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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Salangane.
nischen Art und fehlen bisweilen gänzlich, besonders wenn der übrige Baustoff ein festerer, einer
Unterstützung weniger bedürftiger ist. Jch besitze eine ziemlich bedeutende Anzahl Nester dieser Vögel,
die unter dem Dachstuhl eines öffentlichen Gebäudes in Batavia gefunden wurden. Sie sind durch-
gängig aus feinen, sehr elastischen Blumenstengeln, Pferdehaaren und einzelnen Grashalmen erbaut,
welche Stoffe beinahe in gleicher Richtung auf- und übereinander liegen, ohne unter sich, wie bei den
Nestern anderer Vögel, verflochten zu sein. Hier hatte das Thier also ein Bindemittel nöthig, und
daher sind die genannten Baustoffe mit jener mehrerwähnten leim- oder hornähnlichen Masse über-
zogen und verbunden, ja, dieselbe findet sich in größerer Menge an den hinteren Theilen des Nestes.
Drei andere Nester fand ich an einer überhängenden Felswand. Sie waren aus andern Pflanzen-
stoffen, welche sich leicht unter einander verbinden und verflechten lassen. Daher machte der Vogel in
diesem Falle auch nur selten von jener Leimmasse Gebrauch; ich fand sie hauptsächlich nur am hinteren
Theile des Nestes angewendet: die Pflanzenstoffe waren nur mit dem Leim an die Felsen angeheftet
oder höchstens dünn überzogen worden."

Bernstein kommt nun auf die alten Sagen zurück und erzählt, daß er wiederholt Kusappi's
beobachtete, während sie sich mit dem Nestbau beschäftigten, andere eine Zeit lang lebend unterhielt und
andere zergliederte und so das Ergebniß gewonnen, daß jener leimartige Stoff nichts Anderes ist, als
eine Absonderung des Vogels selbst. Jn einer seiner früheren Mittheilungen hat er bereits auf die auf-
fallende Entwickelung der Speicheldrüsen, namentlich der Unterzungendrüsen, aufmerksam gemacht und
die Vermuthung ausgesprochen, daß sie es sein möchten, welche den Nestschleim absondern. Hiervon
hat er sich seitdem überzeugt und zugleich auch gefunden, daß die genannten Drüsen nur während der
Brutzeit zu zwei großen Wülsten anschwellen, schon während des Eierlegens aber wieder zusammen-
schrumpfen und dann wenig größer erscheinen, als dieselben Drüsen bei andern Vögeln. "Gedachte
Drüsen also scheiden in reichlicher Menge einen dicken, zähen Schleim ab, der sich im vorderen Theile
des Mundes, in der Nähe der Ausführungsgänge der genannten Drüsen unterhalb der Zunge ansam-
melt. Dieser Schleim, der eigentliche Speichel, hat viel Aehnlichkeit mit einer gesättigten Lösung von
arabischem Gummi und ist gleich diesem so zähe, daß man ihn in ziemlich langen Fäden aus dem
Munde herausziehen kann. Bringt man das Ende eines solchen Schleimfadens an die Spitze eines
Hölzchens und dreht dieses langsam um seine Axe, so läßt sich auf diese Weise die ganze Masse des
augenblicklich vorhandenen Speichels aus dem Munde und selbst aus den Ausführungsgängen der
genannten Drüsen herausziehen. An der Luft trocknet er bald ein und ist dann in Nichts von jenem
eigenthümlichen Neststoff verschieden. Auch unter dem Vergrößerungsglas verhält er sich wie dieser.
