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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Gelbschopfiger, Jnka- und Helmkakadu.
Das Weibchen unterscheidet sich durch weniger lebhafte Färbung der Unterseite und größere gelbe
Flecke in den Federn der Haube. Jn der Größe steht der Jnka-Kakadu hinter dem gelbschopfigen
Etwas zurück und namentlich ist er schlanker gebant.

Nach Gould ist dieser Prachtvogel weit über den Süden Australiens verbreitet, hält sich aber
vorzugsweise an die hohen Gummibäume und an das Buschholz, welches im Jnnern des Landes die
Steine der Flüsse bekleidet, und läßt sich niemals in der Nähe des Strandes sehen.

An den Ufern des Darring und Murray soll er häufig sein, an der Nord- und Nordwest-
küste Australiens dagegen fehlen. Zur Brutzeit erscheint er alljährlich an bestimmten Plätzen und
zwar in großer Menge. Die eintönigen Wälder des Jnnern belebt er in der angenehmsten Weise.
Seine Stimme ist mehr klagend, als die seiner Verwandten und hat nicht den rauhen Ausdruck
derselben, und die Pracht des Vogels reißt jeden Reisenden, welcher ihn sieht, zum Entzücken hin.
Auf ihn sind die oben angeführten Worte Mitchell's zu beziehen.

Der Jnka-Kakadu ist unstreitig der schönste von allen, welche bis jetzt bekannt sind und deshalb
für die Liebhaber von hohem Werthe. Er ziert in der That auch die reichste Papageiensammlung und
erfreut Jedermann ebensowohl durch seine anmuthige Farbenpracht, wie durch die Liebenswürdigkeit
seines Wesens. Die Gefangenschaft verträgt er ebenso gut, als irgend ein anderer seiner Familie, und
einzelne Liebhaber wollen beobachtet haben, daß er noch sanfter und gutmüthiger wäre als die übrigen
Arten. Dies Alles trägt dazu bei, den Kaufpreis eines solchen Vogels zu erhöhen; der Jnka-Kakadu
kostet heute noch fast drei Mal so viel, als jeder andere seiner Verwandten.



Der Helm- oder Schönkopfkakadu (Callicephalus galeatus) mag neben dem Genannten
noch Erwähnung finden, weil er gegenwärtig als Vertreter einer eigenen Sippe angesehen wird,
welche gleichsam als ein Bindeglied zwischen den eigentlichen Kakadus und den Geringeros der
Neuholländer oder Rabenkakadus erscheint. Bezeichnend für ihn ist der kurze, gewölbte Schnabel
mit wenig vorspringendem Haken am Oberschnabel und der ziemlich stark abgerundete Schwanz.
Das Gefieder ist sehr prächtig und manchfaltig gezeichnet. Die Oberseite ist dunkelschieferblau, der
Vorderkopf, die Wangen und der Federbusch sind scharlachroth, alle Federn mit Ausnahme der Hand-
und Armschwingen und der Steuerfedern sind schmal weißlichgrau gesäumt, auf der Oberseite
schärfer als auf der Unterseite. Das Weibchen ist dunkler, fast schieferfarben, die Federn des Ober-
halses und Rückens sind leicht blaßgrau gesäumt, die übrigen mit unregelmäßig graulich weißen Bän-
dern durchzogen. Die Federn der Unterseite dagegen sind schwefelgelb, düsterroth gesäumt. Der
Augenring ist schwärzlich braun, der Schnabel lichthornfarbig, der Fuß schwarz, aber wie mit einem
grauen Duft bestäubt.

Ueber das Freileben dieser schönen Vögel fehlen zur Zeit noch Beobachtungen. Gould be-
richtet, daß man ihn in den Wäldern an der Südküste Australiens und auf einigen benachbarten Jnseln,
sowie in dem nördlichen Theil von Vandiemensland finde, woselbst er die höchsten Bäume bewohne
und die Samen der verschiedenen Gummibäume genieße. Er erträgt die Gefangenschaft wohl, und
man hat ihn auch schon einige Male nach England gebracht, wie es scheint aber Wenig oder Nichts über
sein Betragen im Käfig veröffentlicht.



Von den bisher beschriebenen Kakadus unterscheiden sich mehrere Arten, welche deshalb auch zu
Vertretern besonderer Sippen erhoben wurden, sehr auffallend durch ihren Schnabel, dessen Obertheil
ungewöhnlich verlängert ist. Sie bilden eine eigene Horde, haben jedoch in ihrem Sein und Wesen
mit den Kakadus noch große Aehnlichkeit und werden deshalb von allen Naturforschern ihnen zugezählt.

Der Nasenkakadu (Licmetis nasicus) ist diejenige Art der gedachten Vögel, welche den
Kakadus am nächsten kommt. Er besitzt noch das vorherrschende weiße Gefieder und wenigstens

Gelbſchopfiger, Jnka- und Helmkakadu.
Das Weibchen unterſcheidet ſich durch weniger lebhafte Färbung der Unterſeite und größere gelbe
Flecke in den Federn der Haube. Jn der Größe ſteht der Jnka-Kakadu hinter dem gelbſchopfigen
Etwas zurück und namentlich iſt er ſchlanker gebant.

