endlich sind sammtschwarz. Das Auge ist lichtbraun, der Schnabel hornblau, der Fuß graublau. Bei den Jungen im Nestkleide sind alle Federn der Oberseite mattgraubraun in der Mitte, bleichgelb an den Rändern; die Unterseite ist weiß, die einzelne Feder mit blaßgelbem Saume; die Schwung- und Steuerfedern sind einfach mattbräunlich ohne lichteren Saum.
Die Alpenlerche trägt ihren Namen nicht von den schweizer, sondern von den nordeuropäischen und bezüglich sibirischen Alpen. Sie ist in ganz Nordasien ziemlich häufig und wird in Nordamerika und Jndien durch ihr nahe verwandte Arten ersetzt. Früher gehörte sie in Nordwesteuropa zu den Seltenheiten: seit etwa funfzig Jahren aber hat sie sich mehr und mehr verbreitet, und gegenwärtig ist sie in Nordskandinavien eine regelmäßige Erscheinung. Jn Finnmarken oder norwegisch Lappland lebt sie nach meinen Beobachtungen keineswegs auf den höheren Gebirgen, sondern von der Seeküste an bis zu höchstens vier-, fünfhundert Fuß über dem Meer hinauf. Sie findet sich in den menschen- leersten Gegenden ebensowohl, wie in unmittelbarer Nähe von den Wohnungen. Wenige Schritte hinter dem Hause des Kaufmanns und Naturforschers Nordvy traf ich ein nistendes Pärchen an, welches Mitte Julis bereits zum zweiten Male Junge erzeugt hatte. Der kundige Vogelfreund sagte mir, daß diese schöne Lerche noch während seiner Knabenjahre zu den seltensten Erscheinungen gehört habe, allgemach aber eingewandert sei und jetzt als Sommervogel überall vorkomme. Die Alpenlerche ver- läßt die hochnordischen Gegenden Ende Oktobers und erscheint daselbst in der Mitte des Aprils wieder. Zu Ende des Monats haben die Paare das Nest bereits gebaut und gewöhnlich auch schon Eier.
Jn ihrem Betragen hat die Alpenlerche große Aehnlichkeit mit der Feldlerche: ihr Lauf und ihr Flug unterscheidet sich so wenig, daß ich keinen Unterschied wahrnehmen konnte. Doch steigt die Alpenlerche nicht wie ihre südliche Schwester singend in die Luft; sie singt entweder von Steinen oder auch von Baumzweigen herab. Auf letztere setzt sie sich sehr häufig. Die Nahrung besteht aus Sämereien und Kerbthieren, namentlich aus den in allen Tundras so überaus häufigen Mücken und deren Larven, mit welchen auch die Jungen aufgefüttert werden.
Das Nest ist verhältnißmäßig kunstreich. Es wird zwar ebenfalls in einer Vertiefung des Bo- dens angelegt, aber innen mit feinen Halmen und selbst mit Pflanzenwolle und zarten Samenhülsen sehr nett ausgelegt. Das Gelege enthält vier bis fünf Eier, welche beinahe so groß wie die der Feld- lerche und auf gelblichem Grunde mit außerordentlich feinen Strichelchen von etwas dunklerer Farbe gezeichnet sind und am dicken Ende oft kranzartig. Einige Eier zeigen auch wohl schiefergraue Schalen- flecke oder dunkelbraune Haarzüge. Das Nest ist schwer aufzufinden, weil die Tundra sehr gute Versteckplätze bietet.
Gelegentlich ihrer Winterreise besucht die Alpenlerche ziemlich regelmäßig Deutschland, und es scheint, daß Dies, seitdem sie sich in Finnmarken angesiedelt, viel öfterer geschieht, als es früher der Fall war. Nach dem mündlichen Bericht des jüngeren Schilling gehört sie jetzt auf Rügen und den benachbarten Jnseln, namentlich auf Hiddensee, zu den Erscheinungen, welche jeder Winter bringt; ebenso hat sie Gätke auf Helgoland in Scharen von sechszig, achtzig bis hundert Stück beobachtet, in den letzten Jahren sehr häufig.
