fast ausschließlich ihre Jungen groß. Sie sind jedoch genäschig und begnügen sich nicht lange mit gleichmäßigem Futter; deshalb fallen sie auf Obst- und Fruchtbäumen aller Art in Massen ein und thun hier zuweilen großen Schaden.
So viel uns bekannt, nisten alle Sperlinge mehrmals im Jahre. Die Nester stehen regelmäßig in Höhlungen, gar nicht selten aber auch im dichten Gezweig mancher Bäume. Sie sind kunstloser, als bei allen übrigen Finken, gewöhnlich nur unordentliche über einander geworfene Haufen aus aller- hand tauglichen Stoffen, welche ohne Auswahl zusammengeschleppt und ohne Ordnung über einander gehäuft werden. Nach des Orts Beschaffenheit sind sie sehr verschieden gestaltet, immer aber eher ein wirrer Haufen, als ein Nest zu nennen; nur das Eine kann als Regel gelten, daß die weicheren Stoffe, namentlich die Federn innen und die rauhen Stoffe außen abgelegt werden. Die Eier sind auf graulichem Grunde dunkler gefleckt, gepunktet und gestrichelt.
Für die Gefangenschaft eignet sich kein einziger Sperling. Sein Betragen in der Freiheit kann anziehend sein, im Käfig wird der Vogel sehr bald lästig; denn hier zeigt er gewöhnlich nur seine un- angenehmen Eigenschaften.
Es versteht sich ganz von selbst, daß wir unter allen Sperlingen unsern Haus-, Hof-, Rauch-, Faul- und Kornsperling, Sparling, Spar, Sperr, Spatz, Dieb, Lüning, Lepes, Haus- und Mistfink (Passer domesticus) die erste Stelle einräumen. Einer ausführlichen Schilderung bedarf dieser all- bekannte Vogel, so weit es sich um die Beschreibung seines Gefieders handelt, gewiß nicht; Jedermann ist im Stande, den Sperling durch eigene Anschauung kennen zu lernen. Es gibt aber, wie bemerkt, sehr verwandte Arten, deren Unterscheidungsmerkmale nur durch Vergleichung mit unserem Spatz fest- gesetzt werden können, und deshalb ist es nöthig, auch seinem Kleide einige Worte zu widmen.
Bei dem alten Männchen des Haussperlings ist der graulichblaue Scheitel seitlich hoch kastanien- braun gefärbt, der Mantel rostfarben mit schwarzen Längsstreifen, der Flügel einmal breit weiß, ein- mal schmal rostgelb gebändert, die Wange grauweiß, der Vorderhals schwarz, der Unterkörper hell- grau. Das Weibchen ist auf dem Scheitel hellbraungrau, auf dem Rücken hellbräunlich, mit schwärz- lichen Längsflecken, auf der ganzen Unterseite grauweißlich; über die Augen verläuft ein blaßgelber Streifen. Die Jungen gleichen bis zum ersten Federwechsel der Mutter. Der Schnabel ist im Sommer schwarz, im Winter hornfarben, der Fuß horngrau, die Regenbogenhaut braun. Manch- fache Ausartungen kommen vor: es gibt weiße, gilblichweiße, semmelgelbe und schwarze Sperlinge, letztere namentlich in Städten und an einzelnen Fabriken. Jn der Größe ist zwischen beiden Geschlech- tern kein bedeutender Unterschied zu bemerken. Das Männchen mißt 6 bis 61/4 Zoll in der Länge und 9 bis 91/2 Zoll in der Breite; das Weibchen ist um ungefähr 2 Linien kürzer und 3 bis 4 Linien schmäler.
Der Haussperling gehört zu den verbreitetsten Finken. Sein Heimatskreis reicht über den ganzen Norden der alten Welt. Erst in Mittelafrika und Südasien ersetzen ihn andere Arten, welche sich hauptsächlich durch größere Reinheit und Schönheit ihrer Farben unterscheiden.