Nach Gould iſt dieſer Prachtvogel weit über den Süden Auſtraliens verbreitet, hält ſich aber
vorzugsweiſe an die hohen Gummibäume und an das Buſchholz, welches im Jnnern des Landes die
Steine der Flüſſe bekleidet, und läßt ſich niemals in der Nähe des Strandes ſehen.

An den Ufern des Darring und Murray ſoll er häufig ſein, an der Nord- und Nordweſt-
küſte Auſtraliens dagegen fehlen. Zur Brutzeit erſcheint er alljährlich an beſtimmten Plätzen und
zwar in großer Menge. Die eintönigen Wälder des Jnnern belebt er in der angenehmſten Weiſe.
Seine Stimme iſt mehr klagend, als die ſeiner Verwandten und hat nicht den rauhen Ausdruck
derſelben, und die Pracht des Vogels reißt jeden Reiſenden, welcher ihn ſieht, zum Entzücken hin.
Auf ihn ſind die oben angeführten Worte Mitchell’s zu beziehen.

Der Jnka-Kakadu iſt unſtreitig der ſchönſte von allen, welche bis jetzt bekannt ſind und deshalb
für die Liebhaber von hohem Werthe. Er ziert in der That auch die reichſte Papageienſammlung und
erfreut Jedermann ebenſowohl durch ſeine anmuthige Farbenpracht, wie durch die Liebenswürdigkeit
ſeines Weſens. Die Gefangenſchaft verträgt er ebenſo gut, als irgend ein anderer ſeiner Familie, und
einzelne Liebhaber wollen beobachtet haben, daß er noch ſanfter und gutmüthiger wäre als die übrigen
Arten. Dies Alles trägt dazu bei, den Kaufpreis eines ſolchen Vogels zu erhöhen; der Jnka-Kakadu
koſtet heute noch faſt drei Mal ſo viel, als jeder andere ſeiner Verwandten.



Der Helm- oder Schönkopfkakadu (Callicephalus galeatus) mag neben dem Genannten
noch Erwähnung finden, weil er gegenwärtig als Vertreter einer eigenen Sippe angeſehen wird,
welche gleichſam als ein Bindeglied zwiſchen den eigentlichen Kakadus und den Geringeros der
Neuholländer oder Rabenkakadus erſcheint. Bezeichnend für ihn iſt der kurze, gewölbte Schnabel
mit wenig vorſpringendem Haken am Oberſchnabel und der ziemlich ſtark abgerundete Schwanz.
Das Gefieder iſt ſehr prächtig und manchfaltig gezeichnet. Die Oberſeite iſt dunkelſchieferblau, der
Vorderkopf, die Wangen und der Federbuſch ſind ſcharlachroth, alle Federn mit Ausnahme der Hand-
und Armſchwingen und der Steuerfedern ſind ſchmal weißlichgrau geſäumt, auf der Oberſeite
ſchärfer als auf der Unterſeite. Das Weibchen iſt dunkler, faſt ſchieferfarben, die Federn des Ober-
halſes und Rückens ſind leicht blaßgrau geſäumt, die übrigen mit unregelmäßig graulich weißen Bän-
dern durchzogen. Die Federn der Unterſeite dagegen ſind ſchwefelgelb, düſterroth geſäumt. Der
Augenring iſt ſchwärzlich braun, der Schnabel lichthornfarbig, der Fuß ſchwarz, aber wie mit einem
grauen Duft beſtäubt.

Ueber das Freileben dieſer ſchönen Vögel fehlen zur Zeit noch Beobachtungen. Gould be-
richtet, daß man ihn in den Wäldern an der Südküſte Auſtraliens und auf einigen benachbarten Jnſeln,
ſowie in dem nördlichen Theil von Vandiemensland finde, woſelbſt er die höchſten Bäume bewohne
und die Samen der verſchiedenen Gummibäume genieße. Er erträgt die Gefangenſchaft wohl, und
man hat ihn auch ſchon einige Male nach England gebracht, wie es ſcheint aber Wenig oder Nichts über
ſein Betragen im Käfig veröffentlicht.



Von den bisher beſchriebenen Kakadus unterſcheiden ſich mehrere Arten, welche deshalb auch zu
Vertretern beſonderer Sippen erhoben wurden, ſehr auffallend durch ihren Schnabel, deſſen Obertheil
ungewöhnlich verlängert iſt. Sie bilden eine eigene Horde, haben jedoch in ihrem Sein und Weſen
mit den Kakadus noch große Aehnlichkeit und werden deshalb von allen Naturforſchern ihnen zugezählt.