Der hamburger Thiergarten erhielt von Hiddensee eine ganze Gesellschaft der zierlichen Vögel, von welcher sich die meisten bei sehr einfacher Pflege vortrefflich gehalten haben. Sie sind anmu- thig in einem kleinen Raume; viel anmuthiger aber in dem Gesellschaftsbauer. Hier vertragen sie sich mit den übrigen Vögeln nicht nur vortrefflich, sondern sie scheinen sogar an deren Gesellschaft große Freude zu haben. Gewöhnlich machen sie sich auf dem Boden zu schaffen; wenn jedoch die Finkenwolke, unter der sie sich, Nahrung suchend, bewegen, emporflattert, erheben auch sie sich mit und lassen sich dann auf dem Gezweige, am liebsten auf starken Aesten, nieder. Ob sie im Käfig singen, weiß ich nicht: die unsrigen haben es bis jetzt noch nicht gethan.
Die Knacker. Sperlingsvögel. Lerchen.
endlich ſind ſammtſchwarz. Das Auge iſt lichtbraun, der Schnabel hornblau, der Fuß graublau. Bei den Jungen im Neſtkleide ſind alle Federn der Oberſeite mattgraubraun in der Mitte, bleichgelb an den Rändern; die Unterſeite iſt weiß, die einzelne Feder mit blaßgelbem Saume; die Schwung- und Steuerfedern ſind einfach mattbräunlich ohne lichteren Saum.
Die Alpenlerche trägt ihren Namen nicht von den ſchweizer, ſondern von den nordeuropäiſchen und bezüglich ſibiriſchen Alpen. Sie iſt in ganz Nordaſien ziemlich häufig und wird in Nordamerika und Jndien durch ihr nahe verwandte Arten erſetzt. Früher gehörte ſie in Nordweſteuropa zu den Seltenheiten: ſeit etwa funfzig Jahren aber hat ſie ſich mehr und mehr verbreitet, und gegenwärtig iſt ſie in Nordſkandinavien eine regelmäßige Erſcheinung. Jn Finnmarken oder norwegiſch Lappland lebt ſie nach meinen Beobachtungen keineswegs auf den höheren Gebirgen, ſondern von der Seeküſte an bis zu höchſtens vier-, fünfhundert Fuß über dem Meer hinauf. Sie findet ſich in den menſchen- leerſten Gegenden ebenſowohl, wie in unmittelbarer Nähe von den Wohnungen. Wenige Schritte hinter dem Hauſe des Kaufmanns und Naturforſchers Nordvy traf ich ein niſtendes Pärchen an, welches Mitte Julis bereits zum zweiten Male Junge erzeugt hatte. Der kundige Vogelfreund ſagte mir, daß dieſe ſchöne Lerche noch während ſeiner Knabenjahre zu den ſeltenſten Erſcheinungen gehört habe, allgemach aber eingewandert ſei und jetzt als Sommervogel überall vorkomme. Die Alpenlerche ver- läßt die hochnordiſchen Gegenden Ende Oktobers und erſcheint daſelbſt in der Mitte des Aprils wieder. Zu Ende des Monats haben die Paare das Neſt bereits gebaut und gewöhnlich auch ſchon Eier.
Jn ihrem Betragen hat die Alpenlerche große Aehnlichkeit mit der Feldlerche: ihr Lauf und ihr Flug unterſcheidet ſich ſo wenig, daß ich keinen Unterſchied wahrnehmen konnte. Doch ſteigt die Alpenlerche nicht wie ihre ſüdliche Schweſter ſingend in die Luft; ſie ſingt entweder von Steinen oder auch von Baumzweigen herab. Auf letztere ſetzt ſie ſich ſehr häufig. Die Nahrung beſteht aus Sämereien und Kerbthieren, namentlich aus den in allen Tundras ſo überaus häufigen Mücken und deren Larven, mit welchen auch die Jungen aufgefüttert werden.