Es ist bezeichnend für den Sperling, daß er überall, wo er vorkommt, Hausvogel ist. Man hat ihn neuerdings in Australien, Nord- und Mittelamerika eingeführt, und in beiden Erdtheilen hält er sich, wie die neuesten Beobachtungen mittheilen, ebenfalls zu den Menschen. Wenig Dörfer gibt es, in denen er sich nicht angesiedelt hätte und zwar fester angesiedelt, als irgend ein anderer Vogel; denn gerade er ist Standvogel im vollsten Sinne des Worts und entfernt sich gewiß selten über eine Meile von dem Orte, wo er geboren wurde. Demungeachtet läßt sich nicht bestreiten, daß auch er Wan- derungen unternimmt, möglicherweise in der Absicht, sich passendere Wohnplätze auszuwählen. So erscheinen nach mündlichen Mittheilungen des norwegischen Naturforschers Nordvi am Warangerfjord im nördlichsten Lappland fast alljährlich Sperlingspaare, durchstreifen die Gegenden, besuchen alle Wohnungen, finden jedoch das Land dort nicht nach ihrem Behagen und verschwinden spurlos wieder.
Hausſperling.
faſt ausſchließlich ihre Jungen groß. Sie ſind jedoch genäſchig und begnügen ſich nicht lange mit gleichmäßigem Futter; deshalb fallen ſie auf Obſt- und Fruchtbäumen aller Art in Maſſen ein und thun hier zuweilen großen Schaden.
So viel uns bekannt, niſten alle Sperlinge mehrmals im Jahre. Die Neſter ſtehen regelmäßig in Höhlungen, gar nicht ſelten aber auch im dichten Gezweig mancher Bäume. Sie ſind kunſtloſer, als bei allen übrigen Finken, gewöhnlich nur unordentliche über einander geworfene Haufen aus aller- hand tauglichen Stoffen, welche ohne Auswahl zuſammengeſchleppt und ohne Ordnung über einander gehäuft werden. Nach des Orts Beſchaffenheit ſind ſie ſehr verſchieden geſtaltet, immer aber eher ein wirrer Haufen, als ein Neſt zu nennen; nur das Eine kann als Regel gelten, daß die weicheren Stoffe, namentlich die Federn innen und die rauhen Stoffe außen abgelegt werden. Die Eier ſind auf graulichem Grunde dunkler gefleckt, gepunktet und geſtrichelt.
Für die Gefangenſchaft eignet ſich kein einziger Sperling. Sein Betragen in der Freiheit kann anziehend ſein, im Käfig wird der Vogel ſehr bald läſtig; denn hier zeigt er gewöhnlich nur ſeine un- angenehmen Eigenſchaften.
Es verſteht ſich ganz von ſelbſt, daß wir unter allen Sperlingen unſern Haus-, Hof-, Rauch-, Faul- und Kornſperling, Sparling, Spar, Sperr, Spatz, Dieb, Lüning, Lepes, Haus- und Miſtfink (Passer domesticus) die erſte Stelle einräumen. Einer ausführlichen Schilderung bedarf dieſer all- bekannte Vogel, ſo weit es ſich um die Beſchreibung ſeines Gefieders handelt, gewiß nicht; Jedermann iſt im Stande, den Sperling durch eigene Anſchauung kennen zu lernen. Es gibt aber, wie bemerkt, ſehr verwandte Arten, deren Unterſcheidungsmerkmale nur durch Vergleichung mit unſerem Spatz feſt- geſetzt werden können, und deshalb iſt es nöthig, auch ſeinem Kleide einige Worte zu widmen.
