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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Knacker. Die Papageien. Eulenpapagei.
weißen Eier, welche sie legen, sind ziemlich groß, 1 2/3 Zoll lang und 11/2 Zoll breit. Jm übrigen
fehlen über das Brutgeschäft Beobachtungen.

Außer den Menschen werden die Rabenkakadus trotz ihrer Wehrhaftigkeit von den Raubvögeln
und den Raubbeutelthieren verfolgt. Die Europäer scheinen das Fleisch nicht besonders hoch zu
schätzen, den Wilden hingegen ist es wie alles Genießbare, welches das so arme Land bietet, ein
Leckerbissen.

Jn der Gefangenschaft sieht man die Geringeros äußerst selten, wahrscheinlich, weil man sich
nicht bemüht, ihnen die Kerbthiernahrung irgendwie zu ersetzen. Nach meinem Dafürhalten müßten
bei geeigneter Pflege auch sie ohne sonderliche Beschwerde nach Europa übergeführt werden können.



Mit demselben Rechte, mit welchem man die Eulen im Gegensatz zu den Falken in einer
besondern Familie unterbringt, muß man den merkwürdigsten aller Papageien, den Kakapo oder
Nachtpapagei von Neuseeland (Strigops habroptilus) als Vertreter einer eigenen Familie
betrachten. Der Vogel erinnert auffallend an die Eulen, so auffallend, daß man ihn dieser Familie zu-
rechnen könnte, widerspräche Dem sein Fußbau nicht; sein wissenschaftlicher Name "Eulengesicht" ist
also sehr gut gewählt. Der große Leib ist dicht mit weichen zarten Federn bekleidet, welche um das
Gesicht einen, wenn auch nur angedeuteten Schleier bilden; die Flügel sind kurz, muldenförmig; der
Schwanz dagegen ist lang und abgerundet; der Schnabel ist lang und gebogen, dem einer Eule ähnlich
und auch wie bei dieser fast ganz in steifen, borstenartigen Federgebilden versteckt; die Füße sind
mittellang, die Zehen lang. Die Gesammtfärbung ist ein dunkles Grün mit ziemlich regelmäßiger
Bandzeichnung und einzelnen unregelmäßigen gelben Flecken. Auf der Unterseite ist die Färbung
lichter und gelblicher, als auf dem Rücken, und die Bandzeichnung sehr wenig hervortretend; der grüne
Schwanz ist dunkelbraun gebändert. Jn der Größe kommt der Kakapo fast dem Uhn gleich; er ist
aber weit schlanker gebaut.

Auch der Kakapo ist auf Neuseeland beschränkt und gegenwärtig nur noch in den entlegensten
Alpenthälern der Südinsel ziemlich häufig zu finden, auf der Nordinsel dagegen schon gänzlich ausge-
rottet. Ueber seine Lebensweise haben neuerdings Lyall und Haast Ausführliches mitgetheilt, und
ihre Berichte sind es, welche ich hier wiedergebe.

"Obgleich man annimmt", sagt der Erstere, "daß der Kakapo noch gelegentlich in den hohen
Gebirgen des Jnnern der Nordinsel Neuseeland angetroffen wird, war doch die einzige Oertlichkeit,
wo wir diesen Vogel während der Umschiffung und Untersuchung der Küsten Neuseelands fanden, das
Südwestende der Mittelinsel. Dort an den tiefen Fjords, welche in jenen Theil der Jnsel ein-
schneiden, trifft man ihn noch in beträchtlicher Anzahl. Er bewohnt hier die trockenen Abhänge der
Hügel oder flache Stellen nahe dem Ufer der Flüsse, wo die Bäume hoch und die Waldungen einiger-
maßen frei von Farrenkraut oder Unterholz sind. Der erste Platz, an welchem wir ihn erhielten, war
ein etwa 4000 Fuß über der Meeresfläche liegender Hügel; doch trafen wir ihn auch und zwar gemein-
schaftlich lebend auf flachen Stellen in der Nähe der Flußmündungen unfern des Meeres an."

