bevölkerten Landstriche längst
verlassen. Ebene, flußreiche Urwälder scheinen seinen bevorzugten Aufenthalt zu bilden; in's Gebirge
geht er nicht hinauf; wohl aber findet er sich in jenen trockenen höheren Gegenden, welche von der
Hitze des Sommers verbrannt sind, und auch in den wilden felsigen Gebirgen der Provinz Bahia bildet
sein Geschrei die Unterhaltung der Reisenden. "Während man auf den Flüssen der Küstenwäl der
schifft", sagt der Prinz, "erblickt man die stolzen rothen Vögel und erkennt sie an ihrer Stimme,
Größe und dem langen Schweife sogleich, wenn sie mit ihren großen, langen Flügeln schlagend langsam
durch die hohe dunkelblaue Luft dahinrudern." Die Reisenden pflegen von solchen, den Europäer im
höchsten Grade fesselnden Erscheinungen gewöhnlich in übertriebenen Ausdrücken zu reden. So z. B.
sagt Waterton, ein großartiger Anblick sei, Tausende von Araras in hoher Luft dahin fliegen zu
sehen, während der Prinz und alle übrigen gewissenhaften Beobachter behaupten, daß eine solche
Menge wohl noch von Niemand vereinigt gesehen worden sei.

"Die Lebensart dieser schönen Vögel", fährt der Prinz fort, "ist im allgemeinen nicht verschie-
den von der anderer Papageien. Am Mittag während der größten Hitze sieht man sie auf den unteren
starken Aesten eines schattenreichen Baumes ausruhend sitzen. Der Hals ist eingezogen und der lange,
Schweif hängt gerade herab. Jedoch wird ihre Thätigkeit schon nach ein paar Stunden der Ruhe
wieder rege. Sie ziehen außer der Paarzeit in Gesellschaften nach den verschiedenen Früchten umher,
jene mehrerer Palmenarten, des Sapucajabaumes und anderer aufsuchend, an deren steinharten Scha-
len sie die Kraft ihrer gewaltigen Schnäbel zu versuchen pflegen. So laut sie sich gewöhnlich hören
lassen, so verhalten sie sich doch nach Art aller Papageien still, sobald sie einen Baum mit ihnen ange-
nehmen Früchten entdeckt und hierauf niedergelassen haben. Hier erkennt man alsdann ihr Dasein
besonders durch das Herabfallen der zerbissenen Fruchthülsen. Jn vielen Gegenden fanden wir sie
namentlich in der kalten Jahreszeit mit der Aufsuchung der Frucht einer gewissen rankenden Pflanze
beschäftigt, welche man dort Sphinha nennt. Sie kletterten sehr geschickt an den verworrenen Ranken
dieser Gewächse herum und waren alsdann dort leichter zu schießen, als gewöhnlich. Die weißen Sa-
menkörner dieser Frucht füllten ihren ganzen Kropf an, und zu andern Zeiten fanden wir ihren Schna-
bel von gewissen Früchten blau gefärbt."

"Le Baillant sagt in seiner Naturgeschichte der Papageien, daß die Araras stumpfsinnige
Vögel seien, welche den Schuß des Jägers nicht fürchteten; ich muß aber aus eigener Erfahrung be-
kennen, daß man in den menschenleeren Wäldern von Brasilien, wo diese Thiere sehr zahlreich sind,
sie für die scheuesten und listigsten Vögel hält."

Wenn sie auf einem Baume sitzen und fressen, schweigt gewöhnlich die ganze Gesellschaft, höch-
stens lassen sie leise Töne vernehmen, welche einer menschlichen Unterhaltung nicht unähnlich sind.
Jhre laute Stimme hört man immer dann, wenn sie beunruhigt sind oder wenn sie fliegen; am lau-
testen schreien sie, wenn der Jäger sich leise herangeschlichen und durch einen Schuß die sorglos fressende
Bande erschreckt ist. Dann erheben sie ein Geschrei, welches geradezu betäubend werden kann. Sie
sind es, auf welche Humboldt die oben mitgetheilten Worte bezieht: ihr Geschrei ist es, welche das
Brausen der Bergströme übertönt. Die laute Stimme selbst ist ein sehr rauher, ziemlich einsilbiger
Laut, welcher mit der Stimme unserer Rabenkrähe Aehnlichkeit hat. Der Prinz sagt, daß man sie
nicht durch die Silben Aras oder Arara wiedergeben könne; Burmeister dagegen versichert, Arara

