Die Glanzkrähe scheint sehr gern Kurzweil zu treiben. Auf der Jagd kann man, nach Jerdon, oft sehen, daß eine plötzlich auf eine andere ihrer Art oder irgend welchen Vogel herabstößt und dann mit lautem und lustigen Geschrei wegfliegt, wenn sie ihn aufgeschreckt hat. Ueber ihre List erzählt man eine Menge Geschichten, zum Theil echt lustiger Art. Jch will von dem größten Theil derselben absehen und mich einfach an Das halten, was uns außer den genannten Forschern Tennent in seiner Beschreibung Ceylons mittheilt. "Die Eingebornen", sagt er, "sind so an die Gegenwart und an das Treiben der Krähen gewöhnt, daß sie wie die Griechen und Römer die Bewegungen des Vogels ihren Voraussagungen zu Grunde legen. Es ist nicht zu sagen, was aus der Richtung ihres Fluges, aus dem rauhen oder sanfteren Schreien, aus der Verschiedenheit der Bäume, auf welchen sie sich niederlassen, aus der Zahl, in welcher sie sich vereinigen, Alles abgeleitet werden kann, um Glück oder Unglück vorauszusagen. Auch die Holländer hielten sie während der Zeit ihrer Herrschaft in Ceylon in Ehren und setzten schwere Strafen auf ihre Tödtung, freilich aus ganz anderen Gründen. Sie glaubten nämlich, daß die Vögel die Ursache zur Verbreitung des Zimmtbaues würden, weil sie wohl die gefressene Frucht, nicht aber deren Samenkörner verdauen, letztere vielmehr wieder von sich geben und bei ihrem umherschweifenden Leben hier oder dorthin tragen."
"Jn allen Städten und Dörfern Ceylons, ja in der Nachbarschaft jedes Hauses trifft man die Glanzkrähen in Menge an, wartend auf eine günstige Gelegenheit, welche zu ihrem Vortheil gewendet werden kann. Kein Gegenstand, so wenig versprechend er auch sein möge, kann, falls er tragbar ist, vor ihnen geschützt werden. Der Jnhalt eines Arbeitsbeutels, Handschuhe, Handtücher verschwinden augenblicklich, wenn sie in der Nähe eines Fensters oder einer geöffneten Thüre den Vögeln ausgesetzt sind. Die Krähen öffnen Papierdüten, um nach deren Jnhalt zu sehen, sie knöteln ein zusammen- gebundenes Tuch auf, falls es irgend etwas Eßbares enthält; ja sie ziehen Holznägel aus, wenn diese sie an einer beabsichtigten Plünderung verhindern sollten. Einst wurde eine Gesellschaft, welche sich in einem Garten aufhielt, nicht wenig erschreckt, da sie sehen mußte, daß plötzlich ein blutiges Einlege- messer vom Himmel herab ihnen zu Füßen fiel. Das Geheimniß wurde zuerst erklärt, als man erfuhr, daß eine Krähe, durch welche der Koch eines benachbarten Hauses bei seiner Arbeit überwacht worden war, eine augenblickliche Unachtsamkeit des Mannes benutzt und das Messer ihm weggenom- men hatte. Ein anderer dieser erfinderischen Spitzbuben, welcher längere Zeit vergeblich vor einem mit dem Benagen eines Knochen beschäftigten Hundes sich herum getrieben hatte, versuchte schließlich die Aufmerksamkeit des glücklichen Besitzers eines erwünschten Speiseschatzes dadurch von diesem abzu- wenden, daß er vor ihm zu tanzen begann. Als auch dies Nichts half, flog er weg und kehrte mit einem Gefährten zurück, welcher sich wenige Ellen über dem Boden auf einen Zweig setzte. Jetzt wurde der Tanz erneuert, jedoch wiederum nicht mit günstigerem Ergebniß. Da stürzte plötzlich der Helfershelfer mit aller Kraft, der er fähig war, von oben auf den Hund herab und brachte ihm einen tüchtigen Stoß mit dem Schnabel bei. Dieser Angriff war von Erfolg gekrönt. Der Hund erhob sich mit Ueberraschung und Wuth, um nach dem Angreifer zu schauen; in demselben Augenblick war aber auch sein Knochen verschwunden."
