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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Knacker. Rabenvögel. Baumkrähen.

Die Kittas sind zierlich gebaute Vögel mit lebhaft gefärbtem Kleide. Jhr Schnabel ist fast
kopflang, dick, stark, hart, von der Wurzel an gekrümmt, an der Spitze umgebogen; der Fuß ist lang
und stark mit kräftigen, mittellangen Zehen, welche sämmtlich mit tüchtigen Nägeln bewehrt sind. Jn
den runden Flügeln sind die vierte und die fünfte Schwinge die längsten; der Schwanz ist entweder
sehr lang und abgestuft und dann überragen die beiden Mittelfedern die andern bedeutend, oder
kurz und abgerundet.

Die Schweifkitta (Urocissa sinensis) erreicht eine Länge von 26 Zoll, wovon freilich 17 bis
18 Zoll auf den Schwanz kommen; die Fittiglänge beträgt 8 Zoll. Das Gefieder ist sehr prächtig
gefärbt. Der ganze Kopf, der Hals und die Brust sind tiefschwarz mit Ausnahme eines weißen
Längsbandes, welches über das Haupt und den Nacken verläuft und allmählich in eine blaue Färbung
übergeht. Der Mantel ist lichtkobaldblau; die oberen Schwanzdeckfedern sind ebenso gefärbt, aber
breit schwarz zugespitzt, die Flügel sind glänzend kobaldblau, die Jnnenfahnen der Schwingen aber
schwarz, alle Federn weiß zugespitzt; der Schwanz ist blau; die Mittelfedern sind weiß, die übrigen
weiß und schwarz zugespitzt. Die Unterseite des Vogels ist von der Brust an weißlich, mit einem
Schimmer ins Röthlichaschfarbene.

Die Schweifkitta findet sich im westlichen Himalaya und wird im Osten durch eine ihr sehr ver-
wandte Art vertreten. Jn China ist sie nach Swinhoe's Beobachtungen häufig, namentlich in den
Wäldern um Hongkong. Jn Jndien sind die Vorberge bis 6000 Fuß über dem Meere ihre Heimat.
Hier lebt sie im Gebüsch, aber meist auf dem Boden, welcher als ihr eigentliches Weidegebiet betrachtet
werden muß. Sie ist ein kluges, aufmerksames Geschöpf, welches andern Vögeln zum Rathgeber, den
Raubthieren oft zum Jagdverderber wird. Zumal dem Leopard soll sie oft meilenweit folgen und
manche Jagd ihm vereiteln. Jhr Flug ähnelt nach Swinhoe dem unserer Elster: er geht gerade-
aus und erfordert beständige Flügelschläge; der Schwanz wird dabei wagrecht getragen. Jm Sitzen
auf dem Gezweig richtet sie sich hoch auf und wippt oft mit dem Schwanze. Der Lock- und
Warnungston ist ein scharfes "Pink, pink, pink", dem ein lautes Geschnatter angehängt wird.
Auf letzteres hin sieht man alle Mitglieder des Fluges eilfertig von Baum zu Baum fliegen, bis von
der Ferne her das "Pink, pink" wieder zum Sammeln ruft.

Das Nest erbaut die Schweifkitta auf Bäumen, zuweilen sehr niedrig über dem Grunde, manch-
mal bedeutend höher. Es ist ein locker zusammengefügter Bau, welcher aus Reisern besteht und mit
Wurzelfasern ausgekleidet wird. Die Zahl der Eier beträgt drei bis fünf. Jhre Farbe ist ein mattes
Grünlichgrau mit dichter brauner Fleckung, welche am breiteren Ende krauzartig zusammenläuft.

Jn Jndien hält man unsern Vogel zuweilen in der Gefangenschaft, und er verträgt diese sehr
gut. Man ernährt ihn mit rohem Fleisch, jungen oder kleinen Vögeln, Kerbthieren u. dgl.; er nimmt
aber nach Art seiner Verwandten mit allerlei Futter vorlieb. Gefangene sind schon wiederholt lebend
nach England gekommen.