"Höchst auffallend", bestätigt und ergänzt Haast, "ist es, daß der Kakapo, ausgenommen das Thal
des Makavoraflusses, der den See Wanaka bildet, niemals auf der Ostseite der Alpen sich findet,
obgleich auch da große Wälder vorkommen. Es scheint, daß er, auf die Westseite der Hauptkette
beschränkt, nur den niederen, bewaldeten Paß überschreitet, welcher von den Quellen des Haastflusses
zu jenen des Makavora führt, und, die Mündung dieses Flusses in dem See Wanaka erreichend, wahr-
scheinlich in dem Mangel an Wäldern für sein Vordringen eine Grenze findet. Er ist im Thale des
letztgenannten Flusses und im Makavorawald sehr häufig, obwohl daselbst zahlreiche Holzfäller arbeiten.
Am Rande dieses Waldes gelagert, hörten wir unaufhörlich seinen Ruf; aber keiner der Arbeiter ver-
muthete die Nähe eines so großen Vogels, obgleich der auffallende gellende Ruf ihre Aufmerksamkeit

Knacker. Die Papageien. Eulenpapagei.
weißen Eier, welche ſie legen, ſind ziemlich groß, 1⅔ Zoll lang und 1½ Zoll breit. Jm übrigen
fehlen über das Brutgeſchäft Beobachtungen.

Außer den Menſchen werden die Rabenkakadus trotz ihrer Wehrhaftigkeit von den Raubvögeln
und den Raubbeutelthieren verfolgt. Die Europäer ſcheinen das Fleiſch nicht beſonders hoch zu
ſchätzen, den Wilden hingegen iſt es wie alles Genießbare, welches das ſo arme Land bietet, ein
Leckerbiſſen.

Jn der Gefangenſchaft ſieht man die Geringeros äußerſt ſelten, wahrſcheinlich, weil man ſich
nicht bemüht, ihnen die Kerbthiernahrung irgendwie zu erſetzen. Nach meinem Dafürhalten müßten
bei geeigneter Pflege auch ſie ohne ſonderliche Beſchwerde nach Europa übergeführt werden können.



Mit demſelben Rechte, mit welchem man die Eulen im Gegenſatz zu den Falken in einer
beſondern Familie unterbringt, muß man den merkwürdigſten aller Papageien, den Kakapo oder
Nachtpapagei von Neuſeeland (Strigops habroptilus) als Vertreter einer eigenen Familie
betrachten. Der Vogel erinnert auffallend an die Eulen, ſo auffallend, daß man ihn dieſer Familie zu-
rechnen könnte, widerſpräche Dem ſein Fußbau nicht; ſein wiſſenſchaftlicher Name „Eulengeſicht‟ iſt
alſo ſehr gut gewählt. Der große Leib iſt dicht mit weichen zarten Federn bekleidet, welche um das
Geſicht einen, wenn auch nur angedeuteten Schleier bilden; die Flügel ſind kurz, muldenförmig; der
Schwanz dagegen iſt lang und abgerundet; der Schnabel iſt lang und gebogen, dem einer Eule ähnlich
und auch wie bei dieſer faſt ganz in ſteifen, borſtenartigen Federgebilden verſteckt; die Füße ſind
mittellang, die Zehen lang. Die Geſammtfärbung iſt ein dunkles Grün mit ziemlich regelmäßiger
Bandzeichnung und einzelnen unregelmäßigen gelben Flecken. Auf der Unterſeite iſt die Färbung
lichter und gelblicher, als auf dem Rücken, und die Bandzeichnung ſehr wenig hervortretend; der grüne
Schwanz iſt dunkelbraun gebändert. Jn der Größe kommt der Kakapo faſt dem Uhn gleich; er iſt
aber weit ſchlanker gebaut.

