wirklich Stücke von 180 Pfund bei einer Länge von über 5 Fuß und einer Dicke von mehr als 2 Fuß aufgefischt hat, unterliegt keinem Zweifel; doch ist es wahrscheinlich, daß so große Klumpen von den Wellen zusammengetrieben und vielleicht durch die in der Sonnenhitze mögliche theilweise Schmelzung an einander geklebt wurden.
Außer diesen drei wichtigsten Fettstoffen finden auch die Zähne des Pottfisches eine Verwendung. Sie sind hart, schwer, lassen sich leicht glätten und bearbeiten und würden dem Elfenbein an Werth gleichgeschätzt werden, wenn sie dieselbe reine Farbe besäßen.
Jn der vierten und letzten Familie (Balaenae) vereinigt man diejenigen Wale, deren Rachen keine Zähne, sondern Barten in sich trägt. Diese Horngebilde sind die eigentlichen Kenn- zeichen aller hierher gehörigen Thiere: sie sind nur ihnen eigenthümlich. Man sagt gewöhnlich, daß sie den betreffenden Walen anstatt der Zähne gegeben seien; allein diese Ausdrucksweise bedarf min- destens noch einer Erklärung. Die Barten vertreten nämlich weder die Stelle der Zähne, noch ähneln sie ihnen hinsichtlich ihrer Anlage, ihrer Befestigung am Kiefer und ihrer Gestaltung. Bei ganz jungen Walen hat man in den Kiefern kleine, knochenartige Körperchen gefunden, welche man als Zahnkeime deuten konnte; dagegen sitzen die später erscheinenden Barten gar nicht an den Kiefern, sondern am Gaumen und sind nicht unmittelbar an den Kopfknochen befestigt. Jhre Quer- stellung im Gewölbe der Mundhöhle erinnert an die Gaumenzähne der Fische. Die Barten selbst sind nur hornige, nicht knochige Oberhautgebilde; jede einzelne ist eine vier- und dreiseitige hornige Platte, an welcher man eine Rinden- und Markmasse unterscheiden kann. Erstere besteht aus dünnen, über einanderliegenden Hornblättern; letztere bildet gleichlaufende Röhren, welche am unteren Ende der Platte in borstenartige Fasern enden. An ihrer Wurzel werden sie durch ge- krümmte Hornplatten verbunden, und so ruhen sie auf einer zolldicken, gefäßreichen Haut, von wel- cher aus sie ernährt werden. Das Rachengewölbe ist zur Aufnahme der zahlreichen Barten zu beiden Seiten eines in seiner Mitte hervortretenden Längskiels muldenförmig vertieft. Jn diesen Mulden stehen die Blätter quer und hinter einander dicht gedrängt, nach hinten in größeren Zwischen- räumen und nach beiden Richtungen hin sich verkleinernd. Am äußeren Rande des Kiefers erscheinen sie mit ihren stumpfen Enden wie die Zinken eines Kammes; nach der Mitte der Kaufläche hin verschmälern und spitzen sie sich zu. Jhre Zahl in beiden Kiefern schwankt zwischen 300 bis 1000.
Die Bartenwale sind ungeheure Thiere mit sehr großem Kopfe, weit gespaltenem Rachen, dop- pelten Nasen- und Spritzlöchern, verdeckter Ohröffnung und sehr kleinen Augen. Jhre Wirbelsäule besteht aus 7 Hals-, 14 oder 15 Brust-, 11 bis 15 Lenden- und 21 und mehr Schwanzwirbeln. Nur eine Rippe verbindet sich unmittelbar mit dem Brustbein; alle übrigen sind falsche. Am Schä- del sind die Kiefer bogenartig gekrümmt und schnabelartig verlängert, gegen den äußerst kleinen Hirn- kasten ungeheuer groß. Das Schulterblatt ist sehr breit, die Hände verschieden gestaltet, indem sie bald mehr, bald weniger Zehen enthalten. Die schwere Zunge ist ringsum im Maule festgewachsen und unbeweglich, die Speiseröhre sehr eng, der Magen dreitheilig.