Bei den Federschnäbeln (Cissa) ist der Schnabel kräftig, mittellang, auf der Firste wenig
gebogen und seitlich zusammengedrückt, der Fuß mäßig lang, aber kräftig, der Flügel gerundet und
der Schwanz wenig stufig.

Eine der bekanntesten Arten ist der Sirgang der Bengalen oder der grüne Heher, wie die in
Jndien lebenden Engländer den Vogel nennen (Cissa sinensis). Seine Länge beträgt 151/2 Zoll,
wovon 81/2 Zoll auf den Schwanz kommen, die Fittiglänge 6 Zoll. Das Gefieder ist ebenfalls sehr
prächtig. Seine allgemeine Färbung ist ein wundervolles blasses Chrysoprasgrün, welches hier und da
ins Blaue oder Bläulichgrüne und am Haupte ins Gelbliche übergeht. Der schwarze Zügel verlängert
sich bis zum Hinterhaupt und vereinigt sich hier mit dem der entgegengesetzten Seite, so daß ein förm-
licher Ring gebildet wird. Die Flügeldeckfedern und die Schwingen sind schön dunkelroth, ins

Die Knacker. Rabenvögel. Baumkrähen.

Die Kittas ſind zierlich gebaute Vögel mit lebhaft gefärbtem Kleide. Jhr Schnabel iſt faſt
kopflang, dick, ſtark, hart, von der Wurzel an gekrümmt, an der Spitze umgebogen; der Fuß iſt lang
und ſtark mit kräftigen, mittellangen Zehen, welche ſämmtlich mit tüchtigen Nägeln bewehrt ſind. Jn
den runden Flügeln ſind die vierte und die fünfte Schwinge die längſten; der Schwanz iſt entweder
ſehr lang und abgeſtuft und dann überragen die beiden Mittelfedern die andern bedeutend, oder
kurz und abgerundet.

Die Schweifkitta (Urocissa sinensis) erreicht eine Länge von 26 Zoll, wovon freilich 17 bis
18 Zoll auf den Schwanz kommen; die Fittiglänge beträgt 8 Zoll. Das Gefieder iſt ſehr prächtig
gefärbt. Der ganze Kopf, der Hals und die Bruſt ſind tiefſchwarz mit Ausnahme eines weißen
Längsbandes, welches über das Haupt und den Nacken verläuft und allmählich in eine blaue Färbung
übergeht. Der Mantel iſt lichtkobaldblau; die oberen Schwanzdeckfedern ſind ebenſo gefärbt, aber
breit ſchwarz zugeſpitzt, die Flügel ſind glänzend kobaldblau, die Jnnenfahnen der Schwingen aber
ſchwarz, alle Federn weiß zugeſpitzt; der Schwanz iſt blau; die Mittelfedern ſind weiß, die übrigen
weiß und ſchwarz zugeſpitzt. Die Unterſeite des Vogels iſt von der Bruſt an weißlich, mit einem
Schimmer ins Röthlichaſchfarbene.

Die Schweifkitta findet ſich im weſtlichen Himalaya und wird im Oſten durch eine ihr ſehr ver-
wandte Art vertreten. Jn China iſt ſie nach Swinhoe’s Beobachtungen häufig, namentlich in den
Wäldern um Hongkong. Jn Jndien ſind die Vorberge bis 6000 Fuß über dem Meere ihre Heimat.
Hier lebt ſie im Gebüſch, aber meiſt auf dem Boden, welcher als ihr eigentliches Weidegebiet betrachtet
werden muß. Sie iſt ein kluges, aufmerkſames Geſchöpf, welches andern Vögeln zum Rathgeber, den
Raubthieren oft zum Jagdverderber wird. Zumal dem Leopard ſoll ſie oft meilenweit folgen und
manche Jagd ihm vereiteln. Jhr Flug ähnelt nach Swinhoe dem unſerer Elſter: er geht gerade-
aus und erfordert beſtändige Flügelſchläge; der Schwanz wird dabei wagrecht getragen. Jm Sitzen
auf dem Gezweig richtet ſie ſich hoch auf und wippt oft mit dem Schwanze. Der Lock- und
Warnungston iſt ein ſcharfes „Pink, pink, pink‟, dem ein lautes Geſchnatter angehängt wird.
Auf letzteres hin ſieht man alle Mitglieder des Fluges eilfertig von Baum zu Baum fliegen, bis von
der Ferne her das „Pink, pink‟ wieder zum Sammeln ruft.