Bei dem alten Männchen des Hausſperlings iſt der graulichblaue Scheitel ſeitlich hoch kaſtanien- braun gefärbt, der Mantel roſtfarben mit ſchwarzen Längsſtreifen, der Flügel einmal breit weiß, ein- mal ſchmal roſtgelb gebändert, die Wange grauweiß, der Vorderhals ſchwarz, der Unterkörper hell- grau. Das Weibchen iſt auf dem Scheitel hellbraungrau, auf dem Rücken hellbräunlich, mit ſchwärz- lichen Längsflecken, auf der ganzen Unterſeite grauweißlich; über die Augen verläuft ein blaßgelber Streifen. Die Jungen gleichen bis zum erſten Federwechſel der Mutter. Der Schnabel iſt im Sommer ſchwarz, im Winter hornfarben, der Fuß horngrau, die Regenbogenhaut braun. Manch- fache Ausartungen kommen vor: es gibt weiße, gilblichweiße, ſemmelgelbe und ſchwarze Sperlinge, letztere namentlich in Städten und an einzelnen Fabriken. Jn der Größe iſt zwiſchen beiden Geſchlech- tern kein bedeutender Unterſchied zu bemerken. Das Männchen mißt 6 bis 6¼ Zoll in der Länge und 9 bis 9½ Zoll in der Breite; das Weibchen iſt um ungefähr 2 Linien kürzer und 3 bis 4 Linien ſchmäler.
Der Hausſperling gehört zu den verbreitetſten Finken. Sein Heimatskreis reicht über den ganzen Norden der alten Welt. Erſt in Mittelafrika und Südaſien erſetzen ihn andere Arten, welche ſich hauptſächlich durch größere Reinheit und Schönheit ihrer Farben unterſcheiden.
Es iſt bezeichnend für den Sperling, daß er überall, wo er vorkommt, Hausvogel iſt. Man hat ihn neuerdings in Auſtralien, Nord- und Mittelamerika eingeführt, und in beiden Erdtheilen hält er ſich, wie die neueſten Beobachtungen mittheilen, ebenfalls zu den Menſchen. Wenig Dörfer gibt es, in denen er ſich nicht angeſiedelt hätte und zwar feſter angeſiedelt, als irgend ein anderer Vogel; denn gerade er iſt Standvogel im vollſten Sinne des Worts und entfernt ſich gewiß ſelten über eine Meile von dem Orte, wo er geboren wurde. Demungeachtet läßt ſich nicht beſtreiten, daß auch er Wan- derungen unternimmt, möglicherweiſe in der Abſicht, ſich paſſendere Wohnplätze auszuwählen. So erſcheinen nach mündlichen Mittheilungen des norwegiſchen Naturforſchers Nordvi am Warangerfjord im nördlichſten Lappland faſt alljährlich Sperlingspaare, durchſtreifen die Gegenden, beſuchen alle Wohnungen, finden jedoch das Land dort nicht nach ihrem Behagen und verſchwinden ſpurlos wieder.
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Hausſperling.
faſt ausſchließlich ihre Jungen groß. Sie ſind jedoch genäſchig und begnügen ſich nicht lange mit
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und thun hier zuweilen großen Schaden.
So viel uns bekannt, niſten alle Sperlinge mehrmals im Jahre. Die Neſter ſtehen regelmäßig
in Höhlungen, gar nicht ſelten aber auch im dichten Gezweig mancher Bäume. Sie ſind kunſtloſer,
als bei allen übrigen Finken, gewöhnlich nur unordentliche über einander geworfene Haufen aus aller-
hand tauglichen Stoffen, welche ohne Auswahl zuſammengeſchleppt und ohne Ordnung über einander
gehäuft werden. Nach des Orts Beſchaffenheit ſind ſie ſehr verſchieden geſtaltet, immer aber eher
ein wirrer Haufen, als ein Neſt zu nennen; nur das Eine kann als Regel gelten, daß die weicheren
Stoffe, namentlich die Federn innen und die rauhen Stoffe außen abgelegt werden. Die Eier ſind
auf graulichem Grunde dunkler gefleckt, gepunktet und geſtrichelt.
Für die Gefangenſchaft eignet ſich kein einziger Sperling. Sein Betragen in der Freiheit kann
anziehend ſein, im Käfig wird der Vogel ſehr bald läſtig; denn hier zeigt er gewöhnlich nur ſeine un-
angenehmen Eigenſchaften.
