Röthlichbraune spielend, bei alten Vögeln aber grünlichbraun; die Schwingen zweiter Ordnung sind blaßblaugrün, breit schwarz gesäumt, die Mittelschwanzfedern sind weiß, die äußeren schwarz und weiß gespitzt. Die Federn des Kopfes bilden eine schöne Haube.
Der Sirgang, welcher auch wohl Jagdkrähe genannt wird, findet sich im südöstlichen Hima- laya, außerdem in Assam, Sylhet und Tenasserim. Jn Sikim ist er in einem Höhengürtel von 12,000 Fuß nicht selten. Er wandert von Baum zu Baum und sucht sich die verschiedensten Kerb- thiere, namentlich aber Heuschrecken u. dgl. von den Blättern der Zweige ab. So gibt Jerdon an. Andern Berichten zufolge soll er sich nicht blos mit niederen Thieren begnügen, sondern nach Art der Würger auch kleine Wirbelthiere anfallen und sogar zur Jagd derselben abgerichtet werden können, wie ein Falke. Die Stimme ist sehr laut, aber nicht unangenehm, mit Ausnahme der gewöhnlichen rauhen Töne, welche die Heher und Elstern insgemein ausstoßen und welche auch dem Sirgang eigenthümlich sind. Man fängt und zähmt ihn sehr häufig, und er wird dann bald zutraulich gegen den Pfleger. Nach Blyth soll er ein höchst unterhaltender Vogel sein, welcher lustig ein lautes Liedchen unter lebhaftem Geberdenspiel vorträgt. Sein würgerartiges Wesen zeigt sich auch im Käfig.
Wenige Geschöpfe haben den ordnenden Thierkundigen hinsichtlich ihrer Einreihung im System größere Schwierigkeiten gemacht, als die Pisangfresser (Amphibolae), eine kleine Gruppe von sehr eigenthümlich gestalteten Vögeln, welche fast ausschließlich in Afrika zu Hause sind. Die Einen haben sie den Klettervögeln eingereiht, die Andern sie zu den Schreivögeln gezählt, die Dritten die entschieden Zusammengehörigen getrennt und verschiedenen Ordnungen einverleibt. Es läßt sich nicht verkennen, daß einzelne Arten mit gewissen Kukuken manche Aehnlichkeit haben, ebenso gewiß aber ist, daß sie auch wieder an die Tauben, ja selbst an die Hühner erinnern. Klettervögel in dem allgemein giltigen Sinne sind sie gewiß nicht; denn ihnen fehlt das wichtigste Merkmal dieser allerdings unnatür- lichen Ordnung, der paarzehige Fuß; ihre Uebereinstimmung mit andern Paarzehern ist also nur eine scheinbare. Aber ebenso wenig, als den Kukuken, ähneln sie Mitgliedern anderer Ordnungen; sie stehen überall vereinzelt da. Jch habe mich Reichenbach angeschlossen und ihnen in der Reihe der Rabenvögel einen Platz gegönnt, ganz einfach deshalb, weil mich mehrere der mir bekannten Arten durch ihre Lebensweise vielfach an die Heher erinnert haben. Einen andern Grund habe ich nicht, und somit bin ich weit entfernt, behaupten zu wollen, daß nun gerade Reichenbach das Richtige getroffen hat.
Etwas allgemein Giltiges über den Pisangfresser ist kaum zu sagen. Die verschiedenen Arten der einzelnen Sippen sind sich ungemein ähnlich, die einzelnen Sippen aber weichen so vielfach von ein- ander ab, daß man es für nöthig gefunden hat, die Gesammtheit in zwei Unterfamilien oder Horden zu trennen. Es wird angemessen sein, wenn wir diesem Vorgange folgen und sogleich zur Betrachtung der beiden Abtheilungen übergehen.