Das Neſt erbaut die Schweifkitta auf Bäumen, zuweilen ſehr niedrig über dem Grunde, manch-
mal bedeutend höher. Es iſt ein locker zuſammengefügter Bau, welcher aus Reiſern beſteht und mit
Wurzelfaſern ausgekleidet wird. Die Zahl der Eier beträgt drei bis fünf. Jhre Farbe iſt ein mattes
Grünlichgrau mit dichter brauner Fleckung, welche am breiteren Ende krauzartig zuſammenläuft.

Jn Jndien hält man unſern Vogel zuweilen in der Gefangenſchaft, und er verträgt dieſe ſehr
gut. Man ernährt ihn mit rohem Fleiſch, jungen oder kleinen Vögeln, Kerbthieren u. dgl.; er nimmt
aber nach Art ſeiner Verwandten mit allerlei Futter vorlieb. Gefangene ſind ſchon wiederholt lebend
nach England gekommen.



Bei den Federſchnäbeln (Cissa) iſt der Schnabel kräftig, mittellang, auf der Firſte wenig
gebogen und ſeitlich zuſammengedrückt, der Fuß mäßig lang, aber kräftig, der Flügel gerundet und
der Schwanz wenig ſtufig.

Eine der bekannteſten Arten iſt der Sirgang der Bengalen oder der grüne Heher, wie die in
Jndien lebenden Engländer den Vogel nennen (Cissa sinensis). Seine Länge beträgt 15½ Zoll,
wovon 8½ Zoll auf den Schwanz kommen, die Fittiglänge 6 Zoll. Das Gefieder iſt ebenfalls ſehr
prächtig. Seine allgemeine Färbung iſt ein wundervolles blaſſes Chryſoprasgrün, welches hier und da
ins Blaue oder Bläulichgrüne und am Haupte ins Gelbliche übergeht. Der ſchwarze Zügel verlängert
ſich bis zum Hinterhaupt und vereinigt ſich hier mit dem der entgegengeſetzten Seite, ſo daß ein förm-
licher Ring gebildet wird. Die Flügeldeckfedern und die Schwingen ſind ſchön dunkelroth, ins