Makao.
ſtrahlen. Der Schnabel iſt oben hell hornfarben, an der Spitze und am Rande ſchwarz, wie der
Unterſchnabel; der Augenring iſt gelblichweiß; die Füße ſind ſchwarzgrau, die Krallen braunſchwarz.
Beide Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht durch die Färbung; die jüngeren Vögel aber ſind matter
gefärbt, als die Alten, das Roth ſpielt ins Bräunliche, die grünen Deckfedern haben lichtere bräun-
lichgrüne Ränder und die grünen Ränder der Nackenfedern ſind breiter.

Unter allen Araras geht der Makao am weiteſten nach Süden hinab und nach Norden herauf,
er ſcheint alſo über die ganze Fläche Braſiliens verbreitet zu ſein. Früher lebte er in unmittelbarer
Nähe der größeren Städte, z. B. Rio de Janeiro; gegenwärtig hat er die bevölkerten Landſtriche längſt
verlaſſen. Ebene, flußreiche Urwälder ſcheinen ſeinen bevorzugten Aufenthalt zu bilden; in’s Gebirge
geht er nicht hinauf; wohl aber findet er ſich in jenen trockenen höheren Gegenden, welche von der
Hitze des Sommers verbrannt ſind, und auch in den wilden felſigen Gebirgen der Provinz Bahia bildet
ſein Geſchrei die Unterhaltung der Reiſenden. „Während man auf den Flüſſen der Küſtenwäl der
ſchifft‟, ſagt der Prinz, „erblickt man die ſtolzen rothen Vögel und erkennt ſie an ihrer Stimme,
Größe und dem langen Schweife ſogleich, wenn ſie mit ihren großen, langen Flügeln ſchlagend langſam
durch die hohe dunkelblaue Luft dahinrudern.‟ Die Reiſenden pflegen von ſolchen, den Europäer im
höchſten Grade feſſelnden Erſcheinungen gewöhnlich in übertriebenen Ausdrücken zu reden. So z. B.
ſagt Waterton, ein großartiger Anblick ſei, Tauſende von Araras in hoher Luft dahin fliegen zu
ſehen, während der Prinz und alle übrigen gewiſſenhaften Beobachter behaupten, daß eine ſolche
Menge wohl noch von Niemand vereinigt geſehen worden ſei.

„Die Lebensart dieſer ſchönen Vögel‟, fährt der Prinz fort, „iſt im allgemeinen nicht verſchie-
den von der anderer Papageien. Am Mittag während der größten Hitze ſieht man ſie auf den unteren
ſtarken Aeſten eines ſchattenreichen Baumes ausruhend ſitzen. Der Hals iſt eingezogen und der lange,
Schweif hängt gerade herab. Jedoch wird ihre Thätigkeit ſchon nach ein paar Stunden der Ruhe
wieder rege. Sie ziehen außer der Paarzeit in Geſellſchaften nach den verſchiedenen Früchten umher,
jene mehrerer Palmenarten, des Sapucajabaumes und anderer aufſuchend, an deren ſteinharten Scha-
len ſie die Kraft ihrer gewaltigen Schnäbel zu verſuchen pflegen. So laut ſie ſich gewöhnlich hören
laſſen, ſo verhalten ſie ſich doch nach Art aller Papageien ſtill, ſobald ſie einen Baum mit ihnen ange-
nehmen Früchten entdeckt und hierauf niedergelaſſen haben. Hier erkennt man alsdann ihr Daſein
beſonders durch das Herabfallen der zerbiſſenen Fruchthülſen. Jn vielen Gegenden fanden wir ſie
namentlich in der kalten Jahreszeit mit der Aufſuchung der Frucht einer gewiſſen rankenden Pflanze
beſchäftigt, welche man dort Sphinha nennt. Sie kletterten ſehr geſchickt an den verworrenen Ranken
dieſer Gewächſe herum und waren alsdann dort leichter zu ſchießen, als gewöhnlich. Die weißen Sa-
menkörner dieſer Frucht füllten ihren ganzen Kropf an, und zu andern Zeiten fanden wir ihren Schna-
bel von gewiſſen Früchten blau gefärbt.‟

