besah sich sein Abbild sehr aufmerksam und wich nicht von der Stelle, so lange er sich betrachten konnte. Als der Spiegel von der oberen auf die untere Stange gesetzt wurde, folgte er sofort nach; dagegen weigerte er sich, als der Spiegel auf den Boden gebracht worden war, auch dahinab zu steigen. Uebrigens schien er sein Abbild freundschaftlich zu betrachten und sich nur zu wundern, daß dasselbe alle Bewegungen, welche er ausführte, getreulich nachahmte. Sobald der Spiegel entfernt worden war, sprang er auf seine Sitzstange zurück und schien so gleichgiltig zu sein, als ob wenige Augenblicke vor- her nichts Beachtenswerthes für ihn vorhanden gewesen wäre.
Seine Stimme ist sehr eigenthümlich. Sie erinnert zwar an das Krächzen der Raben; der Ton- fall ist jedoch weit manchfaltiger. Die einzelnen Laute werden mit einer gewissen Heftigkeit aus- gestoßen und oft wiederholt. Dabei hüpft der Vogel lebhaft und vergnügt von einer Stange zur an- dern, und es hat den Anschein, als ob er den Besucher begrüßen wolle. Zuweilen klingt seine Stimme fast belfernd; die einzelnen Töne bewegen sich dann in größerer Höhe als sonst und sind so laut, daß sie gar nicht im Einklang zur Größe des Vogels zu stehen scheinen. Wenn man versucht, sie in Sil- ben zu übertragen, kann man die schwächeren Laute etwa durch "Hi, ho, hei, hau", die stärkeren durch "Hock, hock, hock, hock" wiedergeben.
Seine Gefangenkost besteht aus gekochtem Reis, untermischt mit hartem Ei und Pflanzenstossen sowie aus lebenden Heuschrecken; denn todte Kerbthiere verschmäht er. Er weiß die lebende Beute dieser Art mit großer Geschicklichkeit zu fangen, legt sie dann auf die Sitzstange, zerhackt ihr den Kopf, beißt ihr die Springbeine ab, hält sie mit seinen Klauen fest und verzehrt sie dann. Er ist durchaus nicht gefräßig und genießt seinen Reis mit großer Ruhe und Anstand, ein Korn um das andere. Auch beim Fressen steigt er nicht auf den Boden herab; diesen berührt er nur dann, wenn er sich baden will.
Seine Mauser währt vier volle Monate, vom Mai bis August.
Wallace's Schilderung stimmt im wesentlichen mit Bennett's Bericht überein. "Der ge- fangene Vogel", sagt Jener, "zeichnet sich hauptsächlich durch seine außerordentliche Lebendigkeit und Beweglichkeit aus und vermehrt dadurch noch sehr die Pracht seines Gefieders. Jch sah die rothen Seitenfedern niemals voll ausgebreitet und kann deshalb kein Urtheil über ihre Schönheit fällen. Sie wurden gewöhnlich unter dem Flügel und ein wenig über dem Rücken getragen, so daß die Enden über den Schwanz weghingen. Die langen Schwanzfederschäfte hängen in einer Schraubenwindung herab."
Leider war es mir nicht vergönnt, die in London lebenden Paradiesvögel länger als auf Augen- blicke zu beobachten. Jch habe somit vorstehende Angaben nicht durch eigene Beobachtungen prüfen können.
Die Benutzung der durch die Eingeborenen hergerichteten Bälge aller Paradiesvögel als Kopfputz ist bekannt.
Die Glieder der zweiten Sippe der Familie hat man Schnirkelschweife (Cicinnurus) genannt. Sie vertritt der Königsparadiesvogel (Cicinnurus regius). Er ist bedeutend kleiner als die vorhergehenden, etwa von der Größe einer kleinen Drossel und durch seinen schwachen Schnabel, die nur wenig verlängerten Seitenfedern der Form nach unterschieden. Die beiden mittleren Schwanz- federn sind bis zur Spitze fahnenlos, hier aber mit rundlichen Fahnen besetzt, welche sich schraubenför- mig drehen oder verschnörkeln. Das Männchen ist auf der Oberseite rubinroth, auf der Stirn und dem Scheitel orangenfarbig, an der Kehle gelb, auf dem Bauche graulichweiß. Ein kleiner schwarzer Fleck steht über dem Auge, ein metallisch grünes Brustband scheidet die dunkele Farbe des Unterhalses von der lichten des Bauches; die Seitenfedern sind grau, mit einer weißlichen und röthlichen Querlinie und einem glänzend smaragdgrünen Endband. Das Weibchen ist auf der Oberseite rothbraun, unten rostgelb, braun gestrichelt. Der Schnabel ist dunkelbraun, der Flügel goldgelb, der Fuß hellblau.