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[386/0414] Die Knacker. Rabenvögel. Baumkrähen. Die Kittas ſind zierlich gebaute Vögel mit lebhaft gefärbtem Kleide. Jhr Schnabel iſt faſt kopflang, dick, ſtark, hart, von der Wurzel an gekrümmt, an der Spitze umgebogen; der Fuß iſt lang und ſtark mit kräftigen, mittellangen Zehen, welche ſämmtlich mit tüchtigen Nägeln bewehrt ſind. Jn den runden Flügeln ſind die vierte und die fünfte Schwinge die längſten; der Schwanz iſt entweder ſehr lang und abgeſtuft und dann überragen die beiden Mittelfedern die andern bedeutend, oder kurz und abgerundet. Die Schweifkitta (Urocissa sinensis) erreicht eine Länge von 26 Zoll, wovon freilich 17 bis 18 Zoll auf den Schwanz kommen; die Fittiglänge beträgt 8 Zoll. Das Gefieder iſt ſehr prächtig gefärbt. Der ganze Kopf, der Hals und die Bruſt ſind tiefſchwarz mit Ausnahme eines weißen Längsbandes, welches über das Haupt und den Nacken verläuft und allmählich in eine blaue Färbung übergeht. Der Mantel iſt lichtkobaldblau; die oberen Schwanzdeckfedern ſind ebenſo gefärbt, aber breit ſchwarz zugeſpitzt, die Flügel ſind glänzend kobaldblau, die Jnnenfahnen der Schwingen aber ſchwarz, alle Federn weiß zugeſpitzt; der Schwanz iſt blau; die Mittelfedern ſind weiß, die übrigen weiß und ſchwarz zugeſpitzt. Die Unterſeite des Vogels iſt von der Bruſt an weißlich, mit einem Schimmer ins Röthlichaſchfarbene. Die Schweifkitta findet ſich im weſtlichen Himalaya und wird im Oſten durch eine ihr ſehr ver- wandte Art vertreten. Jn China iſt ſie nach Swinhoe’s Beobachtungen häufig, namentlich in den Wäldern um Hongkong. Jn Jndien ſind die Vorberge bis 6000 Fuß über dem Meere ihre Heimat. Hier lebt ſie im Gebüſch, aber meiſt auf dem Boden, welcher als ihr eigentliches Weidegebiet betrachtet werden muß. Sie iſt ein kluges, aufmerkſames Geſchöpf, welches andern Vögeln zum Rathgeber, den Raubthieren oft zum Jagdverderber wird. Zumal dem Leopard ſoll ſie oft meilenweit folgen und manche Jagd ihm vereiteln. Jhr Flug ähnelt nach Swinhoe dem unſerer Elſter: er geht gerade- aus und erfordert beſtändige Flügelſchläge; der Schwanz wird dabei wagrecht getragen. Jm Sitzen auf dem Gezweig richtet ſie ſich hoch auf und wippt oft mit dem Schwanze. Der Lock- und Warnungston iſt ein ſcharfes „Pink, pink, pink‟, dem ein lautes Geſchnatter angehängt wird. Auf letzteres hin ſieht man alle Mitglieder des Fluges eilfertig von Baum zu Baum fliegen, bis von der Ferne her das „Pink, pink‟ wieder zum Sammeln ruft. Das Neſt erbaut die Schweifkitta auf Bäumen, zuweilen ſehr niedrig über dem Grunde, manch- mal bedeutend höher. Es iſt ein locker zuſammengefügter Bau, welcher aus Reiſern beſteht und mit Wurzelfaſern ausgekleidet wird. Die Zahl der Eier beträgt drei bis fünf. Jhre Farbe iſt ein mattes Grünlichgrau mit dichter brauner Fleckung, welche am breiteren Ende krauzartig zuſammenläuft. Jn Jndien hält man unſern Vogel zuweilen in der Gefangenſchaft, und er verträgt dieſe ſehr gut. Man ernährt ihn mit rohem Fleiſch, jungen oder kleinen Vögeln, Kerbthieren u. dgl.; er nimmt aber nach Art ſeiner Verwandten mit allerlei Futter vorlieb. Gefangene ſind ſchon wiederholt lebend nach England gekommen. Bei den Federſchnäbeln (Cissa) iſt der Schnabel kräftig, mittellang, auf der Firſte wenig gebogen und ſeitlich zuſammengedrückt, der Fuß mäßig lang, aber kräftig, der Flügel gerundet und der Schwanz wenig ſtufig. Eine der bekannteſten Arten iſt der Sirgang der Bengalen oder der grüne Heher, wie die in Jndien lebenden Engländer den Vogel nennen (Cissa sinensis). Seine Länge beträgt 15½ Zoll, wovon 8½ Zoll auf den Schwanz kommen, die Fittiglänge 6 Zoll. Das Gefieder iſt ebenfalls ſehr prächtig. Seine allgemeine Färbung iſt ein wundervolles blaſſes Chryſoprasgrün, welches hier und da ins Blaue oder Bläulichgrüne und am Haupte ins Gelbliche übergeht. Der ſchwarze Zügel verlängert ſich bis zum Hinterhaupt und vereinigt ſich hier mit dem der entgegengeſetzten Seite, ſo daß ein förm- licher Ring gebildet wird. Die Flügeldeckfedern und die Schwingen ſind ſchön dunkelroth, ins

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/414>, abgerufen am 20.05.2024.