Auch der Kakapo iſt auf Neuſeeland beſchränkt und gegenwärtig nur noch in den entlegenſten
Alpenthälern der Südinſel ziemlich häufig zu finden, auf der Nordinſel dagegen ſchon gänzlich ausge-
rottet. Ueber ſeine Lebensweiſe haben neuerdings Lyall und Haaſt Ausführliches mitgetheilt, und
ihre Berichte ſind es, welche ich hier wiedergebe.

„Obgleich man annimmt‟, ſagt der Erſtere, „daß der Kakapo noch gelegentlich in den hohen
Gebirgen des Jnnern der Nordinſel Neuſeeland angetroffen wird, war doch die einzige Oertlichkeit,
wo wir dieſen Vogel während der Umſchiffung und Unterſuchung der Küſten Neuſeelands fanden, das
Südweſtende der Mittelinſel. Dort an den tiefen Fjords, welche in jenen Theil der Jnſel ein-
ſchneiden, trifft man ihn noch in beträchtlicher Anzahl. Er bewohnt hier die trockenen Abhänge der
Hügel oder flache Stellen nahe dem Ufer der Flüſſe, wo die Bäume hoch und die Waldungen einiger-
maßen frei von Farrenkraut oder Unterholz ſind. Der erſte Platz, an welchem wir ihn erhielten, war
ein etwa 4000 Fuß über der Meeresfläche liegender Hügel; doch trafen wir ihn auch und zwar gemein-
ſchaftlich lebend auf flachen Stellen in der Nähe der Flußmündungen unfern des Meeres an.‟

„Höchſt auffallend‟, beſtätigt und ergänzt Haaſt, „iſt es, daß der Kakapo, ausgenommen das Thal
des Makavorafluſſes, der den See Wanaka bildet, niemals auf der Oſtſeite der Alpen ſich findet,
obgleich auch da große Wälder vorkommen. Es ſcheint, daß er, auf die Weſtſeite der Hauptkette
beſchränkt, nur den niederen, bewaldeten Paß überſchreitet, welcher von den Quellen des Haaſtfluſſes
zu jenen des Makavora führt, und, die Mündung dieſes Fluſſes in dem See Wanaka erreichend, wahr-
ſcheinlich in dem Mangel an Wäldern für ſein Vordringen eine Grenze findet. Er iſt im Thale des
letztgenannten Fluſſes und im Makavorawald ſehr häufig, obwohl daſelbſt zahlreiche Holzfäller arbeiten.
Am Rande dieſes Waldes gelagert, hörten wir unaufhörlich ſeinen Ruf; aber keiner der Arbeiter ver-
muthete die Nähe eines ſo großen Vogels, obgleich der auffallende gellende Ruf ihre Aufmerkſamkeit