Le Baillant ſagt in ſeiner Naturgeſchichte der Papageien, daß die Araras ſtumpfſinnige
Vögel ſeien, welche den Schuß des Jägers nicht fürchteten; ich muß aber aus eigener Erfahrung be-
kennen, daß man in den menſchenleeren Wäldern von Braſilien, wo dieſe Thiere ſehr zahlreich ſind,
ſie für die ſcheueſten und liſtigſten Vögel hält.‟

Wenn ſie auf einem Baume ſitzen und freſſen, ſchweigt gewöhnlich die ganze Geſellſchaft, höch-
ſtens laſſen ſie leiſe Töne vernehmen, welche einer menſchlichen Unterhaltung nicht unähnlich ſind.
Jhre laute Stimme hört man immer dann, wenn ſie beunruhigt ſind oder wenn ſie fliegen; am lau-
teſten ſchreien ſie, wenn der Jäger ſich leiſe herangeſchlichen und durch einen Schuß die ſorglos freſſende
Bande erſchreckt iſt. Dann erheben ſie ein Geſchrei, welches geradezu betäubend werden kann. Sie
ſind es, auf welche Humboldt die oben mitgetheilten Worte bezieht: ihr Geſchrei iſt es, welche das
Brauſen der Bergſtröme übertönt. Die laute Stimme ſelbſt iſt ein ſehr rauher, ziemlich einſilbiger
Laut, welcher mit der Stimme unſerer Rabenkrähe Aehnlichkeit hat. Der Prinz ſagt, daß man ſie
nicht durch die Silben Aras oder Arara wiedergeben könne; Burmeiſter dagegen verſichert, Arara

