dichtgefleckte Eier bilden das Gelege, welches von dem Weibchen mit großem Eifer bebrütet wird. Die Jungen erhalten Mäuse, Frösche und zuweilen auch junge Vögel zur Aetzung. Sie sitzen lange im Neste und werden auch nach dem Ausfliegen noch viele Wochen von den Alten ernährt, geführt, unterrichtet und gewarnt. Dann vereinzelt sich die Familie und jeder Einzelne geht seinen Geschäften nach, bis gegen den Herbst hin die Paare sich zu Trupps und diese zu Schwärmen vereinigen, welche nun gemeinsam die Winterreife antreten.
Jm Käfig ist der Milan, wie alle seine nächsten Verwandten, ein angenehmer Vogel. Er macht wenig Ansprüche und ergibt sich bald in den Verlust seiner Freiheit, ja er gewinnt nach kurzer Zeit seinen Pfleger außerordentlich lieb, begrüßt ihn mit fröhlichem Geschrei, wenn er ihn von weitem erblickt und versucht überhaupt, seine Zuneigung in jeder Weise an den Tag zu legen. Mit andern Raubvögeln gleicher Größe verträgt er sich vortrefflich. Er ist zu feig, um sie zu überfallen, andere Rücksichten kennt er nicht; denn mit der größten Seelenruhe frißt er die Leiche desjenigen auf, mit welchem er jahrelang friedlich vereinigt lebte.
Der Milan Jndiens ist die Gowinda (Hydroictinia Govinda), über deren Lebensweise neuerdings Jerdon ausführlicher berichtet hat. "Sie verbreitet sich durch ganz Jndien und ist einer der gemeinsten Vögel des Landes vom Meer bis zu 8000 Fuß Höhe, bevorzugt große Städte und Ortschaften, siedelt sich hier an, folgt den Reisenden, nimmt Speise unmittelbar vor dem Menschen auf, jagt andern Vögeln und ihren eigenen Kameraden die Nahrung ab und nimmt auch wohl ein Huhn oder einen verwundeten Vogel jeder Art, selbst erwachsene Hennen, auf. Philipps sagt, daß sie ein sehr listiger Vogel sei, welcher Papageien und Hühner wegnehme, sich aber vor andern Falken und Krähen fürchte, es z. B. gestatte, daß Krähen ein Stück Fleisch vor ihm zertheilten, welches zu erhalten er offenbar sehr gierig sei. Dies stimmt schlecht zu meinen Beobachtungen. Obwohl die Gowinda mit den Krähen in ziemlich guter Freundschaft lebt, habe ich gesehen, daß sie diese verfolgt und zwingt, ihr das erbeutete Stück hinzuwerfen. Bligh erwähnt, daß er von glaubwürdigen Leuten gehört habe, der Milan fresse zuweilen sogar Krähen. Diese ihrerseits verfolgen die Gowinda, wie es scheint, aber blos, um sich zu vergnügen. Bligh sagt, daß sie sich in großen Scharen vereinigen; ich habe Dasselbe beobachtet. Die Milane der ganzen Nachbarschaft kamen zusammen und hielten gleichsam eine Berathung ab. Es wird gesagt, daß sie während der Regenzeit Kalkutta auf drei bis vier Monate gänzlich verlassen; ich habe Dies an andern Orten nicht gefunden. Sie paaren sich zu Weihnachten und brüten vom Januar bis April. Das Nest wird aus Stöcken und Reisig erbaut, oft mit Lumpen ausgefüttert und auf Bäumen, hohen Gebäuden, selten auf Felsen angelegt. Es enthält zwei oder drei Eier."
Von dem afrikanischen Vertreter des Milans, welcher mit Fug und Recht Schmarotzer- milan (Hydroictinia parasitica) genannt wird, würde ich hier gern eine ausführlichere Schilderung eingeschaltet haben, hätte ich solche nicht erst vor Kurzem in meinen "Ergebnissen u. s. w." veröffentlicht. Jch muß daher diejenigen meiner Leser, welche über den merkwürdigen Vogel näher unterrichtet sein wollen, ersuchen, die dort gegebene Beschreibung nachzulesen. Der Schmarotzermilan verdient bekannt zu werden; denn die Rolle, welche er spielt, ist ungleich bedeutsamer für den Menschen, als die Thätigkeit seiner europäischen Verwandten.
Der Königsweih oder der rothe Milan, der Gabel-, Röthel-, Rüttel-, Hole- und Kürweih, der Stein-, Stoß-, Hühner- und Gabelgeier, Gabler, Gabel- oder Schwalbenschwanz, Schwimmer, Krümmer, Stert oder Tyverl (Milvus regalis) gilt uns als das Urbild aller Milane. Er unterscheidet sich von dem vorigen durch verhältnißmäßig stärkeren,
Die Fänger. Raubvögel. Weihen.
dichtgefleckte Eier bilden das Gelege, welches von dem Weibchen mit großem Eifer bebrütet wird. Die Jungen erhalten Mäuſe, Fröſche und zuweilen auch junge Vögel zur Aetzung. Sie ſitzen lange im Neſte und werden auch nach dem Ausfliegen noch viele Wochen von den Alten ernährt, geführt, unterrichtet und gewarnt. Dann vereinzelt ſich die Familie und jeder Einzelne geht ſeinen Geſchäften nach, bis gegen den Herbſt hin die Paare ſich zu Trupps und dieſe zu Schwärmen vereinigen, welche nun gemeinſam die Winterreife antreten.