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[52/0066] Knacker. Die Papageien. Eulenpapagei. weißen Eier, welche ſie legen, ſind ziemlich groß, 1⅔ Zoll lang und 1½ Zoll breit. Jm übrigen fehlen über das Brutgeſchäft Beobachtungen. Außer den Menſchen werden die Rabenkakadus trotz ihrer Wehrhaftigkeit von den Raubvögeln und den Raubbeutelthieren verfolgt. Die Europäer ſcheinen das Fleiſch nicht beſonders hoch zu ſchätzen, den Wilden hingegen iſt es wie alles Genießbare, welches das ſo arme Land bietet, ein Leckerbiſſen. Jn der Gefangenſchaft ſieht man die Geringeros äußerſt ſelten, wahrſcheinlich, weil man ſich nicht bemüht, ihnen die Kerbthiernahrung irgendwie zu erſetzen. Nach meinem Dafürhalten müßten bei geeigneter Pflege auch ſie ohne ſonderliche Beſchwerde nach Europa übergeführt werden können. Mit demſelben Rechte, mit welchem man die Eulen im Gegenſatz zu den Falken in einer beſondern Familie unterbringt, muß man den merkwürdigſten aller Papageien, den Kakapo oder Nachtpapagei von Neuſeeland (Strigops habroptilus) als Vertreter einer eigenen Familie betrachten. Der Vogel erinnert auffallend an die Eulen, ſo auffallend, daß man ihn dieſer Familie zu- rechnen könnte, widerſpräche Dem ſein Fußbau nicht; ſein wiſſenſchaftlicher Name „Eulengeſicht‟ iſt alſo ſehr gut gewählt. Der große Leib iſt dicht mit weichen zarten Federn bekleidet, welche um das Geſicht einen, wenn auch nur angedeuteten Schleier bilden; die Flügel ſind kurz, muldenförmig; der Schwanz dagegen iſt lang und abgerundet; der Schnabel iſt lang und gebogen, dem einer Eule ähnlich und auch wie bei dieſer faſt ganz in ſteifen, borſtenartigen Federgebilden verſteckt; die Füße ſind mittellang, die Zehen lang. Die Geſammtfärbung iſt ein dunkles Grün mit ziemlich regelmäßiger Bandzeichnung und einzelnen unregelmäßigen gelben Flecken. Auf der Unterſeite iſt die Färbung lichter und gelblicher, als auf dem Rücken, und die Bandzeichnung ſehr wenig hervortretend; der grüne Schwanz iſt dunkelbraun gebändert. Jn der Größe kommt der Kakapo faſt dem Uhn gleich; er iſt aber weit ſchlanker gebaut. Auch der Kakapo iſt auf Neuſeeland beſchränkt und gegenwärtig nur noch in den entlegenſten Alpenthälern der Südinſel ziemlich häufig zu finden, auf der Nordinſel dagegen ſchon gänzlich ausge- rottet. Ueber ſeine Lebensweiſe haben neuerdings Lyall und Haaſt Ausführliches mitgetheilt, und ihre Berichte ſind es, welche ich hier wiedergebe. „Obgleich man annimmt‟, ſagt der Erſtere, „daß der Kakapo noch gelegentlich in den hohen Gebirgen des Jnnern der Nordinſel Neuſeeland angetroffen wird, war doch die einzige Oertlichkeit, wo wir dieſen Vogel während der Umſchiffung und Unterſuchung der Küſten Neuſeelands fanden, das Südweſtende der Mittelinſel. Dort an den tiefen Fjords, welche in jenen Theil der Jnſel ein- ſchneiden, trifft man ihn noch in beträchtlicher Anzahl. Er bewohnt hier die trockenen Abhänge der Hügel oder flache Stellen nahe dem Ufer der Flüſſe, wo die Bäume hoch und die Waldungen einiger- maßen frei von Farrenkraut oder Unterholz ſind. Der erſte Platz, an welchem wir ihn erhielten, war ein etwa 4000 Fuß über der Meeresfläche liegender Hügel; doch trafen wir ihn auch und zwar gemein- ſchaftlich lebend auf flachen Stellen in der Nähe der Flußmündungen unfern des Meeres an.‟ „Höchſt auffallend‟, beſtätigt und ergänzt Haaſt, „iſt es, daß der Kakapo, ausgenommen das Thal des Makavorafluſſes, der den See Wanaka bildet, niemals auf der Oſtſeite der Alpen ſich findet, obgleich auch da große Wälder vorkommen. Es ſcheint, daß er, auf die Weſtſeite der Hauptkette beſchränkt, nur den niederen, bewaldeten Paß überſchreitet, welcher von den Quellen des Haaſtfluſſes zu jenen des Makavora führt, und, die Mündung dieſes Fluſſes in dem See Wanaka erreichend, wahr- ſcheinlich in dem Mangel an Wäldern für ſein Vordringen eine Grenze findet. Er iſt im Thale des letztgenannten Fluſſes und im Makavorawald ſehr häufig, obwohl daſelbſt zahlreiche Holzfäller arbeiten. Am Rande dieſes Waldes gelagert, hörten wir unaufhörlich ſeinen Ruf; aber keiner der Arbeiter ver- muthete die Nähe eines ſo großen Vogels, obgleich der auffallende gellende Ruf ihre Aufmerkſamkeit

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/66>, abgerufen am 24.11.2024.