Die nördlichen Länder der Erde bewohnt ein Bussard, welcher sich von allen übrigen Arten seiner Familie durch seine wie bei den Adlern besiederten Fußwurzeln unterscheidet, der Rauchfußbussard (Archibuteo lagopus). Der Schnabel ist klein und schmal, stark gekrümmt und langhakig, die großen Flügel, in denen die dritte oder vierte Schwungfeder die übrigen überragt, erreichen, zusammengelegt, das Ende des langen, abgerundeten Schwanzes. Das Gefieder ist locker, die Federn sind groß und lang, die, welche den Kopf und Nacken bekleiden, mittellang und zugerundet. Die Färbung ist ein Gemisch von Weiß, Gelblichweiß, Rothgrau, Braunschwarz und Braun. Die Stirn ist weißlich, die Schwingenspitzen sind schieferschwarz, der Schwanz ist weiß, vor der grauen Spitze schwarz gebändert. Die Unterseite ist bei dem Männchen gewöhnlich auf der Brust, bei dem Weibchen aber am Bauche schwarzbraun gefleckt, die Hosen sind rostgelb oder weißgrau und ebenfalls braun gefleckt. Jn der Jugend sind Unterbrust und Bauch schwarzbraun, die Unterhälfte des Schwanzes ist weiß, die vordere braun. Auch bei diesem Bussard ändert die Zeichnung zufällig ab. Die Länge beträgt 22 bis 25 Zoll, die Breite 56 bis 62 Zoll. Das Weibchen ist größer als das Männchen.
Der Rauchfußbussard vertritt im hohen Norden seinen bei uns lebenden Verwandten und ist der hauptsächlichste Feind der dort so häufigen Wühlmäufe, namentlich der Lemminge. Bei uns ist er ein ebenso eifriger Mäusejäger, wie sein Verwandter, frißt auch, wie dieser, von jedem Aas, welches er findet, wie er denn überhaupt in seiner Lebensweise die größte Aehnlichkeit mit jenem zeigt, sodaß es für uns unnöthig ist, ihn im besondern ausführlich zu beschreiben. Nur soviel dürfte hervorzuheben sein, daß sein Horst vorzugsweise auf Felsen, nicht aber auf Bäumen angelegt wird.
Unser Mäusebussard (Buteo vulgaris), das Urbild der Familie, unterscheidet sich durch kleinen, schmalen, stark gekrümmten Schnabel, nackte, d. h. unbefiederte Fußwurzeln, einen verhältnißmäßig kürzeren Schwanz und ein minder lockeres Gefieder von dem Rauchfuß, mit welchem er in allem Uebrigen durchaus übereinstimmt.
Der Mäusebussard oder Mauser, sonst auch Bußhard und Busaar, Mäusehabicht, Mäusefalk, Mäuseaar, Mäusegeier, Rüttelweih, Wasservogel, Unkenfresser und Waldgeier genannt, wird 22 bis 25 Zoll lang und 50 bis 58 Zoll breit, der Schwanz mißt 8 bis 9 Zoll. Ueber die Färbung ist schwer etwas allgemein Giltiges zu sagen; denn der Bussard ändert außergewöhnlich ab, sodaß man selten zwei vollkommen gleich gefärbte Stücke von ihm sieht. Einzelne sind gleichmäßig schwarzbraun, auf dem Schwanze gebändert; andere sind braun auf der Oberseite, der Brust und den Schenkeln, sonst aber auch auf lichtbraungrauem Grunde in die Quere gefleckt; andere sind lichtbraun, bis auf den Schwanz längs gestreift, andere gilblichweiß mit dunkleren Schwingen und Schwanzfedern, auf der Brust gefleckt, auf den Steuerfedern gebändert u. s. w. Das Auge ist in der Jugend graubraun, später röthlichbraun, im hohen Alter grau. Die Wachshaut und die Füße sind gelb, der Schnabel ist am Grunde bläulich, an der Spitze schwärzlich.
