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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Fänger. Sperrvögel. Schwalme.
Sitzen mehr die der Eulen als die der Ziegenmelker, von denen er sich auch dadurch unterscheidet, daß er
sich nicht der Länge nach, sondern immer der Quere nach auf den Ast setzt. An die Käuze erinnert
er auch dadurch, daß er, wenn er überrascht wird, seinen Kopf in verschiedenen Richtungen bewegt
und dreht, und wenn er ergriffen wird, zischt.

Gould behauptet, daß der Zwergschwalm zweimal im Jahre brüte. Auf Vandiemensland fand
man Junge im Oktober, in Neusüdwales erhielt unser Forscher Eier im Januar. Ein eigentliches
Nest baut der Vogel nicht; er legt seine vier bis fünf rundlichen und reinweißen Eier ohne jegliche
Vorrichtung auf den Mulm der Baumhöhlungen.

Ueber das Gefangenleben fehlen ausführliche Mittheilungen. Gould erwähnt blos, daß er ein
Pärchen eine Zeitlang lebendig hielt, und daß dasselbe sich bei Annäherung des Menschen rückwärts
mit gesträubten Kopffedern, und unter lebhaftem Zischen in eine Ecke des Käfigs flüchtete. --



Die Eulenschwalben (Podargus) zeichnen sich aus durch bedeutende Größe, sehr breiten und
flachen Kopf, mittellange Flügel, in denen die vierte Schwinge die längste ist, einen mittellangen, sehr
stark abgerundeten Schwanz und kurzläufige Füße mit mittellangen Zehen, deren innere und mittlere
durch eine Haut verbunden sind. Der Schnabel ist kräftig, hart und hornig, viel breiter als hoch, von
der Wurzel an zur Spitze gleichmäßig zusammenlaufend, auf der Firste des Oberschnabels gekrümmt,
mit starkbogiger Spitze, welche sich in eine Rinne des ebenfalls hornartigen Unterschnabels legt; der
Rachenspalt reicht bis zum hintern Augenwinkel. Das Gefieder ist weich, wie bei den Eulen, nur
sehr wenige von den Federn am Schnabelgrunde sind zu eigentlichen Borsten umgestaltet. --

Der Riesenschwalm (Podargus humeralis), welchen wir den würdigsten Vertreter seiner
Sippe nennen dürfen, ist ein Vogel von Krähengröße. Das Gefieder der Oberseite ist braun, grau-
weiß und dunkelbraun gesprenkelt, auf dem Oberkopf schwarzbraun in die Länge gestreift und weiß
gefleckt; die Schwingen sind braunschwarz, auf der Außenfahne reihenartig gefleckt, auf der Jnnen-
fahne gebändert; der Schwanz ist fahlbraun, schwärzlichbraun in die Quere gebändert und braun in
die Länge gestreift; der Schnabel ist lichtbraun, purpurfarbig überlaufen, der Fuß ölbraun, das
Auge gelblichbraun. Mehr über die Färbung des Gefieders zu sagen, ist aus dem Grunde unthunlich,
weil mehrere Arten der Sippen sich so außerordentlich ähneln, daß nur durch seitenlange Feder-
beschreibungen die betreffenden Unterscheidungsmerkmale festgestellt werden können.