Zwischen Papierstreifen gebracht, klebt er dieselben wie arabisches Gummi zusammen. Ebenso kann
man Grashalme damit überziehen und dann zusammenkleben." --

"Wenn nun die Vögel mit der Anlage ihres Nestes beginnen wollen, so fliegen sie, wie ich öfters
beobachtet habe, wiederholt gegen die hierzu gewählte Stelle an und drücken hierbei mit der Spitze der
Zunge ihren Speichel an das Gestein. Dies thun sie oft zehn bis zwanzig Mal hinter einander, ohne
sich inzwischen mehr als einige Ellen zu entfernen. Mithin holen sie den Baustoff nicht jedes Mal
erst herbei, sondern haben ihn in größerer, sich schnell wieder ansammelnder Menge bei sich. So
beschreiben sie zunächst eine halbkreis- oder hufeisenförmige Form an der erwählten Stelle. Die
anfangs dickflüssige Masse verdunstet bald und bildet nun eine feste Grundlage für das weiter zu bauende
Nest. Der Kusappi bedient sich hierzu, wie erwähnt, verschiedener Pflanzentheile, die er mehr oder
weniger mit seinem Speichel überzieht und verbindet, die Salangane hingegen fährt mit dem Auftragen
ihres Speichels allein fort. Sie klammert sich dann, je mehr der Nestbau fortschreitet, an dasselbe an und,
indem sie unter abwechselnden Seitenbewegungen des Kopfes den Speichel auf den Rand des schon
bestehenden und verhärteten Nesttheiles aufträgt, entstehen jene oben erwähnten wellenförmigen Quer-
streifen. Bei dieser Gelegenheit mögen dann wohl auch die einzelnen kleinen Federn, die wir an den
Nestern finden, an dem halb eingetrockneten Speichel kleben bleiben und als zufällige Bestandtheile der
Neststoffe beigefügt werden. Auch mag wohl der Reiz, den die angeschwollenen Drüsen verursachen, die

Salangane.
niſchen Art und fehlen bisweilen gänzlich, beſonders wenn der übrige Bauſtoff ein feſterer, einer
Unterſtützung weniger bedürftiger iſt. Jch beſitze eine ziemlich bedeutende Anzahl Neſter dieſer Vögel,
die unter dem Dachſtuhl eines öffentlichen Gebäudes in Batavia gefunden wurden. Sie ſind durch-
gängig aus feinen, ſehr elaſtiſchen Blumenſtengeln, Pferdehaaren und einzelnen Grashalmen erbaut,
welche Stoffe beinahe in gleicher Richtung auf- und übereinander liegen, ohne unter ſich, wie bei den
Neſtern anderer Vögel, verflochten zu ſein. Hier hatte das Thier alſo ein Bindemittel nöthig, und
daher ſind die genannten Bauſtoffe mit jener mehrerwähnten leim- oder hornähnlichen Maſſe über-
zogen und verbunden, ja, dieſelbe findet ſich in größerer Menge an den hinteren Theilen des Neſtes.
Drei andere Neſter fand ich an einer überhängenden Felswand. Sie waren aus andern Pflanzen-
ſtoffen, welche ſich leicht unter einander verbinden und verflechten laſſen. Daher machte der Vogel in
dieſem Falle auch nur ſelten von jener Leimmaſſe Gebrauch; ich fand ſie hauptſächlich nur am hinteren
Theile des Neſtes angewendet: die Pflanzenſtoffe waren nur mit dem Leim an die Felſen angeheftet
oder höchſtens dünn überzogen worden.‟

Bernſtein kommt nun auf die alten Sagen zurück und erzählt, daß er wiederholt Kuſappi’s
beobachtete, während ſie ſich mit dem Neſtbau beſchäftigten, andere eine Zeit lang lebend unterhielt und
andere zergliederte und ſo das Ergebniß gewonnen, daß jener leimartige Stoff nichts Anderes iſt, als
eine Abſonderung des Vogels ſelbſt. Jn einer ſeiner früheren Mittheilungen hat er bereits auf die auf-
fallende Entwickelung der Speicheldrüſen, namentlich der Unterzungendrüſen, aufmerkſam gemacht und
die Vermuthung ausgeſprochen, daß ſie es ſein möchten, welche den Neſtſchleim abſondern. Hiervon
hat er ſich ſeitdem überzeugt und zugleich auch gefunden, daß die genannten Drüſen nur während der
Brutzeit zu zwei großen Wülſten anſchwellen, ſchon während des Eierlegens aber wieder zuſammen-
ſchrumpfen und dann wenig größer erſcheinen, als dieſelben Drüſen bei andern Vögeln. „Gedachte
Drüſen alſo ſcheiden in reichlicher Menge einen dicken, zähen Schleim ab, der ſich im vorderen Theile
des Mundes, in der Nähe der Ausführungsgänge der genannten Drüſen unterhalb der Zunge anſam-
melt. Dieſer Schleim, der eigentliche Speichel, hat viel Aehnlichkeit mit einer geſättigten Löſung von
arabiſchem Gummi und iſt gleich dieſem ſo zähe, daß man ihn in ziemlich langen Fäden aus dem
Munde herausziehen kann. Bringt man das Ende eines ſolchen Schleimfadens an die Spitze eines
Hölzchens und dreht dieſes langſam um ſeine Axe, ſo läßt ſich auf dieſe Weiſe die ganze Maſſe des
augenblicklich vorhandenen Speichels aus dem Munde und ſelbſt aus den Ausführungsgängen der
genannten Drüſen herausziehen. An der Luft trocknet er bald ein und iſt dann in Nichts von jenem
eigenthümlichen Neſtſtoff verſchieden. Auch unter dem Vergrößerungsglas verhält er ſich wie dieſer.
