hauptsächlich des Badens wegen geschieht; denn sie lassen sich gern beregnen, zuweilen so stark, daß sie vollkommen eingenäßt sind. Gegen Kälte sind sie nicht sehr empfindlich; es genügt, wenn man sie in frostfreiem Raume hält.
Vielleicht gibt es kaum verträglichere Thiere, als diese Helmvögel. Jn ihrem Käfig leben außerdem Reb- und Bambushühner, Schopfwachteln, Baumhühner, Finken und Alpenlerchen. Mit allen diesen so verschiedenen Geschöpfen vertragen sie sich ausgezeichnet; sie vertragen sich mit ihnen auch in dem engen Winterkäfig. Oft kommt es vor, daß eine der Schopfwachteln bäumt und sich dicht neben den Helmvogel setzt, ja fast an denselben anschmiegt. Er läßt aber auch Dies anstandslos geschehen. Gegen den Wärter zeigen sie sich zutraulich, Beweise von so großer Zahmheit aber, wie Ploß sie erfuhr, haben sie nicht gegeben.
Jhre Gefangenenkost ist sehr einfach; sie besteht hauptsächlich aus gekochtem Reis, untermischt mit Grünzeug der verschiedensten Art und einigen Früchten. Sie bedürfen viel Nahrung, sind aber im höchsten Grade anspruchslos.
Jhre Stimme vernimmt man selten. Gewöhnlich stoßen sie ein Geknarr aus, bei besonderer Aufregung aber rufen sie laut und abgebrochen: "Kruuk, kruuk, kruuk"; andere Laute haben wir nicht vernommen.
Eigenthümlich ist eine Beobachtung, welche Verreaux machte. Er fand nämlich, daß die zwölf oder vierzehn Flügelfedern, welche sich durch die prachtvolle purpurviolette Farbe auszeichnen, ihre Schönheit verlieren, sobald sie durchnäßt werden, ja, daß sie abfärben, wenn man sie in diesem Zustande mit den Fingern berührt oder reibt. Trocken geworden, nehmen dieselben Federn ihre ursprüngliche, glänzende Farbe wieder an. Doch geschieht Dies nur, so lange der Vogel lebt: so wenigstens beobachteten Westermann und Schlegel. Jm Thiergarten zu Amsterdam wurde ein Helmvogel von Krämpfen befallen und wie gewöhnlich unter solchen Umständen mit kaltem Wasser begossen. Der Vogel blieb in derselben Lage, wie er gefallen war, liegen, lebte noch einige Stunden und starb endlich. Es zeigte sich jetzt, daß er auf der einen Seite trocken geworden, auf der nach dem Boden zugekehrten aber naß geblieben war, und man bemerkte nun, daß dieses noch nasse Roth des lin- ken Flügels in Blau verwandelt worden war, während die rothe Farbe des vor dem Tod getrockneten rechten Flügels sich in vollkommener Schönheit erhalten hatte. An getrockneten Bälgen äußern Waschungen mit Wasser nicht den mindesten Einfluß, und nur dann, wenn ein Vogelbalg in verdünn- tem Ammoniak oder in Seifenwasser gelegen hat, kann man bemerken, daß die Flügel abfärben.
Der Riese der Familie ist der Turako (Corythacola cristata), ein in jeder Hinsicht ausgezeich- neter Vogel, welcher mit Recht zum Vertreter einer eigenen Sippe erhoben worden ist. Jm allge- meinen steht der Turako den Helmvögeln nahe; er unterscheidet sich jedoch durch die beträchtliche Größe, durch die Bildung des Schnabels und die anders gestaltete Haube. Der Leib ist kräftig, der Flügel mittellang und stumpfspitzig, in ihm die fünfte Schwinge die längste, die vierte und sechste mit dieser fast gleich lang; der Schwanz besteht aus zehn breiten, stumpf abgerundeten Steuerfedern, deren seitliche sich etwas verkürzen. Der Lauf ist kurz und stark; die Zehen sind lang und mit dicken Krallen besetzt. Der Schnabel ist kurz, stark gekrümmt, auf der Schnabelfirste abgerundet, an den Schneiden beider Kiefern gezähnelt. Der Schopf wird durch die verlängerten Stirn- und Scheitelfedern gebildet; die Zügel und Augengegend sind befiedert. Das Gefieder ist dicht und weich, die Federn der Unter- seite sind ebenfalls etwas zerschlissen.