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[57/0073] Makao. ſtrahlen. Der Schnabel iſt oben hell hornfarben, an der Spitze und am Rande ſchwarz, wie der Unterſchnabel; der Augenring iſt gelblichweiß; die Füße ſind ſchwarzgrau, die Krallen braunſchwarz. Beide Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht durch die Färbung; die jüngeren Vögel aber ſind matter gefärbt, als die Alten, das Roth ſpielt ins Bräunliche, die grünen Deckfedern haben lichtere bräun- lichgrüne Ränder und die grünen Ränder der Nackenfedern ſind breiter. Unter allen Araras geht der Makao am weiteſten nach Süden hinab und nach Norden herauf, er ſcheint alſo über die ganze Fläche Braſiliens verbreitet zu ſein. Früher lebte er in unmittelbarer Nähe der größeren Städte, z. B. Rio de Janeiro; gegenwärtig hat er die bevölkerten Landſtriche längſt verlaſſen. Ebene, flußreiche Urwälder ſcheinen ſeinen bevorzugten Aufenthalt zu bilden; in’s Gebirge geht er nicht hinauf; wohl aber findet er ſich in jenen trockenen höheren Gegenden, welche von der Hitze des Sommers verbrannt ſind, und auch in den wilden felſigen Gebirgen der Provinz Bahia bildet ſein Geſchrei die Unterhaltung der Reiſenden. „Während man auf den Flüſſen der Küſtenwäl der ſchifft‟, ſagt der Prinz, „erblickt man die ſtolzen rothen Vögel und erkennt ſie an ihrer Stimme, Größe und dem langen Schweife ſogleich, wenn ſie mit ihren großen, langen Flügeln ſchlagend langſam durch die hohe dunkelblaue Luft dahinrudern.‟ Die Reiſenden pflegen von ſolchen, den Europäer im höchſten Grade feſſelnden Erſcheinungen gewöhnlich in übertriebenen Ausdrücken zu reden. So z. B. ſagt Waterton, ein großartiger Anblick ſei, Tauſende von Araras in hoher Luft dahin fliegen zu ſehen, während der Prinz und alle übrigen gewiſſenhaften Beobachter behaupten, daß eine ſolche Menge wohl noch von Niemand vereinigt geſehen worden ſei. „Die Lebensart dieſer ſchönen Vögel‟, fährt der Prinz fort, „iſt im allgemeinen nicht verſchie- den von der anderer Papageien. Am Mittag während der größten Hitze ſieht man ſie auf den unteren ſtarken Aeſten eines ſchattenreichen Baumes ausruhend ſitzen. Der Hals iſt eingezogen und der lange, Schweif hängt gerade herab. Jedoch wird ihre Thätigkeit ſchon nach ein paar Stunden der Ruhe wieder rege. Sie ziehen außer der Paarzeit in Geſellſchaften nach den verſchiedenen Früchten umher, jene mehrerer Palmenarten, des Sapucajabaumes und anderer aufſuchend, an deren ſteinharten Scha- len ſie die Kraft ihrer gewaltigen Schnäbel zu verſuchen pflegen. So laut ſie ſich gewöhnlich hören laſſen, ſo verhalten ſie ſich doch nach Art aller Papageien ſtill, ſobald ſie einen Baum mit ihnen ange- nehmen Früchten entdeckt und hierauf niedergelaſſen haben. Hier erkennt man alsdann ihr Daſein beſonders durch das Herabfallen der zerbiſſenen Fruchthülſen. Jn vielen Gegenden fanden wir ſie namentlich in der kalten Jahreszeit mit der Aufſuchung der Frucht einer gewiſſen rankenden Pflanze beſchäftigt, welche man dort Sphinha nennt. Sie kletterten ſehr geſchickt an den verworrenen Ranken dieſer Gewächſe herum und waren alsdann dort leichter zu ſchießen, als gewöhnlich. Die weißen Sa- menkörner dieſer Frucht füllten ihren ganzen Kropf an, und zu andern Zeiten fanden wir ihren Schna- bel von gewiſſen Früchten blau gefärbt.‟ „Le Baillant ſagt in ſeiner Naturgeſchichte der Papageien, daß die Araras ſtumpfſinnige Vögel ſeien, welche den Schuß des Jägers nicht fürchteten; ich muß aber aus eigener Erfahrung be- kennen, daß man in den menſchenleeren Wäldern von Braſilien, wo dieſe Thiere ſehr zahlreich ſind, ſie für die ſcheueſten und liſtigſten Vögel hält.‟ Wenn ſie auf einem Baume ſitzen und freſſen, ſchweigt gewöhnlich die ganze Geſellſchaft, höch- ſtens laſſen ſie leiſe Töne vernehmen, welche einer menſchlichen Unterhaltung nicht unähnlich ſind. Jhre laute Stimme hört man immer dann, wenn ſie beunruhigt ſind oder wenn ſie fliegen; am lau- teſten ſchreien ſie, wenn der Jäger ſich leiſe herangeſchlichen und durch einen Schuß die ſorglos freſſende Bande erſchreckt iſt. Dann erheben ſie ein Geſchrei, welches geradezu betäubend werden kann. Sie ſind es, auf welche Humboldt die oben mitgetheilten Worte bezieht: ihr Geſchrei iſt es, welche das Brauſen der Bergſtröme übertönt. Die laute Stimme ſelbſt iſt ein ſehr rauher, ziemlich einſilbiger Laut, welcher mit der Stimme unſerer Rabenkrähe Aehnlichkeit hat. Der Prinz ſagt, daß man ſie nicht durch die Silben Aras oder Arara wiedergeben könne; Burmeiſter dagegen verſichert, Arara

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/73>, abgerufen am 23.11.2024.