Gould und Verreaux haben uns ziemlich ausführliche Mittheilungen über das Leben
der Riesenschwalme gegeben. Aus ihnen geht hervor, daß sich die verschiedenen Arten auch hinsichtlich
ihrer Lebensweise fast vollständig ähneln, und daß man daher Alles, was von einer Art beobachtet
wurde, auch auf die übrigen beziehen darf. "Wir haben", sagt Gould, "in Australien eine zahlreiche
Gruppe von Nachtvögeln dieser Form, welche, wie es scheint, bestimmt sind, die Baumheuschrecken im
Schach zu halten. Sie sind feige und träge Gesellen, welche sich ihre Nahrung nicht durch Künste des
Fluges, sondern durch einfaches Durchstöbern der Zweige verschaffen. Wenn sie nicht mit dem Fange
beschäftigt sind, sitzen sie auf offenen Plätzen herum, auf Baumwurzeln, Geländern, Dächern, auch
wohl auf Leichensteinen der Kirchhöfe und werden deshalb von abergläubischen Leuten als Todesver-
kündiger betrachtet, wozu ihre unangenehme, rauhe Stimme auch das Jhrige beiträgt. Hinsichtlich
ihres Brutgeschäfts unterscheiden sie sich auffallend von allen nächtlich lebenden Sperrvögeln; denn
sie erbauen sich ein flaches Nest aus kleinem Reißig auf den wagrechten Zweigen der Bäume."

Der Riesenschwalm gehört zu den häufigsten Vögeln von Neusüdwales, und es hält deshalb
durchaus nicht schwer, ihn zu beobachten. "Er ist das schlafsüchtigste aller Geschöpfe und läßt sich
schwerer erwecken, als irgend ein anderes. So lange die Sonne am Himmel steht, hockt er schlafend

Die Fänger. Sperrvögel. Schwalme.
Sitzen mehr die der Eulen als die der Ziegenmelker, von denen er ſich auch dadurch unterſcheidet, daß er
ſich nicht der Länge nach, ſondern immer der Quere nach auf den Aſt ſetzt. An die Käuze erinnert
er auch dadurch, daß er, wenn er überraſcht wird, ſeinen Kopf in verſchiedenen Richtungen bewegt
und dreht, und wenn er ergriffen wird, ziſcht.

Gould behauptet, daß der Zwergſchwalm zweimal im Jahre brüte. Auf Vandiemensland fand
man Junge im Oktober, in Neuſüdwales erhielt unſer Forſcher Eier im Januar. Ein eigentliches
Neſt baut der Vogel nicht; er legt ſeine vier bis fünf rundlichen und reinweißen Eier ohne jegliche
Vorrichtung auf den Mulm der Baumhöhlungen.

Ueber das Gefangenleben fehlen ausführliche Mittheilungen. Gould erwähnt blos, daß er ein
Pärchen eine Zeitlang lebendig hielt, und daß daſſelbe ſich bei Annäherung des Menſchen rückwärts
mit geſträubten Kopffedern, und unter lebhaftem Ziſchen in eine Ecke des Käfigs flüchtete. —



Die Eulenſchwalben (Podargus) zeichnen ſich aus durch bedeutende Größe, ſehr breiten und
flachen Kopf, mittellange Flügel, in denen die vierte Schwinge die längſte iſt, einen mittellangen, ſehr
ſtark abgerundeten Schwanz und kurzläufige Füße mit mittellangen Zehen, deren innere und mittlere
durch eine Haut verbunden ſind. Der Schnabel iſt kräftig, hart und hornig, viel breiter als hoch, von
der Wurzel an zur Spitze gleichmäßig zuſammenlaufend, auf der Firſte des Oberſchnabels gekrümmt,
mit ſtarkbogiger Spitze, welche ſich in eine Rinne des ebenfalls hornartigen Unterſchnabels legt; der
Rachenſpalt reicht bis zum hintern Augenwinkel. Das Gefieder iſt weich, wie bei den Eulen, nur
ſehr wenige von den Federn am Schnabelgrunde ſind zu eigentlichen Borſten umgeſtaltet. —

Der Rieſenſchwalm (Podargus humeralis), welchen wir den würdigſten Vertreter ſeiner
Sippe nennen dürfen, iſt ein Vogel von Krähengröße. Das Gefieder der Oberſeite iſt braun, grau-
weiß und dunkelbraun geſprenkelt, auf dem Oberkopf ſchwarzbraun in die Länge geſtreift und weiß
gefleckt; die Schwingen ſind braunſchwarz, auf der Außenfahne reihenartig gefleckt, auf der Jnnen-
fahne gebändert; der Schwanz iſt fahlbraun, ſchwärzlichbraun in die Quere gebändert und braun in
die Länge geſtreift; der Schnabel iſt lichtbraun, purpurfarbig überlaufen, der Fuß ölbraun, das
Auge gelblichbraun. Mehr über die Färbung des Gefieders zu ſagen, iſt aus dem Grunde unthunlich,
weil mehrere Arten der Sippen ſich ſo außerordentlich ähneln, daß nur durch ſeitenlange Feder-
beſchreibungen die betreffenden Unterſcheidungsmerkmale feſtgeſtellt werden können.