Jn der Größe kommt der Turako einem Raben ungefähr gleich. Seine Länge beträgt 2 Fuß 1 bis 2 Zoll, der Fittig mißt 1 Fuß, der Schwanz 1 Fuß 2 bis 3 Zoll. Ein schönes lebhaftes Grün oder Türkisblau ist die vorherrschende Färbung. Die Federn der Kopfhaube sind schwarz, dunkelblau zugespitzt, die der Brust und des Vorderbauches lauch- oder schmuziggelbgrün, des Bauches und Steißes mattzimmtbraun; der grünlichblaue Schwanz ist gegen das Ende hin breitschwarz gebändert,
Helmvogel. Turako.
hauptſächlich des Badens wegen geſchieht; denn ſie laſſen ſich gern beregnen, zuweilen ſo ſtark, daß ſie vollkommen eingenäßt ſind. Gegen Kälte ſind ſie nicht ſehr empfindlich; es genügt, wenn man ſie in froſtfreiem Raume hält.
Vielleicht gibt es kaum verträglichere Thiere, als dieſe Helmvögel. Jn ihrem Käfig leben außerdem Reb- und Bambushühner, Schopfwachteln, Baumhühner, Finken und Alpenlerchen. Mit allen dieſen ſo verſchiedenen Geſchöpfen vertragen ſie ſich ausgezeichnet; ſie vertragen ſich mit ihnen auch in dem engen Winterkäfig. Oft kommt es vor, daß eine der Schopfwachteln bäumt und ſich dicht neben den Helmvogel ſetzt, ja faſt an denſelben anſchmiegt. Er läßt aber auch Dies anſtandslos geſchehen. Gegen den Wärter zeigen ſie ſich zutraulich, Beweiſe von ſo großer Zahmheit aber, wie Ploß ſie erfuhr, haben ſie nicht gegeben.
Jhre Gefangenenkoſt iſt ſehr einfach; ſie beſteht hauptſächlich aus gekochtem Reis, untermiſcht mit Grünzeug der verſchiedenſten Art und einigen Früchten. Sie bedürfen viel Nahrung, ſind aber im höchſten Grade anſpruchslos.
Jhre Stimme vernimmt man ſelten. Gewöhnlich ſtoßen ſie ein Geknarr aus, bei beſonderer Aufregung aber rufen ſie laut und abgebrochen: „Kruuk, kruuk, kruuk‟; andere Laute haben wir nicht vernommen.
Eigenthümlich iſt eine Beobachtung, welche Verreaux machte. Er fand nämlich, daß die zwölf oder vierzehn Flügelfedern, welche ſich durch die prachtvolle purpurviolette Farbe auszeichnen, ihre Schönheit verlieren, ſobald ſie durchnäßt werden, ja, daß ſie abfärben, wenn man ſie in dieſem Zuſtande mit den Fingern berührt oder reibt. Trocken geworden, nehmen dieſelben Federn ihre urſprüngliche, glänzende Farbe wieder an. Doch geſchieht Dies nur, ſo lange der Vogel lebt: ſo wenigſtens beobachteten Weſtermann und Schlegel. Jm Thiergarten zu Amſterdam wurde ein Helmvogel von Krämpfen befallen und wie gewöhnlich unter ſolchen Umſtänden mit kaltem Waſſer begoſſen. Der Vogel blieb in derſelben Lage, wie er gefallen war, liegen, lebte noch einige Stunden und ſtarb endlich. Es zeigte ſich jetzt, daß er auf der einen Seite trocken geworden, auf der nach dem Boden zugekehrten aber naß geblieben war, und man bemerkte nun, daß dieſes noch naſſe Roth des lin- ken Flügels in Blau verwandelt worden war, während die rothe Farbe des vor dem Tod getrockneten rechten Flügels ſich in vollkommener Schönheit erhalten hatte. An getrockneten Bälgen äußern Waſchungen mit Waſſer nicht den mindeſten Einfluß, und nur dann, wenn ein Vogelbalg in verdünn- tem Ammoniak oder in Seifenwaſſer gelegen hat, kann man bemerken, daß die Flügel abfärben.
