vernachläßigt. Aus meiner Hand nahm sie kein Futter an, und ich wollte sie wieder zurücktragen nach dem Orte, von welchem ich sie gebracht. Da sah ich gegen Abend eine Scharlachtangara, unzweifel- haft eins der Eltern, rund um den Käfig fliegen und sich abmühen, um in das Jnnere zu kommen. Als der Alte fand, daß Dies unmöglich, flog er weg, kehrte aber bald darauf zurück, mit Futter im Schnabel; so trieb er es bis nach Sonnenuntergang; dann nahm er seinen Sitz auf einem der höheren Zweige des Baumes. Mit Tagesanbruch war er wieder in derselben Thätigkeit, wie am Tage vorher und fuhr in ihr fort, bis zum Abend, trotz aller Anfechtung seitens der Gelbvögel. Am dritten und vierten Tage zeigte er sich in hohem Grade besorgt, dem Gefangenen die Freiheit zu verschaffen, und gebrauchte alle Laute der Angst und Zärtlichkeit, um das Junge zu vermögen, daß es zu ihm komme. Dies war zuviel für den Beobachter: der Gefangene wurde befreit, flog zu seinem Erzeuger, und dieser nahm ihn, unter lauten Ausrufen der Glückseligkeit, mit sich in seine Wälder!"
Jn der Gefangenschaft sieht man diese Tangaras selten. Man kann sie leicht mit Körnern und Früchten erhalten, wie Gundlach von einer verwandten Art angibt, hauptsächlich mit reifem Pisang. Doch erfreuen sie den Besitzer keineswegs: sie sind zu still und ruhig, und ihr Gesang ist zu unbe- deutend, als daß sich der Mensch für solche Stubengenossen begeistern könnte. Nach Europa herüber kommen einzelne solcher Gefangenen, immer aber selten: ich habe sie nur in wenigen Thiergärten lebend angetroffen.
Eine zahlreiche Genossenschaft kleiner Vögel von Ansehen der Buchfinken, Zeisige, Hänflinge, welche aber sehr bunt und prächtig gefärbt sind, hat man Callisten (Calliste) genannt. Jhr Schna- bel ist verhältnißmäßig kurz, schlank, aber etwas hoch, seitlich zusammengedrückt, auf der Firste scharf- kantig, an der Spitze schwach gekerbt. Die Augenlider sind mit einem Kranze kleiner platter Federn umgeben; Flügel und Schwanz sind von mäßiger Länge; der Schwanz ist schmalfedrig und etwas ausgeschnitten; die Beine sind zierlich, die Länfe ziemlich hoch, die Zehen kurz. Das Gefieder ist sehr bunt, bei den Männchen reiner und klarer, als bei den Weibchen, sonst jedoch nicht verschieden; nur die Jungen sind matter gefärbt.
Die Callisten finden sich in den Gebüschen der Waldgegenden Brasiliens, leben hier in kleinen Trupps zusammen und unterscheiden sich von andern Tangaras hauptsächlich dadurch, daß sie sich ausschließlich von Sämereien ernähren.
Eine der hervorragendsten Arten dieser Gruppe ist die rothnackige Calliste (Calliste festiva), ein kleiner Vogel von 51/4 Zoll Länge, dessen Flügel 21/2 und dessen Schwanz 2 Zoll mißt. Seine Gestalt ist sehr zierlich und schlank gebaut, das Gefieder äußerst glatt und zart, die Färbung allerliebst. Der vorderste Stirnrand und der Zügel, die Nasenfedern, die Wurzel des Unterkiefers, das Kinn und der Oberrücken sind schwarz, der Hintertheil der Stirn, sowie die kleinen Federchen am Rande des Augenlids schön grünblau, der ganze übrige Oberkopf bis in den Nacken, und auch die Kehle prächtig ultramarinblau. Hinter und unter dem Auge und an der Wurzel des Unterkiefers beginnt ein brei- ter, prachtvoll zinoberrother Streifen, welcher die Backen, die Ohrgegend, den Seitenhals und unter dem blauen Hinterkopf den ganzen Nacken einnimmt. Jm übrigen ist ein lebhaft glänzendes Grün, welches blos an Steiß und Unterschenkeln ins Gelbliche übergeht, die vorherrschende Färbung. Die Flügel sind bräunlich schwarz, alle Federn mit breiten, lebhaft grünen Rändern; der Flügelbug aber ist durch einen schön orangefarbenen Streifen noch besonders geschmückt. Die Schwanzfedern ähneln den Schwingen in der Färbung, sind aber überall stark grün überlaufen. Der Schnabel ist glänzend schwarz, der Fuß schieferschwarz, nach Wied graulichfleischbraun. Das Weibchen gleicht dem Männchen durchaus; seine Färbung ist nur ein wenig matter und der Anfang des grünen Rücken- theils schwarz gefleckt.