Als Heimat ist der größte Theil Europas und Mittelasien zu betrachten. Jn Südeuropa kommt er im Winter überall vor, während er im Sommer nur hier und da, immer sehr einzeln, in höheren Gebirgen sich aufhält. Jn Nordafrika erscheint er einzeln und ebenfalls selten auf dem Zuge. Dasselbe gilt für die Tiefebenen Jndiens; im Himalaya hingegen ist er stellenweise gemein. Bei uns zu Lande ist er Strichvogel, in kälteren Gegenden aber Zugvogel: sie verläßt er im September und Oktober, zu ihnen kehrt er im März oder April zurück. Gelegentlich des Zuges bildet er Gesell- schaften von zwanzig bis über hundert Stücken, welche zwar mit einander in gleicher Richtung dahin- fliegen, aber durchaus keine Schwärme bilden, sondern sich über Flächen von einer halben Geviertmeile vertheilen. Dabei fliegen die Vögel langsam dahin und zwar meist in ziemlicher Höhe. Sie finden auch stets noch Zeit, halbe Stunden lang in weiten Kreisen sich emporzuschrauben. Auf dem Rück-
Die Fänger. Raubvögel. Buſſarde.
Die nördlichen Länder der Erde bewohnt ein Buſſard, welcher ſich von allen übrigen Arten ſeiner Familie durch ſeine wie bei den Adlern beſiederten Fußwurzeln unterſcheidet, der Rauchfußbuſſard (Archibuteo lagopus). Der Schnabel iſt klein und ſchmal, ſtark gekrümmt und langhakig, die großen Flügel, in denen die dritte oder vierte Schwungfeder die übrigen überragt, erreichen, zuſammengelegt, das Ende des langen, abgerundeten Schwanzes. Das Gefieder iſt locker, die Federn ſind groß und lang, die, welche den Kopf und Nacken bekleiden, mittellang und zugerundet. Die Färbung iſt ein Gemiſch von Weiß, Gelblichweiß, Rothgrau, Braunſchwarz und Braun. Die Stirn iſt weißlich, die Schwingenſpitzen ſind ſchieferſchwarz, der Schwanz iſt weiß, vor der grauen Spitze ſchwarz gebändert. Die Unterſeite iſt bei dem Männchen gewöhnlich auf der Bruſt, bei dem Weibchen aber am Bauche ſchwarzbraun gefleckt, die Hoſen ſind roſtgelb oder weißgrau und ebenfalls braun gefleckt. Jn der Jugend ſind Unterbruſt und Bauch ſchwarzbraun, die Unterhälfte des Schwanzes iſt weiß, die vordere braun. Auch bei dieſem Buſſard ändert die Zeichnung zufällig ab. Die Länge beträgt 22 bis 25 Zoll, die Breite 56 bis 62 Zoll. Das Weibchen iſt größer als das Männchen.
Der Rauchfußbuſſard vertritt im hohen Norden ſeinen bei uns lebenden Verwandten und iſt der hauptſächlichſte Feind der dort ſo häufigen Wühlmäufe, namentlich der Lemminge. Bei uns iſt er ein ebenſo eifriger Mäuſejäger, wie ſein Verwandter, frißt auch, wie dieſer, von jedem Aas, welches er findet, wie er denn überhaupt in ſeiner Lebensweiſe die größte Aehnlichkeit mit jenem zeigt, ſodaß es für uns unnöthig iſt, ihn im beſondern ausführlich zu beſchreiben. Nur ſoviel dürfte hervorzuheben ſein, daß ſein Horſt vorzugsweiſe auf Felſen, nicht aber auf Bäumen angelegt wird.
Unſer Mäuſebuſſard (Buteo vulgaris), das Urbild der Familie, unterſcheidet ſich durch kleinen, ſchmalen, ſtark gekrümmten Schnabel, nackte, d. h. unbefiederte Fußwurzeln, einen verhältnißmäßig kürzeren Schwanz und ein minder lockeres Gefieder von dem Rauchfuß, mit welchem er in allem Uebrigen durchaus übereinſtimmt.