Der Rieſe der Familie iſt der Turako (Corythacola cristata), ein in jeder Hinſicht ausgezeich- neter Vogel, welcher mit Recht zum Vertreter einer eigenen Sippe erhoben worden iſt. Jm allge- meinen ſteht der Turako den Helmvögeln nahe; er unterſcheidet ſich jedoch durch die beträchtliche Größe, durch die Bildung des Schnabels und die anders geſtaltete Haube. Der Leib iſt kräftig, der Flügel mittellang und ſtumpfſpitzig, in ihm die fünfte Schwinge die längſte, die vierte und ſechste mit dieſer faſt gleich lang; der Schwanz beſteht aus zehn breiten, ſtumpf abgerundeten Steuerfedern, deren ſeitliche ſich etwas verkürzen. Der Lauf iſt kurz und ſtark; die Zehen ſind lang und mit dicken Krallen beſetzt. Der Schnabel iſt kurz, ſtark gekrümmt, auf der Schnabelfirſte abgerundet, an den Schneiden beider Kiefern gezähnelt. Der Schopf wird durch die verlängerten Stirn- und Scheitelfedern gebildet; die Zügel und Augengegend ſind befiedert. Das Gefieder iſt dicht und weich, die Federn der Unter- ſeite ſind ebenfalls etwas zerſchliſſen.
Jn der Größe kommt der Turako einem Raben ungefähr gleich. Seine Länge beträgt 2 Fuß 1 bis 2 Zoll, der Fittig mißt 1 Fuß, der Schwanz 1 Fuß 2 bis 3 Zoll. Ein ſchönes lebhaftes Grün oder Türkisblau iſt die vorherrſchende Färbung. Die Federn der Kopfhaube ſind ſchwarz, dunkelblau zugeſpitzt, die der Bruſt und des Vorderbauches lauch- oder ſchmuziggelbgrün, des Bauches und Steißes mattzimmtbraun; der grünlichblaue Schwanz iſt gegen das Ende hin breitſchwarz gebändert,
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Helmvogel. Turako.
hauptſächlich des Badens wegen geſchieht; denn ſie laſſen ſich gern beregnen, zuweilen ſo ſtark, daß ſie
vollkommen eingenäßt ſind. Gegen Kälte ſind ſie nicht ſehr empfindlich; es genügt, wenn man ſie
in froſtfreiem Raume hält.
Vielleicht gibt es kaum verträglichere Thiere, als dieſe Helmvögel. Jn ihrem Käfig leben
außerdem Reb- und Bambushühner, Schopfwachteln, Baumhühner, Finken und Alpenlerchen.
Mit allen dieſen ſo verſchiedenen Geſchöpfen vertragen ſie ſich ausgezeichnet; ſie vertragen ſich mit
ihnen auch in dem engen Winterkäfig. Oft kommt es vor, daß eine der Schopfwachteln bäumt und
ſich dicht neben den Helmvogel ſetzt, ja faſt an denſelben anſchmiegt. Er läßt aber auch Dies
anſtandslos geſchehen. Gegen den Wärter zeigen ſie ſich zutraulich, Beweiſe von ſo großer Zahmheit
aber, wie Ploß ſie erfuhr, haben ſie nicht gegeben.
Jhre Gefangenenkoſt iſt ſehr einfach; ſie beſteht hauptſächlich aus gekochtem Reis, untermiſcht mit
Grünzeug der verſchiedenſten Art und einigen Früchten. Sie bedürfen viel Nahrung, ſind aber im
höchſten Grade anſpruchslos.