Tennent theilt ferner mit, daß oft viele dieser Krähen ihr Leben während des Monsums ver- lieren, und wie man annimmt, vom Blitz erschlagen werden. Es ist beobachtet worden, daß, wenn eine Kokosnußpalme vom Blitz getroffen wurde, die Zerstörung sich auch den benachbarten Bäumen mittheilt. Eine kleine Jnsel in der Bellihambay, welche wegen ihrer geschützten Lage und ihrer Kokospalmen von den Krähen zum Schlafplatz erwählt worden war, wurde nach einem heftigen Gewit- ter mit todten Krähen förmlich bedeckt gefunden, wie man annahm, in Folge eines oder mehrerer Blitz- schläge, welche die Palmengruppe getroffen.
Die Knacker. Rabenvögel. Raben.
Die Glanzkrähe ſcheint ſehr gern Kurzweil zu treiben. Auf der Jagd kann man, nach Jerdon, oft ſehen, daß eine plötzlich auf eine andere ihrer Art oder irgend welchen Vogel herabſtößt und dann mit lautem und luſtigen Geſchrei wegfliegt, wenn ſie ihn aufgeſchreckt hat. Ueber ihre Liſt erzählt man eine Menge Geſchichten, zum Theil echt luſtiger Art. Jch will von dem größten Theil derſelben abſehen und mich einfach an Das halten, was uns außer den genannten Forſchern Tennent in ſeiner Beſchreibung Ceylons mittheilt. „Die Eingebornen‟, ſagt er, „ſind ſo an die Gegenwart und an das Treiben der Krähen gewöhnt, daß ſie wie die Griechen und Römer die Bewegungen des Vogels ihren Vorausſagungen zu Grunde legen. Es iſt nicht zu ſagen, was aus der Richtung ihres Fluges, aus dem rauhen oder ſanfteren Schreien, aus der Verſchiedenheit der Bäume, auf welchen ſie ſich niederlaſſen, aus der Zahl, in welcher ſie ſich vereinigen, Alles abgeleitet werden kann, um Glück oder Unglück vorauszuſagen. Auch die Holländer hielten ſie während der Zeit ihrer Herrſchaft in Ceylon in Ehren und ſetzten ſchwere Strafen auf ihre Tödtung, freilich aus ganz anderen Gründen. Sie glaubten nämlich, daß die Vögel die Urſache zur Verbreitung des Zimmtbaues würden, weil ſie wohl die gefreſſene Frucht, nicht aber deren Samenkörner verdauen, letztere vielmehr wieder von ſich geben und bei ihrem umherſchweifenden Leben hier oder dorthin tragen.‟
„Jn allen Städten und Dörfern Ceylons, ja in der Nachbarſchaft jedes Hauſes trifft man die Glanzkrähen in Menge an, wartend auf eine günſtige Gelegenheit, welche zu ihrem Vortheil gewendet werden kann. Kein Gegenſtand, ſo wenig verſprechend er auch ſein möge, kann, falls er tragbar iſt, vor ihnen geſchützt werden. Der Jnhalt eines Arbeitsbeutels, Handſchuhe, Handtücher verſchwinden augenblicklich, wenn ſie in der Nähe eines Fenſters oder einer geöffneten Thüre den Vögeln ausgeſetzt ſind. Die Krähen öffnen Papierdüten, um nach deren Jnhalt zu ſehen, ſie knöteln ein zuſammen- gebundenes Tuch auf, falls es irgend etwas Eßbares enthält; ja ſie ziehen Holznägel aus, wenn dieſe ſie an einer beabſichtigten Plünderung verhindern ſollten. Einſt wurde eine Geſellſchaft, welche ſich in einem Garten aufhielt, nicht wenig erſchreckt, da ſie ſehen mußte, daß plötzlich ein blutiges Einlege- meſſer vom Himmel herab ihnen zu Füßen fiel. Das Geheimniß wurde zuerſt erklärt, als man