Das Neſt iſt verhältnißmäßig kunſtreich. Es wird zwar ebenfalls in einer Vertiefung des Bo- dens angelegt, aber innen mit feinen Halmen und ſelbſt mit Pflanzenwolle und zarten Samenhülſen ſehr nett ausgelegt. Das Gelege enthält vier bis fünf Eier, welche beinahe ſo groß wie die der Feld- lerche und auf gelblichem Grunde mit außerordentlich feinen Strichelchen von etwas dunklerer Farbe gezeichnet ſind und am dicken Ende oft kranzartig. Einige Eier zeigen auch wohl ſchiefergraue Schalen- flecke oder dunkelbraune Haarzüge. Das Neſt iſt ſchwer aufzufinden, weil die Tundra ſehr gute Verſteckplätze bietet.
Gelegentlich ihrer Winterreiſe beſucht die Alpenlerche ziemlich regelmäßig Deutſchland, und es ſcheint, daß Dies, ſeitdem ſie ſich in Finnmarken angeſiedelt, viel öfterer geſchieht, als es früher der Fall war. Nach dem mündlichen Bericht des jüngeren Schilling gehört ſie jetzt auf Rügen und den benachbarten Jnſeln, namentlich auf Hiddenſee, zu den Erſcheinungen, welche jeder Winter bringt; ebenſo hat ſie Gätke auf Helgoland in Scharen von ſechszig, achtzig bis hundert Stück beobachtet, in den letzten Jahren ſehr häufig.
Der hamburger Thiergarten erhielt von Hiddenſee eine ganze Geſellſchaft der zierlichen Vögel, von welcher ſich die meiſten bei ſehr einfacher Pflege vortrefflich gehalten haben. Sie ſind anmu- thig in einem kleinen Raume; viel anmuthiger aber in dem Geſellſchaftsbauer. Hier vertragen ſie ſich mit den übrigen Vögeln nicht nur vortrefflich, ſondern ſie ſcheinen ſogar an deren Geſellſchaft große Freude zu haben. Gewöhnlich machen ſie ſich auf dem Boden zu ſchaffen; wenn jedoch die Finkenwolke, unter der ſie ſich, Nahrung ſuchend, bewegen, emporflattert, erheben auch ſie ſich mit und laſſen ſich dann auf dem Gezweige, am liebſten auf ſtarken Aeſten, nieder. Ob ſie im Käfig ſingen, weiß ich nicht: die unſrigen haben es bis jetzt noch nicht gethan.
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[266/0288]
Die Knacker. Sperlingsvögel. Lerchen.
endlich ſind ſammtſchwarz. Das Auge iſt lichtbraun, der Schnabel hornblau, der Fuß graublau.
Bei den Jungen im Neſtkleide ſind alle Federn der Oberſeite mattgraubraun in der Mitte, bleichgelb
an den Rändern; die Unterſeite iſt weiß, die einzelne Feder mit blaßgelbem Saume; die Schwung- und
Steuerfedern ſind einfach mattbräunlich ohne lichteren Saum.
Die Alpenlerche trägt ihren Namen nicht von den ſchweizer, ſondern von den nordeuropäiſchen
und bezüglich ſibiriſchen Alpen. Sie iſt in ganz Nordaſien ziemlich häufig und wird in Nordamerika
und Jndien durch ihr nahe verwandte Arten erſetzt. Früher gehörte ſie in Nordweſteuropa zu den
Seltenheiten: ſeit etwa funfzig Jahren aber hat ſie ſich mehr und mehr verbreitet, und gegenwärtig iſt
ſie in Nordſkandinavien eine regelmäßige Erſcheinung. Jn Finnmarken oder norwegiſch Lappland
lebt ſie nach meinen Beobachtungen keineswegs auf den höheren Gebirgen, ſondern von der Seeküſte
an bis zu höchſtens vier-, fünfhundert Fuß über dem Meer hinauf. Sie findet ſich in den menſchen-
leerſten Gegenden ebenſowohl, wie in unmittelbarer Nähe von den Wohnungen. Wenige Schritte
hinter dem Hauſe des Kaufmanns und Naturforſchers Nordvy traf ich ein niſtendes Pärchen an,
welches Mitte Julis bereits zum zweiten Male Junge erzeugt hatte. Der kundige Vogelfreund ſagte
mir, daß dieſe ſchöne Lerche noch während ſeiner Knabenjahre zu den ſeltenſten Erſcheinungen gehört habe,
allgemach aber eingewandert ſei und jetzt als Sommervogel überall vorkomme. Die Alpenlerche ver-
läßt die hochnordiſchen Gegenden Ende Oktobers und erſcheint daſelbſt in der Mitte des Aprils wieder.