Jhre Stimme vernimmt man ſelten. Gewöhnlich ſtoßen ſie ein Geknarr aus, bei beſonderer
Aufregung aber rufen ſie laut und abgebrochen: „Kruuk, kruuk, kruuk‟; andere Laute haben wir nicht
vernommen.
Eigenthümlich iſt eine Beobachtung, welche Verreaux machte. Er fand nämlich, daß die
zwölf oder vierzehn Flügelfedern, welche ſich durch die prachtvolle purpurviolette Farbe auszeichnen,
ihre Schönheit verlieren, ſobald ſie durchnäßt werden, ja, daß ſie abfärben, wenn man ſie in dieſem
Zuſtande mit den Fingern berührt oder reibt. Trocken geworden, nehmen dieſelben Federn ihre
urſprüngliche, glänzende Farbe wieder an. Doch geſchieht Dies nur, ſo lange der Vogel lebt: ſo
wenigſtens beobachteten Weſtermann und Schlegel. Jm Thiergarten zu Amſterdam wurde ein
Helmvogel von Krämpfen befallen und wie gewöhnlich unter ſolchen Umſtänden mit kaltem Waſſer
begoſſen. Der Vogel blieb in derſelben Lage, wie er gefallen war, liegen, lebte noch einige Stunden
und ſtarb endlich. Es zeigte ſich jetzt, daß er auf der einen Seite trocken geworden, auf der nach dem
Boden zugekehrten aber naß geblieben war, und man bemerkte nun, daß dieſes noch naſſe Roth des lin-
ken Flügels in Blau verwandelt worden war, während die rothe Farbe des vor dem Tod getrockneten
rechten Flügels ſich in vollkommener Schönheit erhalten hatte. An getrockneten Bälgen äußern
Waſchungen mit Waſſer nicht den mindeſten Einfluß, und nur dann, wenn ein Vogelbalg in verdünn-
tem Ammoniak oder in Seifenwaſſer gelegen hat, kann man bemerken, daß die Flügel abfärben.
Der Rieſe der Familie iſt der Turako (Corythacola cristata), ein in jeder Hinſicht ausgezeich-
neter Vogel, welcher mit Recht zum Vertreter einer eigenen Sippe erhoben worden iſt. Jm allge-
meinen ſteht der Turako den Helmvögeln nahe; er unterſcheidet ſich jedoch durch die beträchtliche
Größe, durch die Bildung des Schnabels und die anders geſtaltete Haube. Der Leib iſt kräftig, der Flügel
mittellang und ſtumpfſpitzig, in ihm die fünfte Schwinge die längſte, die vierte und ſechste mit dieſer
faſt gleich lang; der Schwanz beſteht aus zehn breiten, ſtumpf abgerundeten Steuerfedern, deren
ſeitliche ſich etwas verkürzen. Der Lauf iſt kurz und ſtark; die Zehen ſind lang und mit dicken Krallen
beſetzt. Der Schnabel iſt kurz, ſtark gekrümmt, auf der Schnabelfirſte abgerundet, an den Schneiden
beider Kiefern gezähnelt. Der Schopf wird durch die verlängerten Stirn- und Scheitelfedern gebildet;
die Zügel und Augengegend ſind befiedert. Das Gefieder iſt dicht und weich, die Federn der Unter-
ſeite ſind ebenfalls etwas zerſchliſſen.
Jn der Größe kommt der Turako einem Raben ungefähr gleich. Seine Länge beträgt 2 Fuß
1 bis 2 Zoll, der Fittig mißt 1 Fuß, der Schwanz 1 Fuß 2 bis 3 Zoll. Ein ſchönes lebhaftes
Grün oder Türkisblau iſt die vorherrſchende Färbung. Die Federn der Kopfhaube ſind ſchwarz,
dunkelblau zugeſpitzt, die der Bruſt und des Vorderbauches lauch- oder ſchmuziggelbgrün, des Bauches und
Steißes mattzimmtbraun; der grünlichblaue Schwanz iſt gegen das Ende hin breitſchwarz gebändert,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/421>, abgerufen am 22.11.2024.
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