Paradiesvogel. Königsparadiesvogel.
beſah ſich ſein Abbild ſehr aufmerkſam und wich nicht von der Stelle, ſo lange er ſich betrachten konnte. Als der Spiegel von der oberen auf die untere Stange geſetzt wurde, folgte er ſofort nach; dagegen weigerte er ſich, als der Spiegel auf den Boden gebracht worden war, auch dahinab zu ſteigen. Uebrigens ſchien er ſein Abbild freundſchaftlich zu betrachten und ſich nur zu wundern, daß daſſelbe alle Bewegungen, welche er ausführte, getreulich nachahmte. Sobald der Spiegel entfernt worden war, ſprang er auf ſeine Sitzſtange zurück und ſchien ſo gleichgiltig zu ſein, als ob wenige Augenblicke vor- her nichts Beachtenswerthes für ihn vorhanden geweſen wäre.
Seine Stimme iſt ſehr eigenthümlich. Sie erinnert zwar an das Krächzen der Raben; der Ton- fall iſt jedoch weit manchfaltiger. Die einzelnen Laute werden mit einer gewiſſen Heftigkeit aus- geſtoßen und oft wiederholt. Dabei hüpft der Vogel lebhaft und vergnügt von einer Stange zur an- dern, und es hat den Anſchein, als ob er den Beſucher begrüßen wolle. Zuweilen klingt ſeine Stimme faſt belfernd; die einzelnen Töne bewegen ſich dann in größerer Höhe als ſonſt und ſind ſo laut, daß ſie gar nicht im Einklang zur Größe des Vogels zu ſtehen ſcheinen. Wenn man verſucht, ſie in Sil- ben zu übertragen, kann man die ſchwächeren Laute etwa durch „Hi, ho, hei, hau‟, die ſtärkeren durch „Hock, hock, hock, hock‟ wiedergeben.
Seine Gefangenkoſt beſteht aus gekochtem Reis, untermiſcht mit hartem Ei und Pflanzenſtoſſen ſowie aus lebenden Heuſchrecken; denn todte Kerbthiere verſchmäht er. Er weiß die lebende Beute dieſer Art mit großer Geſchicklichkeit zu fangen, legt ſie dann auf die Sitzſtange, zerhackt ihr den Kopf, beißt ihr die Springbeine ab, hält ſie mit ſeinen Klauen feſt und verzehrt ſie dann. Er iſt durchaus nicht gefräßig und genießt ſeinen Reis mit großer Ruhe und Anſtand, ein Korn um das andere. Auch beim Freſſen ſteigt er nicht auf den Boden herab; dieſen berührt er nur dann, wenn er ſich baden will.
Seine Mauſer währt vier volle Monate, vom Mai bis Auguſt.
Wallace’s Schilderung ſtimmt im weſentlichen mit Bennett’s Bericht überein. „Der ge- fangene Vogel‟, ſagt Jener, „zeichnet ſich hauptſächlich durch ſeine außerordentliche Lebendigkeit und Beweglichkeit aus und vermehrt dadurch noch ſehr die Pracht ſeines Gefieders. Jch ſah die rothen Seitenfedern niemals voll ausgebreitet und kann deshalb kein Urtheil über ihre Schönheit fällen. Sie wurden gewöhnlich unter dem Flügel und ein wenig über dem Rücken getragen, ſo daß die Enden über den Schwanz weghingen. Die langen Schwanzfederſchäfte hängen in einer Schraubenwindung herab.‟
Leider war es mir nicht vergönnt, die in London lebenden Paradiesvögel länger als auf Augen- blicke zu beobachten. Jch habe ſomit vorſtehende Angaben nicht durch eigene Beobachtungen prüfen können.
Die Benutzung der durch die Eingeborenen hergerichteten Bälge aller Paradiesvögel als Kopfputz iſt bekannt.
Die Glieder der zweiten Sippe der Familie hat man Schnirkelſchweife (Cicinnurus) genannt. Sie vertritt der Königsparadiesvogel (Cicinnurus regius). Er iſt bedeutend kleiner als die vorhergehenden, etwa von der Größe einer kleinen Droſſel und durch ſeinen ſchwachen Schnabel, die nur wenig verlängerten Seitenfedern der Form nach unterſchieden. Die beiden mittleren Schwanz- federn ſind bis zur Spitze fahnenlos, hier aber mit rundlichen Fahnen beſetzt, welche ſich ſchraubenför- mig drehen oder verſchnörkeln. Das Männchen iſt auf der Oberſeite rubinroth, auf der Stirn und dem Scheitel orangenfarbig, an der Kehle gelb, auf dem Bauche graulichweiß. Ein kleiner ſchwarzer Fleck ſteht über dem Auge, ein metalliſch grünes Bruſtband ſcheidet die dunkele Farbe des Unterhalſes von der lichten des Bauches; die Seitenfedern ſind grau, mit einer weißlichen und röthlichen Querlinie und einem glänzend ſmaragdgrünen Endband. Das Weibchen iſt auf der Oberſeite rothbraun, unten roſtgelb, braun geſtrichelt. Der Schnabel iſt dunkelbraun, der Flügel goldgelb, der Fuß hellblau.
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[327/0353]
Paradiesvogel. Königsparadiesvogel.
beſah ſich ſein Abbild ſehr aufmerkſam und wich nicht von der Stelle, ſo lange er ſich betrachten konnte.
