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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Blut-, Bunt- und Stahlfink. Benguelist oder Schmetterlingsfink.
auch das Männchen während der Zeit der Dürre an. Die Länge beträgt 4 Zoll 6 Linien, die Fittig-
länge 2 Zoll 4 Linien, die Schwanzlänge 1 Zoll 41/2 Linien.

Schon in Dongola ist der ultramarinblaue Stahlfink ein gewöhnlicher Vogel. Man begegnet
ihm hier überall, nahe den Häusern ebensowohl, als in den Feldern oder selbst in der pflanzenarmen
Steppe, hier vorzugsweise in der Nähe der Brunnen oder an andern Haltestellen der Karavane, bei
welchen sich dieser Fink und viele Verwandte gern einfinden, um die geringfügigen Abfälle von der
Tafel der Menschen und Kamele aufzupicken. Er ist ein munterer, niedlicher Vogel, welcher sich fort-
während Etwas zu schaffen macht und es gleichsam darauf anlegt, die Aufmerksamkeit des Beschauers
auf sich zu lenken.

Die Zeit seiner Liebe fällt mit der Reife der Durrah zusammen, ungefähr in die Monate Januar
bis März. Das Nest, welches auf einem Baume angelegt wird, ist ein wirrer Grashaufen. Eier
habe ich nicht gefunden.

Sobald die Jungen ausgeflogen sind, scharen sie sich in Schwärme, gesellen sich zu dem Feuer-
finken,
welchen wir später kennen lernen werden, und fallen mit diesem massenhaft in den Durrah-
feldern ein. Der Stahlfink wird deshalb auch von den Nubiern bitter gehaßt und nach Möglichkeit
verscheucht. Dies geschieht genau in derselben Weise, welche gelegentlich der Beschreibung des Reis-
vogels erzählt wurde, von einem hohen Gerüste aus, welches nach allen Seiten hin mit bunten Lappen
besetzte Leinen sendet, die in Bewegung gesetzt werden, wenn die Vögel einfallen. Man begnügt sich
jedoch, sie zu verscheuchen; im übrigen behelligt man den Stahlfinken ebensowenig, als irgend einen
andern Vogel Ost-Sudahns.

Jn der Gefangenschaft hält ihn im Ost-Sudahn Niemand. Um so häufiger wird auch er oder
richtiger sein grünlicher Verwandter an der Westküste Afrikas gefangen und vondortaus nach Europa
und Amerika übergeführt. "Beide Stahlfinken zeichnen sich", wie Reichenbach sagt, "aus durch
ihre Lebhaftigkeit, man könnte fast sagen Wildheit. Den ganzen Tag über unruhig beweglich, flattern
sie stets kräftig umher und verfolgen in den Gesellschaftskäfigen die kleinen Vögel anderer Arten, die
man mit ihnen zusammengesperrt hat. Sie beunruhigen dieselben durch beständiges Geschrei, durch
Flügelschläge und Bisse und regen sie in dem Grade auf, daß sie bald absterben. Auch größere Vögel
fallen sie an und treiben sie in die Flucht. Jhre angenehmen Eigenschaften, wenn man sie abgeson-
dert hält, sind eben ihre Lebhaftigkeit und ihr zarter, lieblicher Gesang, bei einem hübschen, kräftigen
Anstande. Zur Paarungszeit sind sie am wildesten aufgeregt. So lange das Weibchen sich sträubt,
fliegt das Männchen unaufhörlich und reißend schnell über demselben herum, setzt sich endlich auf
dasselbe und schlägt heftig mit den Flügeln, fliegt wieder weg, versteckt sich in einem Winkel und schreit
mit scharfen Tönen, wie im Kampfe mit andern Vögeln. Dies wiederholt sich mehrmals."

Um sie zur Fortpflanzung zu bringen, bedarf es vor Allem einer sorgfältigen Absonderung der
Pärchen und der Erhaltung einer höheren Wärme.