Die Pisangfresser im engeren Sinne (Musophagae) sind Vögel von Raben-bis zur Heher- größe. Der Leib ist gestreckt, der Hals kurz, der Kopf mittelgroß, der Schnabel kurz, stark und breit, auf der Oberfirste scharf gebogen, auf der unteren etwas herabgekrümmt, an den Schneiden gezahnt oder gezähnelt. Der Flügel ist mittellang, stark abgerundet, in ihm sind die vierte oder fünfte Schwinge die längsten. Der Schwanz ist ziemlich lang und abgerundet, der Fuß stark, verhältniß- mäßig hoch und wie ich ausdrücklich wiederholen will, unpaarzehig. Drei Zehen richten sich nach vorn, eine nach hinten, die äußere läßt sich ein wenig seitwärts bewegen, aber nur von Ausstopfern nach hinten drehen. Das Gefieder ist weich, bei einzelnen Arten fast zerschlissen und theilweise durch prächtige Farben ausgezeichnet.
Große, zusammenhängende Waldungen Mittel- und Südafrikas sind die Heimat der Pisang- fresser. Keine Art findet sich in baumlosen Gegenden. Die Vögel leben gesellig, d. h. in kleinen
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Schweifkitta. Sirgang.
Röthlichbraune ſpielend, bei alten Vögeln aber grünlichbraun; die Schwingen zweiter Ordnung ſind blaßblaugrün, breit ſchwarz geſäumt, die Mittelſchwanzfedern ſind weiß, die äußeren ſchwarz und weiß geſpitzt. Die Federn des Kopfes bilden eine ſchöne Haube.
Der Sirgang, welcher auch wohl Jagdkrähe genannt wird, findet ſich im ſüdöſtlichen Hima- laya, außerdem in Aſſam, Sylhet und Tenaſſerim. Jn Sikim iſt er in einem Höhengürtel von 12,000 Fuß nicht ſelten. Er wandert von Baum zu Baum und ſucht ſich die verſchiedenſten Kerb- thiere, namentlich aber Heuſchrecken u. dgl. von den Blättern der Zweige ab. So gibt Jerdon an. Andern Berichten zufolge ſoll er ſich nicht blos mit niederen Thieren begnügen, ſondern nach Art der Würger auch kleine Wirbelthiere anfallen und ſogar zur Jagd derſelben abgerichtet werden können, wie ein Falke. Die Stimme iſt ſehr laut, aber nicht unangenehm, mit Ausnahme der gewöhnlichen rauhen Töne, welche die Heher und Elſtern insgemein ausſtoßen und welche auch dem Sirgang eigenthümlich ſind. Man fängt und zähmt ihn ſehr häufig, und er wird dann bald zutraulich gegen den Pfleger. Nach Blyth ſoll er ein höchſt unterhaltender Vogel ſein, welcher luſtig ein lautes Liedchen unter lebhaftem Geberdenſpiel vorträgt. Sein würgerartiges Weſen zeigt ſich auch im Käfig.
Wenige Geſchöpfe haben den ordnenden Thierkundigen hinſichtlich ihrer Einreihung im Syſtem größere Schwierigkeiten gemacht, als die Piſangfreſſer (Amphibolae), eine kleine Gruppe von ſehr eigenthümlich geſtalteten Vögeln, welche faſt ausſchließlich in Afrika zu Hauſe ſind. Die Einen haben ſie den Klettervögeln eingereiht, die Andern ſie zu den Schreivögeln gezählt, die Dritten die entſchieden Zuſammengehörigen getrennt und verſchiedenen Ordnungen einverleibt. Es läßt ſich nicht verkennen, daß einzelne Arten mit gewiſſen Kukuken manche Aehnlichkeit haben, ebenſo gewiß aber iſt, daß ſie auch wieder an die Tauben, ja ſelbſt an die Hühner erinnern. Klettervögel in dem allgemein giltigen Sinne ſind ſie gewiß nicht; denn ihnen fehlt das wichtigſte Merkmal dieſer allerdings unnatür- lichen Ordnung, der paarzehige Fuß; ihre Uebereinſtimmung mit andern Paarzehern iſt alſo nur eine ſcheinbare. Aber ebenſo wenig, als den Kukuken, ähneln ſie Mitgliedern anderer Ordnungen; ſie ſtehen überall vereinzelt da. Jch habe mich Reichenbach angeſchloſſen und ihnen in der Reihe der Rabenvögel einen Platz gegönnt, ganz einfach deshalb, weil mich mehrere der mir bekannten Arten durch ihre Lebensweiſe vielfach an die Heher erinnert haben. Einen andern Grund habe ich nicht, und ſomit bin ich weit entfernt, behaupten zu wollen, daß nun gerade Reichenbach das Richtige getroffen hat.