erfuhr, daß eine Krähe, durch welche der Koch eines benachbarten Hauſes bei ſeiner Arbeit überwacht worden war, eine augenblickliche Unachtſamkeit des Mannes benutzt und das Meſſer ihm weggenom- men hatte. Ein anderer dieſer erfinderiſchen Spitzbuben, welcher längere Zeit vergeblich vor einem mit dem Benagen eines Knochen beſchäftigten Hundes ſich herum getrieben hatte, verſuchte ſchließlich die Aufmerkſamkeit des glücklichen Beſitzers eines erwünſchten Speiſeſchatzes dadurch von dieſem abzu- wenden, daß er vor ihm zu tanzen begann. Als auch dies Nichts half, flog er weg und kehrte mit einem Gefährten zurück, welcher ſich wenige Ellen über dem Boden auf einen Zweig ſetzte. Jetzt wurde der Tanz erneuert, jedoch wiederum nicht mit günſtigerem Ergebniß. Da ſtürzte plötzlich der Helfershelfer mit aller Kraft, der er fähig war, von oben auf den Hund herab und brachte ihm einen tüchtigen Stoß mit dem Schnabel bei. Dieſer Angriff war von Erfolg gekrönt. Der Hund erhob ſich mit Ueberraſchung und Wuth, um nach dem Angreifer zu ſchauen; in demſelben Augenblick war aber auch ſein Knochen verſchwunden.‟
Tennent theilt ferner mit, daß oft viele dieſer Krähen ihr Leben während des Monſums ver- lieren, und wie man annimmt, vom Blitz erſchlagen werden. Es iſt beobachtet worden, daß, wenn eine Kokosnußpalme vom Blitz getroffen wurde, die Zerſtörung ſich auch den benachbarten Bäumen mittheilt. Eine kleine Jnſel in der Bellihambay, welche wegen ihrer geſchützten Lage und ihrer Kokospalmen von den Krähen zum Schlafplatz erwählt worden war, wurde nach einem heftigen Gewit- ter mit todten Krähen förmlich bedeckt gefunden, wie man annahm, in Folge eines oder mehrerer Blitz- ſchläge, welche die Palmengruppe getroffen.
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[364/0392]
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Die Glanzkrähe ſcheint ſehr gern Kurzweil zu treiben. Auf der Jagd kann man, nach Jerdon,
oft ſehen, daß eine plötzlich auf eine andere ihrer Art oder irgend welchen Vogel herabſtößt und dann
mit lautem und luſtigen Geſchrei wegfliegt, wenn ſie ihn aufgeſchreckt hat. Ueber ihre Liſt erzählt
man eine Menge Geſchichten, zum Theil echt luſtiger Art. Jch will von dem größten Theil derſelben
abſehen und mich einfach an Das halten, was uns außer den genannten Forſchern Tennent in ſeiner
Beſchreibung Ceylons mittheilt. „Die Eingebornen‟, ſagt er, „ſind ſo an die Gegenwart und an
das Treiben der Krähen gewöhnt, daß ſie wie die Griechen und Römer die Bewegungen des Vogels
ihren Vorausſagungen zu Grunde legen. Es iſt nicht zu ſagen, was aus der Richtung ihres Fluges,
aus dem rauhen oder ſanfteren Schreien, aus der Verſchiedenheit der Bäume, auf welchen ſie ſich
niederlaſſen, aus der Zahl, in welcher ſie ſich vereinigen, Alles abgeleitet werden kann, um Glück oder
Unglück vorauszuſagen. Auch die Holländer hielten ſie während der Zeit ihrer Herrſchaft in Ceylon
in Ehren und ſetzten ſchwere Strafen auf ihre Tödtung, freilich aus ganz anderen Gründen. Sie
glaubten nämlich, daß die Vögel die Urſache zur Verbreitung des Zimmtbaues würden, weil ſie wohl