Jm Käfig iſt der Milan, wie alle ſeine nächſten Verwandten, ein angenehmer Vogel. Er macht wenig Anſprüche und ergibt ſich bald in den Verluſt ſeiner Freiheit, ja er gewinnt nach kurzer Zeit ſeinen Pfleger außerordentlich lieb, begrüßt ihn mit fröhlichem Geſchrei, wenn er ihn von weitem erblickt und verſucht überhaupt, ſeine Zuneigung in jeder Weiſe an den Tag zu legen. Mit andern Raubvögeln gleicher Größe verträgt er ſich vortrefflich. Er iſt zu feig, um ſie zu überfallen, andere Rückſichten kennt er nicht; denn mit der größten Seelenruhe frißt er die Leiche desjenigen auf, mit welchem er jahrelang friedlich vereinigt lebte.
Der Milan Jndiens iſt die Gowinda (Hydroictinia Govinda), über deren Lebensweiſe neuerdings Jerdon ausführlicher berichtet hat. „Sie verbreitet ſich durch ganz Jndien und iſt einer der gemeinſten Vögel des Landes vom Meer bis zu 8000 Fuß Höhe, bevorzugt große Städte und Ortſchaften, ſiedelt ſich hier an, folgt den Reiſenden, nimmt Speiſe unmittelbar vor dem Menſchen auf, jagt andern Vögeln und ihren eigenen Kameraden die Nahrung ab und nimmt auch wohl ein Huhn oder einen verwundeten Vogel jeder Art, ſelbſt erwachſene Hennen, auf. Philipps ſagt, daß ſie ein ſehr liſtiger Vogel ſei, welcher Papageien und Hühner wegnehme, ſich aber vor andern Falken und Krähen fürchte, es z. B. geſtatte, daß Krähen ein Stück Fleiſch vor ihm zertheilten, welches zu erhalten er offenbar ſehr gierig ſei. Dies ſtimmt ſchlecht zu meinen Beobachtungen. Obwohl die Gowinda mit den Krähen in ziemlich guter Freundſchaft lebt, habe ich geſehen, daß ſie dieſe verfolgt und zwingt, ihr das erbeutete Stück hinzuwerfen. Bligh erwähnt, daß er von glaubwürdigen Leuten gehört habe, der Milan freſſe zuweilen ſogar Krähen. Dieſe ihrerſeits verfolgen die Gowinda, wie es ſcheint, aber blos, um ſich zu vergnügen. Bligh ſagt, daß ſie ſich in großen Scharen vereinigen; ich habe Daſſelbe beobachtet. Die Milane der ganzen Nachbarſchaft kamen zuſammen und hielten gleichſam eine Berathung ab. Es wird geſagt, daß ſie während der Regenzeit Kalkutta auf drei bis vier Monate gänzlich verlaſſen; ich habe Dies an andern Orten nicht gefunden. Sie paaren ſich zu Weihnachten und brüten vom Januar bis April. Das Neſt wird aus Stöcken und Reiſig erbaut, oft mit Lumpen ausgefüttert und auf Bäumen, hohen Gebäuden, ſelten auf Felſen angelegt. Es enthält zwei oder drei Eier.‟
Von dem afrikaniſchen Vertreter des Milans, welcher mit Fug und Recht Schmarotzer- milan (Hydroictinia parasitica) genannt wird, würde ich hier gern eine ausführlichere Schilderung eingeſchaltet haben, hätte ich ſolche nicht erſt vor Kurzem in meinen „Ergebniſſen u. ſ. w.‟ veröffentlicht. Jch muß daher diejenigen meiner Leſer, welche über den merkwürdigen Vogel näher unterrichtet ſein wollen, erſuchen, die dort gegebene Beſchreibung nachzuleſen. Der Schmarotzermilan verdient bekannt zu werden; denn die Rolle, welche er ſpielt, iſt ungleich bedeutſamer für den Menſchen, als die Thätigkeit ſeiner europäiſchen Verwandten.
Der Königsweih oder der rothe Milan, der Gabel-, Röthel-, Rüttel-, Hole- und Kürweih, der Stein-, Stoß-, Hühner- und Gabelgeier, Gabler, Gabel- oder Schwalbenſchwanz, Schwimmer, Krümmer, Stert oder Tyverl (Milvus regalis) gilt uns als das Urbild aller Milane. Er unterſcheidet ſich von dem vorigen durch verhältnißmäßig ſtärkeren,
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[492/0524]
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dichtgefleckte Eier bilden das Gelege, welches von dem Weibchen mit großem Eifer bebrütet wird.