Erwachsen können die Bartenwale eine Länge von 80 bis mehr als 100 Fuß und ein Gewicht von 2500 Centnern erreichen. Sie sind demnach die größten aller Geschöpfe, welche unsere Erde gegenwärtig beherbergt und jemals erzeugte.
Sie leben ziemlich einzeln; denn nur zufällig, vielleicht durch reichliche Nahrung herbeigelockt, sieht man sie in Scharen beisammen. Die meisten wohnen im Eismeere und verlassen nur zuweilen die Buchten zwischen den Eisfeldern; andere ziehen südlicher gelegene Meerestheile vor. Sie halten sich nicht immer in einer Gegend auf, sondern wandern. Jm Winter treiben sich einzelne Arten mehr in der hohen See herum, während sie gegen den Herbst hin und den Winter hindurch die Nähe der Küsten aufsuchen. Auch scheint es, daß einige regelmäßige Wanderungen von den Polen auch
Die Bartenwale.
wirklich Stücke von 180 Pfund bei einer Länge von über 5 Fuß und einer Dicke von mehr als 2 Fuß aufgefiſcht hat, unterliegt keinem Zweifel; doch iſt es wahrſcheinlich, daß ſo große Klumpen von den Wellen zuſammengetrieben und vielleicht durch die in der Sonnenhitze mögliche theilweiſe Schmelzung an einander geklebt wurden.
Außer dieſen drei wichtigſten Fettſtoffen finden auch die Zähne des Pottfiſches eine Verwendung. Sie ſind hart, ſchwer, laſſen ſich leicht glätten und bearbeiten und würden dem Elfenbein an Werth gleichgeſchätzt werden, wenn ſie dieſelbe reine Farbe beſäßen.
Jn der vierten und letzten Familie (Balaenae) vereinigt man diejenigen Wale, deren Rachen keine Zähne, ſondern Barten in ſich trägt. Dieſe Horngebilde ſind die eigentlichen Kenn- zeichen aller hierher gehörigen Thiere: ſie ſind nur ihnen eigenthümlich. Man ſagt gewöhnlich, daß ſie den betreffenden Walen anſtatt der Zähne gegeben ſeien; allein dieſe Ausdrucksweiſe bedarf min- deſtens noch einer Erklärung. Die Barten vertreten nämlich weder die Stelle der Zähne, noch ähneln ſie ihnen hinſichtlich ihrer Anlage, ihrer Befeſtigung am Kiefer und ihrer Geſtaltung. Bei ganz jungen Walen hat man in den Kiefern kleine, knochenartige Körperchen gefunden, welche man als Zahnkeime deuten konnte; dagegen ſitzen die ſpäter erſcheinenden Barten gar nicht an den Kiefern, ſondern am Gaumen und ſind nicht unmittelbar an den Kopfknochen befeſtigt. Jhre Quer- ſtellung im Gewölbe der Mundhöhle erinnert an die Gaumenzähne der Fiſche. Die Barten ſelbſt ſind nur hornige, nicht knochige Oberhautgebilde; jede einzelne iſt eine vier- und dreiſeitige hornige Platte, an welcher man eine Rinden- und Markmaſſe unterſcheiden kann. Erſtere beſteht aus dünnen, über einanderliegenden Hornblättern; letztere bildet gleichlaufende Röhren, welche am unteren Ende der Platte in borſtenartige Faſern enden. An ihrer Wurzel werden ſie durch ge- krümmte Hornplatten verbunden, und ſo ruhen ſie auf einer zolldicken, gefäßreichen Haut, von wel- cher aus ſie ernährt werden. Das Rachengewölbe iſt zur Aufnahme der zahlreichen Barten zu beiden Seiten eines in ſeiner Mitte hervortretenden Längskiels muldenförmig vertieft. Jn dieſen Mulden ſtehen die Blätter quer und hinter einander dicht gedrängt, nach hinten in größeren Zwiſchen- räumen und nach beiden Richtungen hin ſich verkleinernd. Am äußeren Rande des Kiefers erſcheinen ſie mit ihren ſtumpfen Enden wie die Zinken eines Kammes; nach der Mitte der Kaufläche hin verſchmälern und ſpitzen ſie ſich zu. Jhre Zahl in beiden Kiefern ſchwankt zwiſchen 300 bis 1000.