Etwas allgemein Giltiges über den Piſangfreſſer iſt kaum zu ſagen. Die verſchiedenen Arten der einzelnen Sippen ſind ſich ungemein ähnlich, die einzelnen Sippen aber weichen ſo vielfach von ein- ander ab, daß man es für nöthig gefunden hat, die Geſammtheit in zwei Unterfamilien oder Horden zu trennen. Es wird angemeſſen ſein, wenn wir dieſem Vorgange folgen und ſogleich zur Betrachtung der beiden Abtheilungen übergehen.
Die Piſangfreſſer im engeren Sinne (Musophagae) ſind Vögel von Raben-bis zur Heher- größe. Der Leib iſt geſtreckt, der Hals kurz, der Kopf mittelgroß, der Schnabel kurz, ſtark und breit, auf der Oberfirſte ſcharf gebogen, auf der unteren etwas herabgekrümmt, an den Schneiden gezahnt oder gezähnelt. Der Flügel iſt mittellang, ſtark abgerundet, in ihm ſind die vierte oder fünfte Schwinge die längſten. Der Schwanz iſt ziemlich lang und abgerundet, der Fuß ſtark, verhältniß- mäßig hoch und wie ich ausdrücklich wiederholen will, unpaarzehig. Drei Zehen richten ſich nach vorn, eine nach hinten, die äußere läßt ſich ein wenig ſeitwärts bewegen, aber nur von Ausſtopfern nach hinten drehen. Das Gefieder iſt weich, bei einzelnen Arten faſt zerſchliſſen und theilweiſe durch prächtige Farben ausgezeichnet.
Große, zuſammenhängende Waldungen Mittel- und Südafrikas ſind die Heimat der Piſang- freſſer. Keine Art findet ſich in baumloſen Gegenden. Die Vögel leben geſellig, d. h. in kleinen
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Schweifkitta. Sirgang.
Röthlichbraune ſpielend, bei alten Vögeln aber grünlichbraun; die Schwingen zweiter Ordnung ſind
blaßblaugrün, breit ſchwarz geſäumt, die Mittelſchwanzfedern ſind weiß, die äußeren ſchwarz und weiß
geſpitzt. Die Federn des Kopfes bilden eine ſchöne Haube.
Der Sirgang, welcher auch wohl Jagdkrähe genannt wird, findet ſich im ſüdöſtlichen Hima-
laya, außerdem in Aſſam, Sylhet und Tenaſſerim. Jn Sikim iſt er in einem Höhengürtel von
12,000 Fuß nicht ſelten. Er wandert von Baum zu Baum und ſucht ſich die verſchiedenſten Kerb-
thiere, namentlich aber Heuſchrecken u. dgl. von den Blättern der Zweige ab. So gibt Jerdon an.
Andern Berichten zufolge ſoll er ſich nicht blos mit niederen Thieren begnügen, ſondern nach Art der
Würger auch kleine Wirbelthiere anfallen und ſogar zur Jagd derſelben abgerichtet werden können,
wie ein Falke. Die Stimme iſt ſehr laut, aber nicht unangenehm, mit Ausnahme der gewöhnlichen
rauhen Töne, welche die Heher und Elſtern insgemein ausſtoßen und welche auch dem Sirgang
eigenthümlich ſind. Man fängt und zähmt ihn ſehr häufig, und er wird dann bald zutraulich gegen den
Pfleger. Nach Blyth ſoll er ein höchſt unterhaltender Vogel ſein, welcher luſtig ein lautes Liedchen
unter lebhaftem Geberdenſpiel vorträgt. Sein würgerartiges Weſen zeigt ſich auch im Käfig.