die gefreſſene Frucht, nicht aber deren Samenkörner verdauen, letztere vielmehr wieder von ſich geben
und bei ihrem umherſchweifenden Leben hier oder dorthin tragen.‟
„Jn allen Städten und Dörfern Ceylons, ja in der Nachbarſchaft jedes Hauſes trifft man die
Glanzkrähen in Menge an, wartend auf eine günſtige Gelegenheit, welche zu ihrem Vortheil gewendet
werden kann. Kein Gegenſtand, ſo wenig verſprechend er auch ſein möge, kann, falls er tragbar iſt,
vor ihnen geſchützt werden. Der Jnhalt eines Arbeitsbeutels, Handſchuhe, Handtücher verſchwinden
augenblicklich, wenn ſie in der Nähe eines Fenſters oder einer geöffneten Thüre den Vögeln ausgeſetzt
ſind. Die Krähen öffnen Papierdüten, um nach deren Jnhalt zu ſehen, ſie knöteln ein zuſammen-
gebundenes Tuch auf, falls es irgend etwas Eßbares enthält; ja ſie ziehen Holznägel aus, wenn dieſe
ſie an einer beabſichtigten Plünderung verhindern ſollten. Einſt wurde eine Geſellſchaft, welche ſich
in einem Garten aufhielt, nicht wenig erſchreckt, da ſie ſehen mußte, daß plötzlich ein blutiges Einlege-
meſſer vom Himmel herab ihnen zu Füßen fiel. Das Geheimniß wurde zuerſt erklärt, als man
erfuhr, daß eine Krähe, durch welche der Koch eines benachbarten Hauſes bei ſeiner Arbeit überwacht
worden war, eine augenblickliche Unachtſamkeit des Mannes benutzt und das Meſſer ihm weggenom-
men hatte. Ein anderer dieſer erfinderiſchen Spitzbuben, welcher längere Zeit vergeblich vor einem
mit dem Benagen eines Knochen beſchäftigten Hundes ſich herum getrieben hatte, verſuchte ſchließlich
die Aufmerkſamkeit des glücklichen Beſitzers eines erwünſchten Speiſeſchatzes dadurch von dieſem abzu-
wenden, daß er vor ihm zu tanzen begann. Als auch dies Nichts half, flog er weg und kehrte mit
einem Gefährten zurück, welcher ſich wenige Ellen über dem Boden auf einen Zweig ſetzte. Jetzt
wurde der Tanz erneuert, jedoch wiederum nicht mit günſtigerem Ergebniß. Da ſtürzte plötzlich der
Helfershelfer mit aller Kraft, der er fähig war, von oben auf den Hund herab und brachte ihm einen
tüchtigen Stoß mit dem Schnabel bei. Dieſer Angriff war von Erfolg gekrönt. Der Hund erhob
ſich mit Ueberraſchung und Wuth, um nach dem Angreifer zu ſchauen; in demſelben Augenblick war
aber auch ſein Knochen verſchwunden.‟
Tennent theilt ferner mit, daß oft viele dieſer Krähen ihr Leben während des Monſums ver-
lieren, und wie man annimmt, vom Blitz erſchlagen werden. Es iſt beobachtet worden, daß, wenn
eine Kokosnußpalme vom Blitz getroffen wurde, die Zerſtörung ſich auch den benachbarten Bäumen
mittheilt. Eine kleine Jnſel in der Bellihambay, welche wegen ihrer geſchützten Lage und ihrer
Kokospalmen von den Krähen zum Schlafplatz erwählt worden war, wurde nach einem heftigen Gewit-
ter mit todten Krähen förmlich bedeckt gefunden, wie man annahm, in Folge eines oder mehrerer Blitz-
ſchläge, welche die Palmengruppe getroffen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/392>, abgerufen am 23.11.2024.
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