Die Bartenwale ſind ungeheure Thiere mit ſehr großem Kopfe, weit geſpaltenem Rachen, dop- pelten Naſen- und Spritzlöchern, verdeckter Ohröffnung und ſehr kleinen Augen. Jhre Wirbelſäule beſteht aus 7 Hals-, 14 oder 15 Bruſt-, 11 bis 15 Lenden- und 21 und mehr Schwanzwirbeln. Nur eine Rippe verbindet ſich unmittelbar mit dem Bruſtbein; alle übrigen ſind falſche. Am Schä- del ſind die Kiefer bogenartig gekrümmt und ſchnabelartig verlängert, gegen den äußerſt kleinen Hirn- kaſten ungeheuer groß. Das Schulterblatt iſt ſehr breit, die Hände verſchieden geſtaltet, indem ſie bald mehr, bald weniger Zehen enthalten. Die ſchwere Zunge iſt ringsum im Maule feſtgewachſen und unbeweglich, die Speiſeröhre ſehr eng, der Magen dreitheilig.
Erwachſen können die Bartenwale eine Länge von 80 bis mehr als 100 Fuß und ein Gewicht von 2500 Centnern erreichen. Sie ſind demnach die größten aller Geſchöpfe, welche unſere Erde gegenwärtig beherbergt und jemals erzeugte.
Sie leben ziemlich einzeln; denn nur zufällig, vielleicht durch reichliche Nahrung herbeigelockt, ſieht man ſie in Scharen beiſammen. Die meiſten wohnen im Eismeere und verlaſſen nur zuweilen die Buchten zwiſchen den Eisfeldern; andere ziehen ſüdlicher gelegene Meerestheile vor. Sie halten ſich nicht immer in einer Gegend auf, ſondern wandern. Jm Winter treiben ſich einzelne Arten mehr in der hohen See herum, während ſie gegen den Herbſt hin und den Winter hindurch die Nähe der Küſten aufſuchen. Auch ſcheint es, daß einige regelmäßige Wanderungen von den Polen auch
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[861/0909]
Die Bartenwale.
wirklich Stücke von 180 Pfund bei einer Länge von über 5 Fuß und einer Dicke von mehr als 2 Fuß
aufgefiſcht hat, unterliegt keinem Zweifel; doch iſt es wahrſcheinlich, daß ſo große Klumpen von den
Wellen zuſammengetrieben und vielleicht durch die in der Sonnenhitze mögliche theilweiſe Schmelzung
an einander geklebt wurden.
Außer dieſen drei wichtigſten Fettſtoffen finden auch die Zähne des Pottfiſches eine Verwendung.
Sie ſind hart, ſchwer, laſſen ſich leicht glätten und bearbeiten und würden dem Elfenbein an Werth
gleichgeſchätzt werden, wenn ſie dieſelbe reine Farbe beſäßen.