Als der Spiegel von der oberen auf die untere Stange geſetzt wurde, folgte er ſofort nach; dagegen
weigerte er ſich, als der Spiegel auf den Boden gebracht worden war, auch dahinab zu ſteigen.
Uebrigens ſchien er ſein Abbild freundſchaftlich zu betrachten und ſich nur zu wundern, daß daſſelbe alle
Bewegungen, welche er ausführte, getreulich nachahmte. Sobald der Spiegel entfernt worden war,
ſprang er auf ſeine Sitzſtange zurück und ſchien ſo gleichgiltig zu ſein, als ob wenige Augenblicke vor-
her nichts Beachtenswerthes für ihn vorhanden geweſen wäre.
Seine Stimme iſt ſehr eigenthümlich. Sie erinnert zwar an das Krächzen der Raben; der Ton-
fall iſt jedoch weit manchfaltiger. Die einzelnen Laute werden mit einer gewiſſen Heftigkeit aus-
geſtoßen und oft wiederholt. Dabei hüpft der Vogel lebhaft und vergnügt von einer Stange zur an-
dern, und es hat den Anſchein, als ob er den Beſucher begrüßen wolle. Zuweilen klingt ſeine Stimme
faſt belfernd; die einzelnen Töne bewegen ſich dann in größerer Höhe als ſonſt und ſind ſo laut, daß
ſie gar nicht im Einklang zur Größe des Vogels zu ſtehen ſcheinen. Wenn man verſucht, ſie in Sil-
ben zu übertragen, kann man die ſchwächeren Laute etwa durch „Hi, ho, hei, hau‟, die ſtärkeren
durch „Hock, hock, hock, hock‟ wiedergeben.
Seine Gefangenkoſt beſteht aus gekochtem Reis, untermiſcht mit hartem Ei und Pflanzenſtoſſen
ſowie aus lebenden Heuſchrecken; denn todte Kerbthiere verſchmäht er. Er weiß die lebende Beute
dieſer Art mit großer Geſchicklichkeit zu fangen, legt ſie dann auf die Sitzſtange, zerhackt ihr den
Kopf, beißt ihr die Springbeine ab, hält ſie mit ſeinen Klauen feſt und verzehrt ſie dann. Er iſt
durchaus nicht gefräßig und genießt ſeinen Reis mit großer Ruhe und Anſtand, ein Korn um das
andere. Auch beim Freſſen ſteigt er nicht auf den Boden herab; dieſen berührt er nur dann, wenn er
ſich baden will.
Seine Mauſer währt vier volle Monate, vom Mai bis Auguſt.
Wallace’s Schilderung ſtimmt im weſentlichen mit Bennett’s Bericht überein. „Der ge-
fangene Vogel‟, ſagt Jener, „zeichnet ſich hauptſächlich durch ſeine außerordentliche Lebendigkeit und
Beweglichkeit aus und vermehrt dadurch noch ſehr die Pracht ſeines Gefieders. Jch ſah die rothen
Seitenfedern niemals voll ausgebreitet und kann deshalb kein Urtheil über ihre Schönheit fällen. Sie
wurden gewöhnlich unter dem Flügel und ein wenig über dem Rücken getragen, ſo daß die Enden über
den Schwanz weghingen. Die langen Schwanzfederſchäfte hängen in einer Schraubenwindung herab.‟
Leider war es mir nicht vergönnt, die in London lebenden Paradiesvögel länger als auf Augen-
blicke zu beobachten. Jch habe ſomit vorſtehende Angaben nicht durch eigene Beobachtungen prüfen
können.
Die Benutzung der durch die Eingeborenen hergerichteten Bälge aller Paradiesvögel als Kopfputz
iſt bekannt.
Die Glieder der zweiten Sippe der Familie hat man Schnirkelſchweife (Cicinnurus) genannt.
Sie vertritt der Königsparadiesvogel (Cicinnurus regius). Er iſt bedeutend kleiner als die
vorhergehenden, etwa von der Größe einer kleinen Droſſel und durch ſeinen ſchwachen Schnabel, die
nur wenig verlängerten Seitenfedern der Form nach unterſchieden. Die beiden mittleren Schwanz-
federn ſind bis zur Spitze fahnenlos, hier aber mit rundlichen Fahnen beſetzt, welche ſich ſchraubenför-
mig drehen oder verſchnörkeln. Das Männchen iſt auf der Oberſeite rubinroth, auf der Stirn und
dem Scheitel orangenfarbig, an der Kehle gelb, auf dem Bauche graulichweiß. Ein kleiner ſchwarzer
Fleck ſteht über dem Auge, ein metalliſch grünes Bruſtband ſcheidet die dunkele Farbe des Unterhalſes
von der lichten des Bauches; die Seitenfedern ſind grau, mit einer weißlichen und röthlichen Querlinie
und einem glänzend ſmaragdgrünen Endband. Das Weibchen iſt auf der Oberſeite rothbraun, unten
roſtgelb, braun geſtrichelt. Der Schnabel iſt dunkelbraun, der Flügel goldgelb, der Fuß hellblau.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/353>, abgerufen am 23.11.2024.
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