tet sich, wie erklärlich, nach dem Standorte der Nester: diejenigen, welche in Felshöhlungen angelegt werden, sind kunstlos, die, welche auf Bäumen stehen, fester und kunstvoller gebaut; roh und locker aber sind die einen wie die anderen. Das Gelege besteht aus fünf bis sechs Eiern, welche gewöhn- lich auf grünlichem Grunde mit röthlichen, bräunlichen, graublauen, schwarzen Flecken bezeichnet sind. Einzelne Arten sollen zweimal im Jahre brüten.
Zur Zeit ist es noch nicht mit Sicherheit ermittelt, ob man alle Glanzdrosseln als Standvögel zu betrachten hat oder nicht; die meisten sind es gewiß. Sie streichen höchstens in einem gewissen Gebiete umher, ohne eigentlich zu wandern. Andere sollen zu gewissen Zeiten erscheinen und unter Umständen zeitweilig an Orten sich ansässig machen, welche sie später verlassen.
Jn Afrika, welches die meisten Arten der Familie beherbergt, werden die Glanzdrosseln nicht verfolgt, und Dies ist wohl auch der Grund, weshalb diese prachtvollen Vögel selten lebend zu uns gebracht werden. Wie diejenigen, welche zu uns kamen, beweisen, halten sie sich bei einfachem Futter jahrelang im Käfig und bewahren sich auch hier ihre Munterkeit und Lebhaftigkeit. Sie gehören un- bedingt zu den anziehendsten Vögeln eines Gesellschaftsbauers: die Pracht ihres Gefieders besticht jeden Beschauer.
Die Familie zerfällt in mehrere Horden. Eine derselben umfaßt die Glanzstaaren (Lampro- colii). Sie ähneln in ihrem Leibesbau noch am meisten unsern Drosseln oder Staaren. Der Schnabel ist mittellang, sanft gegen die Spitze hin gebogen, der Oberschnabel etwas über den unteren verlängert. Die Flügel sind ziemlich lang; sie reichen etwa bis zur Hälfte des kurzen, gerade abgeschnit- tenen, ein wenig ausgeschweiften oder etwas abgerundeten Schwanzes hinab. Die Füße sind kurz, ziemlich kräftig, ihre Zehen groß, die Nägel mittelmäßig. Alle Arten der Gruppe glänzen in den prachtvollsten Farben; Metallgrün ist vorherrschend. Das Gefieder ist mehr oder weniger sammtig.
Jn Nordostafrika lebt ziemlich häufig der Glanzstaar (Lamprocolius chalybeus), ein Vogel von 101/4 Zoll Länge und 171/2 Zoll Breite, dessen Fittig 51/2 und dessen Schwanz 33/4 Zoll mißt. Das Gefieder ist bronzegrün, an den Kopfseiten, auf dem Bürzel und auf dem Unterbauch aber blau und an den Spitzen der Schulterfedern ebenso gefleckt. Alle diese Farben zeigen einen wundervollen Glanz und Schimmer und schillern in der verschiedenen Beleuchtung in einer mit Worten kaum aus- zudrückenden Weise. Zwischen Männchen und Weibchen bemerkt man keinen Unterschied; die Jungen aber sind nur auf der Oberseite metallisch grün und auf der unteren dunkelbräunlichgrau, fast glanzlos.
Der Glanzstaar bewohnt die dichten Waldungen in Flußthälern, wie die dünner bestandenen der Steppe oder des Gebirges. Er lebt gewöhnlich paarweise; nur nach der Brutzeit bildet er kleine Flüge. Die Vögel treiben sich ebensowohl im dichtesten Gebüsch, wie auf den über der Ebene zer- streuten Felsblöcken herum. Sie sind munter und lebhaft, wie alle ihre Familienverwandten, halten sich viel auf dem Boden und im niederen Gebüsch, gegen Abend aber auch in den höheren Bäumen auf. Der eigenthümliche Flug macht sie dem geübten Auge in jeder Entfernung kenntlich. Er entspricht so recht den sammtenen Flügeln: er ist weich, wie diese, zwar ziemlich leicht, aber nicht schnell, sondern eher schleppend. Der Lauf ist sehr rasch, mehr sprung-, als schrittweise, fördernd und rastlos. Ueber andere Begabungen ist nicht viel Rühmenswerthes zu sagen. Der Gesang ist ganz unbedeutend, der Lockton unangenehm, mißlautend, kreischend. Hätte der Glanzstaar sein prachtvolles Gefieder nicht, man würde ihn kaum anziehend nennen können. Die Pracht des Gefieders aber ist so groß, daß man immer von neuem wieder zur Bewunderung hingerissen wird.