Der Naſenkakadu (Licmetis nasicus) iſt diejenige Art der gedachten Vögel, welche den
Kakadus am nächſten kommt. Er beſitzt noch das vorherrſchende weiße Gefieder und wenigſtens

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[43/0057] Gelbſchopfiger, Jnka- und Helmkakadu. Das Weibchen unterſcheidet ſich durch weniger lebhafte Färbung der Unterſeite und größere gelbe Flecke in den Federn der Haube. Jn der Größe ſteht der Jnka-Kakadu hinter dem gelbſchopfigen Etwas zurück und namentlich iſt er ſchlanker gebant. Nach Gould iſt dieſer Prachtvogel weit über den Süden Auſtraliens verbreitet, hält ſich aber vorzugsweiſe an die hohen Gummibäume und an das Buſchholz, welches im Jnnern des Landes die Steine der Flüſſe bekleidet, und läßt ſich niemals in der Nähe des Strandes ſehen. An den Ufern des Darring und Murray ſoll er häufig ſein, an der Nord- und Nordweſt- küſte Auſtraliens dagegen fehlen. Zur Brutzeit erſcheint er alljährlich an beſtimmten Plätzen und zwar in großer Menge. Die eintönigen Wälder des Jnnern belebt er in der angenehmſten Weiſe. Seine Stimme iſt mehr klagend, als die ſeiner Verwandten und hat nicht den rauhen Ausdruck derſelben, und die Pracht des Vogels reißt jeden Reiſenden, welcher ihn ſieht, zum Entzücken hin. Auf ihn ſind die oben angeführten Worte Mitchell’s zu beziehen. Der Jnka-Kakadu iſt unſtreitig der ſchönſte von allen, welche bis jetzt bekannt ſind und deshalb für die Liebhaber von hohem Werthe. Er ziert in der That auch die reichſte Papageienſammlung und erfreut Jedermann ebenſowohl durch ſeine anmuthige Farbenpracht, wie durch die Liebenswürdigkeit ſeines Weſens. Die Gefangenſchaft verträgt er ebenſo gut, als irgend ein anderer ſeiner Familie, und einzelne Liebhaber wollen beobachtet haben, daß er noch ſanfter und gutmüthiger wäre als die übrigen Arten. Dies Alles trägt dazu bei, den Kaufpreis eines ſolchen Vogels zu erhöhen; der Jnka-Kakadu koſtet heute noch faſt drei Mal ſo viel, als jeder andere ſeiner Verwandten. Der Helm- oder Schönkopfkakadu (Callicephalus galeatus) mag neben dem Genannten noch Erwähnung finden, weil er gegenwärtig als Vertreter einer eigenen Sippe angeſehen wird, welche gleichſam als ein Bindeglied zwiſchen den eigentlichen Kakadus und den Geringeros der Neuholländer oder Rabenkakadus erſcheint. Bezeichnend für ihn iſt der kurze, gewölbte Schnabel mit wenig vorſpringendem Haken am Oberſchnabel und der ziemlich ſtark abgerundete Schwanz. Das Gefieder iſt ſehr prächtig und manchfaltig gezeichnet. Die Oberſeite iſt dunkelſchieferblau, der Vorderkopf, die Wangen und der Federbuſch ſind ſcharlachroth, alle Federn mit Ausnahme der Hand- und Armſchwingen und der Steuerfedern ſind ſchmal weißlichgrau geſäumt, auf der Oberſeite ſchärfer als auf der Unterſeite. Das Weibchen iſt dunkler, faſt ſchieferfarben, die Federn des Ober- halſes und Rückens ſind leicht blaßgrau geſäumt, die übrigen mit unregelmäßig graulich weißen Bän- dern durchzogen. Die Federn der Unterſeite dagegen ſind ſchwefelgelb, düſterroth geſäumt. Der Augenring iſt ſchwärzlich braun, der Schnabel lichthornfarbig, der Fuß ſchwarz, aber wie mit einem grauen Duft beſtäubt. Ueber das Freileben dieſer ſchönen Vögel fehlen zur Zeit noch Beobachtungen. Gould be- richtet, daß man ihn in den Wäldern an der Südküſte Auſtraliens und auf einigen benachbarten Jnſeln, ſowie in dem nördlichen Theil von Vandiemensland finde, woſelbſt er die höchſten Bäume bewohne und die Samen der verſchiedenen Gummibäume genieße. Er erträgt die Gefangenſchaft wohl, und man hat ihn auch ſchon einige Male nach England gebracht, wie es ſcheint aber Wenig oder Nichts über ſein Betragen im Käfig veröffentlicht. Von den bisher beſchriebenen Kakadus unterſcheiden ſich mehrere Arten, welche deshalb auch zu Vertretern beſonderer Sippen erhoben wurden, ſehr auffallend durch ihren Schnabel, deſſen Obertheil ungewöhnlich verlängert iſt. Sie bilden eine eigene Horde, haben jedoch in ihrem Sein und Weſen mit den Kakadus noch große Aehnlichkeit und werden deshalb von allen Naturforſchern ihnen zugezählt. Der Naſenkakadu (Licmetis nasicus) iſt diejenige Art der gedachten Vögel, welche den Kakadus am nächſten kommt. Er beſitzt noch das vorherrſchende weiße Gefieder und wenigſtens

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/57>, abgerufen am 23.11.2024.