Zu Ende des Monats haben die Paare das Neſt bereits gebaut und gewöhnlich auch ſchon Eier.
Jn ihrem Betragen hat die Alpenlerche große Aehnlichkeit mit der Feldlerche: ihr Lauf und ihr
Flug unterſcheidet ſich ſo wenig, daß ich keinen Unterſchied wahrnehmen konnte. Doch ſteigt
die Alpenlerche nicht wie ihre ſüdliche Schweſter ſingend in die Luft; ſie ſingt entweder von Steinen
oder auch von Baumzweigen herab. Auf letztere ſetzt ſie ſich ſehr häufig. Die Nahrung beſteht aus
Sämereien und Kerbthieren, namentlich aus den in allen Tundras ſo überaus häufigen Mücken und
deren Larven, mit welchen auch die Jungen aufgefüttert werden.
Das Neſt iſt verhältnißmäßig kunſtreich. Es wird zwar ebenfalls in einer Vertiefung des Bo-
dens angelegt, aber innen mit feinen Halmen und ſelbſt mit Pflanzenwolle und zarten Samenhülſen
ſehr nett ausgelegt. Das Gelege enthält vier bis fünf Eier, welche beinahe ſo groß wie die der Feld-
lerche und auf gelblichem Grunde mit außerordentlich feinen Strichelchen von etwas dunklerer Farbe
gezeichnet ſind und am dicken Ende oft kranzartig. Einige Eier zeigen auch wohl ſchiefergraue Schalen-
flecke oder dunkelbraune Haarzüge. Das Neſt iſt ſchwer aufzufinden, weil die Tundra ſehr gute
Verſteckplätze bietet.
Gelegentlich ihrer Winterreiſe beſucht die Alpenlerche ziemlich regelmäßig Deutſchland, und es
ſcheint, daß Dies, ſeitdem ſie ſich in Finnmarken angeſiedelt, viel öfterer geſchieht, als es früher der
Fall war. Nach dem mündlichen Bericht des jüngeren Schilling gehört ſie jetzt auf Rügen und den
benachbarten Jnſeln, namentlich auf Hiddenſee, zu den Erſcheinungen, welche jeder Winter bringt;
ebenſo hat ſie Gätke auf Helgoland in Scharen von ſechszig, achtzig bis hundert Stück beobachtet, in
den letzten Jahren ſehr häufig.
Der hamburger Thiergarten erhielt von Hiddenſee eine ganze Geſellſchaft der zierlichen Vögel,
von welcher ſich die meiſten bei ſehr einfacher Pflege vortrefflich gehalten haben. Sie ſind anmu-
thig in einem kleinen Raume; viel anmuthiger aber in dem Geſellſchaftsbauer. Hier vertragen ſie
ſich mit den übrigen Vögeln nicht nur vortrefflich, ſondern ſie ſcheinen ſogar an deren Geſellſchaft
große Freude zu haben. Gewöhnlich machen ſie ſich auf dem Boden zu ſchaffen; wenn jedoch die
Finkenwolke, unter der ſie ſich, Nahrung ſuchend, bewegen, emporflattert, erheben auch ſie ſich mit und
laſſen ſich dann auf dem Gezweige, am liebſten auf ſtarken Aeſten, nieder. Ob ſie im Käfig ſingen,
weiß ich nicht: die unſrigen haben es bis jetzt noch nicht gethan.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/288>, abgerufen am 22.11.2024.
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