Die Jungen erhalten Mäuſe, Fröſche und zuweilen auch junge Vögel zur Aetzung. Sie ſitzen lange
im Neſte und werden auch nach dem Ausfliegen noch viele Wochen von den Alten ernährt, geführt,
unterrichtet und gewarnt. Dann vereinzelt ſich die Familie und jeder Einzelne geht ſeinen Geſchäften
nach, bis gegen den Herbſt hin die Paare ſich zu Trupps und dieſe zu Schwärmen vereinigen, welche
nun gemeinſam die Winterreife antreten.
Jm Käfig iſt der Milan, wie alle ſeine nächſten Verwandten, ein angenehmer Vogel. Er macht
wenig Anſprüche und ergibt ſich bald in den Verluſt ſeiner Freiheit, ja er gewinnt nach kurzer Zeit
ſeinen Pfleger außerordentlich lieb, begrüßt ihn mit fröhlichem Geſchrei, wenn er ihn von weitem
erblickt und verſucht überhaupt, ſeine Zuneigung in jeder Weiſe an den Tag zu legen. Mit andern
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welchem er jahrelang friedlich vereinigt lebte.
Der Milan Jndiens iſt die Gowinda (Hydroictinia Govinda), über deren Lebensweiſe
neuerdings Jerdon ausführlicher berichtet hat. „Sie verbreitet ſich durch ganz Jndien und iſt einer
der gemeinſten Vögel des Landes vom Meer bis zu 8000 Fuß Höhe, bevorzugt große Städte und
Ortſchaften, ſiedelt ſich hier an, folgt den Reiſenden, nimmt Speiſe unmittelbar vor dem Menſchen
auf, jagt andern Vögeln und ihren eigenen Kameraden die Nahrung ab und nimmt auch wohl ein
Huhn oder einen verwundeten Vogel jeder Art, ſelbſt erwachſene Hennen, auf. Philipps ſagt, daß
ſie ein ſehr liſtiger Vogel ſei, welcher Papageien und Hühner wegnehme, ſich aber vor andern Falken
und Krähen fürchte, es z. B. geſtatte, daß Krähen ein Stück Fleiſch vor ihm zertheilten, welches zu
erhalten er offenbar ſehr gierig ſei. Dies ſtimmt ſchlecht zu meinen Beobachtungen. Obwohl die
Gowinda mit den Krähen in ziemlich guter Freundſchaft lebt, habe ich geſehen, daß ſie dieſe verfolgt
und zwingt, ihr das erbeutete Stück hinzuwerfen. Bligh erwähnt, daß er von glaubwürdigen
Leuten gehört habe, der Milan freſſe zuweilen ſogar Krähen. Dieſe ihrerſeits verfolgen die
Gowinda, wie es ſcheint, aber blos, um ſich zu vergnügen. Bligh ſagt, daß ſie ſich in großen
Scharen vereinigen; ich habe Daſſelbe beobachtet. Die Milane der ganzen Nachbarſchaft kamen
zuſammen und hielten gleichſam eine Berathung ab. Es wird geſagt, daß ſie während der Regenzeit
Kalkutta auf drei bis vier Monate gänzlich verlaſſen; ich habe Dies an andern Orten nicht gefunden.
Sie paaren ſich zu Weihnachten und brüten vom Januar bis April. Das Neſt wird aus Stöcken
und Reiſig erbaut, oft mit Lumpen ausgefüttert und auf Bäumen, hohen Gebäuden, ſelten auf Felſen
angelegt. Es enthält zwei oder drei Eier.‟
Von dem afrikaniſchen Vertreter des Milans, welcher mit Fug und Recht Schmarotzer-
milan (Hydroictinia parasitica) genannt wird, würde ich hier gern eine ausführlichere Schilderung
eingeſchaltet haben, hätte ich ſolche nicht erſt vor Kurzem in meinen „Ergebniſſen u. ſ. w.‟
veröffentlicht. Jch muß daher diejenigen meiner Leſer, welche über den merkwürdigen Vogel näher
unterrichtet ſein wollen, erſuchen, die dort gegebene Beſchreibung nachzuleſen. Der Schmarotzermilan
verdient bekannt zu werden; denn die Rolle, welche er ſpielt, iſt ungleich bedeutſamer für den
Menſchen, als die Thätigkeit ſeiner europäiſchen Verwandten.
Der Königsweih oder der rothe Milan, der Gabel-, Röthel-, Rüttel-, Hole- und
Kürweih, der Stein-, Stoß-, Hühner- und Gabelgeier, Gabler, Gabel- oder
Schwalbenſchwanz, Schwimmer, Krümmer, Stert oder Tyverl (Milvus regalis) gilt uns
als das Urbild aller Milane. Er unterſcheidet ſich von dem vorigen durch verhältnißmäßig ſtärkeren,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/524>, abgerufen am 22.11.2024.
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