Bewegungen und Töne seine Zufriedenheit zu erkennen oder schwatzte, als ob er sich mit seiner Her- rin unterhalten wolle. Liebkosungen, welche ihm gespendet wurden, erwiederte er, indem er seine Wangen sanft an die seiner Gebieterin drückte, und immer ließ er dabei zärtliche Laute vernehmen. Das Fräulein durfte unbesorgt mit ihm spielen; er nahm seine Finger in den Schnabel, ergriff selbst die Oberlippe, ohne solches Vertrauen jemals zu mißbrauchen. Wenn seine Herrin abwesend war, geberdete er sich traurig: er saß ruhig auf ein und derselben Stelle, fraß gewöhnlich nicht und war mit einem Worte ein ganz anderes Thier geworden, als sonst.
Unter dem Sippennamen Pionus vereinigt Wagler mehrere kleine Papageien, welche wir Stumpfschwanzpapageien nennen wollen. Jhre Gestalt ist gedrungen, der Schwanz sehr
[Abbildung]
Die Maitakka (Pionus menstrnus).
kurz, der Flügel dagegen ziemlich schmal, spitz und so lang, daß er zusammengelegt mindestens bis über die Mitte des Schwanzes hinabreicht; der Schnabel ist seitlich zusammengedrückt, und der Ober- schnabel läuft gewöhnlich in einem langen, spitzen Endhaken aus; die Beine sind stark und kräftig. Das Gefieder ist im ganzen hart, die Federn sind aber mehr herz-als schuppenförmig und besonders an Kopf und Hals klein, derb und hervorstechend gefärbt. Man kennt viele hierher zu zählende Pa-
Knacker. Die Papageien. Die Maitakka.
Bewegungen und Töne ſeine Zufriedenheit zu erkennen oder ſchwatzte, als ob er ſich mit ſeiner Her- rin unterhalten wolle. Liebkoſungen, welche ihm geſpendet wurden, erwiederte er, indem er ſeine Wangen ſanft an die ſeiner Gebieterin drückte, und immer ließ er dabei zärtliche Laute vernehmen. Das Fräulein durfte unbeſorgt mit ihm ſpielen; er nahm ſeine Finger in den Schnabel, ergriff ſelbſt die Oberlippe, ohne ſolches Vertrauen jemals zu mißbrauchen. Wenn ſeine Herrin abweſend war, geberdete er ſich traurig: er ſaß ruhig auf ein und derſelben Stelle, fraß gewöhnlich nicht und war mit einem Worte ein ganz anderes Thier geworden, als ſonſt.
Unter dem Sippennamen Pionus vereinigt Wagler mehrere kleine Papageien, welche wir Stumpfſchwanzpapageien nennen wollen. Jhre Geſtalt iſt gedrungen, der Schwanz ſehr
[Abbildung]
Die Maitakka (Pionus menstrnus).
kurz, der Flügel dagegen ziemlich ſchmal, ſpitz und ſo lang, daß er zuſammengelegt mindeſtens bis über die Mitte des Schwanzes hinabreicht; der Schnabel iſt ſeitlich zuſammengedrückt, und der Ober- ſchnabel läuft gewöhnlich in einem langen, ſpitzen Endhaken aus; die Beine ſind ſtark und kräftig. Das Gefieder iſt im ganzen hart, die Federn ſind aber mehr herz-als ſchuppenförmig und beſonders an Kopf und Hals klein, derb und hervorſtechend gefärbt. Man kennt viele hierher zu zählende Pa-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0042"n="30"/><fwplace="top"type="header">Knacker. Die Papageien. <hirendition="#g">Die Maitakka.</hi></fw><lb/>
Bewegungen und Töne ſeine Zufriedenheit zu erkennen oder ſchwatzte, als ob er ſich mit ſeiner Her-<lb/>
rin unterhalten wolle. Liebkoſungen, welche ihm geſpendet wurden, erwiederte er, indem er ſeine<lb/>
Wangen ſanft an die ſeiner Gebieterin drückte, und immer ließ er dabei zärtliche Laute vernehmen.<lb/>
Das Fräulein durfte unbeſorgt mit ihm ſpielen; er nahm ſeine Finger in den Schnabel, ergriff ſelbſt<lb/>
die Oberlippe, ohne ſolches Vertrauen jemals zu mißbrauchen. Wenn ſeine Herrin abweſend war,<lb/>
geberdete er ſich traurig: er ſaß ruhig auf ein und derſelben Stelle, fraß gewöhnlich nicht und war<lb/>
mit einem Worte ein ganz anderes Thier geworden, als ſonſt.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Unter dem Sippennamen <hirendition="#aq">Pionus</hi> vereinigt <hirendition="#g">Wagler</hi> mehrere kleine Papageien, welche wir<lb/><hirendition="#g">Stumpfſchwanzpapageien</hi> nennen wollen. Jhre Geſtalt iſt gedrungen, der Schwanz ſehr<lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Die Maitakka</hi> (<hirendition="#aq">Pionus menstrnus</hi>).</hi></head></figure><lb/>
kurz, der Flügel dagegen ziemlich ſchmal, ſpitz und ſo lang, daß er zuſammengelegt mindeſtens bis<lb/>
über die Mitte des Schwanzes hinabreicht; der Schnabel iſt ſeitlich zuſammengedrückt, und der Ober-<lb/>ſchnabel läuft gewöhnlich in einem langen, ſpitzen Endhaken aus; die Beine ſind ſtark und kräftig.<lb/>
Das Gefieder iſt im ganzen hart, die Federn ſind aber mehr herz-als ſchuppenförmig und beſonders<lb/>
an Kopf und Hals klein, derb und hervorſtechend gefärbt. Man kennt viele hierher zu zählende Pa-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[30/0042]
Knacker. Die Papageien. Die Maitakka.
Bewegungen und Töne ſeine Zufriedenheit zu erkennen oder ſchwatzte, als ob er ſich mit ſeiner Her-
rin unterhalten wolle. Liebkoſungen, welche ihm geſpendet wurden, erwiederte er, indem er ſeine
Wangen ſanft an die ſeiner Gebieterin drückte, und immer ließ er dabei zärtliche Laute vernehmen.
Das Fräulein durfte unbeſorgt mit ihm ſpielen; er nahm ſeine Finger in den Schnabel, ergriff ſelbſt
die Oberlippe, ohne ſolches Vertrauen jemals zu mißbrauchen. Wenn ſeine Herrin abweſend war,
geberdete er ſich traurig: er ſaß ruhig auf ein und derſelben Stelle, fraß gewöhnlich nicht und war
mit einem Worte ein ganz anderes Thier geworden, als ſonſt.
Unter dem Sippennamen Pionus vereinigt Wagler mehrere kleine Papageien, welche wir
Stumpfſchwanzpapageien nennen wollen. Jhre Geſtalt iſt gedrungen, der Schwanz ſehr
[Abbildung Die Maitakka (Pionus menstrnus).]
kurz, der Flügel dagegen ziemlich ſchmal, ſpitz und ſo lang, daß er zuſammengelegt mindeſtens bis
über die Mitte des Schwanzes hinabreicht; der Schnabel iſt ſeitlich zuſammengedrückt, und der Ober-
ſchnabel läuft gewöhnlich in einem langen, ſpitzen Endhaken aus; die Beine ſind ſtark und kräftig.
Das Gefieder iſt im ganzen hart, die Federn ſind aber mehr herz-als ſchuppenförmig und beſonders
an Kopf und Hals klein, derb und hervorſtechend gefärbt. Man kennt viele hierher zu zählende Pa-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/42>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.