Der Mäuſebuſſard oder Mauſer, ſonſt auch Bußhard und Busaar, Mäuſehabicht, Mäuſefalk, Mäuſeaar, Mäuſegeier, Rüttelweih, Waſſervogel, Unkenfreſſer und Waldgeier genannt, wird 22 bis 25 Zoll lang und 50 bis 58 Zoll breit, der Schwanz mißt 8 bis 9 Zoll. Ueber die Färbung iſt ſchwer etwas allgemein Giltiges zu ſagen; denn der Buſſard ändert außergewöhnlich ab, ſodaß man ſelten zwei vollkommen gleich gefärbte Stücke von ihm ſieht. Einzelne ſind gleichmäßig ſchwarzbraun, auf dem Schwanze gebändert; andere ſind braun auf der Oberſeite, der Bruſt und den Schenkeln, ſonſt aber auch auf lichtbraungrauem Grunde in die Quere gefleckt; andere ſind lichtbraun, bis auf den Schwanz längs geſtreift, andere gilblichweiß mit dunkleren Schwingen und Schwanzfedern, auf der Bruſt gefleckt, auf den Steuerfedern gebändert u. ſ. w. Das Auge iſt in der Jugend graubraun, ſpäter röthlichbraun, im hohen Alter grau. Die Wachshaut und die Füße ſind gelb, der Schnabel iſt am Grunde bläulich, an der Spitze ſchwärzlich.
Als Heimat iſt der größte Theil Europas und Mittelaſien zu betrachten. Jn Südeuropa kommt er im Winter überall vor, während er im Sommer nur hier und da, immer ſehr einzeln, in höheren Gebirgen ſich aufhält. Jn Nordafrika erſcheint er einzeln und ebenfalls ſelten auf dem Zuge. Daſſelbe gilt für die Tiefebenen Jndiens; im Himalaya hingegen iſt er ſtellenweiſe gemein. Bei uns zu Lande iſt er Strichvogel, in kälteren Gegenden aber Zugvogel: ſie verläßt er im September und Oktober, zu ihnen kehrt er im März oder April zurück. Gelegentlich des Zuges bildet er Geſell- ſchaften von zwanzig bis über hundert Stücken, welche zwar mit einander in gleicher Richtung dahin- fliegen, aber durchaus keine Schwärme bilden, ſondern ſich über Flächen von einer halben Geviertmeile vertheilen. Dabei fliegen die Vögel langſam dahin und zwar meiſt in ziemlicher Höhe. Sie finden auch ſtets noch Zeit, halbe Stunden lang in weiten Kreiſen ſich emporzuſchrauben. Auf dem Rück-
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Die Fänger. Raubvögel. Buſſarde.
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Familie durch ſeine wie bei den Adlern beſiederten Fußwurzeln unterſcheidet, der Rauchfußbuſſard
(Archibuteo lagopus). Der Schnabel iſt klein und ſchmal, ſtark gekrümmt und langhakig, die großen
Flügel, in denen die dritte oder vierte Schwungfeder die übrigen überragt, erreichen, zuſammengelegt,
das Ende des langen, abgerundeten Schwanzes. Das Gefieder iſt locker, die Federn ſind groß und
lang, die, welche den Kopf und Nacken bekleiden, mittellang und zugerundet. Die Färbung iſt ein
Gemiſch von Weiß, Gelblichweiß, Rothgrau, Braunſchwarz und Braun. Die Stirn iſt weißlich, die
Schwingenſpitzen ſind ſchieferſchwarz, der Schwanz iſt weiß, vor der grauen Spitze ſchwarz gebändert.
Die Unterſeite iſt bei dem Männchen gewöhnlich auf der Bruſt, bei dem Weibchen aber am Bauche
ſchwarzbraun gefleckt, die Hoſen ſind roſtgelb oder weißgrau und ebenfalls braun gefleckt. Jn der
Jugend ſind Unterbruſt und Bauch ſchwarzbraun, die Unterhälfte des Schwanzes iſt weiß, die vordere
braun. Auch bei dieſem Buſſard ändert die Zeichnung zufällig ab. Die Länge beträgt 22 bis 25
Zoll, die Breite 56 bis 62 Zoll. Das Weibchen iſt größer als das Männchen.