Gould und Verreaux haben uns ziemlich ausführliche Mittheilungen über das Leben
der Rieſenſchwalme gegeben. Aus ihnen geht hervor, daß ſich die verſchiedenen Arten auch hinſichtlich
ihrer Lebensweiſe faſt vollſtändig ähneln, und daß man daher Alles, was von einer Art beobachtet
wurde, auch auf die übrigen beziehen darf. „Wir haben‟, ſagt Gould, „in Auſtralien eine zahlreiche
Gruppe von Nachtvögeln dieſer Form, welche, wie es ſcheint, beſtimmt ſind, die Baumheuſchrecken im
Schach zu halten. Sie ſind feige und träge Geſellen, welche ſich ihre Nahrung nicht durch Künſte des
Fluges, ſondern durch einfaches Durchſtöbern der Zweige verſchaffen. Wenn ſie nicht mit dem Fange
beſchäftigt ſind, ſitzen ſie auf offenen Plätzen herum, auf Baumwurzeln, Geländern, Dächern, auch
wohl auf Leichenſteinen der Kirchhöfe und werden deshalb von abergläubiſchen Leuten als Todesver-
kündiger betrachtet, wozu ihre unangenehme, rauhe Stimme auch das Jhrige beiträgt. Hinſichtlich
ihres Brutgeſchäfts unterſcheiden ſie ſich auffallend von allen nächtlich lebenden Sperrvögeln; denn
ſie erbauen ſich ein flaches Neſt aus kleinem Reißig auf den wagrechten Zweigen der Bäume.‟

Der Rieſenſchwalm gehört zu den häufigſten Vögeln von Neuſüdwales, und es hält deshalb
durchaus nicht ſchwer, ihn zu beobachten. „Er iſt das ſchlafſüchtigſte aller Geſchöpfe und läßt ſich
ſchwerer erwecken, als irgend ein anderes. So lange die Sonne am Himmel ſteht, hockt er ſchlafend