Brehm, Thierleben. III. 13
Feuertangara. Rothnackige Calliſte.
vernachläßigt. Aus meiner Hand nahm ſie kein Futter an, und ich wollte ſie wieder zurücktragen nach dem Orte, von welchem ich ſie gebracht. Da ſah ich gegen Abend eine Scharlachtangara, unzweifel- haft eins der Eltern, rund um den Käfig fliegen und ſich abmühen, um in das Jnnere zu kommen. Als der Alte fand, daß Dies unmöglich, flog er weg, kehrte aber bald darauf zurück, mit Futter im Schnabel; ſo trieb er es bis nach Sonnenuntergang; dann nahm er ſeinen Sitz auf einem der höheren Zweige des Baumes. Mit Tagesanbruch war er wieder in derſelben Thätigkeit, wie am Tage vorher und fuhr in ihr fort, bis zum Abend, trotz aller Anfechtung ſeitens der Gelbvögel. Am dritten und vierten Tage zeigte er ſich in hohem Grade beſorgt, dem Gefangenen die Freiheit zu verſchaffen, und gebrauchte alle Laute der Angſt und Zärtlichkeit, um das Junge zu vermögen, daß es zu ihm komme. Dies war zuviel für den Beobachter: der Gefangene wurde befreit, flog zu ſeinem Erzeuger, und dieſer nahm ihn, unter lauten Ausrufen der Glückſeligkeit, mit ſich in ſeine Wälder!‟
Jn der Gefangenſchaft ſieht man dieſe Tangaras ſelten. Man kann ſie leicht mit Körnern und Früchten erhalten, wie Gundlach von einer verwandten Art angibt, hauptſächlich mit reifem Piſang. Doch erfreuen ſie den Beſitzer keineswegs: ſie ſind zu ſtill und ruhig, und ihr Geſang iſt zu unbe- deutend, als daß ſich der Menſch für ſolche Stubengenoſſen begeiſtern könnte. Nach Europa herüber kommen einzelne ſolcher Gefangenen, immer aber ſelten: ich habe ſie nur in wenigen Thiergärten lebend angetroffen.
Eine zahlreiche Genoſſenſchaft kleiner Vögel von Anſehen der Buchfinken, Zeiſige, Hänflinge, welche aber ſehr bunt und prächtig gefärbt ſind, hat man Calliſten (Calliste) genannt. Jhr Schna- bel iſt verhältnißmäßig kurz, ſchlank, aber etwas hoch, ſeitlich zuſammengedrückt, auf der Firſte ſcharf- kantig, an der Spitze ſchwach gekerbt. Die Augenlider ſind mit einem Kranze kleiner platter Federn umgeben; Flügel und Schwanz ſind von mäßiger Länge; der Schwanz iſt ſchmalfedrig und etwas ausgeſchnitten; die Beine ſind zierlich, die Länfe ziemlich hoch, die Zehen kurz. Das Gefieder iſt ſehr bunt, bei den Männchen reiner und klarer, als bei den Weibchen, ſonſt jedoch nicht verſchieden; nur die Jungen ſind matter gefärbt.
Die Calliſten finden ſich in den Gebüſchen der Waldgegenden Braſiliens, leben hier in kleinen Trupps zuſammen und unterſcheiden ſich von andern Tangaras hauptſächlich dadurch, daß ſie ſich ausſchließlich von Sämereien ernähren.
Eine der hervorragendſten Arten dieſer Gruppe iſt die rothnackige Calliſte (Calliste festiva), ein kleiner Vogel von 5¼ Zoll Länge, deſſen Flügel 2½ und deſſen Schwanz 2 Zoll mißt. Seine Geſtalt iſt ſehr zierlich und ſchlank gebaut, das Gefieder äußerſt glatt und zart, die Färbung allerliebſt. Der vorderſte Stirnrand und der Zügel, die Naſenfedern, die Wurzel des Unterkiefers, das Kinn und der Oberrücken ſind ſchwarz, der Hintertheil der Stirn, ſowie die kleinen Federchen am Rande des Augenlids ſchön grünblau, der ganze übrige Oberkopf bis in den Nacken, und auch die Kehle prächtig ultramarinblau. Hinter und unter dem Auge und an der Wurzel des Unterkiefers beginnt ein brei- ter, prachtvoll zinoberrother Streifen, welcher die Backen, die Ohrgegend, den Seitenhals und unter dem blauen Hinterkopf den ganzen Nacken einnimmt. Jm übrigen iſt ein lebhaft glänzendes Grün, welches blos an Steiß und Unterſchenkeln ins Gelbliche übergeht, die vorherrſchende Färbung. Die Flügel ſind bräunlich ſchwarz, alle Federn mit breiten, lebhaft grünen Rändern; der Flügelbug aber iſt durch einen ſchön orangefarbenen Streifen noch beſonders geſchmückt. Die Schwanzfedern ähneln den Schwingen in der Färbung, ſind aber überall ſtark grün überlaufen. Der Schnabel iſt glänzend ſchwarz, der Fuß ſchieferſchwarz, nach Wied graulichfleiſchbraun. Das Weibchen gleicht dem Männchen durchaus; ſeine Färbung iſt nur ein wenig matter und der Anfang des grünen Rücken- theils ſchwarz gefleckt.
Brehm, Thierleben. III. 13
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[193/0213]
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dem Orte, von welchem ich ſie gebracht. Da ſah ich gegen Abend eine Scharlachtangara, unzweifel-
haft eins der Eltern, rund um den Käfig fliegen und ſich abmühen, um in das Jnnere zu kommen.