"Wenn man durch das Düster des Waldes geht", so habe ich in meinen "Ergebnissen u. s. w." gesagt, "geschieht es wohl manchmal, daß plötzlich ein heller Schimmer in die Augen fällt, vergleichbar einem Sonnenstrahle, welcher von einer spiegelnden Metall- oder Glasfläche zurückgeworfen wird. Der Schimmer ist wirklich nichts anderes, als der vom Gefieder abprallende Sonnenschein; denn wenn man den Glanzstaar aufgefunden hat, kann man gewahren, daß er bei günstiger Beleuchtung mit jeder Bewegung einen Sonnenstrahl zurückspiegelt. Gleich nach dem Tode verliert das Gefieder
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Glanzſtaar.
tet ſich, wie erklärlich, nach dem Standorte der Neſter: diejenigen, welche in Felshöhlungen angelegt werden, ſind kunſtlos, die, welche auf Bäumen ſtehen, feſter und kunſtvoller gebaut; roh und locker aber ſind die einen wie die anderen. Das Gelege beſteht aus fünf bis ſechs Eiern, welche gewöhn- lich auf grünlichem Grunde mit röthlichen, bräunlichen, graublauen, ſchwarzen Flecken bezeichnet ſind. Einzelne Arten ſollen zweimal im Jahre brüten.
Zur Zeit iſt es noch nicht mit Sicherheit ermittelt, ob man alle Glanzdroſſeln als Standvögel zu betrachten hat oder nicht; die meiſten ſind es gewiß. Sie ſtreichen höchſtens in einem gewiſſen Gebiete umher, ohne eigentlich zu wandern. Andere ſollen zu gewiſſen Zeiten erſcheinen und unter Umſtänden zeitweilig an Orten ſich anſäſſig machen, welche ſie ſpäter verlaſſen.
Jn Afrika, welches die meiſten Arten der Familie beherbergt, werden die Glanzdroſſeln nicht verfolgt, und Dies iſt wohl auch der Grund, weshalb dieſe prachtvollen Vögel ſelten lebend zu uns gebracht werden. Wie diejenigen, welche zu uns kamen, beweiſen, halten ſie ſich bei einfachem Futter jahrelang im Käfig und bewahren ſich auch hier ihre Munterkeit und Lebhaftigkeit. Sie gehören un- bedingt zu den anziehendſten Vögeln eines Geſellſchaftsbauers: die Pracht ihres Gefieders beſticht jeden Beſchauer.
Die Familie zerfällt in mehrere Horden. Eine derſelben umfaßt die Glanzſtaaren (Lampro- colii). Sie ähneln in ihrem Leibesbau noch am meiſten unſern Droſſeln oder Staaren. Der Schnabel iſt mittellang, ſanft gegen die Spitze hin gebogen, der Oberſchnabel etwas über den unteren verlängert. Die Flügel ſind ziemlich lang; ſie reichen etwa bis zur Hälfte des kurzen, gerade abgeſchnit- tenen, ein wenig ausgeſchweiften oder etwas abgerundeten Schwanzes hinab. Die Füße ſind kurz, ziemlich kräftig, ihre Zehen groß, die Nägel mittelmäßig. Alle Arten der Gruppe glänzen in den prachtvollſten Farben; Metallgrün iſt vorherrſchend. Das Gefieder iſt mehr oder weniger ſammtig.
Jn Nordoſtafrika lebt ziemlich häufig der Glanzſtaar (Lamprocolius chalybeus), ein Vogel von 10¼ Zoll Länge und 17½ Zoll Breite, deſſen Fittig 5½ und deſſen Schwanz 3¾ Zoll mißt. Das Gefieder iſt bronzegrün, an den Kopfſeiten, auf dem Bürzel und auf dem Unterbauch aber blau und an den Spitzen der Schulterfedern ebenſo gefleckt. Alle dieſe Farben zeigen einen wundervollen Glanz und Schimmer und ſchillern in der verſchiedenen Beleuchtung in einer mit Worten kaum aus- zudrückenden Weiſe. Zwiſchen Männchen und Weibchen bemerkt man keinen Unterſchied; die Jungen aber ſind nur auf der Oberſeite metalliſch grün und auf der unteren dunkelbräunlichgrau, faſt glanzlos.