Der treue Genosse des Blutfinken ist der Benguelist oder Schmetterlingsfink (Mariposa
phoenicotis
). Er ist ein schlank gestreckter Vogel mit langem, keilförmigen Schwanze, dessen Schnabel
anderthalbmal so lang als hoch und breit ist und geradlinig rechtwinkelig in die Stirn eintritt. Jm
Flügel ist die vierte Schwinge die längste. Das Kleid ist seidenartig und dicht, auf der ganzen Oberseite
erdgrau, im Gesicht, auf der Brust, an den Seiten und der oberen Schwanzmitte glänzend grünblau,
am Bauch und auf den Afterdecken aschgrau, auf der Unterseite des Schwanzes rauchgrau. Die Wan-
gen ziert ein karminrother Flecken; der Schnabel ist blaßkarminroth, der Fuß etwas lichter, etwa fleisch-
farbig. Die Geschlechter unterscheiden sich dadurch, daß der rothe Wangenfleck dem Weibchen fehlt.
Die Länge beträgt 41/4 Zoll, die Breite 61/4 Zoll, die Fittiglänge 1 5/6 Zoll, die Schwanzlänge 13/4 Zoll.

Blut-, Bunt- und Stahlfink. Bengueliſt oder Schmetterlingsfink.
auch das Männchen während der Zeit der Dürre an. Die Länge beträgt 4 Zoll 6 Linien, die Fittig-
länge 2 Zoll 4 Linien, die Schwanzlänge 1 Zoll 4½ Linien.

Schon in Dongola iſt der ultramarinblaue Stahlfink ein gewöhnlicher Vogel. Man begegnet
ihm hier überall, nahe den Häuſern ebenſowohl, als in den Feldern oder ſelbſt in der pflanzenarmen
Steppe, hier vorzugsweiſe in der Nähe der Brunnen oder an andern Halteſtellen der Karavane, bei
welchen ſich dieſer Fink und viele Verwandte gern einfinden, um die geringfügigen Abfälle von der
Tafel der Menſchen und Kamele aufzupicken. Er iſt ein munterer, niedlicher Vogel, welcher ſich fort-
während Etwas zu ſchaffen macht und es gleichſam darauf anlegt, die Aufmerkſamkeit des Beſchauers
auf ſich zu lenken.

Die Zeit ſeiner Liebe fällt mit der Reife der Durrah zuſammen, ungefähr in die Monate Januar
bis März. Das Neſt, welches auf einem Baume angelegt wird, iſt ein wirrer Grashaufen. Eier
habe ich nicht gefunden.

Sobald die Jungen ausgeflogen ſind, ſcharen ſie ſich in Schwärme, geſellen ſich zu dem Feuer-
finken,
welchen wir ſpäter kennen lernen werden, und fallen mit dieſem maſſenhaft in den Durrah-
feldern ein. Der Stahlfink wird deshalb auch von den Nubiern bitter gehaßt und nach Möglichkeit
verſcheucht. Dies geſchieht genau in derſelben Weiſe, welche gelegentlich der Beſchreibung des Reis-
vogels erzählt wurde, von einem hohen Gerüſte aus, welches nach allen Seiten hin mit bunten Lappen
beſetzte Leinen ſendet, die in Bewegung geſetzt werden, wenn die Vögel einfallen. Man begnügt ſich
jedoch, ſie zu verſcheuchen; im übrigen behelligt man den Stahlfinken ebenſowenig, als irgend einen
andern Vogel Oſt-Sudahns.