Jn der vierten und letzten Familie (Balaenae) vereinigt man diejenigen Wale, deren
Rachen keine Zähne, ſondern Barten in ſich trägt. Dieſe Horngebilde ſind die eigentlichen Kenn-
zeichen aller hierher gehörigen Thiere: ſie ſind nur ihnen eigenthümlich. Man ſagt gewöhnlich, daß
ſie den betreffenden Walen anſtatt der Zähne gegeben ſeien; allein dieſe Ausdrucksweiſe bedarf min-
deſtens noch einer Erklärung. Die Barten vertreten nämlich weder die Stelle der Zähne, noch ähneln
ſie ihnen hinſichtlich ihrer Anlage, ihrer Befeſtigung am Kiefer und ihrer Geſtaltung. Bei ganz
jungen Walen hat man in den Kiefern kleine, knochenartige Körperchen gefunden, welche man als
Zahnkeime deuten konnte; dagegen ſitzen die ſpäter erſcheinenden Barten gar nicht an den Kiefern,
ſondern am Gaumen und ſind nicht unmittelbar an den Kopfknochen befeſtigt. Jhre Quer-
ſtellung im Gewölbe der Mundhöhle erinnert an die Gaumenzähne der Fiſche. Die Barten
ſelbſt ſind nur hornige, nicht knochige Oberhautgebilde; jede einzelne iſt eine vier- und dreiſeitige
hornige Platte, an welcher man eine Rinden- und Markmaſſe unterſcheiden kann. Erſtere beſteht
aus dünnen, über einanderliegenden Hornblättern; letztere bildet gleichlaufende Röhren, welche am
unteren Ende der Platte in borſtenartige Faſern enden. An ihrer Wurzel werden ſie durch ge-
krümmte Hornplatten verbunden, und ſo ruhen ſie auf einer zolldicken, gefäßreichen Haut, von wel-
cher aus ſie ernährt werden. Das Rachengewölbe iſt zur Aufnahme der zahlreichen Barten zu beiden
Seiten eines in ſeiner Mitte hervortretenden Längskiels muldenförmig vertieft. Jn dieſen Mulden
ſtehen die Blätter quer und hinter einander dicht gedrängt, nach hinten in größeren Zwiſchen-
räumen und nach beiden Richtungen hin ſich verkleinernd. Am äußeren Rande des Kiefers erſcheinen
ſie mit ihren ſtumpfen Enden wie die Zinken eines Kammes; nach der Mitte der Kaufläche hin
verſchmälern und ſpitzen ſie ſich zu. Jhre Zahl in beiden Kiefern ſchwankt zwiſchen 300 bis 1000.
Die Bartenwale ſind ungeheure Thiere mit ſehr großem Kopfe, weit geſpaltenem Rachen, dop-
pelten Naſen- und Spritzlöchern, verdeckter Ohröffnung und ſehr kleinen Augen. Jhre Wirbelſäule
beſteht aus 7 Hals-, 14 oder 15 Bruſt-, 11 bis 15 Lenden- und 21 und mehr Schwanzwirbeln.
Nur eine Rippe verbindet ſich unmittelbar mit dem Bruſtbein; alle übrigen ſind falſche. Am Schä-
del ſind die Kiefer bogenartig gekrümmt und ſchnabelartig verlängert, gegen den äußerſt kleinen Hirn-
kaſten ungeheuer groß. Das Schulterblatt iſt ſehr breit, die Hände verſchieden geſtaltet, indem ſie
bald mehr, bald weniger Zehen enthalten. Die ſchwere Zunge iſt ringsum im Maule feſtgewachſen
und unbeweglich, die Speiſeröhre ſehr eng, der Magen dreitheilig.
Erwachſen können die Bartenwale eine Länge von 80 bis mehr als 100 Fuß und ein Gewicht
von 2500 Centnern erreichen. Sie ſind demnach die größten aller Geſchöpfe, welche unſere Erde
gegenwärtig beherbergt und jemals erzeugte.
Sie leben ziemlich einzeln; denn nur zufällig, vielleicht durch reichliche Nahrung herbeigelockt,
ſieht man ſie in Scharen beiſammen. Die meiſten wohnen im Eismeere und verlaſſen nur zuweilen
die Buchten zwiſchen den Eisfeldern; andere ziehen ſüdlicher gelegene Meerestheile vor. Sie halten
ſich nicht immer in einer Gegend auf, ſondern wandern. Jm Winter treiben ſich einzelne Arten
mehr in der hohen See herum, während ſie gegen den Herbſt hin und den Winter hindurch die Nähe
der Küſten aufſuchen. Auch ſcheint es, daß einige regelmäßige Wanderungen von den Polen auch
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 861. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/909>, abgerufen am 23.11.2024.
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