Der Glanzſtaar bewohnt die dichten Waldungen in Flußthälern, wie die dünner beſtandenen der Steppe oder des Gebirges. Er lebt gewöhnlich paarweiſe; nur nach der Brutzeit bildet er kleine Flüge. Die Vögel treiben ſich ebenſowohl im dichteſten Gebüſch, wie auf den über der Ebene zer- ſtreuten Felsblöcken herum. Sie ſind munter und lebhaft, wie alle ihre Familienverwandten, halten ſich viel auf dem Boden und im niederen Gebüſch, gegen Abend aber auch in den höheren Bäumen auf. Der eigenthümliche Flug macht ſie dem geübten Auge in jeder Entfernung kenntlich. Er entſpricht ſo recht den ſammtenen Flügeln: er iſt weich, wie dieſe, zwar ziemlich leicht, aber nicht ſchnell, ſondern eher ſchleppend. Der Lauf iſt ſehr raſch, mehr ſprung-, als ſchrittweiſe, fördernd und raſtlos. Ueber andere Begabungen iſt nicht viel Rühmenswerthes zu ſagen. Der Geſang iſt ganz unbedeutend, der Lockton unangenehm, mißlautend, kreiſchend. Hätte der Glanzſtaar ſein prachtvolles Gefieder nicht, man würde ihn kaum anziehend nennen können. Die Pracht des Gefieders aber iſt ſo groß, daß man immer von neuem wieder zur Bewunderung hingeriſſen wird.
„Wenn man durch das Düſter des Waldes geht‟, ſo habe ich in meinen „Ergebniſſen u. ſ. w.‟ geſagt, „geſchieht es wohl manchmal, daß plötzlich ein heller Schimmer in die Augen fällt, vergleichbar einem Sonnenſtrahle, welcher von einer ſpiegelnden Metall- oder Glasfläche zurückgeworfen wird. Der Schimmer iſt wirklich nichts anderes, als der vom Gefieder abprallende Sonnenſchein; denn wenn man den Glanzſtaar aufgefunden hat, kann man gewahren, daß er bei günſtiger Beleuchtung mit jeder Bewegung einen Sonnenſtrahl zurückſpiegelt. Gleich nach dem Tode verliert das Gefieder
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[307/0331]
Glanzſtaar.
tet ſich, wie erklärlich, nach dem Standorte der Neſter: diejenigen, welche in Felshöhlungen angelegt
werden, ſind kunſtlos, die, welche auf Bäumen ſtehen, feſter und kunſtvoller gebaut; roh und locker
aber ſind die einen wie die anderen. Das Gelege beſteht aus fünf bis ſechs Eiern, welche gewöhn-
lich auf grünlichem Grunde mit röthlichen, bräunlichen, graublauen, ſchwarzen Flecken bezeichnet ſind.
Einzelne Arten ſollen zweimal im Jahre brüten.
Zur Zeit iſt es noch nicht mit Sicherheit ermittelt, ob man alle Glanzdroſſeln als Standvögel zu
betrachten hat oder nicht; die meiſten ſind es gewiß. Sie ſtreichen höchſtens in einem gewiſſen Gebiete
umher, ohne eigentlich zu wandern. Andere ſollen zu gewiſſen Zeiten erſcheinen und unter Umſtänden
zeitweilig an Orten ſich anſäſſig machen, welche ſie ſpäter verlaſſen.
Jn Afrika, welches die meiſten Arten der Familie beherbergt, werden die Glanzdroſſeln nicht
verfolgt, und Dies iſt wohl auch der Grund, weshalb dieſe prachtvollen Vögel ſelten lebend zu uns
gebracht werden. Wie diejenigen, welche zu uns kamen, beweiſen, halten ſie ſich bei einfachem Futter
jahrelang im Käfig und bewahren ſich auch hier ihre Munterkeit und Lebhaftigkeit. Sie gehören un-
bedingt zu den anziehendſten Vögeln eines Geſellſchaftsbauers: die Pracht ihres Gefieders beſticht
jeden Beſchauer.