Jn der Gefangenſchaft hält ihn im Oſt-Sudahn Niemand. Um ſo häufiger wird auch er oder
richtiger ſein grünlicher Verwandter an der Weſtküſte Afrikas gefangen und vondortaus nach Europa
und Amerika übergeführt. „Beide Stahlfinken zeichnen ſich‟, wie Reichenbach ſagt, „aus durch
ihre Lebhaftigkeit, man könnte faſt ſagen Wildheit. Den ganzen Tag über unruhig beweglich, flattern
ſie ſtets kräftig umher und verfolgen in den Geſellſchaftskäfigen die kleinen Vögel anderer Arten, die
man mit ihnen zuſammengeſperrt hat. Sie beunruhigen dieſelben durch beſtändiges Geſchrei, durch
Flügelſchläge und Biſſe und regen ſie in dem Grade auf, daß ſie bald abſterben. Auch größere Vögel
fallen ſie an und treiben ſie in die Flucht. Jhre angenehmen Eigenſchaften, wenn man ſie abgeſon-
dert hält, ſind eben ihre Lebhaftigkeit und ihr zarter, lieblicher Geſang, bei einem hübſchen, kräftigen
Anſtande. Zur Paarungszeit ſind ſie am wildeſten aufgeregt. So lange das Weibchen ſich ſträubt,
fliegt das Männchen unaufhörlich und reißend ſchnell über demſelben herum, ſetzt ſich endlich auf
daſſelbe und ſchlägt heftig mit den Flügeln, fliegt wieder weg, verſteckt ſich in einem Winkel und ſchreit
mit ſcharfen Tönen, wie im Kampfe mit andern Vögeln. Dies wiederholt ſich mehrmals.‟

Um ſie zur Fortpflanzung zu bringen, bedarf es vor Allem einer ſorgfältigen Abſonderung der
Pärchen und der Erhaltung einer höheren Wärme.



Der treue Genoſſe des Blutfinken iſt der Bengueliſt oder Schmetterlingsfink (Mariposa
phoenicotis
). Er iſt ein ſchlank geſtreckter Vogel mit langem, keilförmigen Schwanze, deſſen Schnabel
anderthalbmal ſo lang als hoch und breit iſt und geradlinig rechtwinkelig in die Stirn eintritt. Jm
Flügel iſt die vierte Schwinge die längſte. Das Kleid iſt ſeidenartig und dicht, auf der ganzen Oberſeite
erdgrau, im Geſicht, auf der Bruſt, an den Seiten und der oberen Schwanzmitte glänzend grünblau,
am Bauch und auf den Afterdecken aſchgrau, auf der Unterſeite des Schwanzes rauchgrau. Die Wan-
gen ziert ein karminrother Flecken; der Schnabel iſt blaßkarminroth, der Fuß etwas lichter, etwa fleiſch-
farbig. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich dadurch, daß der rothe Wangenfleck dem Weibchen fehlt.
Die Länge beträgt 4¼ Zoll, die Breite 6¼ Zoll, die Fittiglänge 1⅚ Zoll, die Schwanzlänge 1¾ Zoll.