Wenige Geſchöpfe haben den ordnenden Thierkundigen hinſichtlich ihrer Einreihung im Syſtem
größere Schwierigkeiten gemacht, als die Piſangfreſſer (Amphibolae), eine kleine Gruppe von ſehr
eigenthümlich geſtalteten Vögeln, welche faſt ausſchließlich in Afrika zu Hauſe ſind. Die Einen haben
ſie den Klettervögeln eingereiht, die Andern ſie zu den Schreivögeln gezählt, die Dritten die entſchieden
Zuſammengehörigen getrennt und verſchiedenen Ordnungen einverleibt. Es läßt ſich nicht verkennen,
daß einzelne Arten mit gewiſſen Kukuken manche Aehnlichkeit haben, ebenſo gewiß aber iſt, daß ſie
auch wieder an die Tauben, ja ſelbſt an die Hühner erinnern. Klettervögel in dem allgemein
giltigen Sinne ſind ſie gewiß nicht; denn ihnen fehlt das wichtigſte Merkmal dieſer allerdings unnatür-
lichen Ordnung, der paarzehige Fuß; ihre Uebereinſtimmung mit andern Paarzehern iſt alſo nur
eine ſcheinbare. Aber ebenſo wenig, als den Kukuken, ähneln ſie Mitgliedern anderer Ordnungen;
ſie ſtehen überall vereinzelt da. Jch habe mich Reichenbach angeſchloſſen und ihnen in der Reihe
der Rabenvögel einen Platz gegönnt, ganz einfach deshalb, weil mich mehrere der mir bekannten Arten
durch ihre Lebensweiſe vielfach an die Heher erinnert haben. Einen andern Grund habe ich nicht,
und ſomit bin ich weit entfernt, behaupten zu wollen, daß nun gerade Reichenbach das Richtige
getroffen hat.
Etwas allgemein Giltiges über den Piſangfreſſer iſt kaum zu ſagen. Die verſchiedenen Arten
der einzelnen Sippen ſind ſich ungemein ähnlich, die einzelnen Sippen aber weichen ſo vielfach von ein-
ander ab, daß man es für nöthig gefunden hat, die Geſammtheit in zwei Unterfamilien oder Horden
zu trennen. Es wird angemeſſen ſein, wenn wir dieſem Vorgange folgen und ſogleich zur Betrachtung
der beiden Abtheilungen übergehen.
Die Piſangfreſſer im engeren Sinne (Musophagae) ſind Vögel von Raben-bis zur Heher-
größe. Der Leib iſt geſtreckt, der Hals kurz, der Kopf mittelgroß, der Schnabel kurz, ſtark und breit,
auf der Oberfirſte ſcharf gebogen, auf der unteren etwas herabgekrümmt, an den Schneiden gezahnt
oder gezähnelt. Der Flügel iſt mittellang, ſtark abgerundet, in ihm ſind die vierte oder fünfte
Schwinge die längſten. Der Schwanz iſt ziemlich lang und abgerundet, der Fuß ſtark, verhältniß-
mäßig hoch und wie ich ausdrücklich wiederholen will, unpaarzehig. Drei Zehen richten ſich nach
vorn, eine nach hinten, die äußere läßt ſich ein wenig ſeitwärts bewegen, aber nur von Ausſtopfern
nach hinten drehen. Das Gefieder iſt weich, bei einzelnen Arten faſt zerſchliſſen und theilweiſe durch
prächtige Farben ausgezeichnet.
Große, zuſammenhängende Waldungen Mittel- und Südafrikas ſind die Heimat der Piſang-
freſſer. Keine Art findet ſich in baumloſen Gegenden. Die Vögel leben geſellig, d. h. in kleinen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/415>, abgerufen am 22.11.2024.
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