Die Familie zerfällt in mehrere Horden. Eine derſelben umfaßt die Glanzſtaaren (Lampro-
colii). Sie ähneln in ihrem Leibesbau noch am meiſten unſern Droſſeln oder Staaren. Der
Schnabel iſt mittellang, ſanft gegen die Spitze hin gebogen, der Oberſchnabel etwas über den unteren
verlängert. Die Flügel ſind ziemlich lang; ſie reichen etwa bis zur Hälfte des kurzen, gerade abgeſchnit-
tenen, ein wenig ausgeſchweiften oder etwas abgerundeten Schwanzes hinab. Die Füße ſind kurz,
ziemlich kräftig, ihre Zehen groß, die Nägel mittelmäßig. Alle Arten der Gruppe glänzen in den
prachtvollſten Farben; Metallgrün iſt vorherrſchend. Das Gefieder iſt mehr oder weniger ſammtig.
Jn Nordoſtafrika lebt ziemlich häufig der Glanzſtaar (Lamprocolius chalybeus), ein Vogel
von 10¼ Zoll Länge und 17½ Zoll Breite, deſſen Fittig 5½ und deſſen Schwanz 3¾ Zoll mißt.
Das Gefieder iſt bronzegrün, an den Kopfſeiten, auf dem Bürzel und auf dem Unterbauch aber blau
und an den Spitzen der Schulterfedern ebenſo gefleckt. Alle dieſe Farben zeigen einen wundervollen
Glanz und Schimmer und ſchillern in der verſchiedenen Beleuchtung in einer mit Worten kaum aus-
zudrückenden Weiſe. Zwiſchen Männchen und Weibchen bemerkt man keinen Unterſchied; die Jungen
aber ſind nur auf der Oberſeite metalliſch grün und auf der unteren dunkelbräunlichgrau, faſt glanzlos.
Der Glanzſtaar bewohnt die dichten Waldungen in Flußthälern, wie die dünner beſtandenen der
Steppe oder des Gebirges. Er lebt gewöhnlich paarweiſe; nur nach der Brutzeit bildet er kleine
Flüge. Die Vögel treiben ſich ebenſowohl im dichteſten Gebüſch, wie auf den über der Ebene zer-
ſtreuten Felsblöcken herum. Sie ſind munter und lebhaft, wie alle ihre Familienverwandten, halten
ſich viel auf dem Boden und im niederen Gebüſch, gegen Abend aber auch in den höheren Bäumen auf.
Der eigenthümliche Flug macht ſie dem geübten Auge in jeder Entfernung kenntlich. Er entſpricht
ſo recht den ſammtenen Flügeln: er iſt weich, wie dieſe, zwar ziemlich leicht, aber nicht ſchnell, ſondern
eher ſchleppend. Der Lauf iſt ſehr raſch, mehr ſprung-, als ſchrittweiſe, fördernd und raſtlos. Ueber
andere Begabungen iſt nicht viel Rühmenswerthes zu ſagen. Der Geſang iſt ganz unbedeutend, der
Lockton unangenehm, mißlautend, kreiſchend. Hätte der Glanzſtaar ſein prachtvolles Gefieder nicht,
man würde ihn kaum anziehend nennen können. Die Pracht des Gefieders aber iſt ſo groß, daß man
immer von neuem wieder zur Bewunderung hingeriſſen wird.
„Wenn man durch das Düſter des Waldes geht‟, ſo habe ich in meinen „Ergebniſſen u. ſ. w.‟
geſagt, „geſchieht es wohl manchmal, daß plötzlich ein heller Schimmer in die Augen fällt, vergleichbar
einem Sonnenſtrahle, welcher von einer ſpiegelnden Metall- oder Glasfläche zurückgeworfen wird.
Der Schimmer iſt wirklich nichts anderes, als der vom Gefieder abprallende Sonnenſchein; denn
wenn man den Glanzſtaar aufgefunden hat, kann man gewahren, daß er bei günſtiger Beleuchtung
mit jeder Bewegung einen Sonnenſtrahl zurückſpiegelt. Gleich nach dem Tode verliert das Gefieder
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/331>, abgerufen am 25.11.2024.
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