Als der Alte fand, daß Dies unmöglich, flog er weg, kehrte aber bald darauf zurück, mit Futter im
Schnabel; ſo trieb er es bis nach Sonnenuntergang; dann nahm er ſeinen Sitz auf einem der höheren
Zweige des Baumes. Mit Tagesanbruch war er wieder in derſelben Thätigkeit, wie am Tage vorher
und fuhr in ihr fort, bis zum Abend, trotz aller Anfechtung ſeitens der Gelbvögel. Am dritten und
vierten Tage zeigte er ſich in hohem Grade beſorgt, dem Gefangenen die Freiheit zu verſchaffen, und
gebrauchte alle Laute der Angſt und Zärtlichkeit, um das Junge zu vermögen, daß es zu ihm komme.
Dies war zuviel für den Beobachter: der Gefangene wurde befreit, flog zu ſeinem Erzeuger, und dieſer
nahm ihn, unter lauten Ausrufen der Glückſeligkeit, mit ſich in ſeine Wälder!‟
Jn der Gefangenſchaft ſieht man dieſe Tangaras ſelten. Man kann ſie leicht mit Körnern und
Früchten erhalten, wie Gundlach von einer verwandten Art angibt, hauptſächlich mit reifem Piſang.
Doch erfreuen ſie den Beſitzer keineswegs: ſie ſind zu ſtill und ruhig, und ihr Geſang iſt zu unbe-
deutend, als daß ſich der Menſch für ſolche Stubengenoſſen begeiſtern könnte. Nach Europa herüber
kommen einzelne ſolcher Gefangenen, immer aber ſelten: ich habe ſie nur in wenigen Thiergärten lebend
angetroffen.
Eine zahlreiche Genoſſenſchaft kleiner Vögel von Anſehen der Buchfinken, Zeiſige, Hänflinge,
welche aber ſehr bunt und prächtig gefärbt ſind, hat man Calliſten (Calliste) genannt. Jhr Schna-
bel iſt verhältnißmäßig kurz, ſchlank, aber etwas hoch, ſeitlich zuſammengedrückt, auf der Firſte ſcharf-
kantig, an der Spitze ſchwach gekerbt. Die Augenlider ſind mit einem Kranze kleiner platter Federn
umgeben; Flügel und Schwanz ſind von mäßiger Länge; der Schwanz iſt ſchmalfedrig und etwas
ausgeſchnitten; die Beine ſind zierlich, die Länfe ziemlich hoch, die Zehen kurz. Das Gefieder iſt ſehr
bunt, bei den Männchen reiner und klarer, als bei den Weibchen, ſonſt jedoch nicht verſchieden; nur
die Jungen ſind matter gefärbt.
Die Calliſten finden ſich in den Gebüſchen der Waldgegenden Braſiliens, leben hier in kleinen
Trupps zuſammen und unterſcheiden ſich von andern Tangaras hauptſächlich dadurch, daß ſie ſich
ausſchließlich von Sämereien ernähren.
Eine der hervorragendſten Arten dieſer Gruppe iſt die rothnackige Calliſte (Calliste festiva),
ein kleiner Vogel von 5¼ Zoll Länge, deſſen Flügel 2½ und deſſen Schwanz 2 Zoll mißt. Seine
Geſtalt iſt ſehr zierlich und ſchlank gebaut, das Gefieder äußerſt glatt und zart, die Färbung allerliebſt.
Der vorderſte Stirnrand und der Zügel, die Naſenfedern, die Wurzel des Unterkiefers, das Kinn und
der Oberrücken ſind ſchwarz, der Hintertheil der Stirn, ſowie die kleinen Federchen am Rande des
Augenlids ſchön grünblau, der ganze übrige Oberkopf bis in den Nacken, und auch die Kehle prächtig
ultramarinblau. Hinter und unter dem Auge und an der Wurzel des Unterkiefers beginnt ein brei-
ter, prachtvoll zinoberrother Streifen, welcher die Backen, die Ohrgegend, den Seitenhals und unter
dem blauen Hinterkopf den ganzen Nacken einnimmt. Jm übrigen iſt ein lebhaft glänzendes
Grün, welches blos an Steiß und Unterſchenkeln ins Gelbliche übergeht, die vorherrſchende Färbung.
Die Flügel ſind bräunlich ſchwarz, alle Federn mit breiten, lebhaft grünen Rändern; der Flügelbug
aber iſt durch einen ſchön orangefarbenen Streifen noch beſonders geſchmückt. Die Schwanzfedern
ähneln den Schwingen in der Färbung, ſind aber überall ſtark grün überlaufen. Der Schnabel iſt
glänzend ſchwarz, der Fuß ſchieferſchwarz, nach Wied graulichfleiſchbraun. Das Weibchen gleicht dem
Männchen durchaus; ſeine Färbung iſt nur ein wenig matter und der Anfang des grünen Rücken-
theils ſchwarz gefleckt.
Brehm, Thierleben. III. 13
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/213>, abgerufen am 24.11.2024.
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