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[684/0722] Die Fänger. Sperrvögel. Schwalme. Sitzen mehr die der Eulen als die der Ziegenmelker, von denen er ſich auch dadurch unterſcheidet, daß er ſich nicht der Länge nach, ſondern immer der Quere nach auf den Aſt ſetzt. An die Käuze erinnert er auch dadurch, daß er, wenn er überraſcht wird, ſeinen Kopf in verſchiedenen Richtungen bewegt und dreht, und wenn er ergriffen wird, ziſcht. Gould behauptet, daß der Zwergſchwalm zweimal im Jahre brüte. Auf Vandiemensland fand man Junge im Oktober, in Neuſüdwales erhielt unſer Forſcher Eier im Januar. Ein eigentliches Neſt baut der Vogel nicht; er legt ſeine vier bis fünf rundlichen und reinweißen Eier ohne jegliche Vorrichtung auf den Mulm der Baumhöhlungen. Ueber das Gefangenleben fehlen ausführliche Mittheilungen. Gould erwähnt blos, daß er ein Pärchen eine Zeitlang lebendig hielt, und daß daſſelbe ſich bei Annäherung des Menſchen rückwärts mit geſträubten Kopffedern, und unter lebhaftem Ziſchen in eine Ecke des Käfigs flüchtete. — Die Eulenſchwalben (Podargus) zeichnen ſich aus durch bedeutende Größe, ſehr breiten und flachen Kopf, mittellange Flügel, in denen die vierte Schwinge die längſte iſt, einen mittellangen, ſehr ſtark abgerundeten Schwanz und kurzläufige Füße mit mittellangen Zehen, deren innere und mittlere durch eine Haut verbunden ſind. Der Schnabel iſt kräftig, hart und hornig, viel breiter als hoch, von der Wurzel an zur Spitze gleichmäßig zuſammenlaufend, auf der Firſte des Oberſchnabels gekrümmt, mit ſtarkbogiger Spitze, welche ſich in eine Rinne des ebenfalls hornartigen Unterſchnabels legt; der Rachenſpalt reicht bis zum hintern Augenwinkel. Das Gefieder iſt weich, wie bei den Eulen, nur ſehr wenige von den Federn am Schnabelgrunde ſind zu eigentlichen Borſten umgeſtaltet. — Der Rieſenſchwalm (Podargus humeralis), welchen wir den würdigſten Vertreter ſeiner Sippe nennen dürfen, iſt ein Vogel von Krähengröße. Das Gefieder der Oberſeite iſt braun, grau- weiß und dunkelbraun geſprenkelt, auf dem Oberkopf ſchwarzbraun in die Länge geſtreift und weiß gefleckt; die Schwingen ſind braunſchwarz, auf der Außenfahne reihenartig gefleckt, auf der Jnnen- fahne gebändert; der Schwanz iſt fahlbraun, ſchwärzlichbraun in die Quere gebändert und braun in die Länge geſtreift; der Schnabel iſt lichtbraun, purpurfarbig überlaufen, der Fuß ölbraun, das Auge gelblichbraun. Mehr über die Färbung des Gefieders zu ſagen, iſt aus dem Grunde unthunlich, weil mehrere Arten der Sippen ſich ſo außerordentlich ähneln, daß nur durch ſeitenlange Feder- beſchreibungen die betreffenden Unterſcheidungsmerkmale feſtgeſtellt werden können. Gould und Verreaux haben uns ziemlich ausführliche Mittheilungen über das Leben der Rieſenſchwalme gegeben. Aus ihnen geht hervor, daß ſich die verſchiedenen Arten auch hinſichtlich ihrer Lebensweiſe faſt vollſtändig ähneln, und daß man daher Alles, was von einer Art beobachtet wurde, auch auf die übrigen beziehen darf. „Wir haben‟, ſagt Gould, „in Auſtralien eine zahlreiche Gruppe von Nachtvögeln dieſer Form, welche, wie es ſcheint, beſtimmt ſind, die Baumheuſchrecken im Schach zu halten. Sie ſind feige und träge Geſellen, welche ſich ihre Nahrung nicht durch Künſte des Fluges, ſondern durch einfaches Durchſtöbern der Zweige verſchaffen. Wenn ſie nicht mit dem Fange beſchäftigt ſind, ſitzen ſie auf offenen Plätzen herum, auf Baumwurzeln, Geländern, Dächern, auch wohl auf Leichenſteinen der Kirchhöfe und werden deshalb von abergläubiſchen Leuten als Todesver- kündiger betrachtet, wozu ihre unangenehme, rauhe Stimme auch das Jhrige beiträgt. Hinſichtlich ihres Brutgeſchäfts unterſcheiden ſie ſich auffallend von allen nächtlich lebenden Sperrvögeln; denn ſie erbauen ſich ein flaches Neſt aus kleinem Reißig auf den wagrechten Zweigen der Bäume.‟ Der Rieſenſchwalm gehört zu den häufigſten Vögeln von Neuſüdwales, und es hält deshalb durchaus nicht ſchwer, ihn zu beobachten. „Er iſt das ſchlafſüchtigſte aller Geſchöpfe und läßt ſich ſchwerer erwecken, als irgend ein anderes. So lange die Sonne am Himmel ſteht, hockt er ſchlafend

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 684. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/722>, abgerufen am 22.11.2024.