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[215/0235] Blut-, Bunt- und Stahlfink. Bengueliſt oder Schmetterlingsfink. auch das Männchen während der Zeit der Dürre an. Die Länge beträgt 4 Zoll 6 Linien, die Fittig- länge 2 Zoll 4 Linien, die Schwanzlänge 1 Zoll 4½ Linien. Schon in Dongola iſt der ultramarinblaue Stahlfink ein gewöhnlicher Vogel. Man begegnet ihm hier überall, nahe den Häuſern ebenſowohl, als in den Feldern oder ſelbſt in der pflanzenarmen Steppe, hier vorzugsweiſe in der Nähe der Brunnen oder an andern Halteſtellen der Karavane, bei welchen ſich dieſer Fink und viele Verwandte gern einfinden, um die geringfügigen Abfälle von der Tafel der Menſchen und Kamele aufzupicken. Er iſt ein munterer, niedlicher Vogel, welcher ſich fort- während Etwas zu ſchaffen macht und es gleichſam darauf anlegt, die Aufmerkſamkeit des Beſchauers auf ſich zu lenken. Die Zeit ſeiner Liebe fällt mit der Reife der Durrah zuſammen, ungefähr in die Monate Januar bis März. Das Neſt, welches auf einem Baume angelegt wird, iſt ein wirrer Grashaufen. Eier habe ich nicht gefunden. Sobald die Jungen ausgeflogen ſind, ſcharen ſie ſich in Schwärme, geſellen ſich zu dem Feuer- finken, welchen wir ſpäter kennen lernen werden, und fallen mit dieſem maſſenhaft in den Durrah- feldern ein. Der Stahlfink wird deshalb auch von den Nubiern bitter gehaßt und nach Möglichkeit verſcheucht. Dies geſchieht genau in derſelben Weiſe, welche gelegentlich der Beſchreibung des Reis- vogels erzählt wurde, von einem hohen Gerüſte aus, welches nach allen Seiten hin mit bunten Lappen beſetzte Leinen ſendet, die in Bewegung geſetzt werden, wenn die Vögel einfallen. Man begnügt ſich jedoch, ſie zu verſcheuchen; im übrigen behelligt man den Stahlfinken ebenſowenig, als irgend einen andern Vogel Oſt-Sudahns. Jn der Gefangenſchaft hält ihn im Oſt-Sudahn Niemand. Um ſo häufiger wird auch er oder richtiger ſein grünlicher Verwandter an der Weſtküſte Afrikas gefangen und vondortaus nach Europa und Amerika übergeführt. „Beide Stahlfinken zeichnen ſich‟, wie Reichenbach ſagt, „aus durch ihre Lebhaftigkeit, man könnte faſt ſagen Wildheit. Den ganzen Tag über unruhig beweglich, flattern ſie ſtets kräftig umher und verfolgen in den Geſellſchaftskäfigen die kleinen Vögel anderer Arten, die man mit ihnen zuſammengeſperrt hat. Sie beunruhigen dieſelben durch beſtändiges Geſchrei, durch Flügelſchläge und Biſſe und regen ſie in dem Grade auf, daß ſie bald abſterben. Auch größere Vögel fallen ſie an und treiben ſie in die Flucht. Jhre angenehmen Eigenſchaften, wenn man ſie abgeſon- dert hält, ſind eben ihre Lebhaftigkeit und ihr zarter, lieblicher Geſang, bei einem hübſchen, kräftigen Anſtande. Zur Paarungszeit ſind ſie am wildeſten aufgeregt. So lange das Weibchen ſich ſträubt, fliegt das Männchen unaufhörlich und reißend ſchnell über demſelben herum, ſetzt ſich endlich auf daſſelbe und ſchlägt heftig mit den Flügeln, fliegt wieder weg, verſteckt ſich in einem Winkel und ſchreit mit ſcharfen Tönen, wie im Kampfe mit andern Vögeln. Dies wiederholt ſich mehrmals.‟ Um ſie zur Fortpflanzung zu bringen, bedarf es vor Allem einer ſorgfältigen Abſonderung der Pärchen und der Erhaltung einer höheren Wärme. Der treue Genoſſe des Blutfinken iſt der Bengueliſt oder Schmetterlingsfink (Mariposa phoenicotis). Er iſt ein ſchlank geſtreckter Vogel mit langem, keilförmigen Schwanze, deſſen Schnabel anderthalbmal ſo lang als hoch und breit iſt und geradlinig rechtwinkelig in die Stirn eintritt. Jm Flügel iſt die vierte Schwinge die längſte. Das Kleid iſt ſeidenartig und dicht, auf der ganzen Oberſeite erdgrau, im Geſicht, auf der Bruſt, an den Seiten und der oberen Schwanzmitte glänzend grünblau, am Bauch und auf den Afterdecken aſchgrau, auf der Unterſeite des Schwanzes rauchgrau. Die Wan- gen ziert ein karminrother Flecken; der Schnabel iſt blaßkarminroth, der Fuß etwas lichter, etwa fleiſch- farbig. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich dadurch, daß der rothe Wangenfleck dem Weibchen fehlt. Die Länge beträgt 4¼ Zoll, die Breite 6¼ Zoll, die Fittiglänge 1⅚ Zoll, die Schwanzlänge 1¾ Zoll.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/235>, abgerufen am 24.11.2024.