Zwiſchen Papierſtreifen gebracht, klebt er dieſelben wie arabiſches Gummi zuſammen. Ebenſo kann
man Grashalme damit überziehen und dann zuſammenkleben.‟ —

„Wenn nun die Vögel mit der Anlage ihres Neſtes beginnen wollen, ſo fliegen ſie, wie ich öfters
beobachtet habe, wiederholt gegen die hierzu gewählte Stelle an und drücken hierbei mit der Spitze der
Zunge ihren Speichel an das Geſtein. Dies thun ſie oft zehn bis zwanzig Mal hinter einander, ohne
ſich inzwiſchen mehr als einige Ellen zu entfernen. Mithin holen ſie den Bauſtoff nicht jedes Mal
erſt herbei, ſondern haben ihn in größerer, ſich ſchnell wieder anſammelnder Menge bei ſich. So
beſchreiben ſie zunächſt eine halbkreis- oder hufeiſenförmige Form an der erwählten Stelle. Die
anfangs dickflüſſige Maſſe verdunſtet bald und bildet nun eine feſte Grundlage für das weiter zu bauende
Neſt. Der Kuſappi bedient ſich hierzu, wie erwähnt, verſchiedener Pflanzentheile, die er mehr oder
weniger mit ſeinem Speichel überzieht und verbindet, die Salangane hingegen fährt mit dem Auftragen
ihres Speichels allein fort. Sie klammert ſich dann, je mehr der Neſtbau fortſchreitet, an daſſelbe an und,
indem ſie unter abwechſelnden Seitenbewegungen des Kopfes den Speichel auf den Rand des ſchon
beſtehenden und verhärteten Neſttheiles aufträgt, entſtehen jene oben erwähnten wellenförmigen Quer-
ſtreifen. Bei dieſer Gelegenheit mögen dann wohl auch die einzelnen kleinen Federn, die wir an den
Neſtern finden, an dem halb eingetrockneten Speichel kleben bleiben und als zufällige Beſtandtheile der
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[651/0689] Salangane. niſchen Art und fehlen bisweilen gänzlich, beſonders wenn der übrige Bauſtoff ein feſterer, einer Unterſtützung weniger bedürftiger iſt. Jch beſitze eine ziemlich bedeutende Anzahl Neſter dieſer Vögel, die unter dem Dachſtuhl eines öffentlichen Gebäudes in Batavia gefunden wurden. Sie ſind durch- gängig aus feinen, ſehr elaſtiſchen Blumenſtengeln, Pferdehaaren und einzelnen Grashalmen erbaut, welche Stoffe beinahe in gleicher Richtung auf- und übereinander liegen, ohne unter ſich, wie bei den Neſtern anderer Vögel, verflochten zu ſein. Hier hatte das Thier alſo ein Bindemittel nöthig, und daher ſind die genannten Bauſtoffe mit jener mehrerwähnten leim- oder hornähnlichen Maſſe über- zogen und verbunden, ja, dieſelbe findet ſich in größerer Menge an den hinteren Theilen des Neſtes. Drei andere Neſter fand ich an einer überhängenden Felswand. Sie waren aus andern Pflanzen- ſtoffen, welche ſich leicht unter einander verbinden und verflechten laſſen. Daher machte der Vogel in dieſem Falle auch nur ſelten von jener Leimmaſſe Gebrauch; ich fand ſie hauptſächlich nur am hinteren Theile des Neſtes angewendet: die Pflanzenſtoffe waren nur mit dem Leim an die Felſen angeheftet oder höchſtens dünn überzogen worden.