Der Rauchfußbuſſard vertritt im hohen Norden ſeinen bei uns lebenden Verwandten und iſt der
hauptſächlichſte Feind der dort ſo häufigen Wühlmäufe, namentlich der Lemminge. Bei uns iſt er
ein ebenſo eifriger Mäuſejäger, wie ſein Verwandter, frißt auch, wie dieſer, von jedem Aas, welches er
findet, wie er denn überhaupt in ſeiner Lebensweiſe die größte Aehnlichkeit mit jenem zeigt, ſodaß es
für uns unnöthig iſt, ihn im beſondern ausführlich zu beſchreiben. Nur ſoviel dürfte hervorzuheben
ſein, daß ſein Horſt vorzugsweiſe auf Felſen, nicht aber auf Bäumen angelegt wird.
Unſer Mäuſebuſſard (Buteo vulgaris), das Urbild der Familie, unterſcheidet ſich durch
kleinen, ſchmalen, ſtark gekrümmten Schnabel, nackte, d. h. unbefiederte Fußwurzeln, einen
verhältnißmäßig kürzeren Schwanz und ein minder lockeres Gefieder von dem Rauchfuß, mit welchem
er in allem Uebrigen durchaus übereinſtimmt.
Der Mäuſebuſſard oder Mauſer, ſonſt auch Bußhard und Busaar, Mäuſehabicht,
Mäuſefalk, Mäuſeaar, Mäuſegeier, Rüttelweih, Waſſervogel, Unkenfreſſer und
Waldgeier genannt, wird 22 bis 25 Zoll lang und 50 bis 58 Zoll breit, der Schwanz mißt 8 bis
9 Zoll. Ueber die Färbung iſt ſchwer etwas allgemein Giltiges zu ſagen; denn der Buſſard ändert
außergewöhnlich ab, ſodaß man ſelten zwei vollkommen gleich gefärbte Stücke von ihm ſieht. Einzelne
ſind gleichmäßig ſchwarzbraun, auf dem Schwanze gebändert; andere ſind braun auf der Oberſeite,
der Bruſt und den Schenkeln, ſonſt aber auch auf lichtbraungrauem Grunde in die Quere gefleckt;
andere ſind lichtbraun, bis auf den Schwanz längs geſtreift, andere gilblichweiß mit dunkleren
Schwingen und Schwanzfedern, auf der Bruſt gefleckt, auf den Steuerfedern gebändert u. ſ. w. Das
Auge iſt in der Jugend graubraun, ſpäter röthlichbraun, im hohen Alter grau. Die Wachshaut und
die Füße ſind gelb, der Schnabel iſt am Grunde bläulich, an der Spitze ſchwärzlich.
Als Heimat iſt der größte Theil Europas und Mittelaſien zu betrachten. Jn Südeuropa
kommt er im Winter überall vor, während er im Sommer nur hier und da, immer ſehr einzeln, in
höheren Gebirgen ſich aufhält. Jn Nordafrika erſcheint er einzeln und ebenfalls ſelten auf dem Zuge.
Daſſelbe gilt für die Tiefebenen Jndiens; im Himalaya hingegen iſt er ſtellenweiſe gemein. Bei uns
zu Lande iſt er Strichvogel, in kälteren Gegenden aber Zugvogel: ſie verläßt er im September und
Oktober, zu ihnen kehrt er im März oder April zurück. Gelegentlich des Zuges bildet er Geſell-
ſchaften von zwanzig bis über hundert Stücken, welche zwar mit einander in gleicher Richtung dahin-
fliegen, aber durchaus keine Schwärme bilden, ſondern ſich über Flächen von einer halben Geviertmeile
vertheilen. Dabei fliegen die Vögel langſam dahin und zwar meiſt in ziemlicher Höhe. Sie finden
auch ſtets noch Zeit, halbe Stunden lang in weiten Kreiſen ſich emporzuſchrauben. Auf dem Rück-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/544>, abgerufen am 22.11.2024.
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