Es verſteht ſich ganz von ſelbſt, daß wir unter allen Sperlingen unſern Haus-, Hof-, Rauch-,
Faul- und Kornſperling, Sparling, Spar, Sperr, Spatz, Dieb, Lüning, Lepes, Haus- und Miſtfink
(Passer domesticus) die erſte Stelle einräumen. Einer ausführlichen Schilderung bedarf dieſer all-
bekannte Vogel, ſo weit es ſich um die Beſchreibung ſeines Gefieders handelt, gewiß nicht; Jedermann
iſt im Stande, den Sperling durch eigene Anſchauung kennen zu lernen. Es gibt aber, wie bemerkt,
ſehr verwandte Arten, deren Unterſcheidungsmerkmale nur durch Vergleichung mit unſerem Spatz feſt-
geſetzt werden können, und deshalb iſt es nöthig, auch ſeinem Kleide einige Worte zu widmen.
Bei dem alten Männchen des Hausſperlings iſt der graulichblaue Scheitel ſeitlich hoch kaſtanien-
braun gefärbt, der Mantel roſtfarben mit ſchwarzen Längsſtreifen, der Flügel einmal breit weiß, ein-
mal ſchmal roſtgelb gebändert, die Wange grauweiß, der Vorderhals ſchwarz, der Unterkörper hell-
grau. Das Weibchen iſt auf dem Scheitel hellbraungrau, auf dem Rücken hellbräunlich, mit ſchwärz-
lichen Längsflecken, auf der ganzen Unterſeite grauweißlich; über die Augen verläuft ein blaßgelber
Streifen. Die Jungen gleichen bis zum erſten Federwechſel der Mutter. Der Schnabel iſt im
Sommer ſchwarz, im Winter hornfarben, der Fuß horngrau, die Regenbogenhaut braun. Manch-
fache Ausartungen kommen vor: es gibt weiße, gilblichweiße, ſemmelgelbe und ſchwarze Sperlinge,
letztere namentlich in Städten und an einzelnen Fabriken. Jn der Größe iſt zwiſchen beiden Geſchlech-
tern kein bedeutender Unterſchied zu bemerken. Das Männchen mißt 6 bis 6¼ Zoll in der Länge
und 9 bis 9½ Zoll in der Breite; das Weibchen iſt um ungefähr 2 Linien kürzer und 3 bis 4 Linien
ſchmäler.
Der Hausſperling gehört zu den verbreitetſten Finken. Sein Heimatskreis reicht über den ganzen
Norden der alten Welt. Erſt in Mittelafrika und Südaſien erſetzen ihn andere Arten, welche ſich
hauptſächlich durch größere Reinheit und Schönheit ihrer Farben unterſcheiden.
Es iſt bezeichnend für den Sperling, daß er überall, wo er vorkommt, Hausvogel iſt. Man hat ihn
neuerdings in Auſtralien, Nord- und Mittelamerika eingeführt, und in beiden Erdtheilen hält er ſich,
wie die neueſten Beobachtungen mittheilen, ebenfalls zu den Menſchen. Wenig Dörfer gibt es, in
denen er ſich nicht angeſiedelt hätte und zwar feſter angeſiedelt, als irgend ein anderer Vogel; denn
gerade er iſt Standvogel im vollſten Sinne des Worts und entfernt ſich gewiß ſelten über eine Meile
von dem Orte, wo er geboren wurde. Demungeachtet läßt ſich nicht beſtreiten, daß auch er Wan-
derungen unternimmt, möglicherweiſe in der Abſicht, ſich paſſendere Wohnplätze auszuwählen. So
erſcheinen nach mündlichen Mittheilungen des norwegiſchen Naturforſchers Nordvi am Warangerfjord
im nördlichſten Lappland faſt alljährlich Sperlingspaare, durchſtreifen die Gegenden, beſuchen alle
Wohnungen, finden jedoch das Land dort nicht nach ihrem Behagen und verſchwinden ſpurlos wieder.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/175>, abgerufen am 24.11.2024.
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