‟ Bernſtein kommt nun auf die alten Sagen zurück und erzählt, daß er wiederholt Kuſappi’s beobachtete, während ſie ſich mit dem Neſtbau beſchäftigten, andere eine Zeit lang lebend unterhielt und andere zergliederte und ſo das Ergebniß gewonnen, daß jener leimartige Stoff nichts Anderes iſt, als eine Abſonderung des Vogels ſelbſt. Jn einer ſeiner früheren Mittheilungen hat er bereits auf die auf- fallende Entwickelung der Speicheldrüſen, namentlich der Unterzungendrüſen, aufmerkſam gemacht und die Vermuthung ausgeſprochen, daß ſie es ſein möchten, welche den Neſtſchleim abſondern. Hiervon hat er ſich ſeitdem überzeugt und zugleich auch gefunden, daß die genannten Drüſen nur während der Brutzeit zu zwei großen Wülſten anſchwellen, ſchon während des Eierlegens aber wieder zuſammen- ſchrumpfen und dann wenig größer erſcheinen, als dieſelben Drüſen bei andern Vögeln. „Gedachte Drüſen alſo ſcheiden in reichlicher Menge einen dicken, zähen Schleim ab, der ſich im vorderen Theile des Mundes, in der Nähe der Ausführungsgänge der genannten Drüſen unterhalb der Zunge anſam- melt. Dieſer Schleim, der eigentliche Speichel, hat viel Aehnlichkeit mit einer geſättigten Löſung von arabiſchem Gummi und iſt gleich dieſem ſo zähe, daß man ihn in ziemlich langen Fäden aus dem Munde herausziehen kann. Bringt man das Ende eines ſolchen Schleimfadens an die Spitze eines Hölzchens und dreht dieſes langſam um ſeine Axe, ſo läßt ſich auf dieſe Weiſe die ganze Maſſe des augenblicklich vorhandenen Speichels aus dem Munde und ſelbſt aus den Ausführungsgängen der genannten Drüſen herausziehen. An der Luft trocknet er bald ein und iſt dann in Nichts von jenem eigenthümlichen Neſtſtoff verſchieden. Auch unter dem Vergrößerungsglas verhält er ſich wie dieſer. Zwiſchen Papierſtreifen gebracht, klebt er dieſelben wie arabiſches Gummi zuſammen. Ebenſo kann man Grashalme damit überziehen und dann zuſammenkleben.‟ — „Wenn nun die Vögel mit der Anlage ihres Neſtes beginnen wollen, ſo fliegen ſie, wie ich öfters beobachtet habe, wiederholt gegen die hierzu gewählte Stelle an und drücken hierbei mit der Spitze der Zunge ihren Speichel an das Geſtein. Dies thun ſie oft zehn bis zwanzig Mal hinter einander, ohne ſich inzwiſchen mehr als einige Ellen zu entfernen. Mithin holen ſie den Bauſtoff nicht jedes Mal erſt herbei, ſondern haben ihn in größerer, ſich ſchnell wieder anſammelnder Menge bei ſich. So beſchreiben ſie zunächſt eine halbkreis- oder hufeiſenförmige Form an der erwählten Stelle. Die anfangs dickflüſſige Maſſe verdunſtet bald und bildet nun eine feſte Grundlage für das weiter zu bauende Neſt. Der Kuſappi bedient ſich hierzu, wie erwähnt, verſchiedener Pflanzentheile, die er mehr oder weniger mit ſeinem Speichel überzieht und verbindet, die Salangane hingegen fährt mit dem Auftragen ihres Speichels allein fort. Sie klammert ſich dann, je mehr der Neſtbau fortſchreitet, an daſſelbe an und, indem ſie unter abwechſelnden Seitenbewegungen des Kopfes den Speichel auf den Rand des ſchon beſtehenden und verhärteten Neſttheiles aufträgt, entſtehen jene oben erwähnten wellenförmigen Quer- ſtreifen. Bei dieſer Gelegenheit mögen dann wohl auch die einzelnen kleinen Federn, die wir an den Neſtern finden, an dem halb eingetrockneten Speichel kleben bleiben und als zufällige Beſtandtheile der Neſtſtoffe beigefügt werden. Auch mag wohl der Reiz, den die angeſchwollenen Drüſen verurſachen, die

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/689>, abgerufen am 22.11.2024.